Die Mastoidektomie ist eine Operation im Bereich des Ohres, die vor allem bei Entzündungen im sogenannten Mastoid durchgeführt wird. Das Mastoid (Warzenfortsatz oder Processus mastoideus) ist ein Knochenfortsatz hinter dem Ohr. Er ist Teil des Schädelknochens und besitzt eine Verbindung zur Paukenhöhle des Mittelohrs. Durch diese Verbindung hat der Processus mastoideus einen Einfluss auf das Hören. Der Warzenfortsatz besteht im Inneren aus zahlreichen luftgefüllten Hohlräumen, sogenannten Mastoidzellen. Sie sind mit Schleimhaut ausgekleidet. Diese Schleimhaut kann sich beispielsweise bei einer anhaltenden oder nicht ausreichend behandelten Mittelohrentzündung (Otitis media) entzünden. Die medizinische Bezeichnung ist in diesem Fall Mastoiditis. Wenn die Entzündung auf den Knochen übergeht, kann es zu Vereiterungen im Knochen, zu Knochenverlust und auch zu einer Beteiligung der Gehörknöchelchen kommen. Eine Schwerhörigkeit kann die Folge sein.
Die Gründe für die Durchführung einer Mastoidektomie sind unterschiedlich. Folgende Behandlungsanlässe (Indikationen) sind möglich:
Manchmal ist die Mastoidektomie Bestandteil einer anderen Ohroperation wie beispielsweise eines Eingriffs am Innenohr.
Die Mastoidektomie ist eine Operation, die stationär in einer HNO-Klinik durchgeführt wird.
Bevor eine Operation durchgeführt wird, erfolgen verschiedene Untersuchungen. Dazu gehören das Untersuchungsgespräch (Anamnese), die Beurteilung von Ohr, Nase und Rachen, eine Hörprüfung und ein Gleichgewichtstest. Zur Beurteilung der Gesamtsituation und zur Planung der OP wird vor einer Mastoidektomie eine Röntgenaufnahme nach Schüller durchgeführt. In dieser Aufnahme können die Wände der einzelnen Hohlräume des Warzenfortsatzes und das Dach der Paukenhöhle beurteilt werden. Außerdem ist es möglich, Anzeichen einer Mittelohrentzündung oder eines Cholesteatoms zu sehen. Bei manchen Fragestellungen ist es vor einer OP sinnvoll, ein CT oder MRT (Computertomografie oder Magnetresonanztomografie) vom Felsenbein anzufertigen. Dieser Knochen ist Teil des Innenohrs.
Die teilweise oder vollständige Mastoidektomie erfolgt in Vollnarkose. Über einen Schnitt hinter dem Ohr wird der Warzenfortsatz zugänglich gemacht. Mit Hilfe eines Bohrers werden die entzündeten und geschädigten Mastoidzellen (Hohlräume) eröffnet und ausgeräumt. Knochenmaterial wird abgetragen und entzündetes Gewebe wird entfernt. Bei der radikalen Mastoidektomie bleibt nur die äußere Knochenwand stehen, um die Statik des Schädelknochens weiter zu gewährleisten. Im Innern des Knochenfortsatzes findet sich dann eine einzige große Höhle. Der Operateur achtet darauf, empfindliche Strukturen wie den Gesichtsnerv, das Gleichgewichtssystem und die Gehörknöchelchen bei der Operation nicht aus Versehen zu schädigen.
Zusätzlich zur reinen Mastoidektomie kann der Eingriff auch für weitere operative Maßnahmen genutzt werden. Hierzu zählt die Versorgung des Trommelfells und/oder der Kette der Gehörknöchelchen (Tympanoplastik). Diese Maßnahme dient der Wiederherstellung einer gestörten Hörfähigkeit.
Eine reine Mastoidektomie dauert zwischen 60 und 90 Minuten. Wenn innerhalb des operativen Eingriffs zusätzliche Maßnahmen durchgeführt werden, verlängert sich die OP-Zeit entsprechend. Dies sind beispielsweise Korrekturen am Trommelfell oder an den Gehörknöchelchen oder die Implantation eines Hörgerätes (Cochlea-Implantat). Bei einer Mastoidektomie sollte mit einer Verweildauer im Krankenhaus von drei bis sieben Tagen gerechnet werden.
In den ersten Tagen nach der Operation wird das Ohr regelmäßig vom Arzt kontrolliert. Dabei wird auch die eingelegte Tamponade gewechselt. Nach der Operation wird zu einer körperlichen Schonung von zwei bis drei Wochen geraten. In dieser Zeit sind Flugreisen wegen der wechselnden Druckverhältnisse bei Start und Ladung zu unterlassen.
Der operative Eingriff ist nicht risikofrei. Führt ein erfahrener Operateur die Mastoidektomie durch, sind die hier genannten Komplikationen aber selten zu erwarten.
Der Gesichtsnerv (Nervus facialis) kann bei der Operation geschädigt werden. Als Folgen der Nervenschädigung kann eine halbseitige Gesichtslähmung oder auch ein Taubheitsgefühl an der Ohrmuschel auftreten. Außerdem sind bei der Operation Verletzungen der Kette der Gehörknöchelchen und damit eine Beeinträchtigung des Hörsinns möglich. Es lässt sich nicht ausschließen, dass ein vollständiger Hörverlust (Taubheit) eintreten kann. Auch Gleichgewichtsstörungen und Schwindel durch eine Verletzung des Innenohrs sind Komplikationen, die im Rahmen einer Mastoidektomie auftreten können.
Demgegenüber kann der Eingriff schwere Komplikationen verhindern, die bei einer nicht behandelten Entzündung im Warzenfortsatz (Mastoiditis) drohen. Die Entzündung kann Auswirkungen wie eine Schädigung des Hörorgans oder eine Ausdehnung über den Schädel bis hin zum Gehirn haben.
aktualisiert am 05.07.2023