Eine Myringoplastik gehört zu den Tympanoplastiken. Diese Formen von Operationen am Trommelfell und Mittelohr werden durchgeführt, wenn Strukturen der Schallleitung geschädigt sind und es dadurch zu einer Schwerhörigkeit kommt. Eine Myringoplastik oder Tympanoplastik Typ I wird durchgeführt, wenn Defekte im Trommelfell (z.B. ein Loch im Trommelfell) vorliegen, ohne dass die Kette der Gehörknöchelchen krankhaft verändert ist.
Verletzungen des Trommelfells und Vernarbungen des Trommelfells sowie im Mittelohr sind die typischen Anlässe (Indikationen) für eine Myringoplastik. Die Vernarbungen und Trommelfellverletzungen können verschiedene Ursachen haben. Risse (Perforationen) des Trommelfells können die Folge des Eindringens eines Gegenstandes ins Ohr oder eines Schlages auf das Ohr sein. Sie können aber auch aufgrund eines Knalltraumas oder anderer einwirkender Druckveränderungen auf das Ohr entstehen, zum Beispiel beim Tauchen.
Die Operation erfolgt unter dem Mikroskop und meist in Vollnarkose. Zunächst wird die Sicht auf das Trommelfell beziehungsweise Mittelohr freigelegt. Dazu wird als Erstes die Haut des Gehörgangs eingeschnitten. Danach wird das Trommelfell zur Seite geklappt. Nun kann eventuell vorhandenes Narbengewebe im Mittelohr entfernt werden. Zum Verschluss des Trommeldefektes wird in der Regel körpereigenes Gewebe verwendet. Meist handelt es sich um Knorpel aus der Ohrmuschel, um Knorpelhaut oder um Muskelhaut. Das Gewebe wird an der Stelle des Defektes befestigt und schließt so das Loch im Trommelfell. Danach wird das Trommelfell wieder zurückgeklappt und eine Tamponade (ein Pfropfen zum Schutz) in den Gehörgang eingelegt. Die Tamponade wird häufig mit einer antibiotikahaltigen Lösung getränkt, um der Entstehung von bakteriellen Entzündungen entgegenzuwirken.
Der Begriff Myringoplastik bezeichnet die operative Behandlung des Trommelfells. Wenn zusätzlich im Mittelohr (abgesehen von den Gehörknöchelchen) chirurgische Maßnahmen durchgeführt werden, wird sie auch als Tympanoplastik Typ I bezeichnet. Neben der Myringoplastik oder Tympanoplastik Typ I gibt es noch weitere Tympanoplastik-Operationen am Mittelohr. Möglich sind:
Zur Rekonstruktion einzelner Gehörknöchelchen wird entweder der Knochen selbst aufgearbeitet oder eine Titanprothese eingesetzt. Die Titanprothesen zeigen gute Ergebnisse und ermöglichen eine effektive Schallübertragung.
Die Myringoplastik dauert etwa 30 Minuten. Heilt der Trommelfelldefekt durch diesen Eingriff nicht aus und wird eine zweite, aufwendigere Operation erforderlich, dauert diese entsprechend länger (60 und mehr Minuten).
Die Tamponade bleibt mehrere Tage bis zu drei Wochen im Gehörgang. Dadurch hören Operierte auf dem betroffenen Ohr kaum etwas. Normale körperliche Tätigkeiten sind nach gut einer Woche möglich. Es darf für ungefähr drei Wochen kein Wasser ins Ohr gelangen. Darauf muss beim Duschen oder Baden streng geachtet werden. Ab wann das Ohr nicht mehr vor Wasser geschützt werden muss, entscheidet der Arzt. Das Gleiche gilt für den Zeitraum bis zur Wiederaufnahme von körperlicher Anstrengung und Sport oder zum Hören lauter Musik und für laute Geräusche (beispielsweise am Arbeitsplatz). Auf Flugreisen sollte wegen der Luftdruckschwankungen für circa sechs Wochen verzichtet werden.
Bei der Nachuntersuchung wird die Tamponade entfernt oder gewechselt. Der Arzt kann den Heilungsprozess beurteilen und sehen, ob sich der Defekt im Trommelfell wieder verschlossen hat. Ist dies nicht der Fall, kann eine zweite Operation notwendig werden. Diese ist frühestens nach einem halben Jahr möglich. Nach der Entfernung der Tamponade muss das betroffene Ohr häufig noch für längere Zeit mit Salben oder Tropfen behandelt werden.
Nach einer Tympanoplastik Typ I sind kaum Schmerzen zu erwarten. Schmerzen, die sich nach einigen Tagen verstärken, sind ein Warnzeichen. Dann sollte ein Arzt aufgesucht werden. Auch wenn Eiter aus dem Ohr kommt, ist eine medizinische Abklärung nötig. Eiter weist auf eine Entzündung im Ohr hin, die umgehend behandelt werden sollte.
Die Krankschreibung dauert normalerweise zwischenzwei und drei Wochen und ist auch abhängig vom Beruf. Bei Tätigkeiten, die mit körperlicher Belastung oder lauten Geräuschen verbunden sind, kann es länger dauern, bis die Arbeit wieder aufgenommen wird.
Wie bei jeder Operation kann es zu Komplikationen wie Blutungen oder Infektionen kommen. Auch eine erneute Verletzung des Trommelfells ist möglich. In seltenen Fällen kann sich eine Vereiterung (Cholesteatom) bilden, die Folge einer chronischen Mittelohrentzündung ist. Hierbei kommt es durch den Eiter auch zu Schäden am Knochen. Ebenfalls selten kommt es zu einer Verletzung des Geschmacksnervs (Chorda tympani) und daraus folgend zu Geschmacksveränderungen.
aktualisiert am 22.08.2023