05.07.2004 - Frauen sind von altersabhängigen körperlichen Veränderungen stärker betroffen als Männer: Muskelmasse schwindet, Knochen werden dünner und die Kräfte lassen nach. Was hilft? – Anaboler Hormonersatz oder körpereigene Hormonaktivierung durch Bewegung?
Ein Biologe aus dem kanadischen New Brunswick befasste sich in einer Übersichtsarbeit mit der Frage, welche Rolle muskelaufbauende (anabole) Hormone für weibliche Alterungsprozesse spielen, ob Hormondefizite durch Hormonersatz ausgeglichen werden sollten bzw. ob körperliche Bewegung das Hormonsystem neu beleben kann. Der Autor argumentiert auf der Basis eines Modells, das altersbedingte Veränderungen anaboler Hormone mit den zunehmend sich verschlechternden körperlichen Funktionen bei älteren Frauen in Beziehung setzt.
Mit Hilfe dieser Modellvorstellung können Körperbereiche identifiziert werden, die sich für eine Intervention eignen, um den Verfall des muskuloskelettalen Systems zu verzögern oder aufzuhalten. Bislang ist für zahlreiche unterschiedliche Hormontherapien ein günstiger Effekt nachgewiesen worden, allerdings häufig in Verbindung mit Gesundheitsrisiken.
Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass regelmäßige körperliche Aktivität mit höheren Blutspiegeln anaboler Hormone bei älteren Menschen assoziiert ist. Körpertraining könnte demnach eine Alternative zum Hormonersatz sein, um altersbedingte Veränderungen im Hormonsystem zu verlangsamen.
Forschungsergebnisse zeigen aber auch, dass das Hormonsystem bei älteren Frauen auf Bewegungsreize nur träge reagieren kann. Diese schwache Aktivierbarkeit des weiblichen Hormonsystems ist wahrscheinlich keine Konsequenz des Alterungsprozesses an sich, sondern beruht auf Sekundärfaktoren des Alterns wie der Abnahme körperlicher Fitness, verminderter Bewegungsintensität oder Veränderungen der Körperzusammensetzung.
Fazit: Frauen, die körperlich bewegungsaktiv bleiben, halten ihr Hormonsystem in Schwung und profitieren von Anti-Aging-Effekten. Ob sich durch Bewegungstraining körpereigene Anabolika so stimulieren lassen, dass die Knochen- und Muskelmasse älterer Frauen nachweislich verbessert wird, muss die wissenschaftliche Forschung noch klären.
Quelle: Copeland JL, Anabolic hormones in aging women: effects of supplementation vs. physical activity, Can J Appl Physiol 29 (2004) 76–89