Scheidenkrampf (Vaginismus)

Lesezeit: 4 Min.

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Der Scheidenkrampf wird in der Medizin als Vaginismus bezeichnet und beschreibt ein unwillkürliches Zusammenziehen der Beckenbodenmuskulatur bei Frauen.
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Das Verkrampfen tritt reflexartig auf und ist meist psychisch bedingt. Oft ist es allein der Gedanke, dass etwas in die Scheide eindringt - nicht nur beim Sex - sondern auch im Zuge von gynäkologischen Untersuchungen oder beim Einführen eines Tampons.
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Hintergrund sind oft unangenehme und belastende Erlebnisse. Nicht immer sind sich die Frauen dieser Erlebnisse bewusst, oft kommen sie erst im Zuge einer Therapie ans Tageslicht.
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Selten sind körperliche Ursachen für den Scheidenkrampf verantwortlich. Erkrankungen, operative Eingriffe oder eine besonders beanspruchende Geburt können Auslöser sein.
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Meist kommt es schon in der Pubertät zu Scheidenkrämpfen. Die Beckenbodenmuskulatur zieht sich krampfhaft zusammen und kann Schmerzen auslösen. Die Krämpfe können unterschiedlich stark ausgeprägt sein und treten bei bestimmten Anlässen auf. Oft können die Untersuchungsinstrumente nicht eingeführt werden.
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Bei einem Scheidenkrampf kann der Penis nicht in die Scheide eingeführt werden. Da es sich um einen Reflex handelt, hängt es nicht vom Sexualpartner ab. Bei leichten Krampfanfällen kann das Einführen gelingen, ist jedoch meistens mit Schmerzen verbunden.
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Frauen können trotz Scheidenkrämpfen einen Orgasmus bekommen. Der Weg dorthin führt oft abseits des vaginalen Geschlechtsverkehrs.
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Ein Vaginismus geht meist mit einer Depression einher. Betroffene vermeiden Geschlechtsverkehr und finden nur schwer einen Partner. Oft kommt es zu einem unerfüllten Kinderwunsch.
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Für die Diagnostik ist das Untersuchungsgespräch ausschlaggebend. Der Arzt erkundigt sich, welche Beschwerden bestehen und wann diese auftreten, auch inwieweit Gegenstände in die Scheide eingeführt werden können. Weiterhin wird nach persönlichen Erlebnissen gefragt. Eine gynäkologische Untersuchung bleibt oft aus.
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Mit der Therapie soll erreicht werden, dass sich die Muskeln nicht mehr unwillkürlich zusammenziehen. Wenn die Frau entspannt ist, kann sie versuchen, Objekte in die Scheide einzuführen. Hierfür eignen sich spezielle Stifte, die sonst zur Dehnung des Muttermundes verwendet werden, aber auch die eigenen Finger.
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Um das Einführen zu erleichtern, kann Gleitgel verwendet werden. Im Verlauf sollten immer größere Objekte eingeführt werden. Ist es möglich penisgroße Objekte ohne Angst und Krampfanfällen einzuführen, kann im letzten Schritt Geschlechtsverkehr probiert werden.
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Oft hilft eine Psychotherapie, um den Ursachen auf den Grund zu gehen. In den Sitzungen geht es vor allem um die Ängste und Gefühle der Patientin im Rahmen der Störung.
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Beckenbodentraining hilft, die Muskeln gezielt zu kontrollieren und sorgt für eine bessere Selbstwahrnehmung. Operationen werden bei Scheidenkrämpfen nur durchgeführt, wenn es sich um bestimmte Fehlbildungen handelt.
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Oft können durch eine intensive Therapie und Geduld die Symptome gelindert oder gar beseitigt werden.

aktualisiert am 16.12.2020

Autoren
V. Kittlas Volker Kittlas
Lektor, Arzt, Medizinredakteur
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