Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) ist ein ganzheitliches Medizinsystem, dessen zentrale Säulen Akupunktur, Tuina-Massage und Kräuterheilkunde sind. Es erklärt und behandeltkörperliche und emotionale Beschwerden über den Fluss der Lebensenergie "Chi". Laut TCM entstehen Schmerzen durch Blockaden im Energiefluss. Sie werden mit individuell angepassten Therapien wie Akupunktur, Ernährungsumstellung, Bewegung und Selbstmassagen behandelt. Entscheidend für den Therapieerfolg ist die aktive Mitwirkung der Patienten – etwa durch achtsame Bewegung, emotionale Entlastung und gezielte Ernährung.
Dr. Kürten: Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) ist ein mehrere tausend Jahre altes Medizinsystem, das auf fünf zentralen Säulen beruht: Akupunktur, Kräuterheilkunde, Ernährungslehre, Qigong und Tuina.
Tuina gilt dabei als die "Mutter der Physiotherapie". Es gibt kaum eine manuelle Technik aus der modernen Physiotherapie, Osteopathie oder Manualtherapie, die nicht bereits in der Tuina enthalten ist. Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, dass ich nach einer achtstündigen Behandlung durch einen Tuina-Meister in anderen manuellen Therapierichtungen nichts wirklich Neues mehr gelernt habe. Alles war bereits in dieser Methode enthalten.
Doch was genau passiert bei Tuina? Tuina ist eine manuelle Behandlungsmethode. Das Handgelenk beispielsweise repräsentiert die gesamte Wirbelsäule. Dazu habe ich auch Erklärungen auf meinem Instagram-Account. Hier das Video dazu. Genau solche Techniken kommen auch in der Tuina zum Einsatz. Das Ziel besteht darin, Blockaden im Fasziensystem zu lösen, was einem Prinzip der heutigen Osteopathie oder Chirotherapie ähnelt. Dazu gehören:
All diese Methoden sind fester Bestandteil der Tuina und zeigen, wie umfassend und tiefgreifend diese Behandlungsform ist.
Dr. Kürten: Wir arbeiten mit beiden Ansätzen: Wir setzen sowohl die chinesische Medizin ein, wie es bei Hausärzten mit naturheilkundlichem Schwerpunkt in China üblich ist, als auch schulmedizinische Verfahren. Selbstverständlich nutzen wir moderne Diagnostik wie Ultraschall und überweisen Patienten zur MRT, um bildgebende Verfahren einsetzen zu können. Auch Laboruntersuchungen gehören bei uns zur Routine.
Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) ist für uns also eines von mehreren Werkzeugen, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. Was früher vor allem über Kräuterheilkunde und Ernährungsumstellungen erreicht wurde, setzen wir heute gezielter um, beispielsweise mit spezifisch abgestimmten Nahrungsergänzungsmitteln.
Besonders spannend ist, dass sich mit den Methoden der chinesischen Medizin häufig bereits sehr genau erkennen lässt, welche stofflichen Mängel vorliegen, etwa ein Eiweiß- oder Magnesiummangel. Diese Hinweise lassen sich dann mit ergänzenden Techniken wie der Muskeltestung (Stichwort: Applied Kinesiology) oder klassisch über Blutuntersuchungen bestätigen. So können wir exakt bestimmen, wie viel von einem bestimmten Stoff ergänzt werden sollte.
Dr. Kürten: Betrachtet man die Schmerzbilder, die wir am häufigsten behandeln, gehören dazu vor allem Kopfschmerzen, Migräne und Beschwerden im Nackenbereich. Häufig betroffen sind außerdem die Schultern, die Brust- und Halswirbelsäule sowie die Lendenwirbelsäule. Weitere typische Schmerzregionen sind Hüfte, Knie, Fuß und Sprunggelenk. Auch das Karpaltunnelsyndrom behandeln wir regelmäßig. Darüber hinaus kommen Menschen mit Nervenschmerzen zu uns, beispielsweise bei einer Trigeminusneuralgie oder bei Schmerzen, die den Ischiasnerv betreffen. Dabei sind die Übergänge in der Beschreibung oft fließend: Was die eine Person als Ischiasbeschwerden bezeichnet, nennt die andere vielleicht Bandscheibenvorfall. In der Traditionellen Chinesischen Medizin gibt es für diese Symptome wiederum ganz eigene Begriffe und Einordnungen.
Selbstverständlich gibt es auch Schmerzformen, bei denen die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) an ihre Grenzen stößt. Dazu zählen beispielsweise Tumore, die in einen Nerv einwachsen, sowie Schmerzsyndrome, die im Rahmen eines Schlaganfalls auftreten und zentral im Gehirn ausgelöst werden. In solchen Fällen ist es oft sehr schwierig, den Schmerz vollständig zu beeinflussen. Man kann ihn in gewissem Maße lindern, aber genau diese Situationen habe ich persönlich erlebt, in denen wir mit TCM nicht weitergekommen sind. Dann helfen meist nur hochwirksame schulmedizinische Schmerzmittel.
Betrachtet man die Schmerzbilder, die wir am häufigsten behandeln, gehören dazu vor allem Kopfschmerzen, Migräne und Beschwerden im Nackenbereich.
Dr. Kürten: In der TCM gilt Schmerz grundsätzlich als Ausdruck eines gestörten Chi-Flusses, also einer sogenannten Stase. Wenn das Chi (die Lebensenergie) nicht mehr frei fließt, entsteht ein Stau, der sich als Schmerz zeigt. Denken wir zum Beispiel an Kopf- oder Nackenschmerzen, liegt die Ursache laut TCM meist in einer solchen Blockade. Die therapeutische Konsequenz ist deshalb klar: Das Ziel besteht darin, den gestörten Fluss des Chi wieder zu harmonisieren. Gelingt dies, verringert sich der Schmerz – oder er verschwindet ganz.
Dr. Kürten: In der chinesischen Medizin wird "Chi" oft als Lebensenergie bezeichnet. Eine wirklich treffende Übersetzung dafür gibt es jedoch nicht – "Lebensenergie" ist eher eine vereinfachte, manchmal irreführende Umschreibung. Letztlich handelt es sich bei Chi um ein elektrisches Phänomen. Dies wird im Buch "Segmentanatomie" von Vancura Kik sehr anschaulich erklärt. In diesem Werk werden die anatomischen Grundlagen der chinesischen Medizin beschrieben. Darin wird deutlich gemacht, dass Chi mit elektrischen Vorgängen im Körper in Verbindung steht. In der traditionellen Vorstellung der Chinesen durchziehen sogenannte Meridiane, also Energieleitbahnen, den Körper. In diesen Kanälen fließt das Chi ähnlich wie Wasser in einem Fluss. Es verteilt sich im Gewebe. Kommt es irgendwo zu einer Blockade, entsteht sozusagen ein kleiner Staudamm – und genau das kann Beschwerden verursachen.
Dr. Kürten: Nehmen wir als Beispiel Kopfschmerzen oder Migräne. Wenn jemand immer wieder unter solchen Beschwerden leidet, unterscheiden wir in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) zunächst, wo genau der Schmerz lokalisiert ist. Denn über die Schmerzregion lassen sich bestimmte Meridiane zuordnen, wodurch sich wiederum ableiten lässt, wo eine Blockade oder ein sogenannter "Stau" vorliegt.
Ein wichtiges Diagnoseverfahren ist die Pulsdiagnostik: Am Handgelenk wird an drei Stellen in unterschiedlichen Tiefen der Puls getastet. Ebenso bedeutend ist die Zungendiagnostik: Dabei wird die Zunge genau betrachtet, unter anderem auch die Venen auf der Unterseite. Bei vielen Patienten mit starken Kopfschmerzen sind diese Venen gestaut, was ein deutlicher Hinweis auf eine Störung im Energiefluss ist.
Nach diesen körperlichen Untersuchungen kann eine Diagnose gestellt und gezielt behandelt werden, zum Beispiel durch die Stimulation bestimmter Akupunkturpunkte. Ein Beispiel: Es gibt einen Punkt am Fuß zwischen dem großen Zeh und dem zweiten Zeh, dort verläuft der Lebermeridian. An dieser Stelle befinden sich die Punkte Leber 2 und Leber 3, die man am besten mit dem Daumen von oben nach unten massiert, um den Kopfschmerz zu lindern. Ein Leber-Qi-Stau kann jedoch nicht nur Kopfschmerzen auslösen. Oft treten auch andere Beschwerden auf, zum Beispiel ein erhöhter Blutdruck oder Menstruationsprobleme. Dieser Punkt wirkt also bei diesen drei häufigen Indikationen gleichzeitig.
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) unterscheidet man übrigens nicht so strikt zwischen Kopfschmerzen und Migräne wie in der westlichen Medizin. Überhaupt sind die Diagnosen nicht eins zu eins übertragbar. Ein Beispiel: Im Westen bedeutet "Bluthochdruck" meist einfach einen erhöhten Blutdruck – es gibt Medikamente, Ein- oder Mehrfachkombinationen, fertig. In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) unterscheidet man hingegen mindestens acht verschiedene Krankheitsmuster, die alle unter den Begriff Bluthochdruck fallen würden. Eine Übersicht dazu gibt es auf meiner Webseite. Dort gibt es eine Grafik mit den verschiedenen Mustern und Symptomen.
Zurück zu den Kopfschmerzen: Neben der Behandlung über Akupunkturpunkte kann ich auch Empfehlungen geben, welche Lebensmittel Kopfschmerzen eher fördern und welche nicht. Auch chinesische Kräuterrezepturen kommen zum Einsatz. Wichtig ist außerdem, bestimmte Dehnübungen zu machen. Denn sehr häufig gibt es Verspannungen im Bereich der Halswirbelsäule oder im Trapezmuskel. Diese Verspannungen lassen sich durch gezielte Bewegung lösen, was eine prophylaktische Wirkung hat und die Wahrscheinlichkeit für erneute Kopfschmerzen deutlich senkt.
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) unterscheidet man übrigens nicht so strikt zwischen Kopfschmerzen und Migräne wie in der westlichen Medizin.
Dr. Kürten: Das kann man ganz einfach zu Hause machen. Nehmen wir wieder die Kopfschmerzen als Beispiel, deren Ursache sehr häufig in Verspannungen am vierten Halswirbel, an der Seite des Halses oder im Trapezius-Muskel liegt. Die Übung, bei der man den Kopf zur Seite zieht, ist weit verbreitet und im Internet leicht zu finden. In der Praxis funktioniert es jedoch meist nicht. Ich arbeite stattdessen über sogenannte Mikroakupunktursysteme. Die Halswirbelsäule ist beispielsweise am Ohr und an der Hand repräsentiert. Wenn man diese Stellen massiert, lockert sich das gesamte System. Erst danach macht die Dehnung Sinn – und wirkt dann auch.
Ich zeige meinen Patienten diese Technik entweder im Einzeltermin oder in unseren wöchentlichen Zoom-Gruppen. Wir haben sogar einen eigenen Kurs entwickelt, in dem wir zeigen, wie verschiedene Arten von Schmerzen selbst behandelt werden können. Das Prinzip ist immer gleich: Bevor man direkt an Faszien oder Muskeln arbeitet, sollte man über die Mikroakupunktursysteme – also Ohr, Nasenrücken, Schlüsselbein, Handgelenk und Hand – eine Vorbereitung durchführen. Dann wirken Dehnungen viel nachhaltiger. Es gibt eine Art "Landkarte" des Körpers, mithilfe derer du herausfinden kannst, welche Stellen am Ohr oder an der Hand mit welchen Körperregionen in Verbindung stehen. Anschließend kannst du diese Stellen dann selbst behandeln. Du brauchst also nicht unbedingt jemanden, der dich behandelt.
Wichtig ist dabei: Wenn du ein Symptom hast, zum Beispiel Kopfschmerzen, kannst du zuerst schauen, wo genau es schmerzt, wenn du die Stelle drückst. Diese schmerzhaften Punkte sind meist gestaut. In der chinesischen Medizin spricht man in diesem Fall von einer Stase. Du kannst diese Stellen lokal behandeln, z. B. mit der Hand oder einem Faszienball. Noch eleganter ist es jedoch, gezielte Akupunkturpunkte zu nutzen.
Es gibt Punkte, die gezielt entspannend auf bestimmte Regionen wirken, auch wenn sie ganz woanders liegen, beispielsweise am Fuß oder an der Hand. Eine weitere Möglichkeit ist die Mikroakupunktur, bei der der gesamte Körper im Kleinen abgebildet wird. "Wie oben, so unten – wie im Großen, so im Kleinen", sagte schon Goethe. Ein gutes Beispiel ist die Ohrmuschel! In ihr lassen sich kleine Rötungen, Gefäße oder Unregelmäßigkeiten erkennen, die Hinweise darauf geben, wo im Körper eine Störung vorliegt. Es gibt sogar Therapeuten, die ausschließlich über die Ohrmuschel behandeln. Sie betrachten beide Ohren, messen den Hautwiderstand und finden so die relevanten Punkte, die sie dann mit Nadeln, Aufklebe-Nadeln oder kleinen Samenkörnern stimulieren.
Das Schöne daran ist: Das kann jeder lernen!
Während der Pandemie mussten wir umdenken, da viele unserer Patienten aus anderen Bundesländern nicht nach Berlin reisen konnten oder Angst hatten, ins Krankenhaus zu kommen. Also haben wir Videos aufgenommen, in denen wir zeigen, wie die Punkte gefunden werden, und den Patienten die passenden Materialien zugeschickt. Das hatte eine Wirkung von rund 80%, je nachdem, wie konsequent die Leute es umgesetzt haben. Ich bin überzeugt: So wie jede Person Zahnpflege lernen kann, kann sie auch lernen, sich selbst bei Schmerzen zu helfen – akut und präventiv.
Ein Freund von mir, der das jetzt seit einigen Wochen regelmäßig macht, hatte früher täglich Schmerzen und jetzt tagelang keine. Lässt er die Eigenbehandlung aus, kommen die Beschwerden wieder zurück. Wenn er sie aber als Teil seiner Tagesroutine integriert, bleibt er weitgehend schmerzfrei und in Balance.
Dr. Kürten: Grundsätzlich kann man immer etwas falsch machen. Ein Fehler kann unter Umständen sogar die Beschwerden verstärken. Die meisten Menschen sind von Natur aus allerdings vorsichtig genug und übertreiben es nicht. Wenn jemand das Mittel jedoch zu oft anwendet – zum Beispiel statt einmal täglich gleich zehnmal – kann es zu einer Erstverschlimmerung kommen. Damit das nicht passiert, haben wir konkrete Strategien und Schritt-für-Schritt-Anleitungen in Form von Videos entwickelt. Wer sich genau an diese Vorgaben hält, geht praktisch kein Risiko ein.
Dr. Kürten: Jede Art von Störung im Körper entsteht, wenn der Mensch sich nicht im Einklang mit seinem eigenen Biosystem verhält, also mit dem, was in ihm steckt. Wenn wir dieses Interview zum Beispiel im Gehen führen würden, wäre das für unsere Gesundheit deutlich besser. Denn im Sitzen verkürzen wir automatisch die Vorderseite unseres Körpers, etwa durch das Anziehen der Beine. Das schränkt unsere Beweglichkeit langfristig ein. Sitzen entspricht einfach nicht unserer natürlichen Lebensweise. Verhält sich der Mensch dauerhaft nicht so, wie es für ihn biologisch optimal wäre, entstehen Krankheiten.
Ein Beispiel: Denken Sie einmal bewusst daran, dass wir über Tausende von Jahren auf unebenem Boden gegangen sind. Unser Körper war es gewohnt, ständig das Gleichgewicht zu halten – insbesondere über die Fußmuskulatur. Heute laufen wir meist auf glatten, harten Flächen, oft sogar mit gut gepolsterten Schuhen. Dieses ständige, feine Ausbalancieren findet kaum noch statt. Das hat enorme Auswirkungen – unter anderem auf die Gesundheit der gesamten Wirbelsäule.
Ein weiteres Beispiel: Beim Einkaufen nehmen wir Joghurt oder Karotten bequem aus einem Regal auf Brusthöhe. Früher mussten wir uns bücken, graben und uns bewegen, um an unsere Nahrung zu gelangen. Unsere Bewegungsmuster haben sich heute völlig verändert – und zwar in einem Maße, das zur Degeneration unseres Systems beiträgt. Kaum jemand ist heute noch in der Lage, 50 Kilometer am Tag zurückzulegen – nicht im Sinne von gemütlichem Gehen, sondern im Trab, wie es indigene Völker, beispielsweise die Aborigines in Australien, noch immer tun, wenn sie sich auf Nahrungssuche begeben. Unsere Lebensweise hat sich so stark verändert, dass solche Leistungen für die meisten von uns undenkbar geworden sind. Wer hingegen in einem naturnahen, aktiven Umfeld lebt, zum Beispiel ein Landwirt, der täglich körperlich arbeitet, hat oft eine deutlich bessere Gesundheit. Dort wird der Körper bewegt, es gibt soziale Strukturen und Gemeinschaft, was sich positiv auf unsere Gesundheit auswirkt.
Wenn im Körper ein Schmerz auftritt, ist das wie eine Warnleuchte. Der Körper sagt: "Achtung, hier stimmt etwas nicht. Du verhältst dich nicht so, wie es für mich gut ist." Und dann beginnt die Suche: Was ist die Ursache? Oft spielen dabei auch mentale Faktoren eine Rolle. Stress entsteht immer dann, wenn wir eine an sich neutrale Situation bewerten. Wir machen sie zu einem Problem, indem wir sagen: "Das ist gut" oder "Das ist schlecht". Doch in Wahrheit ist jede Situation erst einmal neutral. Wenn etwas nicht so läuft, wie wir es uns wünschen, sollten wir uns fragen: "Warum beschäftige ich mich überhaupt so sehr damit, wie es sein sollte?" Vielleicht ist der erste Schritt, die Situation einfach so anzunehmen, wie sie ist.
Wenn Menschen zu uns in die Behandlung kommen, erklären wir ihnen nicht nur, was körperlich abläuft, sondern auch, was mental und emotional passiert. Es geht darum, erst einmal anzunehmen, was gerade ist, anstatt ständig dagegen anzukämpfen. Vor allem solche Denkweisen wie "Ich will meine Krankheit in den Griff bekommen" oder "Ich kämpfe gegen meine Krankheit" sollten wir loslassen. Denn versuchen Sie mal, meine Hand "in den Griff" zu bekommen – selbst der stärkste Mensch wird es nicht schaffen, wenn ich sie bewege. Krankheit kann man nicht "in den Griff bekommen". Krankheit ist keine Gegnerin, sondern eine Kommunikationsform des Körpers. Wenn wir ihr zuhören, uns anpassen und unserem System geben, was es braucht, verschwindet die Störung, weil der Körper wieder im Gleichgewicht ist.
Das ist eigentlich ganz einfach. Nehmen wir auch einmal das Beispiel Diabetes: Diese Erkrankung kostet unser Gesundheitssystem jährlich fast zehn Milliarden Euro. Ein Hauptgrund dafür ist, dass viele Menschen zu viele Kohlenhydrate zu sich nehmen. Wenn man sich proteinreich und kohlenhydratarm ernährt, verbessert sich der Diabetes – bei vielen Betroffenen verschwindet er sogar. Was hilft bei Diabetes und Übergewicht? 30 Tage Fasten. In 90% der Fälle ist der Diabetes danach weg. Man sieht: Die Lösung ist oft einfacher, als man denkt – und das gilt nicht nur bei der Behandlung von Schmerzen.
Wenn im Körper ein Schmerz auftritt, ist das wie eine Warnleuchte. Der Körper sagt: "Achtung, hier stimmt etwas nicht. Du verhältst dich nicht so, wie es für mich gut ist."
Dr. Kürten: Betrachten wir beispielsweise den Bereich der rheumatischen Erkrankungen, speziell die Fibromyalgie, auch Weichteilrheumatismus genannt. Es gibt klare Hinweise darauf, dass bestimmte Ernährungsumstellungen zu einer spürbaren Linderung der Beschwerden führen können. Wenn wir Betroffenen empfehlen, Brot – insbesondere Weizenbrot – wegzulassen und stattdessen auf glutenfreie Teigwaren umzusteigen, berichten viele von ihnen, dass es ihnen besser geht. Werden zusätzlich Milchprodukte – vor allem ultrahocherhitzte und homogenisierte Milch – aus dem Speiseplan gestrichen, hat das oft einen extrem positiven Effekt auf das allgemeine Befinden.
Generell lässt sich Rheuma gut über die Ernährung beeinflussen. Es lohnt sich, individuell herauszufinden, welche Lebensmittel einem persönlich nicht guttun. Diese kann man dann weglassen und durch verträgliche Alternativen ersetzen. Das ist ein vergleichsweise einfacher und wirkungsvoller Weg.
Dr. Kürten: Milch ist ein Lebensmittel, das nur bis zu einem bestimmten Alter wirklich benötigt wird – ähnlich wie Muttermilch bei Babys. Nach dieser Phase ist Milch für den menschlichen Körper nicht mehr essenziell. Studien zeigen sogar, dass mit steigendem durchschnittlichen Milchkonsum in einer Gesellschaft bestimmte Erkrankungen häufiger auftreten. So hat etwa die sogenannte Schiner-Studie, die auch in Buchform veröffentlicht wurde, eine Korrelation zwischen hohem Milchkonsum und einer erhöhten Häufigkeit von Multipler Sklerose festgestellt.
Das Problem beim Weizen ist vor allem die moderne Züchtung. In den letzten 30 Jahren wurde er so verändert, dass die Pflanzen kleiner und ertragreicher geworden sind. Sie haben jetzt deutlich mehr Körner und einen höheren Glutengehalt. Das ist ideal für die industrielle Verarbeitung. Viele Menschen reagieren jedoch empfindlich auf das in großen Mengen enthaltene Gluten. Diese Überempfindlichkeit kann zu Entzündungsreaktionen im Darm führen, die wiederum das gesamte System belasten. Je mehr Entzündungsprozesse im Körper ablaufen, desto größer ist die Gefahr, dass chronische Schmerzen oder Schmerzsyndrome wie Fibromyalgie entstehen.
Dr. Kürten: Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) empfiehlt bestimmte Speisen, die gezielt Regeneration und Heilung unterstützen. Zwei Beispiele, die ich gerne nenne: Zum einen die klassische Hühnersuppe. Auf meiner Website tcm24.de findet man die Rezepte. Wichtig ist, dass ein richtiges Suppenhuhn verwendet wird, das möglichst nicht tiefgefroren war. Ideal ist eine direkte Lieferkette von der Schlachtung bis in den Kochtopf. Die Suppe sollte mehrere Stunden lang gekocht werden. In der TCM hat diese Hühnersuppe einen festen Platz als aufbauendes, stärkendes Gericht.
Und zum zweiten: das Power-Frühstück: es besteht beispielsweise aus Hirse, Rosinen, Apfel und Zimt, alternativ kann es beliebig variiert werden. Du kannst zusätzlich Eier oder Eiweißpulver ergänzen, um den Proteingehalt zu erhöhen. Mach dir wegen des Cholesterins keine Sorgen – das ist ein veralteter Mythos. Ich habe selbst nach einer schweren Erkrankung zeitweise zehn Eier pro Tag gegessen, um schnell wieder zu Kräften zu kommen – ganz nach den Prinzipien der Traditionellen Chinesischen Medizin. Und es hat nicht nur bei mir, sondern auch bei vielen anderen funktioniert. Dieses Frühstück liefert dir langanhaltende Energie. Es hält stundenlang satt – ein klares Zeichen dafür, dass dein Körper gut versorgt ist.
Wenn du diese beiden Gerichte – die Hühnersuppe und das Power-Frühstück – regelmäßig in deinen Speiseplan integrierst, wirst du einen spürbaren Unterschied in deiner körperlichen und mentalen Leistungsfähigkeit feststellen. Vergleiche das mal mit einem klassischen Frühstück wie einem mit Marmelade oder industriell verarbeitetem Honig bestrichenen Brötchen – du wirst merken, wie sehr sich dein Energielevel und deine Belastbarkeit durch die richtigen "Brennstoffe" verändern. Ich kann dir nur empfehlen: Probiere es mal aus!
Dr. Kürten: Wenn wir uns noch einmal bewusst machen, was ich zuvor über den Unterschied zwischen glattem und unebenem Boden gesagt habe, wird deutlich, wie interessant es ist, barfuß auf unebenem Untergrund, wie beispielsweise Gras, zu laufen. Der berühmte Kneipp hat das praktiziert: Morgens barfuß über eine taunasse Wiese zu gehen. Dieses sogenannte "Tautreten" hat gleich mehrere positive Effekte. Erstens stärkt es das Immunsystem, da man sich dabei zu jeder Tageszeit und bei jedem Wetter draußen bewegt. Auch bei Schnee. Zweitens sorgt es für einen elektrischen Ausgleich. Das ist wissenschaftlich belegt.
Wenn wir barfuß über natürlichen Boden gehen, können elektrische Spannungen, wie man sie etwa bei Kunststoffschuhen spürt, über den Körper abgeleitet werden. Drittens fordert der unebene Untergrund unser Gleichgewichtssystem. Es wird trainiert, weil sich die kleinen Fußmuskeln aktivieren müssen. Wer mit Barfußschuhen durch den Wald oder über eine natürliche Wiese (nicht Fußballrasen, sondern eine echte Wiese) läuft, merkt das spätestens am nächsten Tag an Muskelkater – und zwar in den kleinen Muskeln, die sonst kaum beansprucht werden. Dieses Balancetraining wirkt sich auf den ganzen Körper aus, sogar bis hinauf in den Kopf. Es kann dabei helfen, das Gleichgewichtssystem zu stärken und Beschwerden wie Kopfschmerzen zu lindern. Darum ist es sehr empfehlenswert, mit Schuhwerk zu spazieren, das dem Fuß möglichst viel Bewegungsfreiheit lässt, also beispielsweise mit Barfußschuhen, und das auf unebenem Untergrund.
Spazierengehen ist eine der einfachsten und wirkungsvollsten Methoden, um den Körper in Bewegung zu bringen. Bereits ein zügiges Gehtempo von 6 bis 7 km/h ist ein hervorragendes Training. Dabei bleibt man unter der aeroben Schwelle und befindet sich die ganze Zeit im Fettstoffwechsel. Und genau das ist entscheidend: Der Körper lernt, gut Fett zu verbrennen – insbesondere, wenn wir bewusst weniger Kohlenhydrate zu uns nehmen, um Entzündungen im Körper zu reduzieren. Denn je weniger Entzündungen im Körper vorhanden sind, desto seltener entstehen Schmerzen. Diese Prozesse kannst du über die Ernährung und den Darm beeinflussen, also darüber, was in den Darm gelangt, wie du dich bewegst und wie elastisch dein System insgesamt ist. Das Beste daran ist, dass sich Spazierengehen ganz einfach in den Alltag integrieren lässt – und täglich umsetzen lässt.
Spazierengehen ist eine der einfachsten und wirkungsvollsten Methoden, um den Körper in Bewegung zu bringen.
Dr. Kürten: Es erfolgt zunächst eine spezifische Analyse, bei der eine chinesische Diagnose gestellt wird. Auf dieser Grundlage wird dann eine individuell abgestimmte Kräutermischung ausgewählt. Ich warne ausdrücklich davor, einfach irgendwelche Kräuterpräparate zu bestellen, auf denen "Chinesische Kräuter gegen Kopfschmerzen" steht. Wie ich bereits erwähnt habe, stehen hinter einer westlichen Diagnose wie "Bluthochdruck" in der TCM mindestens acht verschiedene chinesische Diagnosen. Das Gleiche gilt für Kopfschmerzen.
Auf der Website tcmausstellung.de gibt es ein Schaubild zu diesem Thema. Dort sieht man, dass es für jede Art von Kopfschmerz eine andere Kräutermischung gibt. Werden diese vertauscht, können die Kopfschmerzen sogar schlimmer werden. Es kommt also ganz entscheidend auf die chinesische Diagnose an, um die passende Mischung zu ermitteln. Eine pauschale Empfehlung ist deshalb nicht möglich.
Wenn mich jemand zum Beispiel fragt: "Ich habe Muskelkrämpfe beim Sport" oder "Ich habe nachts Muskelkrämpfe", dann kann ich differenziert antworten. Tritt der Krampf tagsüber auf, empfehle ich mehr Magnesium. Bei nächtlichen Krämpfen sollte zusätzlich Calcium eingenommen werden. Auf die Frage, welches Magnesium, antworte ich: Magnesiumcitrat oder Magnesiumglycinat. Allerdings kann Citrat Durchfall verursachen, während Glycinat höher dosiert werden kann, ohne diesen Nebeneffekt.
Interessant ist: Wenn man weiß, dass bestimmte Kräutermischungen in der Traditionellen Chinesischen Medizin reich an Magnesium sind, kann man ihre Wirkung heute auch wissenschaftlich nachvollziehen. Die alten Chinesen kannten selbstverständlich weder Magnesium noch das Periodensystem. Sie arbeiteten ausschließlich mit den Kräutern und deren Effekten. Heute können wir diese Effekte biochemisch erklären. Einige dieser Wirkstoffe lassen sich auch in Kapselform einsetzen, zum Beispiel Magnesium, Selen oder Astaxanthin, um die Hautheilung zu unterstützen oder um Sonnenbrand vorzubeugen. Auch Vitamin D, ein Hormon, das in der chinesischen Medizin unbekannt war, kann hier integriert werden. Deshalb kombinieren wir heute bestimmte Erkenntnisse miteinander, um noch effizienter zu sein. Die TCM ist dabei ein wertvolles Werkzeug – eines von vielen im großen Werkzeugkasten der Integrativen Medizin.
Dr. Kürten: Wenn jetzt jemand zu mir kommt und sagt, er habe täglich Kopfschmerzen und müsse daher auch häufig daheim bleiben, weil nichts mehr geht, ist dazu noch lichtempfindlich und bestimmte Wahrnehmungen, etwa Gerüche, Geräusche oder Augenflimmern begleiten seine Schmerzen, dann würde man an Migräne denken. Das sind klassische Unterscheidungsmerkmale, die ich abfrage, zwischen normalen Kopfschmerzen und Migräne.
Jetzt sitzt dieser Mensch also vor mir. Ich beobachte: Ist er ruhig oder angespannt? In dem Fall wäre er eher angespannt. Das könnte man sogar tasten oder sehen, beispielsweise durch eine eingeschränkte Beweglichkeit im Nackenbereich. Vielleicht erzählt er mir auch, dass er Bluthochdruck hat. Oder wenn eine Frau vor mir sitzt, kann sie zusätzlich sagen, dass sie starke Menstruationsbeschwerden mit dunklem, klumpigem Blut und heftigen Schmerzen hat, die manchmal mehrere Tage anhalten. All dies sind Hinweise auf ein sogenanntes Leber-Qi-Stau-Syndrom. In der chinesischen Medizin geht man davon aus, dass ein gestautes Leber-Qi Kopfschmerzen verursachen kann.
Der Betroffene könnte zusätzlich berichten, dass er nachts Kribbeln in den Händen verspürt, was auf ein Karpaltunnelsyndrom hindeuten könnte, und dass er mehrmals im Jahr an Hexenschuss oder Rückenschmerzen leidet. Auch das passt ins Bild, denn ein Leber-Qi-Stau kann viele unterschiedliche Symptome auslösen; Kopfschmerzen sind nur ein Teil davon. Dann frage ich nach der Ernährung. Der Patient antwortet: "Ich trinke jeden Abend ein Glas Rotwein." Dann weiß ich: Rotwein kann Kopfschmerzen auslösen. Ich erkläre ihm das und empfehle, stattdessen mal Weißwein zu probieren oder ganz auf Alkohol zu verzichten. Damit hätten wir schon den ersten konkreten Ansatz.
In der TCM geht es dann darum, die Mitte zu stärken, die dem Erde-Element zugeordnet ist. Die Wandlungsphase "Holz" steht in Verbindung mit Migräne. Um das Holz zu harmonisieren, muss die Mitte gestärkt werden. Ein bewährter Einstieg ist z. B. das Hirsefrühstück, das ich vorher erwähnt habe und HIER zu finden ist, kombiniert mit einer passenden Kräutermischung. Wir starten aber meist mit der Ernährung, denn der Patient muss bereit sein, aktiv mitzuarbeiten. Wenn er nur unbedacht konsumiert, können wir keinen maximalen Effekt erzielen.
Entscheidet sich der Kopfschmerz-Patient also, den Rotwein wegzulassen und mit dem Hirsefrühstück zu beginnen, schauen wir weiter: Magnesium spielt eine große Rolle. Es ist zwar bereits in der Hirse enthalten, wir ergänzen jedoch zusätzlich Magnesiumkapseln in dreifacher Dosierung zur Packungsangabe, um den Magnesiumspiegel gezielt anzuheben. Das beeinflusst die Kopfschmerzen auf stofflicher Ebene. Parallel dazu arbeiten wir mit Eigenmassagetechniken. Ideal ist es natürlich, wenn der Patient beim ersten Termin gerade Kopfschmerzen hat. Dann kann ich sofort am Ohr erkennen, welche Strukturen betroffen sind, und gezielt behandeln. Ich habe das oft erlebt: Ein Patient kam mit akuten Schmerzen, ich habe ihn direkt behandelt – und die Kopfschmerzen waren weg. Ich konnte dies mit dem Handy dokumentieren und dem Patienten gleich zeigen, wie er sich künftig selbst behandeln kann.
Zu dieser Selbstbehandlung gehören beispielsweise: die Wirbelsäule zu lockern, Reflexzonen an den Händen zu massieren oder bestimmte Punkte mit Klebenadeln zu stimulieren. Ich markiere die entsprechenden Punkte mit einem Kugelschreiber, klebe eine kleine Nadel drauf und zeige dem Patienten, wo er das Pflaster mit der Klebenadel erneut anbringen kann. Wenn wir zusätzlich Verkantungen im Bereich der Wirbelsäule feststellen, beispielsweise blockierte Facettengelenke, können wir osteopathisch, chirotherapeutisch, manualtherapeutisch oder mit Tuina, einer chinesischen Manualtherapie, behandeln. Damit bringen wir das System wieder ins Gleichgewicht. Das war jetzt ein Beispiel dafür, wie man bei Kopfschmerzen vorgehen kann.
Dr. Kürten: Oft stellt sich sofort eine Besserung ein – und das ist ein wichtiger Punkt: Kopfschmerzen und Migräne hängen fast immer auch mit dem Wasserhaushalt zusammen. Allein dadurch, dass ich die Trinkmenge überprüfe und empfehle, täglich einen Liter mehr zu trinken, kann sich viel verändern. Ein Beispiel ist, morgens direkt nach dem Aufstehen ein Glas lauwarmes Wasser mit einer Prise Salz und dem Saft einer halben Zitrone zu trinken. So beginnt der Tag mit einem zusätzlichen halben bis ganzen Liter Flüssigkeit. Wer statt 1,5 Litern dann auf 2 bis 2,5 Liter kommt, spürt oft bereits eine deutliche Besserung bei Kopfschmerzen und Migräne. Das sind ganz einfache Alltagstipps, die schnell Wirkung zeigen können. Wenn man zusätzlich noch bestimmte Techniken zu Hause anwendet, lässt sich auch langfristig etwas gegen chronische Schmerzen tun. Diese Kombination sorgt für echte Nachhaltigkeit.
Betrachtet man Schmerzsyndrome wie Kopfschmerzen oder Schmerzen im unteren Rücken, dann hat das aus Sicht der TCM häufig mit einem sogenannten Leber-Qi-Stau zu tun - wie wir es schon angesprochen haben. In der TCM ist die Leber das Organ, das dem Gefühl "Ärger" zugeordnet ist. Wird dieser Ärger unterdrückt, kann er sich als körperliches Symptom zeigen, beispielsweise in Form von Migräne oder Rückenschmerzen. Es ist äußerst selten, dass Menschen mit diesen Beschwerden nicht gleichzeitig sehr reizbar oder leicht verärgert sind. Oft regen sie sich innerlich über andere auf, bewerten deren Verhalten als "falsch" oder "schlecht" und können es nicht ändern, was sie wiederum ärgert. Dies steht in erstaunlich starkem Zusammenhang mit dem Schmerzgeschehen im Körper. An diesem Punkt lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Wie bewertet jemand seine Umwelt? Steht er ständig im inneren Widerstand gegen das Verhalten anderer? Wenn man diesen Menschen beibringt, Situationen nicht mehr zu bewerten, sondern sie lediglich zu beschreiben, verändert sich etwas Grundlegendes. Denn jede Situation ist zunächst einmal neutral – erst unsere Bewertung macht sie zu einem Problem.
Allein dieses Verständnis ist ein riesiger Schritt in Richtung Prophylaxe. Wer lernt, sich selbst nicht mehr ständig zu ärgern, kann einen Zustand von Schmunzeln und heiterer Gelassenheit erreichen. Und genau dieser Zustand schützt uns – auch vor vielen körperlichen Beschwerden. Das Mindset spielt also eine große Rolle. Es geht nicht darum, "ein bisschen ruhiger" zu werden, sondern wirklich gelassen zu sein. Für meine Gesundheits-Community und Patienten habe ich sogar eine Liste mit Wörtern erstellt, die die Heilung stören. Darauf stehen Wörter wie "eigentlich", "ehrlich gesagt", "gut", "schlecht", "richtig", "falsch" und auch "ein bisschen". Wenn jemand sagt: "Ich möchte ein bisschen weniger Beschwerden", kann man antworten: "Nehmen Sie eine halbe Aspirin. Tschüss." Wir sind nicht zuständig für "ein bisschen". Wir sind zuständig für: ganz weg – und nie wiederkommen.
Oft stellt sich sofort eine Besserung ein...
Dr. Kürten: Die TCM hat ein klares Erklärungsmodell dafür, wie Schmerz entsteht. Wenn man sich an dieses Modell hält, funktioniert es auch. Es geht nicht darum, zu beweisen, wie genau Schmerz entsteht oder wie das Qi (Chi) im Detail wirkt. Das interessiert die meisten Therapeuten gar nicht. Stattdessen orientieren sie sich am Verhalten ihrer Lehrer – und sind damit erfolgreich. Was sich inzwischen zeigt, ist Folgendes: Wenn in angrenzenden Bereichen, wie z. B. in der Faszienmedizin, wissenschaftliche Forschung stattfindet, dann wird plötzlich sichtbar, warum gewisse Dinge in der TCM wirken.
Ein gutes Beispiel ist der US-amerikanische Forscher Myers, der 2006 ein Buch veröffentlicht hat. Darin hat er die Zusammenhänge des Fasziensystems aufgezeigt und damit verständlich gemacht, warum eine Behandlung an einer bestimmten Stelle Effekte an ganz anderen Körperstellen haben kann, beispielsweise am Fuß. Das war spannend, letztlich war es aber auch eine Bestätigung von etwas, das in der Praxis schon längst funktioniert hat. In den letzten Jahren ist mir keine neue Erkenntnis bekannt geworden, bei der ich sagen würde: "Wow, das verändert jetzt wirklich meine Behandlung."
Danke für das Interview!
Letzte Aktualisierung am 08.07.2025.