Zittern hat viele Ursache - unterschiedliche Formen kommen vor
Unter Zittern (Tremor) versteht man ruckartige, rhythmische Bewegungen der Arme, Beine oder des Kopfes, die unwillkürlich und nicht steuerbar sind. Man unterscheidet verschiedene Formen des Zitterns nach ihrem Auftreten:
Ruhetremor: Zittern der Extremitäten, insbesondere der Hände oder des Kopfes in entspannter Haltung. Das Ruhezittern ist in Bewegung weniger deutlich wahrnehmbar oder verschwindet ganz. Es ist das typische Zeichen des Morbus Parkinson, zusammen mit den Symptomen Muskelsteifigkeit (Rigor) und Bewegungsstörungen (Akinese).
Intentionstremor: Das Zittern tritt bei Bewegungen auf und wird kurz vor Erreichen des Ziels immer stärker. Beispiel: Beim Versuch, ein Glas zu greifen, zittert die Hand des Betroffenen immer extremer, je näher er dem Glas kommt. Diese Art des Zitterns ist ein Zeichen für eine Störung im Kleinhirn.
Haltungstremor: Das Zittern in angespannter Haltung. Es tritt auf beim so genannten essentiellen erblichen Tremor, bei Muskelerschöpfung, chronischem Alkoholismus und Schilddrüsenüberfunktion.
Zusätzlich kann das Zittern nach Ort, Frequenz und Stärke eingeteilt werden. Als feinschlägig werden kleine, aber sehr schnelle Bewegungen bezeichnet, wohingegen große, ausfahrende aber dafür seltener auftretende Zuckungen als grobschlägig bezeichnet werden.
Ursachen von Zittern
Zittern kann eine physiologisch, das heißt normale Reaktion des Körpers auf bestimmte Umweltreize oder Emotionen sein. Das typische Kältezittern entsteht durch kleine Muskelbewegungen am ganzen Körper, wodurch Wärme erzeugt werden soll, um die Körpertemperatur aufrecht zu erhalten. Mäßiges bis starkes Zittern kann auch durch Aufregung, Nervosität, Angst und Hysterie ausgelöst werden. Besonders häufig zittern in diesen Situationen die Hände und Knie.
Ebenfalls kein Zeichen einer Krankheit ist das Muskelzittern nach großer Anstrengung, zum Beispiel nach dem Tragen schwerer Lasten. Zittern wird jedoch dann zum Anzeichen einer Krankheit, wenn es nicht mehr von selbst verschwindet oder bei Bewegungen immer wieder auftritt. Diese Art des Tremors, besonders wenn dafür keine eindeutige Ursache wie starke Belastung oder Ähnliches gefunden werden kann, sollte unbedingt von einem Arzt abgeklärt werden.
Krankheiten, bei denen Zittern als Symptom auftritt
Erkrankungen des Gehirns
Parkinson-Syndrom: langsam fortschreitende Erkrankung, bei der die Dopamin produzierenden Zellen im Gehirn absterben. Typische Begleitsymptome zusätzlich zum Ruhetremor sind die Muskelstarre (Rigor) und die Bewegungsunfähigkeit oder -Armut (Akinese) sowie Gang- und Standunsicherheit. Ein Patient mit dem Vollbild eines Parkinson-Syndroms bewegt sich langsam und unsicher, geht nach vorne geneigt und hat eine eingeschränkte Mimik.
Multiple Sklerose: Die MS ist eine neurologische Erkrankung, bei der es aus bisher unbekannten Gründen zu Entzündungen der Nerven im Gehirn kommt. Diese Krankheit tritt in der Regel schon im jungen Erwachsenenalter auf und kann schubweise oder kontinuierlich verlaufen. Bis heute ist sie nicht heilbar und führt zu verschiedensten Symptomen und Behinderungen, wie beispielsweise zum Verlust der Sehkraft oder zu Muskelschwäche.
Morbus Alzheimer: neurologische Erkrankung mit fortschreitendem Abbau der Gehirnzellen. Sie zeigt sich typischerweise in einem Verlust der geistigen, körperlichen und sozialen Fähigkeiten und tritt meist erst nach dem 65. Lebensjahr auf. Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Ursache der Demenz.
Morbus Wilson: Erkrankung, bei der der Kupferstoffwechsel der Leber gestört ist. Sie führt zu einer vermehrten Einlagerung von Kupfer in die Leber, die Augen und das Gehirn, was dort zu Störungen führt.
Schädigungen des Kleinhirns, z. B. durch einen Tumor: Sie zeigen sich häufig zunächst in Gangstörungen, Bewegungseinschränkungen und Sprachunsicherheiten.
Verkalkungen der Hirngefäße (Arteriosklerose) mit daraus resultierenden Durchblutungsstörungen
Herpes-Enzephalitis: Entzündung des Gehirns, die vom Herpes-Virus ausgelöst wird.
Schädigungen durch Vergiftungen
Alkohol, Nikotin, Koffein
Blei, Kohlenmonoxid, Quecksilber, Arsen
Drogen, wie Morphin oder Kokain
Nebenwirkungen von Medikamenten
Neuroleptika (zur Behandlung von Psychosen), Thymoleptika (zur Behandlung von Depressionen oder Zwangsstörungen)
Stoffwechselerkrankungen
Magnesiummangel: Er zeigt sich in Muskelzuckungen, Krämpfen und ist verursacht durch einen starken Alkoholmissbrauch oder Mangelernährung.
Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose): Zusätzlich zum typischen feinschlägigen Tremor der Finger und Hände treten Herzklopfen, allgemeine Unruhe, Nervosität, Gewichtsabnahme und Wärmeintoleranz auf.
Leberinsuffizienz
Unterzucker (Hypoglykämie), besonders bei Diabetes mellitus: Typische Begleitsymptome sind Herzklopfen, Schweißausbrüche, Unruhe und Übelkeit.
Präeklampsie: Erkrankung in der Schwangerschaft mit Bluthochdruck, Eiweißen im Urin (Proteinurie) und Ödemen.
Delirium tremens: lebensbedrohliches Syndrom bei kaltem Alkoholentzug
Phäochromozytom: Adrenalin produzierender Tumor der Nebennieren
Urämie bei Niereninsuffizienz (Harnvergiftung): Durch eine schwere Nierenerkrankung verbleiben giftige Substanzen, die normalerweise mit dem Urin ausgeschieden werden, im Blut. Dies verursacht verschiedene Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Hautausschlag, Herzschwäche und neurologische Ausfälle.
Erbliche Erkrankungen
familiärer essentieller Tremor: Die Ursache des Zitterns ist bisher noch nicht vollständig geklärt. Es kann in jedem Alter auftreten und sich im Laufe des Lebens verstärken. Meist zeigt sich ein Haltunstremor, der bei Familienmitgliedern in ähnlicher Weise auftritt.
Untersuchungen und Diagnose bei Zittern
Zittern mit unklarer Ursache oder dem Verdacht auf eine Erkrankung sollte unbedingt durch einen Facharzt für Neurologie (Nervenheilkunde) untersucht werden.
Dabei ist zunächst die eingehende Befragung des Patienten (Anamnese) wichtig: Wie genau zeigt sich das Zittern, wie fühlt es sich an? Wann tritt es auf? Besteht es auch beim Schlafen? Wann sind die Symptome das erste Mal aufgetreten oder aufgefallen? Treten weitere Begleitsymptome wie Gangstörungen, Herzklopfen oder Muskelzuckungen auf? Hat der Patient irgendwelche Vorerkrankungen, nimmt er Medikamente? Trinkt er Alkohol oder nimmt er Drogen? Tritt das Zittern auch bei anderen Familienmitgliedern auf?
Bei der klinischen Untersuchung wird der Patient gebeten, eine Haltung einzunehmen oder Bewegung durchzuführen, bei der das Zittern besonders stark ist. So kann der Arzt zwischen Ruhe-, Intentions- und Haltungstremor unterscheiden. Anschließend wird der Patient gebeten, bestimmte Bewegungen durchzuführen, beispielsweise mit geschlossenen Augen die Nasenspitze mit einem Finger berühren oder auf einem Bein stehen.
Zur neurologischen Untersuchung gehören die Überprüfung aller Hirnnerven mit verschiedenen Tests und das Auslösen der Reflexe.
Im Labor werden aus einer Blutprobe verschiedene Parameter überprüft, die Hinweise auf eine Erkrankung liefern können. Dazu gehören die Elektrolyte, bestimmte Proteine, der Blutzucker, Nierenwerte, Schilddrüsenhormone sowie die Konzentration des Kupfers.
Zur weiterführenden Diagnostik können die Gehirnströme mittels eines EEG (Elektroenzephalogramm) oder die Herzfunktion durch ein EKG (Elektrokardiogramm) überprüft werden. Auch eine Computer- oder Magnetresonanztomographie (CT oder MRT) kann notwendig sein. Die Funktion der Nerven und Muskeln kann in einem EMG (Elektomyogramm) untersucht werden.
Behandlungen und Therapie von Zittern
Einige Erkrankungen, bei denen Zittern als Symptom auftritt, können ursächlich behandelt werden, sodass der Tremor mit den anderen Begleiterscheinungen zurückgeht. So können beispielsweise die meisten Stoffwechselerkrankungen und der Morbus Wilson sehr gut mit Medikamenten behandelt werden. In einigen Fällen ist jedoch die lebenslange Einnahme dieser Mittel unerlässlich.
Andere Erkrankungen, vor allem die des Gehirns, lassen sich weniger gut therapieren und schon gar nicht vollständig heilen. Dennoch gibt es für die meisten Krankheiten sehr gute Medikamente, die das Fortschreiten verzögern und die Symptome mildern.
Zur Bekämpfung des Symptoms Tremor eignen sich bestimmte Herzmedikamente (Beta-Blocker), Präparate zur Behandlung von Epilepsie und einige Beruhigungsmittel. Sie müssen in einer speziell auf die Erkrankung abgestimmten Dosierung und Kombination eingenommen werden. Welche Medikamente besonders gut anschlagen ist individuell sehr verschieden. Zusätzlich zur medikamentösen Therapie kann eine Krankengymnastik und/oder Psychotherapie angebracht sein.
Prinzipiell richtet sich die Behandlung des Tremors nach der zugrunde liegenden Erkrankung. Über Diagnose und angemessene Therapie kann nur ein Facharzt entscheiden.