Können Abnehmspritzen Suizidgedanken auslösen?

07.08.23 - Die Europäische Arzneimittelagentur EMA hat eine Sicherheitsprüfung zu GLP1-Analoga eingeleitet. GLP-1-Analaga sind durch soziale Medien in der Öffentlichkeit bekannt geworden. Sie werden zur Behandlung von Diabetes Typ 2 eingesetzt und sind auch als "Abnehmspritze" bekannt. 

In Deutschland ist erstmalig im Juli ein Medikament (Wegovy®) mit dem einem GLP-1-Analogon (Semaglutid) als Abnehmspritze zugelassen worden.

Untersucht werden die GLP-1-Rezeptor-Agonisten Ozempic® (Semaglutid), Saxenda® (Liraglutid) und Wegovy® (Semaglutid).

Wieso kam es zur Untersuchung?

Die isländischen Behörden haben zwei Fälle von Selbstmordgedanken und einen Fall von Selbstverletzung nach der Einnahme dieser Arzneimittel gemeldet. Es liegen der EMA jedoch etwa 150 Berichte über mögliche Fälle von Selbstverletzung und Selbstmordgedanken vor, die derzeit Gegenstand von Untersuchungen sind.

Die Ergebnisse werden für November 2023 erwartet. Kommt der Ausschuss zu dem Schluss, dass Suizidgedanken und Selbstverletzungen Nebenwirkungen sein können, wird wahrscheinlich ein Warnhinweis in die Fachinformation aufgenommen.

Seit wann besteht der Verdacht?

Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat bereits 2021 Suizidgedanken als mögliche Nebenwirkung von Semaglutid aufgeführt . In einer Mitteilung hieß es: „Healthcare providers should monitor patients with kidney disease, diabetic retinopathy, depression, or suicidal behavior or thoughts“. Auch auf der US-amerikanischen Website von Novo Nordisk finden sich aktuelle Informationen zu Wegovy® :

Suizidales Verhalten und Suizidgedanken: Suizidales Verhalten und Suizidgedanken wurden in klinischen Studien mit anderen Gewichtsmanagement-Produkten berichtet. Überwachen Sie Ihre Patienten auf Depressionen, Suizidgedanken oder -verhalten und/oder ungewöhnliche Veränderungen der Stimmung oder des Verhaltens. Setzen Sie Wegovy® bei Patienten ab, die Selbstmordgedanken oder -verhalten zeigen, und vermeiden Sie die Einnahme bei Patienten mit Selbstmordversuchen oder aktiven Selbstmordgedanken.

Ein kausaler Zusammenhang konnte bisher nicht nachgewiesen werden, und das Nutzen-Risiko-Verhältnis dieser Medikamente bleibt wahrscheinlich positiv. Dennoch sollten Patienten und Ärzte auf mögliche Symptome achten und im Zweifelsfall geeignete Maßnahmen ergreifen.