Medizinische Lehrbücher kennen mehr als 200 Arten rheumatischer Erkrankungen. Nicht zuletzt deswegen gehört die Diagnose von Weichteilrheuma in die Hand eines erfahrenen Rheumatologen. Da Weichteilrheuma häufig vielfältige Symptome zeigt, handelt es sich meist um eine Ausschlussdiagnose. Bis sie gestellt wird, hat der Patient bereits zahlreiche Untersuchungen und nicht selten einen Ärztemarathon hinter sich.
Im Gegensatz zum Gelenkrheuma sind beim Weichteilrheuma Sehnen, Muskeln, Schleimbeutel, Bindegewebe, Fettgewebe und Bänder betroffen. Weichteilrheuma kann verhältnismäßig harmlos sein und nach einer akuten Phase wieder abklingen: Dazu gehören zum Beispiel die klassische Sehnenscheidenentzündung, der Tennisarm oder die Schleimbeutelentzündung. Andererseits kann Weichteilrheuma aber auch chronisch verlaufen, den ganzen Körper befallen und somit die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.
Weichteilrheuma fasst eine ganze Reihe von Erkrankungen zu einem Begriff zusammen. Die häufigste Form von Weichteilrheuma ist unter dem Namen Fibromyalgie bekannt. Man schätzt, dass rund 2,5 Prozent der Bevölkerung in Deutschland betroffen sind. Die meisten davon sind Frauen. Typische Symptome der Fibromyalgie sind Schmerzen an den Sehnenansatzpunkten. Diese achtzehn Schmerzpunkte – sie werden auch als Tender Points bezeichnet – liegen über den ganzen Körper verteilt. Hinzu kommen meist eine Reihe vegetativer Störungen wie Verdauungsprobleme, Kreislaufbeschwerden, Schlafstörungen und Erschöpfungszustände. Die Ursachen dieser nicht entzündlich rheumatischen Erkrankung sind noch wenig erforscht. Sie verläuft chronisch mit besseren und schlechteren Phasen. In den schlechten Phasen ist das Krankheitsgefühl häufig so ausgeprägt, dass der Alltag nicht mehr zu bewältigen ist. Fibromyalgie ist schwierig zu therapieren. Physikalische Therapien und Sport können das Krankheitsbild erheblich verbessern. Je früher die Krankheit erkannt wird, desto besser lässt sie sich behandeln.
Eine weitere Form des Weichteilrheumas sind Kollagenosen. Damit wird eine Gruppe von entzündlichen Bindegewebserkrankungen bezeichnet, die viele Organe gleichzeitig betreffen kann. Es handelt sich um eine meist chronisch verlaufende Autoimmunerkrankung. Die verbreitetste Form ist das Sjögren-Syndrom.
Muskelrheuma (Myositis) ist eine eher selten vorkommende entzündliche Erkrankung der Skelettmuskulatur. Sie ist gekennzeichnet durch starke Muskelschmerzen, die bis zu Muskelschwäche und Lähmungen führen können. Sind neben den Muskeln auch die Haut betroffen, spricht man von Dermatomyositis.
Bei der Pannikulitis handelt es sich um eine Entzündung des Unterhautfettgewebes. Unter der Haut bilden sich kleinere oder größere Knoten, die sehr druckempfindlich sein können. Die Haut selbst ist gerötet oder geschwollen. Auch das Fettgewebe im Körperinneren kann befallen sein. Gelegentlich tritt die Pannikulitis mit anderen rheumatischen Erkrankungen auf.
Jede Art von Weichteilrheuma erfordert eine spezielle Therapie. Allgemein haben sich bei der Behandlung Massagen und Bäder, Krankengymnastik und Entspannungstechniken in Kombination mit Medikamenten bewährt.
aktualisiert am 04.06.2012