Eine Sterilisation beim Mann (Vasoresektion, Vasektomie) ist ein operativer Eingriff, mit dem eine Zeugungsunfähigkeit erreicht wird. Auf Mittel zur Empfängnisverhütung kann dann verzichtet werden. Da die Sterilisierung sich oft nicht wieder rückgängig machen lässt, sollte die Entscheidung für einen solchen Eingriff sorgfältig überlegt werden.
Eine Sterilisation kann in Frage kommen, wenn bei einem Mann kein Kinderwunsch mehr besteht. Sie kann beispielsweise durchgeführt werden, wenn andere Verhütungsmethoden nicht vertragen oder als lästig empfunden werden. Ebenso kann sich manchmal eine Sterilisation empfehlen, wenn eine schwerwiegende Beeinträchtigung des Kindes zu erwarten ist (etwa nach Auftreten von Erbkrankheiten anderer Kinder eines Paares oder nach humangenetischen Untersuchungen), oder wenn eine mögliche Vaterschaft eine schwerwiegende psychische Beeinträchtigung zur Folge haben kann.
Die Sterilisation auf Wunsch des Patienten sollte erst durchgeführt werden, wenn die Familienplanung abgeschlossen ist beziehungsweise sicher keine Kinder mehr gewollt werden.
Eine Schwangerschaft entsteht, wenn eine Eizelle von einem Spermium befruchtet wird. Bei der Sterilisation des Mannes wird verhindert, dass Spermien durch die Samenleiter und somit letztendlich in den Körper der Frau gelangen können.
Es erfolgt zunächst eine Befragung (Anamnese) des Patienten, ein eingehendes Gespräch sowie eine gründliche Untersuchung aus urologischer Sicht. Ebenfalls erfolgt für die Operation eine Blutuntersuchung.
Insbesondere sollte abgewogen werden, ob die Anwendung anderer Verhütungsmethoden sinnvoller wäre.
Es findet sich eine Vielzahl von Verhütungsmethoden, die eine unterschiedliche Wirkungsweise und eine unterschiedliche Sicherheit aufweisen. Dazu gehören verschiedene herkömmliche Methoden wie unterbrochener Geschlechtsverkehr (Coitus interruptus) oder Geschlechtsverkehr nur zu einem sicher unfruchtbarem Zeitpunkt, die Einnahme von Medikamenten (wie die „Pille“), Kondome sowie das Einlegen eines Verschlusses, einer Membran oder einer so genannten Spirale (Intrauterinpessar) an oder in die Gebärmutter der Frau.
Bei der Sterilisation erfolgt eine Unterbrechung der Samenleiter (Vasoresektion, Vasektomie), die die Spermien von den Nebenhoden in die Prostata (Vorsteherdrüse) beziehungsweise die Harnröhre leiten.
Der Eingriff erfolgt in örtlicher Betäubung, manchmal auch in Vollnarkose.
Am Hodensack erfolgt auf jeder Seite ein Hautschnitt in der Region, unter der sich der Samenleiter befindet. Dieser wird dann über den Einschnitt teilweise herausgezogen und durchgeschnitten. In der Regel wird ein mehrere Zentimeter langes Stück des Samenleiters herausgeschnitten. Die freien Samenleiterenden werden jeweils zugenäht, so dass sie nicht wieder zusammenheilen können. Manchmal wird eine Verschorfung der Enden durchgeführt, oder sie werden umgeknickt. Nach den Maßnahmen wird der Hautschnitt vernäht.
Später erfolgt eine Untersuchung der herausgenommenen Anteile des Samenleiters unter dem Mikroskop.
Nur selten ist es bei Komplikationen oder unerwarteten Befunden notwendig, eine Erweiterung oder Abänderung der Operationsmethode vorzunehmen.
Die Sterilisation beim Mann weist erheblich geringere Risiken auf als die Sterilisation bei der Frau, bei der die Eileiter durchtrennt werden. Organe und Strukturen im Operationsbereich können verletzt oder geschädigt werden, beispielsweise der Hoden. Bei Gefäßverletzungen kann es zu Blutungen, Nachblutungen und Blutergüssen kommen. Nervenverletzungen können zu Taubheitsgefühl oder Schmerzen führen. Infektionen, Wundheilungsstörungen und überschießende Narbenbildung können vorkommen. Als Reaktion auf die Nähte oder Samen im Gewebe können manchmal Gewebeknoten (Granulome) entstehen, die schmerzen können. Allergische Reaktionen können nicht ausgeschlossen werden.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Die Vasoresektion (Sterilisation beim Mann) gehört zu den zuverlässigsten Verhütungsmethoden. Die gebildeten Spermien können nicht über den Samenleiter in die Harnröhre und somit nach außen abgegeben werden, sondern verbleiben im Nebenhoden und werden vom Körper abgebaut. Es besteht allerdings prinzipiell noch für einige Zeit Zeugungsfähigkeit, da Spermien noch im äußeren Abschnitt des Samenleiters oder im Harnleiter überleben können. Daher erfolgen Tests, ob im Samenerguss noch Spermien vorhanden sind. Erst wenn zwei dieser Untersuchungen mit genügendem Zeitabstand negativ sind, kann von einer Unfruchtbarkeit ausgegangen werden. Da die Spermien nur einen geringen Mengenanteil am Samenerguss haben, ist das Ejakulat (Ergussflüssigkeit) kaum verändert.
In wenigen Fällen kann es vorkommen, dass später wieder eine Zeugungsfähigkeit besteht, wenn beispielsweise die Samenleiter wieder zusammenwachsen, oder wenn ein dritter Samenleiter vorhanden ist.
Da der Hoden im Körper verbleibt und nicht beeinträchtigt wird, werden weiterhin männliche Sexualhormone gebildet. Die Fähigkeit zur Erektion (Versteifung des Penis) und das sexuelle Verlangen sind nach dem Eingriff nicht eingeschränkt.
Falls später doch wieder ein Kinderwunsch besteht, kann versucht werden, den Eingriff wieder rückgängig zu machen, indem die Samenleiter wieder zusammengefügt werden. Die Chance, dass dadurch wieder eine Zeugungsfähigkeit erreicht wird, liegt bei etwa einem Drittel.
Durch die Auswirkungen sollte die Entscheidung für oder gegen eine Sterilisation sehr gut überdacht werden. Neben den Vorteilen, die eine Sterilisation bietet, gibt es auch erhebliche Gründe, die gegen den Eingriff sprechen können, beispielsweise Unsicherheit über langfristigen Kinderwunsch (insbesondere bei einschneidender Veränderung der Lebensumstände) oder Drängen auf eine Operation von anderen Menschen im Umfeld.
Die Entscheidung sollte daher auch nicht zu kurzfristig getroffen werden, etwa als Reaktion auf bestimmte äußere Umstände oder Ereignisse.
Der Eingriff wird in vielen Fällen nicht von der Krankenkasse bezahlt.
Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen, beispielsweise Aspirin® oder Marcumar®, müssen gegebenenfalls in Absprache mit dem Arzt vor der Operation abgesetzt werden.
Falls die Operation unter ambulanten Bedingungen und mit Schmerzmitteleinwirkung erfolgt, so muss der Patient beachten, dass er für 24 Stunden kein Auto, keine anderen Verkehrsmittel und keine Maschinen selbst bedienen darf. Daher sollte er sich abholen lassen. Bedeutsame Entscheidungen sollten ebenfalls vertagt werden.
Der Patient sollte mindestens für einen Tag körperliche Ruhe einhalten. Für eine Woche sollte ein Hodensackhalter (Suspensorium) oder eine enge Unterhose als Stütze für den Hodensack getragen werden. Sexuelle Aktivitäten können wieder nach ungefähr einer Woche bis zehn Tagen ausgeübt werden. Allerdings sollten noch andere Verhütungsmethoden angewendet werden, bis in den Untersuchungen eine Zeugungsunfähigkeit festgestellt wurde.
Falls Auffälligkeiten bemerkt werden, die auf Komplikationen hindeuten könnten, so sollte nicht gezögert werden, den Arzt zu kontaktieren.
Letzte Aktualisierung am 30.03.2022.