Nach neuesten Forschungsergebnissen schwächt das männliche Sexualhormon Testosteron das Immunsystem.
Frauen sterben beispielsweise sehr viel seltener an Schwarzem Hautkrebs (Melanom) als Männer. Denn das weibliche Immunsystem reagiert sehr viel aggressiver auf „Eindringlinge“ oder auf Krebszellen als das männliche. Bestätigt wird diese Vermutung noch durch die Versuche von Professor Peter Johnson, einem der führenden Köpfe in der britischen Krebsforschung. Auf Impfungen, die ja das Immunsystem aktivieren sollen, sprechen Frauen in der Regel sehr viel zuverlässiger an als Männer.
Im Falle des Melanoms ist die Arbeit des Immunsystems besonders gut zu beobachten. Das maligne Zellwachstum ist bei Männern viel größer, das Rückfallrisiko höher.
Verantwortlich für diesen Unterschied ist vermutlich das Testosteron, das zwar einerseits für typisch männliche Attribute in Körperbau und Verhalten sorgt, aber zugleich offenbar das Immunsystem schwächt.
Bereits vor einigen Jahren stellten Wissenschaftler an der Mayo-Klinik in den USA fest, dass das Immunsystem männlicher Mäuse in Fahrt gebracht wurde, indem man den Testosteronspiegel der Versuchstiere senkte. Die „Killerzellen“ des Immunsystems reagierten bei den testosteronfreien Mäusen prompt viel aggressiver als bei den übrigen Tieren.
Ebenso verlief die Erholung nach einer Chemotherapie schneller und problemloser.
Männer erkranken auch mit höherer Wahrscheinlichkeit an Magenkrebs als Frauen. Hier zeigt sich ebenfalls der schützende Effekt der Östrogene. Weibliche Versuchsmäuse verlieren diesen Schutz, wenn ihre Eierstöcke entfernt werden, zusätzliches Östrogen dagegen stärkt ihre Widerstandskraft.
Allerdings haben die starken Abwehrkräfte von Frauen auch ihre negative Seite: Ein über-aktives Immunsystem führt oft zu Allergien und zu Autoimmunerkrankungen wie Diabetes Typ 1, Multiple Sklerose und rheumatischer Arthritis. Diese Krankheiten treffen Frauen sehr viel häufiger und stärker als Männer.
Nach Aussage von Dr. Carlo Pergola, dem Leiter des Jenaer Instituts für Pharmazie, produzieren die Immunzellen bei Frauen die doppelte Menge an entzündungsfördernden Proteinen als bei Männern. Steuern lassen sich diese Proteine tatsächlich wiederum über die vorhandene Testosteron-Menge.
Der Grund für diese Konstitutions-Unterschiede sind die zwei X-Chromosomen, die Frauen anstelle der Kombination XY wie beim Mann besitzen. Die Gene, die für die Ausbildung von Killer-Zellen im Immunsystem verantwortlich sind, konzentrieren sich nämlich auf dem X-Chromosom.
Wie genau sich das Immunsystem steuern lässt, ist noch offen, so Professor Johnson. Allerdings eröffnen die Entdeckungen über den Zusammenhang zwischen Hormonen und Abwehrkräften künftig neue Behandlungsmethoden verschiedener Erkrankungen.
aktualisiert am 15.04.2020