Bei Morbus Basedow, der Basedowschen Krankheit oder Graves-Krankheit leiden die Betroffenen an einer besonderen Form von Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose). Da sich die Schilddrüsenhormone auf eine Vielzahl an Körperfunktionen auswirken, ist dies umso beunruhigender. Zudem handelt es sich bei Morbus Basedow um eine Autoimmunerkrankung – eine Störung, bei dem das Immunsystem Gewebe im eigenen Körper angreift. Diese tritt oftmals in Kombination mit anderen Autoimmunerkrankungen auf. Dadurch wird das Leiden der Betroffenen noch verstärkt. Der Schweregrad fällt jedoch von Person zu Person unterschiedlich aus.
Eine Beteiligung der Augen (endokrine Orbitopathie) tritt bei etwa der Hälfte der Betroffenen auf. Diese können deutlich hervortreten. Es handelt sich hierbei um ein charakteristisches Merkmal dieser Erkrankung.
Die ersten schriftlichen Ausführungen zu dieser Krankheit gehen auf das Jahr 1840 zurück. Damals hat der aus Merseburg stammende Mediziner Carl A. von Basedow die Erkrankung, die später nach ihm benannt wurde, näher beschrieben. Der Amtsarzt hatte bei seinen Patienten beobachtet, wie sie nicht nur von einer vergrößerten Schilddrüse geplagt wurden. Vielmehr stellte er auch Herzrasen sowie hervortretende Augäpfel bei ihnen fest. Diese drei Symptome waren später als „Merseburger Trias“ bekannt. Tatsächlich leiden die meisten Patienten, die an Morbus Basedow erkrankt sind, an diesen drei Symptomen.
Allerdings ist dies kein Muss, da es Patienten gibt, die von keinem der genannten Symptome oder nicht von allen Symptomen betroffen sind. Dennoch handelt es sich bei Morbus Basedow um eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse. Wie bei anderen Autoimmunerkrankungen auch, produziert der Körper Antikörper gegen sein eigenes Gewebe. Bei Morbus Basedow ist die Schilddrüse betroffen und wird dazu angeregt, unkontrollierte Mengen zweier Schilddrüsenhormone zu produzieren. Die Hormone T3 und T4 sind nicht nur im Überschuss vorhanden, sondern werden in großen Mengen an den Körper abgegeben.
Auf der Suche nach den Ursachen für Morbus Basedow stellt sich die Frage, warum das körpereigene Immunsystem gegen die Betroffenen arbeitet. Die Krankheit betrifft nicht nur häufig Frauen im Alter von 20 bis 50 Jahren, sondern es sind auch familiäre Häufungen zu beobachten. Aus diesem Grund geht die Welt der Wissenschaft davon aus, dass bestimmte Genveränderungen zu Morbus Basedow führen. Allerdings müssen diese Genveränderungen nicht zwingend zu einem Ausbruch von Morbus Basedow führen. Eine Erkrankung ohne einen erkenntlichen Grund ist darüber hinaus denkbar. Ebenso können die Patienten erst dann an Morbus Basedow erkranken, wenn sie viel Stress ausgesetzt waren oder gerade eine Virusinfektion hinter sich haben.
Folgende Autoimmunerkrankungen gehen oftmals mit Morbus Basedow einher:
Da Morbus Basedow häufig eine Schilddrüsenüberfunktion bedingt, treten vielfach die gleichen Symptome wie bei der Überfunktion auf. Die Liste der unangenehmen Auswirkungen auf den Körper der Betroffenen ist lang.
Häufige Symptome sind:
Weitere Symptome, die auftreten können, sind:
Eine begleitende Augenerkrankung zählt im Übrigen zu den charakteristischen Merkmalen von Morbus Basedow und die Erkrankung lässt sich oft einfach daran erkennen. Die Schwere der Erkrankung trifft Frauen öfter als Männer, die seltener an Morbus Basedow erkranken.
Der Begriff „endokrine Orbitopathie“ bezeichnet die Augenerkrankung, die mit Morbus Basedow einhergeht. Bei mehr als 50 Prozent der Patienten schlägt die Krankheit auf die Augen. Es kann eine milde Form vorliegen. Ein merkliches Hervortreten der Augen ist bei rund einem Drittel der an Morbus Basedow erkrankten Personen zu beobachten.
Eine endokrine Orbitopathie bedeutet, dass es zu Gewebeveränderungen rund um das Auge kommt. Dies kann vor allem das Aussehen der Patienten nachhaltig beeinflussen. Denn die Augäpfel treten eventuell aus ihren Höhlen hervor, was sie größer wirken lässt. Zum Teil lassen sich die Augen aufgrund dieser Problematik schlechter schließen. Meist sind beide Augen betroffen, wobei sich dies auf dem linken und rechten Auge unterschiedlich stark äußern kann. Nicht nur die nicht komplett zu schließenden Augenlider, sondern auch eine Schwellung hinter dem Auge können zu weiteren Symptomen führen. Die endokrine Orbitopathie – und daher auch Morbus Basedow – geht somit häufig mit diesen Symptomen einher:
Zu einem Hornhautgeschwür kommt es selten. Dies gilt ebenso für ein vermindertes Sehvermögen sowie eine verschwommene Sicht. Von diesen unschönen Symptomen sind wenige Patienten, die an Morbus Basedow leiden, betroffen.
Besonders wenn die Schilddrüse nicht vergrößert ist, wird der zuständige Arzt womöglich nicht gleich auf eine Schilddrüsenstörung, die durch Morbus Basedow bedingt ist, schließen. Zur Diagnose wird daher eine Erhebung der individuellen Krankengeschichte des Patienten durchgeführt. Die körperliche Untersuchung umfasst insbesondere folgende Schritte:
Vor allem auf die Blutuntersuchung kommt es bei der Diagnose von Morbus Basedow an. Durch diese Untersuchung kann der Blutspiegel von T3 und T4, den beiden Schilddrüsenhormonen, nachgewiesen werden. Die Blutprobe wird außerdem in Bezug auf Antikörper, die für Morbus Basedow typisch sind, hin untersucht. Eine Begutachtung der Schilddrüse per Ultraschall gehört ebenfalls zu den gängigen Diagnosemethoden. Die Entnahme einer Gewebeprobe aus der Schilddrüse und deren Untersuchung sind selten erforderlich. Vor allem durch den Nachweis der Antikörper sowie einer erhöhten Schilddrüsenhormonkonzentration im Blut lässt sich Morbus Basedow von anderen Krankheiten abgrenzen. Dies ist wichtig, da eine Schilddrüsenüberfunktion ebenso weitere Ursachen haben kann wie zum Beispiel die folgenden:
Sofern nicht klar ist, inwiefern die Augen der Morbus-Basedow-Patienten betroffen sind, können neben einer augenärztlichen Grunduntersuchung folgende Diagnosemethoden zum Einsatz kommen:
Das Ziel einer jeden solchen Therapie ist es, der gesteigerten Produktion der Schilddrüsenhormone Einhalt zu bieten. Denn nur dann ist eine Linderung der Beschwerden zu erwarten. Dieses Ziel kann durch die Gabe von schilddrüsenhemmenden Medikamenten erzielt werden. Diese Arzneien werden als Thyreostatika bezeichnet. Nicht immer schlägt die medikamentöse Therapie an. Es kann zu Rückfällen kommen.
Dann kann eine operative Entfernung der kompletten oder eines Großteils der Schilddrüse erforderlich werden. Eine Radiojodtherapie (spezielle Art der Strahlentherapie mit Jod) kann alternativ zum Einsatz kommen, um die jeweiligen Schilddrüsenteile zielgerichtet zu zerstören. Die Radiojodtherapie ist für Schwangere nicht geeignet.
Die Entfernung oder Verödung der Schilddrüse bedeutet für die Betroffenen, dass sie fortan täglich Schilddrüsenhormone in Form von Tabletten zu sich nehmen müssen. Dies dient dazu, um den Schilddrüsenausfall ausgleichen zu können. Ohne die Tabletten wäre eine reguläre Hormonkonzentration, wie sie für verschiedene Abläufe im menschlichen Körper erforderlich ist, nicht möglich. Immerhin wirken sich die Schilddrüsenhormone auf die folgenden Körperfunktionen und -bereiche entscheidend aus:
Wie jeder andere operative Eingriff, ist solch eine Schilddrüsenoperation nicht ohne ihre Risiken. Damit ist nicht nur das Narkoserisiko gemeint. Vielmehr ist nicht ausgeschlossen, dass der Nerv, der für die Versorgung der Stimmbänder zuständig ist, durchtrennt wird. Somit kann es zu einer ein- oder zu einer beidseitigen Stimmbandlähmung kommen. Heiserkeit bis hin zum Stimmverlust ist dann möglicherweise die Folge. Ein Stimmverlust wird nur extrem selten zum Problem. Selbst wenn es während der Operation zu einem verletzten Nerv gekommen ist, kann sich eine Stimmbandlähmung über einen Zeitraum von einigen Monaten zurückbilden.
Sofern der Operateur nicht nur die Schilddrüse, sondern auch die Nebenschilddrüsen entfernt, müssen die Patienten lebenslang Tabletten einnehmen:
Im Rahmen einer Erkrankung an Morbus Basedow muss gegebenenfalls eine endokrine Orbitopathie behandelt werden. Zunächst ist es wichtig, dass die Schilddrüsenhormonproduktion normalisiert wird. Anschließend können zum Beispiel Tränenersatzmittel, sprich künstliche Tränen, oder feuchtigkeitsspendende Augengele nachts zur Behandlung der unangenehmen Symptomatik genutzt werden. Das Rauchen ist zu vermeiden, um die Entzündungsprozesse in den eigenen Augen nicht zusätzlich anzufachen. Folgende Therapieoptionen sind bei schweren Fällen der Augenbeteiligung von Bedeutung:
Da die Ursachen für Morbus Basedow bisher nicht abschließend geklärt sind, gibt es keinen garantierten Schutz gegen die Krankheit. Das ist besonders deshalb der Fall, da von einer erblichen Vorbelastung auszugehen ist. Außerdem leiden Frauen öfter als Männer an Morbus Basedow. Es gibt jedoch ein paar Handlungen, die als potentielle Schutzmaßnahmen ergriffen werden können. Zum einen gilt es Stress zu vermeiden und zum anderen sollte das Rauchen eingestellt werden. Wenn eine genetische Vorbelastung für Morbus Basedow vorliegt, dann kommt es bei länger anhaltendem Stress eher zu einer Symptomatik.
Darüber hinaus wirkt sich Rauchen negativ auf das Immunsystem aus, wodurch das Risiko, an Morbus Basedow zu erkranken, bei Rauchern ebenfalls erhöht ist. Je öfter man raucht, desto höher fällt das Risiko aus. Wer an Morbus Basedow leidet, sollte sich möglichst viel entspannen, das Rauchen meiden und sich gesund ernähren sowie viel bewegen. Denn das kann zu einer Linderung der typischen Beschwerden beitragen.
Alle Patienten, die an Morbus Basedow erkrankt sind, müssen in Zukunft bei der Einnahme weiterer Medikamente besondere Vorsicht walten lassen. Dies hängt damit zusammen, dass viele Präparate Jod enthalten. Bei einer Erkrankung von Morbus Basedow sollte Jod jedoch nicht zusätzlich durch Arzneien oder die folgenden Lebensmittel konsumiert werden:
Das enthaltene Jod wirkt sich direkt auf die Schilddrüse aus und kann die Überfunktion verstärken.
Da die Ursachen für Morbus Basedow noch nicht abschließend geklärt sind, sind die Heilungsaussichten sehr begrenzt. Aufgrund dessen, dass von genetischen Ursachen auszugehen ist, gibt es keine endgültige Heilung für die Betroffenen dieser Autoimmunerkrankung. Die Symptome lassen sich allerdings meist sehr gut unter Kontrolle bringen. Wird Morbus Basedow hingegen nicht therapiert, dann kann diese Erkrankung einen tödlichen Verlauf nehmen. Die Betroffenen sollten sich daher dringend behandeln lassen. Eine Remission tritt in circa 50 Prozent der Fälle auf. Das bedeutet, dass es zu einer vorübergehenden oder dauerhaften Abschwächung der Symptomatik von Morbus Basedow kommt. Eine Heilung stellt dies nicht dar.
Morbus Basedow betrifft vor allem Frauen im gebärfähigen Alter, wobei das Verhältnis Frauen zu Männern 10 zu 1 beträgt. Der Häufigkeitsgipfel liegt zwischen 25 und 40 Jahren.
Unbehandelt kann Morbus Basedow zu Herzproblemen bis hin zum Herzinfarkt oder im schlimmsten Fall zur Erblindung durch endokrine Orbitopathie führen, insbesondere bei Rauchern. Die Krankheit ist nicht lebensbedrohlich, kann aber zu bleibenden Schäden führen.
Vitamin-D-Mangel und Autoimmunerkrankungen: Eine Unterversorgung mit Vitamin D kann zu Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse führen, darunter Morbus Basedow, wie eine Studie zeigt. (Miteva et al., 2020).
Positive Effekte auf Schilddrüsenvolumen und Exophthalmus: Vitamin-D-Supplementierung hat einen positiven Effekt auf das Schilddrüsenvolumen und den Grad der Augenerkrankung (Exophthalmus) bei Morbus Basedow (Sheriba et al., 2017).
Mögliche Umkehrung des Krankheitsverlaufs: Die Supplementierung von Vitamin D3 könnte den Beginn und/oder das Fortschreiten des Morbus Basedow umkehren und möglicherweise die Symptome verbessern (Alhuzaim & Aljohani, 2014).
aktualisiert am 14.12.2023