Wer an der sogenannten Zöliakie leidet, verträgt das Klebereiweiß Gluten, welches zum Beispiel in Nudeln und Weißbrot enthalten ist, nicht. Bei diesem Krankheitsbild handelt es sich um eine lebenslange Unverträglichkeit. Diese Erkrankung zwingt die Betroffenen dazu, streng auf ihre Ernährung zu achten. Speisen mit Gluten müssen sie komplett meiden. Wer dies nicht tut, riskiert chronischen Durchfall, eine Schädigung des Dünndarms und daraus resultierende Mangelerscheinungen des Körpers. In den letzten Jahrzehnten hat die Zahl der Betroffenen stark zugenommen.
Allerdings fällt die Häufigkeit der Erkrankung von Land zu Land verschieden aus. Während es in einigen Ländern ein Betroffener pro 200 Menschen ist, ist in anderen Ländern einer von 70 Menschen betroffen. In Japan sowie in Südostasien tritt die Zöliakie eher selten auf. In Deutschland hat etwa einer von 100 Menschen diese Erkrankung.
Die Zöliakie, die auch als glutensensitive Enteropathie oder als einheimische Sprue bezeichnet wird, wird als eine immunologisch verursachte Verdauungsstörung definiert. Dieses Krankheitsbild geht mit einer Beeinträchtigung der Dünndarmschleimhaut einher. Nährstoffe können über die Schleimhaut nicht aufgenommen werden. Der Konsum von glutenhaltigen Lebensmitteln führt bei Menschen mit Zöliakie dazu, dass sich die Darmschleimhaut entzündet. Auf Dauer zieht diese Entzündung eine Reihe von anderen Beschwerden nach sich. Folgende glutenhaltige Getreidearten sind dementsprechend von Menschen mit Zöliakie streng zu meiden:
Ob Kuchen, Nudeln oder Brot, es spielt keine Rolle, wie diese Getreidearten weiterverarbeitet wurden. Ein Mensch mit Zöliakie sollte derartige Getreideprodukte besser nicht verzehren.
Bisher gibt es noch keine abschließende Erklärung dafür, wie es zu einer Zöliakie kommt. Allerdings geht die Welt der Wissenschaft davon aus, dass erbliche Faktoren eine wichtige Rolle spielen. Auch die folgenden Faktoren seien von Bedeutung:
Welche komplexen Zusammenhänge an der Entstehung einer Glutenunverträglichkeit beteiligt sind, ist nicht klar. Allerdings scheinen sich die genannten externen sowie internen Faktoren auf die Entwicklung dieses Krankheitsbildes auszuwirken. Die genetische Veranlagung für eine Zöliakie (einheimische Sprue) bringen gut 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung mit.
Diese Veranlagung muss nicht zwingend zum Tragen kommen. Eine Veranlagung bedeutet nur ein dreifach erhöhtes Risiko für eine Zöliakie. Zusätzlich bedarf es der eben genannten Faktoren, damit sich das Krankheitsbild ausprägt. Darüber hinaus treten die Symptome nur dann auf, wenn ein Patient mit Zöliakie glutenhaltige Nahrungsmittel zu sich nimmt. Wer sich ohnehin glutenfrei ernährt, wird womöglich nie um die eigene Zöliakie wissen.
Häufig sind die Patienten, die an der lebenslangen Glutenunverträglichkeit leiden, von weiteren Krankheiten betroffen. Die folgenden Erkrankungen können beispielsweise zusammen mit einer Zöliakie auftreten:
Dieses Krankheitsbild führt beim Konsum von glutenhaltigen Lebensmitteln zu einer Entzündung der Darmschleimhaut. Diese Entzündung sorgt dafür, dass sich die Zotten, die regulär auf der Oberfläche des Dünndarms sitzen, zurückbilden. Dementsprechend nimmt die innere Darmoberfläche ab. Das führt dazu, dass fortan weniger Nährstoffe über den Darm aufgenommen werden können. Auf Dauer resultiert daraus ein Nährstoffdefizit, was sich negativ auf den kompletten Organismus auswirkt.
Die Symptome dieser Krankheit sind sowohl auf die Entzündungsreaktion im Darm als auch auf das Nährstoffdefizit zurückzuführen. Folgende Beschwerden sind für diese Krankheit typisch:
Dabei sind die Beschwerden von Patient zu Patient unterschiedlich stark ausgeprägt, viele leiden unter keinen oder nur sehr geringen Störungen. Bei Kindern sind die Beschwerden häufig stärker als bei erwachsenen Betroffenen.
Schau dir auch unser Video zu diesem Thema an. Zwölf typische und atypische Anzeichen einer Zöliakie:
Wenn die Zöliakie über einen langen Zeitraum hinweg nicht erkannt wird und die Betroffenen Gluten zu sich nehmen, kann es auf Dauer zu einer Reihe von Komplikationen kommen. Nicht nur die unzureichende Nährstoffversorgung wird dann zum Problem. Vielmehr besteht das Risiko der folgenden Komplikationen:
Darüber hinaus kann es in Verbindung mit einer Zöliakie zu einer Lactoseintoleranz (Milchzucker-Unverträglichkeit) kommen. Diese Verdauungsstörung ist darauf zurückzuführen, dass die durch die Zöliakie bedingte Darmentzündung zu einem Mangel an Lactase führt. Dieses Enzym wird jedoch benötigt, um den Milchzucker (die Lactose) aufzuspalten und zu verdauen. Fehlt das Enzym, dann kann dieser Vorgang nicht korrekt ablaufen. Solange der Milchzucker nicht verdaut werden kann, kommt es zu einer Lactoseintoleranz. Hierbei ist von einer sekundären Lactoseintoleranz die Rede. Dies liegt daran, dass die Betroffenen nicht dauerhaft mit einer Lactoseintoleranz rechnen müssen. Wenn sie sich durch eine glutenfreie Ernährung vor diesen Komplikationen der Zöliakie schützen, geht auch die Milchunverträglichkeit zurück.
Die Diagnose der Zöliakie kann bereits im Kindesalter gestellt werden. Dies passiert häufig einige Monate, nachdem die Babys zum ersten Mal Beikost zu sich nehmen. Es gibt jedoch viele Menschen, die, bis sie zwischen 20 und 60 sind, nichts von ihrer Zöliakie wissen. Bis zu 90 Prozent der Personen mit Zöliakie haben keine oder unklare Beschwerden und die Erkrankung wird bei ihnen oft nicht entdeckt.
Anhand der Aussagen des Patienten (oder der Eltern) fällt möglicherweise schon der Verdacht auf die Erkrankung. Weitere Informationen gibt die körperliche Grunduntersuchung. Um einen Nachweis der Zöliakie bei einem Patienten zu erbringen, ist eine Blutuntersuchung sinnvoll. Denn bei Patienten mit einer Glutenunverträglichkeit finden sich spezielle Antikörper (Autoantikörper) im Blut. Allerdings reicht dieses Indiz nicht aus. Um sicherzugehen, dass eine Zöliakie vorliegt, wird eine Magenspiegelung durchgeführt. Hierbei wird über das schlauchförmige Gerät (Endoskop) eine Gewebeprobe unmittelbar aus der Dünndarmschleimhaut entnommen. Die Magenspiegelung kann in fünf bis circa zehn Minuten ambulant durchgeführt werden.
Anschließend wird die Dünndarmschleimhaut im Labor unter einem Mikroskop begutachtet und auf mögliche Veränderungen untersucht, die auf eine Zöliakie hinweisen. Während sich eine gesunde Schleimhaut stark faltet und die angesprochenen Zotten aufweist, ist dies bei Patienten mit Zöliakie nicht der Fall. Entweder fehlen die Zotten ganz oder sie sind stark abgeflacht. Stark ausgeprägte Schleimhautvertiefungen sind bei der Dünndarmschleimhaut eines Zöliakie-Patienten ebenso möglich. Auch eine Ansammlung von Lymphozyten, den sogenannten Immunzellen, im Bereich der Dünndarmschleimhaut weist auf eine Zöliakie hin. Somit lässt sich gleichzeitig ausschließen, dass es sich um eine andere Krankheit handelt, die für die angesprochenen Symptome verantwortlich ist. Die Blutuntersuchung liefert zusammen mit der Magenspiegelung ein eindeutiges Ergebnis.
Derzeit gibt es nur eine Therapiemöglichkeit für Patienten mit Zöliakie. Sie müssen ihre Ernährung umstellen und ein Leben lang auf eine glutenfreie Diät setzen. Rund zwei Drittel der Betroffenen können schon in zwei Wochen mit einer Besserung rechnen, sofern sie ihre Ernährung umgestellt haben. Im Normalfall dauert es bei einer strikt glutenfreien Diät ein paar Monate, bis sich die Veränderungen der Darmschleimhaut der Patienten zurückgebildet haben. Nach einigen Jahren hat das Risiko für mögliche Komplikationen darüber hinaus so stark abgenommen, dass es sich auf einem normalen Niveau befindet.
Ist es durch die Zöliakie bereits zu einem Nährstoffdefizit gekommen, so müssen die fehlenden Spurenelemente und Vitamine als Nahrungsergänzungsmittel konsumiert werden. Dies ist nur so lange erforderlich, bis der Darm seiner normale Funktion dank einer glutenfreien Ernährung wieder aufnehmen konnte. Bei einem extremen Nährstoffmangel reichen Kapseln oder Tabletten zur Behandlung des Defizits oft nicht aus. Dann kann eine Infusion erforderlich werden. Hierbei handelt es sich ebenfalls nur um eine vorübergehende Therapie.
Die Betroffenen sollten sich daher dringend in die fachkundigen Hände eines Spezialisten begeben. Dieser ist für die entsprechende Diätberatung zuständig. Dabei geht es auch darum, dass die Betroffenen lernen, welche Speisen zu meiden sind. Gluten wird in industriell gefertigten Lebensmitteln häufiger verwendet, als es den meisten Verbrauchern bewusst ist. Daher ist insbesondere bei Fertigprodukten besondere Vorsicht geboten. Noch dazu sollte die Betreuung durch einen Ernährungsexperten anfangs sehr engmaschig erfolgen. Später reicht es aus, wenn die Zöliakie-Patienten einen Termin bei der Diätberatung nur noch im Abstand von ein bis zwei Jahren wahrnehmen. Neben Nudeln und Brot sind auch die folgenden Lebensmittel zu meiden:
Mais, Reis, Hirse und Buchweizen sowie spezielle Hafersorten sind hingegen glutenfrei und dürfen daher von Zöliakie-Patienten verspeist werden. Auch diese Lebensmittel werden von den Betroffenen gut vertragen:
Somit lässt sich ein abwechslungsreicher, ausgewogener Speiseplan auch für alle Zöliakie-Patienten zusammenstellen.
Die Heilungsaussichten für Patienten mit Zöliakie sind sehr schlecht. Bisher gibt es kein Medikament und keine Therapiemöglichkeit, welche die Betroffenen von ihrer Krankheit befreien können. Eine glutenfreie Ernährung ist daher der einzige Weg, um trotz dieses Krankheitsbildes möglichst symptomfrei zu leben.
Da die Zöliakie auf eine genetische Veranlagung zurückzuführen ist, gibt es keinen Schutz und keine vorbeugenden Maßnahmen gegen diese Krankheit. Bei Neugeborenen ist ein Screening auf eine mögliche Zöliakie zudem nicht vorgesehen. Sofern ein Verdacht auf eine Zöliakie besteht, ist es allerdings ratsam, diesen umgehend abklären zu lassen und den Verzehr von glutenhaltigen Lebensmitteln sofort einzustellen. Denn nur dann können die Symptome und möglichen Risiken einer Zöliakie umgangen werden. Es sind also nur die Spätfolgen der Zöliakie, gegen welche die Betroffenen vorbeugende Maßnahmen ergreifen können. Um einen schweren Verlauf einer Zöliakie bei einem Säugling zu vermeiden, wird das nachfolgende Vorgehen zudem empfohlen:
aktualisiert am 26.06.2024