Prof. Noah: Tatsächlich nicht so viel wie immer dargestellt. Die ästhetischen Behandlungen gehören heute einfach zum Lebensstil dazu. Es gibt Menschen, die sich einfach der Mittel bedienen, manche wollen nur mal ausprobieren, manche reflektieren für sich, dass Sie noch keinen Bedarf haben. Natürlich gibt es immer mal wieder ungewöhnliche Anfragen, die schon was wahnhaftes haben, aber das sind Ausnahmen und ein erfahrener Ärzt erkennt schnell, dass hier die ästhetische Behandlung nicht zielführend ist. Gute Social-Media-Kanäle führen ehr dazu, dass der Patient eine Grundinformation hat, leider stellen sich viele Ärzte als etwas Besonderes dar mit innovativen Techniken und tollen Namen für etablierte Methoden. Das halte ich für gefahrvoller als Beauty Filter.
Prof. Noah: Jeder Mensch hat sein individuelles Altern. Das basiert auf Genetik und der Lebensweise. Ich empfinde es als meine Aufgabe, diese Individualität zu erkennen und entsprechend die altersregressiven Veränderungen typgerecht zu korrigieren. Unterschiedliche Methoden greifen ineinander. Einfach nur operieren hilft nicht. So arbeiten wir mit modernsten Technologien der Radiofrequenz, Laser und Kosmetik, um z.B. im Gesicht alle Schichten zu behandeln. Zusätzlich bieten wir Infusionsbehandlungen an und übernehmen mit verschiedenen Kollegen eine Lebensberatung und Diätbehandlung. Eindimensionale Ansätze sind nicht mehr aktuell.
Jeder Mensch hat sein individuelles Altern.
Prof. Noah: Wir als Schönheitschirurgen gehören zur Lebenseinstellung und viele meiner Patienten haben ein klares Beauty Budget, also vom Frisör zur Kosmetik zum Plastischen Chirurgen. Wichtig ist nur die ethische Abstimmung der Konzepte ohne Neid und Gier der Ärzte.
Kommen wir zum Facelift. Facelift ist ein Begriff, hinter dem sich ganz unterschiedliche Operationsverfahren verbergen, wie z.B. das Mini-Lift, Mid-Facelift, SMAS-Lift. Manchmal ist es schwierig für Patienten durchzublicken. Allen gemeinsam ist das Ziel, das Gesicht zu straffen und ein jugendlicheres Aussehen zu erreichen.
Prof. Noah: Ich bin schon sehr lange in der Plastischen Chirurgie und da hat man tatsächlich alles gesehen und durchgeführt. Lassen Sie mich kurz die wesentlichen Unterschiede darstellen. Fast alle Techniken beziehen sich auf das Bindegewebe unter der Haut SMAS. Dieses kann gerafft (MACS und Fogli Lift), partiell entfernt und genäht werden oder gelöst und verlagert werden (SMAS, High SMAS! Deep-Plane). Ich bevorzuge nun seit 2016 das Deep-Plane-Lift, da es dort ansetzt, wo das Altern stattfindet - im mittleren Gesicht. Das Ausmaß an Hautpräparation ist geringer, dadurch verringert sich die Gefahr von Nachblutungen und Schwellungen.
Ich überblicke nun 7 Jahre und die Zufriedenheit der Patienten ist immens. Auch habe ich Patienten, die 10 Jahre nach traditionellem SMAS-Lift erneut kommen und im Vergleich gewinnt das Deep-Plane-Lift. Was ich nicht mag sind Modenamen, wie Mini-Lift oder One-Stich-Lift, hier werden Patienten irregeführt, da diese Bezeichnungen ein minimales Risiko vorgaukeln. Letztendlich muss sich jede Technik den Ergebnissen nach 5-10 Jahren stellen. Und da gewinnt keine Verniedlichung. Eine Renaissance erfährt gerade das rein häutige Lift mit wenig Inzisionen. Hierbei wird die Haut gelöst und dann durch eine Art Stepnaht in der neuen Position fixiert. Die ersten „sensationellen„ Ergebnisse erscheinen auf Facebook (Zielgruppe über 45 Jahre). Leider behandle ich gerade eine Dame, wo die Stepnähte zu lange belassen wurden und nun hat sie Narben mitten im Gesicht. Kurzum: es gibt nicht die beste Technik, sondern nur etablierte Techniken, die von erfahrenen Chirurgen durchgeführt werden sollen.
...es gibt nicht die beste Technik, sondern nur etablierte Techniken...
Prof. Noah: Das ist häufig einfach. Vor dem Spiegel stelle ich mich hinter den Patienten und simuliere, was technisch möglich ist. Das ist wegweisend. Facelift ist ja häufig nur ein Bestandteil der Operation, hinzu kommen Eigenfettfüllungen, eine Behandlung der Halsmuskulatur (ggf. der Speicheldrüsen), eine Behandlung der Lippen, der Augen oder der Stirn. Es muss harmonisch werden - wer nur strafft, kann Zombies produzieren.
Prof. Noah: Oh, das ist ein Reizthema. Ein Fadenlift ist super, wenn Sie in 6 Wochen gut aussehen müssen und keine Narben wünschen, aber nach 3 Monaten lässt das Ergebnis nach und nach 6 Monaten ist es komplett weg. In einem Webinar mit weltberühmten Dermatologen aus den USA wurde das bestätigt, ich wünschte mir so viel Ehrlichkeit von hiesigen Therapeuten. Ob das Fadenlift sinnvoll für einen ist, muss man selbst entscheiden. Ich sehe selten einen Benefit.
Prof. Noah: Die Repositionstechnik des Deep-Plane-Liftes hält ca. 10 Jahre, wobei auch nach 10 Jahren der Status besser ist als vor dem Lift. Aber der Wunsch zum Relift kommt dann, weil es einfach so sensationell beim ersten Mal war. In der Regel kann man 3 mal liften, danach wird es problematisch und kann fratzenhaft werden. Viele meiner Patienten kommen regelmäßig, um mit Neurotoxienen (Botox) und Hyaluronsäuren, aber auch spezifischer Kosmetika, das Konzept des Beautiful Aging zu erhalten.
In der Regel kann man 3 mal liften, danach wird es problematisch und kann fratzenhaft werden.
Prof. Noah: Die Methoden habe ich oben dargestellt, was mehr und mehr ins Bewusstsein kommt, ist die Kraft der optimalen Hautpflege und Zwischenbehandlung mit Radiofrequenz-Needeling, Ultraschall und auch Peelings haben eine Renaissance.
Prof. Noah: Zukunft hat die Regenerative Medizin. Wir sind immer mehr Umwelteinflüssen ausgesetzt und hier reagiert auch die Forschung. Multidimensionale Behandlungen sind schon etabliert, jetzt lockt die Veränderung auf Ebene der Zellen und der DNA. Da wird es sehr interessante Ansätze geben, nach meiner Meinung wird aber das Facelift noch lange der Goldstandard im Kampf gegen Alterszeichen des Gesichtes sein.
...nach meiner Meinung wird aber das Facelift noch lange der Goldstandard im Kampf gegen Alterszeichen des Gesichtes sein.
Vielen Dank für das Interview!
aktualisiert am 09.10.2023