Allergien können das Leben zur Hölle machen. Insbesondere Heuschnupfen ist eine Qual für die Betroffenen – allein in Deutschland sind es an die 16 Millionen: Je nach Anzahl und Art der Allergene beginnt die Leidenszeit schon gegen Ende des Winters, wenn die allerersten Pollen fliegen. Wenn das Immunsystem über-reagiert und den an sich harmlosen Allergenen wie Staub, Pollen, tierischen Eiweißen oder Bestandteilen ganz alltäglicher Nahrungsmittel den gnadenlosen Kampf ansagt, helfen oft nur langwierige Therapien. Doch häufig genug versagen auch die.
Dazu wächst die Zahl der Allergiker ständig – eine gewisse genetische Veranlagung gilt als sicher, doch noch ist das Zusammenspiel mit diversen anderen Faktoren unklar.
Homöopathie, Naturheilkunde, Desensibilisierungs- oder Eigenbluttherapien können, müssen aber nicht „funktionieren“. Gleiches gilt auch für die umstrittene Bioresonanz (der man gleichwohl hohe Erfolgsraten nachsagt).
Heuschnupfen gehört mit zu den schlimmsten Allergien und kann sich bis hin zu Asthmaattacken steigern. Bislang half oft nur eine Eindämmung der Symptome durch Antihistamine. Doch die wiederum haben erhebliche Nebenwirkungen.
Mittlerweile arbeiten Pharmaunternehmen mit Hochdruck an einer Möglichkeit, den Heuschnupfen und andere hartnäckige Allergien nachhaltig unter Kontrolle zu bringen. In etwa fünf Jahren sollte es so weit sein, dass die ersten neuartigen Produkte zugelassen werden, so die Experten.
Bisher wurde hauptsächlich mit der Desensibilisierung gearbeitet. Das Immunsystem muss sich auf diese Weise ständig aufs Neue mit den Allergenen auseinandersetzen, bis ein gewisser „Gewöhnungseffekt“ eintritt und die Abwehrreaktion durch die Ausschüttung von Entzündungsauslösern ausbleibt. Doch auf je mehr unterschiedliche Allergene ein Mensch anspricht, desto länger und riskanter verläuft der Desensibilisierungsprozess.
Große Hoffnungen setzt man derzeit auf den Wirkstoff BM32 – konstruiert aus kleinen Eiweiß-Fragmenten der jeweils kritischen Allergene.
Die im Übermaß ausgeschütteten Antikörper des Immunsystems gehen eine Verbindung etwa mit den Pollenallergenen ein, das führt zu den bekannten allergischen Reaktionen, sprich der Ausschüttung von körpereigenen Substanzen, die Entzündungsreaktionen auslösen: Daher die Schnupfen- oder gar Asthma-Symptome.
Die Hüllen von Viren dienen nun als „Transporter“ zu den Immunzellen, auf ihrer Oberfläche sitzen Fragmente der allergieauslösenden Eiweiße. Das löst die Bildung neuer, weniger aggressiver Antikörper aus, die die Allergene quasi abfangen, bevor sie in Kontakt mit den eigentlichen, hyperaktiven Immunzellen kommen.
Schon drei Injektionen mit diesen vorbehandelten Allergenen sollten ausreichen, um den Patienten symptomfrei über eine Pollenflugsaison zu bringen. Dabei wird der Organismus veranlasst, die neuen, „sanfteren“ Antikörper auch in ausreichender Menge bereitzustellen. Eine letzte Spritze wird im Herbst verabreicht. Wie lang die Wirkung anhält, ist noch unklar, die Forscher hoffen jedoch, dass es auf diesem Wege gelingen könnte, das Immunsystem nachhaltig umzuprogrammieren. Die letzte Testphase wird vermutlich 2017 starten.
aktualisiert am 01.04.2020