Eine Mastoiditis ist eine Entzündung in den Kammern des Warzenfortsatzes, eines Knochenanteils des Schläfenbeins. Der Warzenfortsatz (Mastoid) befindet sich im Bereich hinter der Ohrmuschel. Die Mastoiditis entsteht in der Regel auf dem Boden einer Mittelohrentzündung. Wie bei dieser sind somit meist Bakterien verantwortlich für die Infektion. Die Mastoiditis führt zu Schmerzen und oft zu einer Hörminderung, auffällig wird eine Rötung des Bereiches hinter dem Ohr. Die Entzündung muss gewissenhaft behandelt werden, eine Operation ist in vielen Fällen unumgänglich. Häufig sind es Kinder, die von einer Mastoiditis betroffen sind.
Der Warzenfortsatz ist ein Teil des Schädelknochens, genauer des Schläfenbeins. Der Fortsatz liegt im Bereich unter der Haut hinter dem Ohr und enthält viele kleine luftgefüllte Kammern. Diese Kammern sind mit dem Mittelohr (der Paukenhöhle) verbunden.
Wenn eine Mittelohrentzündung besteht, kann diese sich manchmal in Richtung der Hohlräume des Warzenfortsatzes ausbreiten. Die Mittelohrentzündung (Otitis media) ist wiederum in den meisten Fällen aufgrund einer Atemwegsinfektion entstanden, die in der Regel aufgrund von Viren bestand. Es handelt sich bei der Mastoiditis sowie bei der zuvor bestehenden Mittelohrentzündung allerdings um eine Infektion mit Bakterien. Häufige Bakterienarten dieser Erkrankungen sind Streptokokken, Pneumokokken, Staphylokokken oder Haemophilus influenzae (Typ b).
Die Mastoiditis entsteht vor allem in den Fällen, wenn die bakterielle Mittelohrentzündung nicht behandelt wurde oder die Therapie zu kurz oder gering war. Typischerweise wurde vor einer Mastoiditis eine Mittelohrentzündung nicht genügend mit Antibiotika behandelt. Eine Abwehrschwäche kann die Mastoiditis begünstigen.
Bevor eine Mastoiditis sich ausprägt, besteht eine Mittelohrentzündung mit deren typischen Symptomen (Schmerzen und Druck im Ohr, dumpfes Hören, Tinnitus). Die Mastoiditis kann sich schon während dieser Mittelohrentzündung zeigen, sehr oft sind die Symptome der Mittelohrentzündung aber auch schon zurückgegangen. Die Mittelohrentzündung begann meist eine bis wenige Wochen vorher.
Die eigentliche Mastoiditis äußert sich als zunehmender Ohrenschmerz mit Fieber. Hinter dem Ohr entwickelt sich am Warzenfortsatz eine Rötung und Schwellung. Viele Betroffene bemerken ein verschlechtertes Hören auf dem Ohr der betroffenen Seite. Die Gehörknöchelchen können so in Mitleidenschaft gezogen werden, dass das Hören auf dem Ohr auf Dauer herabgesetzt ist (Schallleitungsstörung).
Der Eiter kann aus dem Warzenfortsatz durch die Knochenwände brechen. Er kann zu Abszessen (Eiterhöhlen) unter der Haut, in den Muskel unterhalb des Warzenfortsatzes (Bezold-Abszess) oder unter die Hirnhaut kommen. Schwerwiegende unter Umständen mögliche Komplikationen sind eine Hirnhautentzündung (Meningitis), Nervenschäden oder eine Infektion eines Blutgefäßes, des Sinus sigmoideus, mit daraus resultierender Thrombose.
Der Arzt führt eine Anamnese (Befragung des Patienten oder der Eltern) durch. Er erkundigt sich nach den Symptomen, dem Verlauf und nach möglichen vorherigen gesundheitlichen Einschränkungen. Hinweisend ist schon das Beschwerdebild und die Rötung und Druckschmerzhaftigkeit hinter der Ohrmuschel. Der HNO-Arzt schaut sich das Ohr mittels Ohrspiegelung (Otoskopie) oder Ohrmikroskopie an und erhält somit einen Einblick auf das Trommelfell. Dieses kann die Hinweise auf eine Mittelohrentzündung zeigen oder auch gerissen sein. Ein Hörtest wird durchgeführt und zeigt oft Auffälligkeiten im Sinne eines angegriffenen Mittelohrs.
Auf einem Röntgenbild lässt sich die Entzündung und Eiter- und Sekretfüllung der Warzenfortsatzkammern feststellen.
In erster Linie muss die Mastoiditis von einer Mittelohrentzündung ohne Beteiligung der Warzenfortsatz-Kammern abgegrenzt werden. Auch Komplikationen wie die Abszessbildung in der Umgebung muss ausgeschlossen werden.
Der Betroffene wird normalerweise auf eine Krankenhausstation zur Behandlung aufgenommen. Im Anfangsstadium der Mastoiditis kann die Gabe von Antibiotika zusammen mit einer Eröffnung des Trommelfells (Parazentese) ausreichend sein.
Häufig muss aber eine Operation durchgeführt werden. Die stark entzündeten Bereiche des Knochens werden entfernt (Mastoidektomie). Dazu erfolgt ein Schnitt über dem Warzenfortsatz hinter dem Ohr. Die Kammern dieses Knochens werden ausgeräumt und von Eiter befreit. In jedem Fall muss zusätzlich zur Operation eine Antibiotikagabe erfolgen, da eine Entzündung mitten im Gange ist.
Die Erkrankung der Mastoiditis ist schwerwiegend und führt leicht zu Komplikationen wie einer Schwerhörigkeit. Daher muss sie gewissenhaft behandelt werden und bedarf oft einer Operation. Wird diese vorgenommen, so kommt es in den meisten Fällen zu einer Abheilung ohne weitere Komplikationen.
aktualisiert am 28.02.2023