Die Unfruchtbarkeit beim Mann ist ein Problem, von dem immer mehr Paare weltweit betroffen sind. Wenn der Kinderwunsch groß ist, führt die Zeugungsunfähigkeit einen großen Leidensdruck herbei. Dabei kann die Unfruchtbarkeit beim Mann die verschiedensten Ursachen haben, die sich nicht alle gleichermaßen gut therapieren lassen. Viele Männer empfinden ihre Zeugungsunfähigkeit als einen Schlag fürs Ego – auch dann, wenn sie eine verständnisvolle Partnerin haben. Außerdem hat der Umstand, dass der Mann keine Kinder zeugen kann, schon zum Ende von mancher Beziehung geführt. Für alle Männer und Paare, die von diesem Schicksal betroffen sind, handelt es sich damit um ein schwieriges Thema. Doch in vielen Fällen können Betroffene gegen die Unfruchtbarkeit beim Mann angehen.
Liegt eine Unfruchtbarkeit beim Mann vor, dann ist auch von einer Zeugungsunfähigkeit oder Sterilität die Rede. Der betroffene Mann ist nicht in der Lage, ein Kind zu zeugen. Eine Unfruchtbarkeit wird bei einem Mann erst dann diagnostiziert, wenn körperliche Ursachen für die Sterilität festgestellt werden. Alternativ gilt ein Mann dann als unfruchtbar, wenn er über einen Zeitraum von zwei Jahren regelmäßig ungeschützt Geschlechtsverkehr mit seiner Partnerin hatte, ohne dass diese schwanger geworden ist. Dies trifft nur in den Fällen zu, wenn der Körper der Frau nicht für die Kinderlosigkeit verantwortlich ist. In Deutschland sind es gut 10 bis 15 Prozent aller Paare, die von einer Unfruchtbarkeit eines oder beider Partner betroffen sind.
Eine Sterilität beim Mann kann auf zahlreiche Ursachen zurückzuführen sein. Die nachfolgende Liste gibt einen Überblick über die wichtigsten dieser Ursachen:
Besonders die idiopathische Sterilität ist für die betroffenen Paare sehr belastend. In diesem Fall kann keine erkenntliche Ursache für die Unfruchtbarkeit beim Mann gefunden werden. Rund 15 Prozent aller kinderlosen Paare, die aktiv versuchen, ein Baby zu zeugen, sind von dieser Problematik betroffen.
Gut fünf Prozent der Männer, die sich einer Vasektomie, sprich einer operativen Sterilisation, unterzogen haben, entwickeln einen erneuten Kinderwunsch. In diesem Fall liegt der Grund für ihre Unfruchtbarkeit zumindest auf der Hand.
Zu den weiteren Ursachen für die Sterilität beim Mann gehört die retrograde Ejakulation, was bedeutet, dass der Samenerguss „rückwärts“ die Harnröhre hoch und nicht nach außen erfolgt. Diabetes mellitus steht im Verdacht, diese fehlgeleitete Ejakulation zu verursachen.
Doch auch schädliche Umwelteinflüsse und eine ungesunde Lebensweise können zu einer Unfruchtbarkeit bei Männern führen:
Bestrahlung, verschiedene Medikamente und andere Therapien können sich ebenfalls negativ auf die Spermienentwicklung auswirken. Diese Unfruchtbarkeit ist meist zeitlich begrenzt. Bei einer Leistenbruch-Operation kann es zu einem versehentlichen Durchtrennen der Samenleiter kommen. Auch dies führt zu einer Unfruchtbarkeit. Chlamydien sowie eine Mumps-Infektion erst nach der Pubertät können die männliche Unfruchtbarkeit gleichermaßen bedingen. Verschiedene Chromosomenstörungen sind an dieser Stelle darüber hinaus zu nennen.
Außerdem kann ein Hormonmangel (Testosteron) beim Mann zu einer verminderten Spermienzahl führen. Auch dies macht es schwieriger, ein Kind zu zeugen. Ebenso kann ein Prolaktinom für die Unfruchtbarkeit verantwortlich sein. Dabei handelt es sich um einen Tumor der Hirnanhangdrüse, der Hormone (Prolaktin) produziert und durch diese Hormonausschüttung zur männlichen Sterilität führt.
Zum Schluss gibt es verschiedene anatomische Faktoren, die eine Rolle spielen. Wird ein Hodenhochstand nicht rechtzeitig behandelt, dann wirkt sich dies negativ auf die Anzahl und Qualität der Spermien aus. Der Hoden liegt dann länger im Inneren des Körpers und damit in einem zu warmen Bereich. Gestaute Venen im Hodenbereich, die Krampfadern ähneln (Varikozele), können Spermienprobleme begünstigen. Im schlimmsten Fall gehen die genannten Spermienprobleme dann mit einer Unfruchtbarkeit beim Mann einher.
Das wesentliche Symptom der Sterilität des Mannes ist die Tatsache, dass er keine Kinder zeugen kann. Bei anderen Männern ist die Zeugungsfähigkeit zumindest deutlich herabgesetzt und die Wahrscheinlichkeit, dass die Frau schwanger wird, stark vermindert. Die Unfruchtbarkeit kann bei einem ausgeprägten Kinderwunsch zu psychischen Problemen führen. Starke Minderwertigkeitsgefühle und Selbstzweifel treten häufig auf. Diese Symptome machen sich erst im Laufe der Zeit bemerkbar. Die weiteren Symptome sind vor allem von der Ursache für die Unfruchtbarkeit abhängig.
Wenn die Unfruchtbarkeit nicht mit einer funktionellen Potenz- oder Sexualstörung, bei welcher der Mann zum Beispiel nicht zu einer Erektion in der Lage ist, einhergeht, weiß er oftmals nicht um seine Sterilität. Körperliche Anzeichen für die Unfruchtbarkeit fehlen häufig völlig. Geschwollene Hoden oder eine Gewichtsab- oder -zunahme können jedoch erste Anzeichen für die Sterilität sein. Sie weisen bei manchen Männern auf eine sich anbahnende Unfruchtbarkeit hin. Schmerzhaftes Wasserlassen oder ein Ausfluss aus dem Penis deuten auf eine Infektion hin. Diese kann eine Unfruchtbarkeit bedingen.
Folgende Symptome sind darüber hinaus bei mangelnden Sexualhormonen (Testosteronmangel) vor der Pubertät denkbar:
Der zuständige Arzt wird zunächst eine ausführliche Anamnese durchführen. Dies bedeutet, dass er nicht nur den Mann, sondern auch seine Partnerin nach ihren aktuellen Beschwerden befragt. Außerdem wird die bisherige Krankheitsgeschichte beider Partner im Vordergrund stehen. Lebensgewohnheiten und äußere Umstände wie Stress, der Konsum von Alkohol oder Rauchen spielen bei der Diagnose ebenso eine Rolle.
Meist ist ein spezialisierter Internist (Facharzt für Innere Medizin) oder Urologe für die Diagnose zuständig. Dieser wird eine körperliche Untersuchung durchführen. Hierbei gilt es auf mögliche Anzeichen für eine hormonelle Störung zu achten. Auch die Geschlechtsteile werden abgetastet. Der zuständige Arzt wird die Behaarung und den Körperbau beurteilen. Darüber hinaus wird das Hodenvolumen per Ultraschall bestimmt. Sind die Hoden zu klein, dann kann dies auf eine verminderte oder gestörte Spermienentwicklung hinweisen. Auch folgende Problematiken lassen sich per Ultraschall erkennen:
Darüber hinaus ist ein Spermiogramm essentiell bei der Diagnose einer männlichen Unfruchtbarkeit. Hierbei wird die Samenflüssigkeit von Betroffenen untersucht. Dazu müssen die Herren eine Spermienprobe abgeben. Dieses Verfahren gibt Aufschluss darüber, ob der Mann zu wenige, zu schlecht bewegliche oder zu viele verformte Spermien hat. Im Anschluss an das Spermiogramm muss möglicherweise eine Gewebeprobe aus dem Hodenbereich erfolgen, um Klarheit zu erhalten. Sofern es den Verdacht gibt, dass die Unfruchtbarkeit hormonell bedingt sein könnte, erfolgt eine Blutuntersuchung. Dabei liegt der Fokus auf den folgenden Hormonen:
Ebenso können weitere Untersuchungen, wie zum Beispiel eine Chromosomenanalyse (Beurteilung des Erbguts) oder die Magnetresonanztomographie (MRT), erforderlich werden. Auf diese Art und Weise ist die Abgrenzung zu anderen potentiellen Erkrankungen möglich.
Nicht immer kann die Unfruchtbarkeit beim Mann behandelt werden.
Ist ein Testosteronmangel als Ursache für die Unfruchtbarkeit bekannt, dann erfolgt eine Hormontherapie. Den betroffenen Männern wird Testosteron verabreicht, um gegen die Sterilität anzugehen. Eventuell kommen andere Hormone zur Behandlung zum Einsatz.
Ist eine bakterielle Infektion das Problem, dann werden Antibiotika verschrieben. Diese müssen meist beide Partner einnehmen.
Haben die Männer Antikörper gegen ihre eigenen Spermien gebildet, so kann eine Behandlung mit Corticosteroiden (wie Cortison) helfen.
Sofern durchtrennte Samenleiter zu der Unfruchtbarkeit geführt haben, können diese mittels eines mikrochirurgischen Eingriffs erneut verbunden werden. Diese Operation ist nicht immer von Erfolg gekrönt.
Können die Ursachen für die männliche Unfruchtbarkeit nicht behandelt werden, bleibt die Möglichkeit der künstlichen Befruchtung. Auch diese ist nicht immer erfolgreich. Allerdings lassen sich die Chancen auf eine Schwangerschaft auf diesem Weg spürbar erhöhen.
Auch eine psychotherapeutische Behandlung ist denkbar. Sie soll den Leidensdruck der Betroffenen mindern. Ist die Unfruchtbarkeit stressbedingt, dann lässt sich die Zeugungsfähigkeit durch eine erfolgreiche Therapie womöglich wieder herstellen. Ein Urlaub oder andere entspannungsfördernde Maßnahmen können in dieser Hinsicht bereits hilfreich sein.
Bei verklebten Samenleitern oder Krampfadern bietet sich eine Operation an. Als Teil der Therapie können Penisimplantate oder eine Vakuumpumpe zum Einsatz kommen.
Eine Sterilität des Mannes sollte schnellstmöglich behandelt werden, um die Heilungschancen zu erhöhen. Je länger die Unfruchtbarkeit anhält, desto weniger wahrscheinlich wird die erfolgreiche Behandlung. Daher sollten die betroffenen Paare sich spätestens nach zwölf Monaten des unerfüllten Kinderwunsches an einen Arzt wenden. Im Anschluss an eine Sterilitätsbehandlung beträgt die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft rund 20 Prozent. Nur 10 Prozent der Paare werden jedoch Eltern, da Fehl- sowie Frühgeburten bei diesen Paaren vermehrt auftreten. Die Erfolgsquote bei einer Samenleiter-Operation im Anschluss an eine Sterilisation liegt bei 85 Prozent. Allerdings sind nur rund 45 Prozent der Männer anschließend in der Lage, Nachwuchs zu zeugen. Wie gut die Heilungsaussichten sind, hängt vor allem von der Ursache für die Unfruchtbarkeit ab. Besonders bei einer angeborenen Sterilität stehen die Chancen sehr schlecht.
Es gibt keine vorbeugenden Maßnahmen, die vor einer angeborenen Unfruchtbarkeit schützen können. Allerdings können alle Paare mit Kinderwunsch die folgenden Tipps beherzigen, um das Risiko einer Unfruchtbarkeit zu minimieren:
Darüber hinaus sollte eine freiwillige Sterilisation gut überlegt sein, denn im Laufe des Lebens kann sich die Einstellung zum Kinderkriegen durchaus ändern. Es gibt zudem die Möglichkeit, Spermien vor der Sterilisation für den Fall eines späteren Kinderwunsches einzufrieren.
Sobald der Verdacht auf eine Unfruchtbarkeit besteht, sollten die Paare sich an einen Arzt wenden. Mit diesem Schritt warten die Betroffenen nach Möglichkeit nicht zu lange, um ihre Heilungschancen zu verbessern.
aktualisiert am 16.12.2021