Hinnerk:“Dann will ich mal meine Erfahrung mit der Sigmaresektion zum Besten geben. Vorgeschichte: Achtmal ei”Mehr“Dann will ich mal meine Erfahrung mit der Sigmaresektion zum Besten geben. Vorgeschichte: Achtmal eine Divertikulitis innerhalb der vergangenen zehn Jahre. Jedes Mal erfolgte eine Antibiotikabehandlung durch die Hausärztin mit raschem Erfolg. Beim letzten Mal aber (Februar 2018) war alles anders. Es erfolgte wieder eine Be-handlung mit Antibiotika, diesmal nach zehn Tagen ohne Erfolg. Also wurde weiter verordnet. An der Situation änderte sich jedoch nichts. Im Gegenteil, die Schmerzen wurden schlimmer. Jetzt erhielt ich von meiner Ärztin die Einweisung in die Klinik (zertifiziertes Darm-Zentrum). Die dortige Diagnose im CT ergab eine verdeckt perforierte Divertikulitis. Es sollte sofort operiert werden mit der Eröffnung, dass ich unter diesen Umständen mit einem vorübergehenden künstlichen Ausgang rechnen müsse, der dann ca. vier Monate später wieder zurückgelegt werde.
Das war ein Schlag ins Kontor, wo doch unsere festgeplante und organisierte 90 Km-Wanderung auf der Bärenrunde in Finnisch Lappland anstand. Der Chefarzt und sein Oberarzt berieten sich, wobei der Oberarzt letztlich seinen Chef davon überzeugen konnte, es noch mal mit einer hoch dosierten intravenösen Antibiotikatherapie zu versuchen mit dem Ziel, den CRP-Wert so weit herunter zu drücken dass mit der OP noch gewartet werden kann, bis die Entzündung zurückgegangen ist und der künstliche Darmausgang zu einem Minimalrisiko geworden ist.
Es folgten fünf Tage des Bangens. Dann endlich ging der Entzündungswert herunter, so dass ich am achten Tag vorläufig entlassen wurde. Zuhause musste ich dann noch zwei Wochen ein Antibiotikum nehmen, insgesamt also sechs Wochen!
Acht Wochen später erfolgte dann eine Darmspiegelung beim Gastroenterologen und eine Woche später dann die OP. Diese sollte standartmäßig mikroinvasiv erfol-gen. Sehr schön. Als ich auf der Wachstation gleich neben dem OP aufwachte und wieder halbwegs bei mir war muss ich wohl unter der Bettdecke mehr oder weniger unbewusst meinen Bauch nach meiner größten Angst abgetastet haben: Dem Stoma-Beutel. Da kam dann aber schon eine Ärztin, die mich aufklärte: Es sei alles gut verlaufen, meiner Wanderung stehe, wenn nicht noch irgendwelche Probleme auftreten sollten, nichts im Wege. Allerdings konnte wegen heftigen Verwachsungen nicht mikroinvasiv operiert werden, so dass ein 15 cm langer Bauchschnitt erfolgte und der Darm raus musste. Beim teils „blind schneiden“ wurde dann noch 15 cm des Darmes verletzt, so dass da zusätzlich genäht werden musste. So hat dann die OP anstatt standartmäßig ca. 45 Minuten sagenhafte 5 ½ Stunden gedauert und den ganzen OP-Plan durcheinander gebracht.
Es folgte ein einwöchiger Krankenhausaufenthalt. Zwei Tage bekam ich nichts zu essen, ab dem dritten Tag Gemüsebrühe, zwei Tage später Schonkost. Die Schmer-zen waren in den ersten Tagen heftig aber erträglich, solange ich mich im Bett wenig bewegte und mich nicht viel drehte. Dazu muss ich aber sagen, dass ich auf eigenen Wunsch keine Peridualanästhesie (PDA) bekam weil ich nach einer Spinalanästhesie anlässlich einer Kniespiegelung heftigste Kopfschmerzen und Hörprobleme hatte, die mich einen Monat lang so gut wie nicht schlafen ließen und die Behandlung bei einem Neurologen erforderlich machten. Das war geradezu die Hölle. Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich auch bei evtl. zukünftigen Operationen keine Spinal- oder Peridualanästhesie wählen würde und lieber den OP-Schmerz für eine Weile akzeptiere.
Zuhause war ich dann noch ca. eine weitere Woche völlig ausgeschaltet. Meine Tätigkeiten beschränkten sich auf Körperpflege, Bedienung der Fernbedienung vom Fernseher, essen und trinken und meine Frau nerven. Ach ja, zehn Tage nach der OP erfolgte dann die Entfernung der Klammern bei meiner Bauchnaht. Dabei hatte die Arzthelferin eine Klammer übersehen. Die habe ich dann als geübter Heimwerker selbst entfernt.
Fazit: Jetzt ist die OP vier Monate her und es ist längst alles gut. Die OP-Narbe be-reitet mit keinerlei Probleme. Meine Wanderung mit fast 20 Kg Anfangsgepäck verlief gut. Mit einem Stomabeutel wäre das in einer Gegend ohne fließend Wasser und üblichen „Hygienestandard“ wohl kaum möglich gewesen. Meine Frau hätte mich da wohl in Handschellen gelegt.”Weniger