Das Kinesio-Tape (vom griechischen „kinesis" für Bewegung und englischen „tape" für Band, Streifen) ist ein spezielles Pflaster, das zur Behandlung von Schmerzen und Bewegungseinschränkungen eingesetzt wird. Das Kinesio-Tape ist ein Streifen aus feinem Baumwollgewebe, der über eine Acryl-Beschichtung auf der Haut haftet. Seine hohe Elastizität ermöglicht es, das Tape in unterschiedlicher Spannung auf die Haut aufzubringen.
Das Kinesio-Taping als Therapie bei Muskel- und Gelenkschmerzen, Verletzungen und nach Operationen wird von speziell ausgebildeten Physiotherapeuten oder Ärzten angeboten. Die Kosten der Behandlung werden jedoch nicht von den Krankenkassen übernommen. Je nach zu behandelnder Erkrankung werden mehrere Tapes in einer bestimmten Anordnung und Spannung auf die Haut geklebt, um die Muskeln zu entlasten, Gelenkfehlstellungen zu korrigieren, Schmerzen zu lindern und Verletzungen schneller ausheilen zu lassen. Der Ursprung des Kinesio-Tapings geht auf den Japaner Kenzo Kase zurück, der in den 70er Jahren diese neue Therapiemethode der Chiropraktik entwickelte.
In Europa wurde das Kinesio-Tape erst in den 90er Jahren bekannt und erlebte durch große Sportveranstaltungen wie den Olympischen Spielen und den Fußballweltmeisterschaften einen starken Aufschwung. Bekannte Sportler wie der Fußballer David Beckham trugen bei Wettkämpfen die bunten Tapes an Knien und Schultern und rückten damit diese Therapiemethode in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Im Spitzensport ist das Kinesio-Taping bereits fest etabliert. Heute wird es als alternative Behandlungsmethode von vielen Physiotherapeuten und in der Chiropraktik auch bei Nicht-Sportlern eingesetzt.
Das Kinesio-Taping kann bei vielen sehr unterschiedlichen Beschwerden eingesetzt werden. Ursprünglich wurde es bei Schmerzen und Bewegungseinschränkungen der Arme, Beine oder des Rückens verwendet.
Anwendung findet diese Therapiemethode bei Gelenkbeschwerden, Muskelschmerzen, Sportverletzungen, Rückenproblemen, Verspannungen, Fehlstellungen oder Lymphabflussstörungen. Weitere Ansätze gibt es zur Behandlung von Erkrankungen der inneren Organe wie beispielsweise Darm, Leber, Blase oder Niere.
Ziel des Tapings ist es, Schmerzen zu lindern und die Selbstheilungskräfte des Körpers zu fördern. Die Tapes werden je nach Beschwerden und Problemen in unterschiedlichen Mustern auf der Haut angebracht. Sie sollen der Stabilisierung der Gelenke, dem Ausgleich der Muskelspannung, der Anregung des Lymphabflusses und der Korrektur von Fehlhaltungen dienen.
Die schmerzenden Bereiche werden dazu nicht ruhig gestellt, sondern in ihrer Beweglichkeit unterstützt. Durch den Zug des Tapes werden der Lymphabfluss angeregt, die Schmerzen gelindert und die Bewegung des Gelenks bewusster wahrgenommen.
Das Kinesio-Tape wird nach bestimmten Regeln je nach zu behandelnder Problematik aufgeklebt. Bei Rückenschmerzen beispielsweise verlaufen die Streifen sternförmig über dem schmerzhaften Bereich. Zur Stabilisierung des Kniegelenks werden die Streifen ähnlich dem physiologischen Sehnenverlauf längs um die Kniescheibe herum angebracht.
Wie genau die Kinesio-Tapes angewendet werden müssen, um einen Effekt zu erzielen, muss in Kursen spezieller Schulungszentren erlernt werden.
Im Einzelnen soll das Kinesio-Taping folgende Funktionen erfüllen:
Das Kinesio-Taping wird von den Krankenkassen als alternative Heilmethode betrachtet und die Kosten der Behandlung daher nicht erstattet. Die Kosten belaufen sich auf rund 10 Euro pro Tape, wobei meist mehrere Tapes für eine Anwendung gebraucht werden und das Taping mehrmals wiederholt werden muss. Einmal aufgebrachte Tapes halten sieben bis zehn Tage und sind wasserresistent, sodass auch Duschen und Schwimmen mit den Kinesio-Tapes möglich sind.
Da das Kinesio-Tape nicht mit Klebstoffen, sondern mit einem speziellen Acrylmaterial auf der Haut fixiert wird, ist es besonders hautschonend. Allergische Reaktionen, wie sie bei Pflasterunverträglichkeiten auftreten, sind sehr selten. Durch das Baumwollgewebe sind die Tapes sehr flexibel und atmungsaktiv.
Vor einer Behandlung mit Kinesio-Taping sollten Patienten von einem Arzt untersucht werden, der einen ausführlichen, am besten ganzheitlichen Befund erhebt und eine Diagnose über die Erkrankung und deren Ursache erstellt.
Die Behandlung mit Kinesio-Tapes sollten ausschließlich durch einen speziell geschulten und ausgebildeten Therapeuten erfolgen. Dies können Physiotherapeuten, Krankengymnasten, Ergotherapeuten, Heilpraktiker, Masseure oder Ärzte mit einer entsprechenden Fortbildung sein. Eine Selbstbehandlung mit Kinesio-Taping ist in den seltensten Fällen sinnvoll.
Die Tapes werden in verschiedenen Farben angeboten. Einige Therapeuten gehen davon aus, dass die Farbe des Tapes eine zusätzliche Wirkung auf die Heilung hat. So sollen rosa oder rote Tapes anregend wirken, blaue dagegen beruhigend. Schwarze oder hautfarbene Tapes sind demzufolge neutral.
Die Tapes werden von vielen verschiedenen Firmen unter unterschiedlicher Bezeichnung angeboten und variieren in Preis und Qualität. Die Auswahl des richtigen Tapes sollte daher dem Spezialisten vorbehalten bleiben.
Die Wirkung einer Behandlung mit Kinesio-Tapes ist bisher nur in einigen und sehr kleinen Studien untersucht worden. Daher ist eine Wirksamkeit empirisch und statistisch nicht belegt. Therapeuten, die schon längere Zeit mit dem Taping arbeiten, berichten jedoch aus Erfahrung von sehr guten Erfolgen. Wie bei jeder Behandlungsmethode kann ein Erfolg oder gar die vollständige Heilung nicht garantiert werden.
Ob eine Behandlung mit der Taping-Methode sinnvoll ist, sollten Betroffene mit einem Spezialisten besprechen und nach einer ausführlichen Beratung über mögliche Erfolgsaussichten und Kosten entscheiden.
aktualisiert am 11.12.2020