Beim Fahrradfahren wirken starke Kräfte auf den Beckenboden. Durch das Sitzen auf dem Sattel und die stetige Bewegung werden Prostata und Harnröhre komprimiert. Im schlimmsten Fall führt das zu Entzündungen. Gerade wenn bereits früher eine Prostata-Entzündung aufgetreten ist, ist die Gefahr einer erneuten Prostatitis bei Radfahrern um einiges höher als bei anderen Patienten.
Die Belastung für den Beckenboden hängt in einem hohen Maß von der Art und Einstellung des Sattels ab. Vor allem bei einem Rennsattel ist die Gefahr einer übermäßigen Belastung für die Prostata hoch. Anstatt dieses schmalen und harten Sattels sollte lieber ein breiterer, gut gepolsterter Sattel verwendet werden. Auch ein sogenannter Schwenksattel kann den Beckenboden gut entlasten. Die richtige Federung trägt dazu bei, die Belastung für den Beckenboden so gering wie möglich zu halten, um nicht vollständig auf das Radfahren verzichten zu müssen. Patienten, die nach überstandener Prostata-Entzündung wieder ausgiebig Fahrrad fahren wollen, sollten sich im Fachgeschäft zur richtigen Auswahl und Einstellung des Sattels beraten lassen.
Während einer bestehenden Prostata-Entzündung sollte mit dem Radfahren pausiert werden, um den Beckenboden zu schonen und die Entzündung nicht zu verschlimmern. Nach erfolgreicher Behandlung der Prostatitis kann das Training wieder aufgenommen werden. Wie stark die anfängliche Belastung sein sollte, ist mit dem behandelnden Arzt abzusprechen. Zu Beginn ist es ratsam, kürzere Strecken zu wählen und die Intensität des Trainings langsam zu steigern. Um das erneute Auftreten einer Entzündung zu verhindern, sollte das Fahrrad optimiert werden. Insbesondere im Bereich des Sattels ist es durch die richtige Ausrüstung möglich, den Beckenboden durch eine gute Polsterung und Federung zu entlasten.
Bakterielle Entzündungen der Prostata entstehen normalerweise unabhängig vom Radfahren. Häufig ist eine verschleppte Blasenentzündung, bei der die Erreger in die Prostata gelangen, die Ursache. Eine übermäßige Reizung des Beckenbodens und der Prostata durch intensives Fahrradfahren kann zwar ein zusätzliches Risiko darstellen, die alleinige Ursache für eine bakterielle Prostatitis ist es jedoch nicht.
Während der Behandlung einer durch Bakterien verursachten Prostata-Entzündung sollte trotzdem auf das Fahrrad verzichtet werden. Nach der Genesung kann der Patient ohne Bedenken wieder mit dem Fahrrad fahren.
Die abakterielle Prostatitis, auch als chronisches Beckenschmerzsyndrom bezeichnet, ist die häufigste Form der Prostata-Entzündung und kann vielfältige Ursachen haben. Eine zu große Belastung für den Beckenboden und die Prostata beim Radfahren ist eine mögliche Ursache. Dennoch sollte auch bei Patienten, die viel Fahrrad fahren, nicht automatisch davon ausgegangen werden, dass dies die (alleinige) Ursache für die Erkrankung ist. So kann zum Beispiel auch eine unerkannte Autoimmunstörung vorliegen (das Immunsystem greift körpereigenes Gewebe an) oder die Entzündung der Prostata kann durch eine psychisch bedingte Verkrampfung der Beckenbodenmuskulatur verursacht werden.
Zumindest zu Beginn der Antibiotika-Therapie sollte auch bei anderen Ursachen auf das Radfahren verzichtet werden. Danach ist die Belastung zunächst zu verringern und nur langsam zu steigern.
aktualisiert am 16.11.2017