habe sehr intensiv und nachdenklich Eure Beiträge gelesen und möchte nun auch meine”Mehr“Hallo zusammen,
habe sehr intensiv und nachdenklich Eure Beiträge gelesen und möchte nun auch meine Geschichte loswerden. Ich bin 47 Jahre alt, männlich, und hatte am 19.02.2012 einen Herzinfarkt (LAD-Verschluss). Bei der Herzkatheteruntersuchung wurde festgestellt, dass der Verschluss so fest sitzt und den Ärzten die Zeit davonläuft, dass sie zur Wiedereröffnung der Arterie richtig Gewalt aufbringen mussten, um mich zu retten. Damit konnten sie den Verschluss zwar beseitigen, aber gleichzeitig kam es zur Dissektion des Hauptstammes der linken Herzkranzarterie, der in die LAD und den Ramus circumflexus hineinreichte. Zur Sicherung des Hauptstammes erfolgte eine Stentanlage und ich wurde umgehend in die Uniklinik Mainz zur Bypass-OP transportiert (leider mit Rettungswagen, da kein Hubschrauber mit Nachtflugerlaubnis aufzutreiben war!). Die dortigen Ärzte stellten vor OP-Beginn dann fest, dass ich auch eine Aortendissektion Typ A erlitten hatte, die von der Aorta ascendens über den Bogen bis in die Aorta descendens bis zu den Nierenarterien reichte. Nach Aussage der Ärzte war die Aorta ascendesns "so gut wie zerfetzt". Meine Überlebenschancen waren praktisch nicht mehr vorhanden. Jedoch hat das Team um Dr.Abugahmeh schier Übermenschliches vollbracht und mir in einer mehrstündigen Not-OP zwei Herzbypässe gelegt und die Ascendens durch eine Rohrprothese ersetzt. Intraoperativ wurden auch noch zwei Längsrisse in der Descendens festgestellt, die ohne weitere Maßnahmen langsam ausheilten. Nach der OP beglückwünschten mich die Ärzte zu meinem neuen, zweiten Leben. Auch wenn ich überglücklich bin, diese Katastrophe überlebt zu haben, ist mein Leben dennoch ein gänzlich anderes. Zunächst haben als "kleine Spätfolge" der Dissektion die Nieren schlapp gemacht (ich habe nur noch 50% Nierenfunktion). Weiterhin ist im Bereich des Bogens die Aorta durch das falsche Lumen deutlich geweitet (etwa auf 5 cm), was mir ständig gewisse Sorgen bereitet. Und letztlich bin ich nur noch eingeschränkt belastbar, ich habe oft Schwächeanfälle mit Schwindelattacken und zittrigen Beinen, brauche am Wochenende viel Ruhe und einige Stündchen mehr Schlaf. Täglich muss ich 13 Tabletten einnehmen. Und aufgrund eines extrem hohen Lipoprotein(a)-Wertes (könnte der Auslöser des Infarktes gewesen sein) muss ich demnächst einmal wöchentlich zur Lipidapharese (eine Art Blutwäscheverfahren). Nach rund einem Jahr Krankschreibung arbeite ich seit Mitte Januar wieder, doch es fällt mir manchmal sehr schwer, die Tage überhaupt durchzustehen. Vor ein paar Wochen habe ich einen Schwerbehindertenausweis beantragt, jedoch noch keine Nachricht. Nach den Erfahrungen der meisten Leidgenossen hier scheint da ja noch was auf mich zuzukommen! Aber ich gebe nicht auf, sondern versuche,das Geschenk eines zweiten Lebens so sinnvoll wie möglich zu nutzen! Auch wenn es manchmal schwerfällt. Und wie sich das mit der Arbeit entwickelt, steht in den Sternen. Ich bezweifle stark, so noch knapp 20 Jahre weiter arbeiten zu können. Muss mir wohl mal intensive Gedanken über andere Formen des Broterwerbs oder eine Verrentung machen! An dieser Stelle möchte ich noch ein großes Dankeschön an die Ärzte der Uniklinik Mainz schicken, die dieses "Wunder von Mainz" unter Aufbietung aller ihrer Kräfte möglich gemacht haben. Und allen Leidensgenossen von mir wünsche ich Gute Genesung und ein glückliches Leben.