Abnehmspritze – Gewicht verlieren mit Semaglutid (Wegovy®)

Semaglutid ist ein Wirkstoff, der in der Medizin eine wichtige Rolle spielt. Er wird zur Behandlung von Typ-2-Diabetes sowie zur Gewichtsreduktion eingesetzt. Als GLP1-Analogon senkt Semaglutid den Blutzuckerspiegel, erhöht die Insulinproduktion und verzögert die Magenentleerung. Diese Eigenschaften machen es zu einem wertvollen Hilfsmittel für Menschen, die mit Diabetes oder Übergewicht zu kämpfen haben.

Semaglutid ist als Wirkstoff in zwei Medikamenten enthalten, die sich in ihrer Anwendung und Dosierung unterscheiden: Ozempic® und Wegovy®. Ozempic® wird zur Behandlung von Typ-2-Diabetes eingesetzt und ist in den Dosierungen 0,25 mg, 0,5 mg und 1 mg erhältlich. Wegovy® hingegen. Es ist in den Dosierungen 0,25 mg, 0,5 mg, 1 mg, 1,7 mg und 2,4 mg erhältlich.

Wegovy® ist in Deutschland seit dem 17. Juli 2023 zur Gewichtsreduktion bei Adipositas zugelassen, d.h. bei einem Body-Mass-Index über 30 (Fettleibigkeit). Es kann auch bei einem BMI über 27 verschrieben werden, wenn eine Begleiterkrankung wie Diabetes, Bluthochdruck oder Schlafapnoe vorliegt.

Ozempic® und Wegovy® sollten nur unter ärztlicher Aufsicht und in Kombination mit einer kalorienarmen Diät und verstärkter körperlicher Bewegung eingenommen werden.

Was ist Semaglutid und wie wirken GLP1-Analoga?

Semaglutid gehört zur Gruppe der GLP-1-Rezeptoragonisten oder GLP-1-Analoga. Zu dieser Gruppe gehören auch die Wirkstoffe Dulaglutid, Exenatid, Liraglutid und Lixisentid. Die Abkürzung GLP-1 steht für "Glucagon-like Peptide-1". Es gehört zu den Darmhormonen. Es wird als Reaktion auf die Nahrungsaufnahme ausgeschüttet. GLP-1 ist an der Regulation des Glukosestoffwechsels beteiligt: Es fördert die Ausschüttung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse und hemmt gleichzeitig das Hormon Glukagon, den "Gegenspieler" des Insulins. Darüber hinaus ist GLP-1 für die Beschleunigung des Einsetzens des Sättigungsgefühls verantwortlich. GLP-1-Rezeptoragonisten imitieren die Wirkung des Darmhormons GLP-1.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Diabetes-Medikamenten außer Insulin sind GLP-1-Rezeptor-Agonisten derzeit nicht in Tablettenform erhältlich, sondern müssen ins Unterhautfettgewebe gespritzt werden. Anders als "echtes" GLP-1 wirken die Analoga deutlich länger, sodass sie je nach Präparat ein- bis zweimal täglich oder sogar nur einmal wöchentlich in das Unterhautfettgewebe injiziert werden müssen.

GLP-1-Rezeptoragonisten werden bei erwachsenen Typ-2-Diabetikern eingesetzt, üblicherweise in Kombination mit oralen Antidiabetika und/oder Basalinsulin, wenn die bisherige Therapie mit Bewegung und Gewichtsabnahme zur Blutzuckerkontrolle nicht ausreicht. Sie haben eine ausgeprägte blutzuckersenkende Wirkung.

Markennamen und Verfügbarkeit

Semaglutid ist unter den Markennamen Ozempic® und Wegovy® erhältlich. Ozempic® wird zur Behandlung von Typ-2-Diabetes eingesetzt.

Wegovy® hingegen wird zur Gewichtsreduktion eingesetzt und ist als Abnehmspritze bekannt. Es ist nicht nur zur Behandlung von Übergewicht bei Erwachsenen zugelassen, sondern auch bei Kindern und Jugendlichen ab 12 Jahren, deren BMI auf oder über der 95. Perzentile für ihr Alter und Geschlecht liegt (Adipositas) und die mehr als 60 kg wiegen.

Wie wirkt Semaglutid und wie zeigt sich das in Studien?

Wie wirkt Semaglutid?

Semaglutid bindet an die GLP-1-Rezeptoren, die sich auf den Zellen der Bauchspeicheldrüse und des Gehirns befinden. Indem es an diese Rezeptoren bindet, stimuliert Semaglutid die Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse und hilft so, den Blutzuckerspiegel zu senken. Darüber hinaus wird die Magenentleerung verzögert, was zu einem Sättigungsgefühl führt und den Appetit verringert. Diese kombinierten Wirkungen helfen, abzunehmen.

Ergebnisse aus klinischen Studien

In mehreren klinischen Studien wurde die Wirksamkeit von Semaglutid nachgewiesen. In diesen Studien wurde das semaglutidhaltige Medikament Wegovy® an übergewichtigen und adipösen Erwachsenen und Jugendlichen getestet.

• In der ersten Studie mit 1.961 Teilnehmern konnten die Personen, die mit Wegovy® behandelt wurden, nach 68 Wochen im Durchschnitt 15 % ihres Körpergewichts verlieren, verglichen mit einem Gewichtsverlust von 2 % bei den Personen, die ein Placebo erhielten. Außerdem konnten 84% der Personen in der Wegovy®-Gruppe mindestens 5% abnehmen, verglichen mit 31% der Personen in der Placebogruppe.
  
  
• In einer zweiten Studie mit 611 Teilnehmern hatten die Personen, die mit Wegovy® behandelt wurden, nach 68 Wochen im Durchschnitt 16 % ihres Körpergewichts verloren, verglichen mit einem Gewichtsverlust von 6 % bei den Personen, die ein Placebo erhielten. Etwa 85 % der mit Wegovy® behandelten Personen verloren mindestens 5 % ihres Körpergewichts im Vergleich zu 48 % der mit Placebo behandelten Personen.
  
  
• In einer dritten Studie mit 902 Teilnehmern wurde untersucht, wie die Wirkung von Wegovy® über die ersten 20 Wochen der Behandlung hinaus erhalten bleibt. In dieser Studie erhielten alle Teilnehmer über einen Zeitraum von 20 Wochen Wegovy®, einige von ihnen erhielten dann anstelle von Wegovy® ein Placebo. Nach weiteren 48 Wochen verloren die Patienten, die weiter Wegovy® einnahmen, weitere 8 % ihres Gewichts, während die Patienten, die das Scheinmedikament einnahmen, 7 % ihres Gewichts wiedererlangten. Dies ist ein Hinweis darauf, dass eine Fortsetzung der Einnahme von Wegovy® notwendig ist, um eine Wiederzunahme des Gewichts zu verhindern.
  
  
• In einer vierten Studie mit 1.210 Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes und einem BMI von ≥27 kg/m², die ebenfalls erfolglos versucht hatten, ihr Gewicht zu reduzieren, konnten die mit Wegovy® behandelten Personen nach 68 Wochen durchschnittlich 10% ihres Gewichts verlieren. In der Placebogruppe betrug der Gewichtsverlust 3%. Außerdem konnten 67% der Personen in der Wegovy®-Gruppe mindestens 5% abnehmen, gegenüber 30% der Personen in der Placebogruppe.
  
  
• Eine weitere Studie wurde mit 200 Jugendlichen im Alter von 12 bis unter 18 Jahren, deren BMI an oder über der 95. Perzentile für ihr Alter und Geschlecht lag (Adipositas), und einem Jugendlichen, dessen BMI an oder über der 85. Perzentile lag (Übergewicht) und der mindestens ein gewichtsbezogenes Gesundheitsproblem hatte, durchgeführt. Es wurde festgestellt, dass der BMI nach 68 Wochen bei den mit Wegovy® behandelten Personen im Durchschnitt um 16 % sank, während er bei den mit Placebo behandelten Personen im Durchschnitt um weniger als 1 % anstieg. Etwa 73% der mit Wegovy® behandelten Personen verloren mindestens 5% ihres Körpergewichts im Vergleich zu etwa 18% der mit Placebo behandelten Personen.

Risiken und Nebenwirkungen von Semaglutid

Wie alle Arzneimittel kann auch Semaglutid Risiken und Nebenwirkungen haben. Diese können von leichten und vorübergehenden Nebenwirkungen bis hin zu schwereren Risiken reichen, die eine ärztliche Behandlung erforderlich machen.

Mögliche Nebenwirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen von Semaglutid sind Magen-Darm-Störungen. Dazu gehören Übelkeit, Durchfall und Erbrechen. Diese Nebenwirkungen sind in der Regel leicht bis mäßig und bessern sich mit der Zeit.

Weitere mögliche Nebenwirkungen sind:

• Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis). Dies kann zu starken, nicht abklingenden Bauchschmerzen mit oder ohne Erbrechen führen. Die Schmerzen können aus dem Bauch heraus bis in den Rücken ausstrahlen.
  
  
• Probleme mit der Gallenblase. Semaglutid kann Probleme mit der Gallenblase verursachen, einschließlich Gallensteinen. Einige Gallensteine können eine Operation erforderlich machen. Symptome können Schmerzen im Oberbauch, Fieber, Gelbfärbung der Haut oder der Augen (Gelbsucht) oder lehmfarbener Stuhl sein.
  
  
• Erhöhtes Risiko für Unterzuckerung (Hypoglykämie) bei Patienten mit Typ-2-Diabetes, insbesondere bei Patienten, die auch Medikamente gegen Typ-2-Diabetes wie Sulfonylharnstoffe oder Insulin einnehmen. Diese Nebenwirkung ist schwerwiegend und tritt häufig auf. Zu den Symptomen gehörenSchwindel oder Benommenheit, Sehstörungen, Ängstlichkeit, Gereiztheit oder Stimmungsschwankungen, Schwitzen, verunglimpfte Sprache, Schläfrigkeit, Zittern, Schwäche, Kopfschmerzen, Herzrasen oder Nervosität.
  
  
• Nierenprobleme (Nierenversagen). Bei Personen mit Nierenproblemen können Durchfall, Übelkeit und Erbrechen zu Flüssigkeitsverlust (Dehydrierung) führen, was eine Verschlimmerung der Nierenprobleme zur Folge haben kann.
  
  
• Schwere allergische Reaktionen. Zu den Symptomen einer schweren allergischen Reaktion können Schwellungen von Gesicht, Lippen, Zunge oder Rachen, Atem- oder Schluckbeschwerden, starker Hautausschlag oder Juckreiz, Ohnmacht, Schwindel oder sehr schneller Herzschlag gehören.
  
  
• Bei Menschen mit Diabetes Typ 2 können Sehstörungen auftreten.
  
  
• Erhöhte Herzfrequenz. Semaglutid kann die Herzfrequenz im Ruhezustand erhöhen.
  
  
• Depression oder Selbstmordgedanken: Auf psychische Veränderungen sollte geachtet werden, insbesondere auf plötzliche Veränderungen der Stimmung, des Verhaltens, der Gedanken oder Gefühle. Neue, schwerwiegendere oder beunruhigende psychische Veränderungen sollten sofort dem Arzt mitgeteilt werden. 

Potenzielle Risiken

Mit der Anwendung von Semaglutid sind einige potenzielle Risiken verbunden, die noch weiter untersucht werden müssen. Dazu gehören Schilddrüsenkrebsrisiko (Schilddrüsenkarzinom), diabetische Retinopathie und allergische Reaktionen. Diese Risiken werden derzeit diskutiert, aber sind noch nicht bestätigt.

Fehlende Informationen

Zu einigen Risiken von Semaglutid sind weitere Informationen erforderlich. Dazu gehören unter anderem die langfristigen Auswirkungen von Semaglutid, vor allem bei Personen, die das Medikament über einen längeren Zeitraum hinweg einnehmen. Auch zum Verständnis der Auswirkungen von Semaglutid auf schwangere und stillende Frauen sowie auf Kinder unter 12 Jahren sind weitere Untersuchungen erforderlich.

Für wen ist Semaglutid nicht geeignet?

Semaglutid kann ein wirksames Medikament zur Gewichtsabnahme sein. Es ist jedoch nicht für jeden geeignet. Es gibt bestimmte Bedingungen und Umstände, unter denen es nicht empfehlenswert ist, Semaglutid einzunehmen.

Semaglutid sollte nicht angewendet werden, wenn der Patient oder ein Familienmitglied bereits an einer Form von Schilddrüsenkrebs erkrankt ist, die als medulläres Schilddrüsenkarzinom (MTC) bezeichnet wird, oder wenn der Patient an einer endokrinen Erkrankung leidet, die als multiple endokrine Neoplasie Typ 2 (MEN 2) bezeichnet wird.

Außerdem darf Semaglutid nicht angewendet werden, wenn der Patient eine schwere allergische Reaktion auf Semaglutid oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels gezeigt hat.

Vor Anwendung von Semaglutid sollte der Arzt informiert werden, wenn der Patient andere Erkrankungen hat:

• Probleme mit der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) oder den Nieren
• Typ-2-Diabetes und diabetische Retinopathie in der Vorgeschichte
• Depression, Selbstmordgedanken oder psychische Probleme
• Schwangerschaft oder Planung einer Schwangerschaft: Semaglutid kann das ungeborene Kind schädigen. Die Anwendung von Semaglutid sollte zwei Monate vor einer geplanten Schwangerschaft beendet werden.
• Stillen oder geplantes Stillen: Es ist nicht bekannt, ob Semaglutid in die Muttermilch übergeht.

Patienten sollten ihren Arzt über alle Medikamente informieren, die sie einnehmen, einschließlich verschreibungspflichtiger und rezeptfreier Medikamente, Vitamine und pflanzlicher Präparate. Semaglutid kann die Wirkung einiger Medikamente beeinflussen und einige Medikamente können die Wirkung von Semaglutid beeinflussen. Insbesondere die Einnahme anderer Medikamente zur Behandlung von Diabetes, einschließlich Sulfonylharnstoffen oder Insulin, sollte dem Arzt oder der Ärztin mitgeteilt werden. Semaglutid verlangsamt die Magenentleerung. Dies kann die Wirkung von Medikamenten beeinflussen, die schnell den Magen passieren müssen.

Wie wird Wegovy® verabreicht?

Wegovy® wird als Injektion verabreicht. Die Lösung muss in der Unterhautfettgewebe (subkutane Injektion) verabreicht werden. Ideal ist dafür der Bauch, aber auch der Oberschenkel und der Oberarm können genutzt werden. 

Die empfohlene Dosis beträgt 2,4 mg einmal pro Woche. Die Anfangsdosis beträgt 0,25 mg und wird alle 4 Wochen gesteigert bis man die empfohlene Dosis erreicht hat.

Wegovy - Steigerung der Dosierung

Woche	Dosierung
Woche 1-4	0,25 mg
Woche 5-8	0,5 mg
Woche 9-12	1 mg
Woche 13-16	1,7 mg
ab Woche 17	2,4 mg

Durch die langsame Steigerung der Dosierung sollen die Nebenwirkungen wie Übelkeit und Magen-Darm-Beschwerden vermieden werden. Sollten dennoch Nebenwirkungen auftreten, kann die Dosierung in Absprache mit dem Arzt noch langsamer gesteigert werden.

Was kostet die Behandlung mit der Abnehmspritze Wegovy®?

Aktuell werden die Kosten für die Abnehmspritze Wegovy® nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Vier Spritzen mit der maximalen Dosis von 2,4mg pro Injektion kostet etwa 300 € pro Monat. Das heißt für ein Jahr fallen Kosten von 3600 € an.

Wie wird sich die Behandlung mit Abnehmspritzen entwickeln?

Der Wirkstoff Semaglutid bietet eine neue und vielversprechende Option zur Behandlung von Übergewicht und Adipositas. Klinische Studien haben gezeigt, dass er zu einer signifikanten Gewichtsabnahme führen kann und im Allgemeinen gut verträglich ist. Allerdings ist es auch mit einer Reihe möglicher Nebenwirkungen und Risiken verbunden und nicht für alle Patienten geeignet. Unter anderem muss untersucht werden, ob die Einnahme das Risiko für Schilddrüsenkrebs erhöht.

Die Nachfrage nach Semaglutid ist hoch und es ist davon auszugehen, dass es in Zukunft eine immer größere Rolle bei der Behandlung von Übergewicht und Adipositas spielen wird. Man sollte jedoch realistische Behandlungserwartungen haben und verstehen, dass eine erfolgreiche Gewichtsabnahme und Gewichtskontrolle eine Kombination aus Medikamenten, Verhaltenstherapie und lebenslangen Lebensstiländerungen erfordert.

Wie lange dauert die Behandlung mit Wegovy®?

Nach der derzeitigen Datenlage scheinen GLP1-Analoga eine lebenslange Therapie zu sein. Die meisten Menschen nehmen wieder zu, wenn das Medikament abgesetzt wird. Das liegt daran, dass bei der Behandlung von Übergewicht an vielen Stellschrauben gedreht werden muss. Es reicht nicht aus, den Appetit für eine gewisse Zeit zu zügeln, die Betroffenen müssen auch ihren Lebensstil ändern. Bewegungs- und Verhaltenstherapie sind wichtige Bestandteile einer erfolgreichen Behandlung.

Werden Abnehmspritzen die Operationen ersetzen?

Gegenwärtig sieht es nicht so aus, als ob Injektionen zur Gewichtsabnahme chirurgische Eingriffe ersetzen könnten. Die Adipositaschirurgie kann auf eine langjährige Erfahrung zurückblicken und hat signifikante Ergebnisse vorzuweisen. Es bleibt auch abzuwarten, welche Risiken Abnehmspritzen haben, wenn sie über einen längeren Zeitraum verabreicht werden. Es ist zu erwarten, dass eine Kombination von Injektionen und chirurgischen Eingriffen zu besseren Ergebnissen führt.