Ödeme sind Wasseransammlungen im Bindegewebe, die durch eine übermäßige Flüssigkeitseinlagerung zustande kommen. Ödeme können als Symptom verschiedener Krankheiten auftreten und haben unterschiedliche Entstehungsmechanismen. Ein Ödem erkennt man daran, dass bei Druck mit dem Finger Dellen in der Haut entstehen und längere Zeit sichtbar bleiben.
Der Entstehung von Ödemen liegt eine Störung im Flüssigkeitshaushalt oder im Gefäßsystem zugrunde. Im Normalfall fließt das mit Sauerstoff gesättigte, arterielle Blut über die Arterien in die feinen Kapillaren, die Kontakt zu den Körperzellen haben. Hier findet die Abgabe von Sauerstoff, Nährstoffen und Wasser statt. Das durch die Kapillaren fließende Blut nimmt das Kohlenstoffdioxid als Abfallprodukt aus den Zellen auf und transportiert es über die Venen zum Herzen und schließlich zur Lunge. Die aus den Kapillaren an die Umgebung abgegebene Flüssigkeit wird zum Teil über die Venen und zum Teil über die Lymphgefäße zum Herzen und damit in die Gefäße zurück transportiert.
Der Blutdruck, der Blutfluss durch die Gefäße sowie Weite und Durchlässigkeit werden über das so genannte RAAS, das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System gesteuert. Dies ist ein komplexes Zusammenspiel aus Hormonen und Enzymen, an dem hauptsächlich Niere und Gehirn beteiligt sind.
Es gibt verschiedene Störungen im Gleichgewicht des Wasserhaushalts, durch die Ödeme, vor allem in den Beinen, entstehen. Sie können einzeln oder in Kombination auftreten. Zu diesen Störungen zählen:
Erhöhter Druck im venösen System (erhöhter hydrostatischer Druck): Er entsteht, wenn sich durch eine Verlegung einer abführenden Vene oder durch eine Herzschwäche das Blut in die Venen und die Kapillaren zurück staut. Durch den erhöhten Druck wird mehr Flüssigkeit aus den Gefäßen ins Gewebe gepresst.
Verminderter Eiweißgehalt im Blut (verminderter onkotischer Druck): Sind weniger Eiweiße (Proteine) im Blut vorhanden, kann das Wasser schlechter in den Gefäßen gehalten werden und in den Venen schlechter wieder aufgenommen werden. So tritt mehr Flüssigkeit ins Gewebe aus und kann gleichzeitig schlecht abtransportiert werden.
Erhöhte Durchlässigkeit (Permeabilität) der Kapillaren
Schädigungen der Lymphgefäße
Störungen im Elektrolyt- und Hormonhaushalt
Die häufigsten Erkrankungen, bei denen Ödeme entstehen
Herzerkrankungen, wie Herzschwäche, besonders der rechten Herzhälfte (Rechtsherzinsuffizienz). Die Ödeme entstehen durch den Rückstau des Blutes in die Venen und Kapillaren.
Nierenerkrankungen wie die Entzündung der Glomeruli (Glomerulonephritis) oder Niereninsuffizienz. Die Wasseransammlungen werden durch Störungen im RAAS, verminderte Wasserausscheidung und Elektrolytungleichgewichte ausgelöst.
Lebererkrankungen, insbesondere die Leberzirrhose, verursachen durch einen Rückstau des Blutes ins venöse System und eine Erweiterung der Gefäße Wasseransammlungen, vor allem in der Bauchhöhle (Aszites).
Durch Magen-Darm-Erkrankungen können bei starkem Durchfall oder Erbrechen Elektrolyte und Proteine verloren gehen.
Auch die so genannten Hungerödeme entstehen durch einen Eiweißmangel im Blut. Sie sind verursacht durch extrem eiweißarme Kost, Alkoholismus oder Magersucht.
Hormonelle Veränderungen, zum Beispiel in der Schwangerschaft oder durch hormonelle Verhütungsmittel wie orale Kontrazeptiva („Pille")
Medikamente, vor allem Mittel gegen Bluthochdruck und Abführmittel
Gefäßerkrankungen: Dabei können Arterien, Venen oder auch Lymphgefäße betroffen sein. Zu den Erkrankungen der Arterien gehören vor allem die arterielle Verschlusskrankheit (Claudicatio) und die Arteriosklerose. Venen sind in ihrer Funktion durch Thrombosen oder Krampfadern (Varikosis) eingeschränkt. Störungen im Lymphabfluss entstehen durch Tumore im Lymphsystem, Röntgenbestrahlung, Entzündungen oder Verletzungen.
Durch Entzündungen und Allergien werden die Kapillaren durchlässiger und das betroffene Areal zusätzlich stärker durchblutet, wodurch vermehrt Flüssigkeit ins Gewebe übertritt.
Ödeme können auch physiologische Ursachen haben
Tränensäcke oder Schwellungen des Unterlids durch Übermüdung
Ödeme in Füßen, Knöcheln und Beinen nach langem Stehen oder unbeweglichem Sitzen
Nach längerer Ruhigstellung der Beine oder Arme ohne Bewegung der Muskeln
In der Schwangerschaft
Vor Einsetzen der Periode (prämenstruelle Ödeme)
Untersuchungen und Diagnose beim Auftreten von Ödemen
Zu Beginn der Untersuchungen steht das ausführliche Gespräch mit dem Patienten (Anamnese). Dabei interessieren den Arzt besonders folgende Fragen:
Seit wann bestehen die Ödeme?
Wo genau treten die Wassereinlagerungen auf?
Entstehen sie plötzlich, verschwinden sie wieder oder sind sie permanent vorhanden?
Bilden sie sich im Liegen zurück?
Treten sie vor allem nach langem Stehen oder Sitzen auf?
Sind sie von Schmerzen oder Juckreiz begleitet?
Bestehen weitere Begleitsymptome wie Atemnot oder bläuliche Verfärbung der Haut?
Leidet der Patient an Durchfällen oder sonstigen Magen-Darm-Erkrankungen?
Hat der Patient bekannte Herz-, Leber-, Gefäß- oder Nierenerkrankungen?
Sind Allergien bekannt?
Nimmt der Patient Medikamente ein?
Behandlung und Therapie von Ödemen
Wasseransammlungen im Bindegewebe können symptomatisch mit Medikamenten behandelt werden, die die Flüssigkeitsausscheidung über die Nieren fördern, sodass das überflüssige Wasser ausgeschwemmt wird (Diuretika).
Prinzipiell muss aber bei Ödemen die zugrunde liegende Erkrankung und nicht nur das Symptom behandelt werden. Zusätzlich zur medikamentösen Therapie von Herz-, Nieren- oder Lebererkrankungen fördern spezielle Massagen (Lymphdrainagen) den Abfluss der Flüssigkeit über die Lymphgefäße.
Bei geschwollenen Beinen nach längerem Stehen oder Sitzen helfen Kompressions- und Stützstrümpfe, die die Venen komprimieren und so deren Funktion unterstützen und den Rückstau der Flüssigkeit verhindern.
Ödeme, die durch Eiweißmangel entstehen, können durch proteinreiche Nahrung oder Infusionen ausgeglichen werden.
Allergische Ödeme können mit Antihistaminika und Cortison behandelt werden, sodass die Schwellungen schnell deutlich zurückgehen.