Die epidurale Endoskopie (auch: Epiduroskopie) ist eine kleine Operation zur Spiegelung des Wirbelkanals, um die Wirbelsäule zu untersuchen und behandeln zu können. Der Arzt geht dabei über einen kleinen Schnitt (minimal-invasiv) mit einem dünnen optischen Gerät an einem biegsamen Instrument in den Wirbelkanal ein. Nerven, Bandscheiben und Wirbelkörper können mittels epiduraler Endoskopie direkt beurteilt werden. So ist eine genaue Feststellung von Veränderungen möglich. Falls notwendig, können auch kleine Eingriffe über die Endoskopie durchgeführt werden oder Medikamente in den Wirbelkanal gegeben werden.
Die epidurale Endoskopie als Untersuchungs- und auch Behandlungsmethode kann bei unklaren Rückenschmerzen eingesetzt werden. Sie wird meist erst dann zusätzlich vorgenommen, wenn herkömmliche Untersuchungsmethoden zu keinen eindeutigen Ergebnissen geführt haben. Patienten haben häufig Schwierigkeiten, den exakten Ort von Rückenschmerzen zu bestimmen. Ohnehin entspricht der Ort einer Schädigung oft nicht der Stelle, an der die Schmerzen verspürt werden. Auch Schäden und Vernarbungen durch vorherige Operationen können zu Symptomen führen, die sehr uneindeutig sind. Die üblichen Untersuchungen inklusive der bildgebenden Verfahren (Röntgen, MRT, CT) bringen dann häufig nicht die Ursache der Schmerzen zutage. Mit der epiduralen Endoskopie kann selbst bei Patienten mit komplizierten Formen von Rückenschmerzen eine präzise Diagnose gelingen.
Neben den unklaren chronischen Schmerzsyndromen kann die epidurale Endoskopie bei anderen Krankheitsbildern eingesetzt werden. Dazu gehören Bandscheibenvorfälle, Wirbelkanalverengungen (Spinalkanalstenosen), Nerveneinengungen sowie Veränderungen nach Operationen an der Wirbelsäule.
Eine Endoskopie wird im Deutschen als Spiegelung bezeichnet. An vielen Stellen im Körper kann eine Spiegelung erfolgen, prinzipiell sind sich die Endoskopien alle ähnlich. Das gilt auch für die epidurale Endoskopie (epi-dural = auf der harten Hirn-/Rückenmarkshaut). Das grundlegende Gerät ist das Endoskop, ein optisches Instrument, das mit einem flexiblen Kabel in den Wirbelkanal eingeschoben wird. Über diese kleine Kamera kann der Arzt auf einem Monitor beurteilen, ob sich krankhafte Veränderungen (z. B. Bandscheibenvorfälle, Einengungen anderer Art, Vernarbungen) finden. Der Untersucher beziehungsweise Operateur kann Strukturen wie Bandscheiben, Knochen, Nerven und Bänder sehen. Damit können Beschwerden oft sehr genau einer Schädigung an einem ganz bestimmten Ort zugeordnet werden.
Das Endoskop ist mit nur zwei Millimetern im Querschnitt sehr dünn und kann wie ein Katheter verwendet werden. Es besteht nicht nur aus der Optik und einer Lichtleitung, sondern auch aus einem Spülschlauch und einem Kanal, über den feine Instrumente eingeführt werden können. Neben der Untersuchung lässt sich deshalb über die epidurale Endoskopie auch eine Behandlung durchführen. Zu den Maßnahmen kann beispielsweise die Gabe von Wirkstoffen direkt an den Ort der Erkrankung gehören, meist zur Schmerzlinderung. Ebenso lässt sich z. B. eine Bandscheibenvorwölbung über die Endoskopie entfernen. Bei solchen Eingriffen besteht auch gleich der Vorteil, dass der Operateur mit Sicht über den Monitor und somit sehr akkurat arbeiten kann. Über den Zugang lassen sich andere Behandlungshilfsmittel (z. B. der so genannte Racz-Katheter zur Schmerzbehandlung) einführen.
Jeder Patient wird eingangs vom Arzt befragt (Anamnese) und muss Beschwerden, Vorerkrankungen und andere relevante Gegebenheiten schildern. Stets wird eine körperliche Untersuchung mit einfachen Mitteln vorgenommen. Bevor die epidurale Endoskopie als „eindringende" (invasive) Maßnahme vorgenommen wird, erfolgen Untersuchungen mit anderen Geräten. Normalerweise erfolgt eine bildgebende Untersuchung mittels Röntgen, MRT (Magnetresonanztomographie, Kernspintomographie) oder CT (Computertomographie).
Zu der Endoskopie (Spiegelung) des Wirbelkanals reicht eine örtliche Betäubung aus. Der Arzt macht einen kleinen Schnitt über der Wirbelsäule, in der Regel über der Lendenwirbelsäule oder Halswirbelsäule oder auch am Kreuzbein. Durch diese Eröffnung führt er das Endoskop in den Wirbelkanal ein. Er erhält über einen Monitor einen Einblick auf die dortigen Strukturen und kann sie auf krankhafte Veränderungen hin beurteilen.
Befindet der Arzt, dass eine Veränderung behandelt werden muss, so können die Maßnahmen oftmals schon über das Endoskop erfolgen. Krankhafte Gewebeanteile können entfernt oder herausgespült werden. Verklebungen können gelöst werden. Über den Kanal im Endoskop können Wirkstoffe eingeführt werden, die somit unmittelbar den Wirkort erreichen können. Schließlich wird das Endoskop wieder herausgezogen, der Schnitt vernäht und ein kleiner Verband angelegt.
Das weitere Vorgehen nach dem kleinen Eingriff hängt davon ab, welche Veränderungen festgestellt beziehungsweise behandelt wurden. Normalerweise gibt es nach der Wirbelkanal-Endoskopie nur wenige Einschränkungen für den Patienten.
Die Komplikationen bei der Wirbelkanalspiegelung sind als eher gering anzusehen, dennoch können Probleme entstehen. Aufgrund der Eröffnung kann es zu Blutungen, Nachblutungen oder Blutergüssen kommen. Narben können entstehen, deutliche Vernarbungen sind aber äußerst selten, da der Schnitt nur sehr klein ist. Ähnliches gilt für Infektionen und Wundheilungsprobleme. In Ausnahmefällen kann durch das Endoskop (Spiegelungsinstrument) eine Schädigung von Nerven oder anderer Strukturen in der Umgebung hervorgerufen werden.
Die epidurale Endoskopie ermöglicht einen guten Einblick auf Strukturen, die an den Wirbelkanal grenzen, also vor allem Nerven, Knochen, Bänder und Bandscheiben. Somit ist eine exzellente Diagnostik möglich, mit der häufig die Ursachen auch für schwer zu beurteilende chronische Rückenschmerzen herausgefunden werden können. Die Möglichkeit, kleine Eingriffe noch innerhalb der Endoskopie zu tätigen, sorgt dafür, dass in vielen Fällen Veränderungen unmittelbar entfernt werden können. Dementsprechend können auch die Beschwerden deutlich reduziert oder ganz behoben werden. Auch gibt es bei der jeweiligen Maßnahme verhältnismäßig geringe Risiken, denn der Zugangsweg ist klein (minimal-invasiver Eingriff).
aktualisiert am 14.12.2020