Unter dem Begriff Bauchschmerzen werden ganz allgemein viele verschiedene Arten von Schmerzen und Beschwerden im Bauchbereich zusammengefasst. Sie können sehr unterschiedliche Ursachen haben, die häufig harmlos sind, aber auch lebensbedrohlich sein können.
Bauchschmerzen können ziehend oder stechend sein, kolikartig (mit inneren Krämpfen) oder drückend. Ein erfahrener Arzt kann anhand der Schmerzen einschätzen, welche Erkrankung dahinter steckt. Hinter diesem Symptom können sich viele Erkrankungen verbergen: Magen-Darm-Infarkt, Blinddarmentzündung oder eine Lebensmittelvergiftung.
Im Bauchraum liegen viele Organe, die sehr unterschiedliche Aufgaben erfüllen und über ein dichtes Nervensystem mit dem Gehirn verbunden sind. Diese Nerven steuern und regulieren die Funktion der Organe und geben dem Gehirn Rückmeldung über deren Aktivität. Gerade weil die Bauchorgane so ein feines Netz an Nerven besitzen, können schon kleine Veränderungen oder Unregelmäßigkeiten in ihrer Funktion als Beschwerden oder Schmerzen im Bauch empfunden werden.
Eine harmlose Ursache für Bauchschmerzen ist häufig falsche oder unausgewogene Ernährung. Sehr säurehaltige, scharfe oder fettreiche Nahrung ist schwer verdaulich für Magen und Darm und verursacht nicht selten Oberbauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung. Bei solchen Beschwerden hilft es oftmals schon, die Ernährung ein wenig umzustellen, viel Obst und Gemüse zu essen, auf fettreiche Mahlzeiten zu verzichten und sich beim Essen Zeit zu lassen. Magen und Darm können schnell durch Kräutertees und ausreichend Wasser ohne Kohlensäure beruhigt werden.
Hausärzte und Internisten beobachten immer öfter, dass bei vielen ihrer Patienten, die mit Bauchschmerzen in ihre Praxis kommen, keine organischen Ursachen gefunden werden können. Der Grund für die Beschwerden liegt dann häufig in der Psyche. Auf Stress, hohe Anforderungen am Arbeitsplatz oder Probleme mit Freunden und der Familie reagieren vielen Menschen mit Bauchschmerzen. Dies äußert sich unter anderem als Sodbrennen, Magenschmerzen, Bauchkrämpfe oder Durchfall. In diesem Fall ist es wichtig „auf den Bauch zu hören" und die Belastung zu reduzieren. Bei Ärger und Wut hilft oft ein Sport als Ausgleich, bei Abgeschlagenheit und Anspannung können verschiedene Entspannungstechniken wie Yoga oder Autogenes Training versucht werden. Jeder Mensch spricht anders auf solche Methoden an, deshalb muss auch jeder Mensch selbst entscheiden, was ihn und seinen Körper wieder ins Gleichgewicht bringt. Ein Arzt oder Psychologe kann hilfreiche Tipps und Anregungen geben.
Obwohl Bauchschmerzen meist harmlose Ursachen haben, dürfen diese Beschwerden nicht unterschätzt werden. Bleiben die Schmerzen über längere Zeit bestehen, werden sie stärker oder entsteht eine Abwehrspannung der Bauchmuskulatur, muss unbedingt ein Arzt aufgesucht werden, um den Grund für die Schmerzen zu finden. Prinzipiell kommen dabei jedes Organ des Bauchraums und einige außerhalb der Bauchhöhle liegende Organe in Frage.
Erkrankungen der Verdauungsorgane können sehr unterschiedliche Schmerzen verursachen, die als stechend oder dumpf im Ober-, Mittel- oder Unterbauch empfunden werden können. Die häufigsten Krankheiten sind:
Eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) entsteht häufig bei Alkoholmissbrauch oder durch Steine, die den Pankreasgang verlegen. Die Schmerzen werden gürtelförmig im Oberbauch empfunden und strahlen in den Rücken aus. Die Beschwerden werden nach dem Essen schlimmer. Ähnliches gilt auch für Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom).
Auch diese Organe können aus verschiedenen Ursachen entzündet sein und Schmerzen verursachen. Bei Erkrankungen der Gallenwege sind oft Gallensteine beteiligt. Die Schmerzen sind meist im rechten Oberbauch lokalisiert, kolikartig und werden durch Druck auf diesen Bereich verstärkt. Zu den häufigsten Erkrankungen gehören:
Ein krankhaftes Wachstum der Milz (Splenomegalie) verursacht in einigen Fällen Schmerzen im linken Oberbauch, kann aber auch symptomlos bleiben.
Erkrankungen der Eierstöcke, Eileiter oder Gebärmutter verursachen ziehende, stechende Schmerzen im Unterleib. Häufig ist die Ursache eine Entzündung dieser Organe, es können allerdings auch ein Tumor oder Zysten vorliegen.
Am häufigsten entstehen Beschwerden der Harnorgane durch Steine, die sich im Nierenbecken oder der Blase bilden und dann die harnableitenden Wege verstopfen. Die Schmerzen sind kolikartig und in den Flanken sowie im Unterbauch am stärksten. Bei Unterleibsschmerzen kommt auch eine Harnblasenentzündung als Ursache in Frage. Verschiedene Erkrankungen der Niere verursachen außerdem Schmerzen im Rücken.
Es gibt einige Erkrankungen von Organen, die gar nicht zu den Bauchorganen gehören, aber trotzdem Bauchschmerzen verursachen können. Dazu gehören:
Da „Bauchschmerzen" ein sehr allgemeiner Begriff ist, ist es für den behandelnden Arzt umso wichtiger, die genaue Stelle und die Art der Schmerzen zu kennen. Man unterscheidet zwischen einem stechenden, hellen, scharfen Schmerz, der genau lokalisiert werden kann (dem so genannten somatischen Schmerz) und einem bohrenden, krampfartigen Schmerz, der in einen unbestimmten Bereich sitzt (dem so genannten viszeralen Schmerz).
Außerdem sind die Begleitsymptome für die Diagnosestellung entscheidend. Der Arzt fragt daher nach Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen (mit Blut), Art und Farbe des Stuhlgangs, Verstärkung der Beschwerden beim Essen. Anschließend misst er Puls, Blutdruck und Körpertemperatur.
Bei der körperlichen Untersuchung hört der Arzt den Bauch ab, um die Darmgeräusche zu untersuchen, tastet nach Verhärtungen und Abwehrspannungen der Bauchmuskulatur und klopft den Bauch ab, um Gas- oder Flüssigkeitsansammlungen zu finden.
Eine Blutuntersuchung im Labor kann Hinweise auf verschiedene Krankheiten geben und zeigt an, ob sich irgendwo im Körper eine Entzündung befindet und welche Organe betroffen sein können.
Anschließend wird der Bauch mit einem Ultraschallgerät untersucht. Damit kann der Arzt fast alle Bauchorgane darstellen und mögliche Veränderungen erkennen. Gibt diese Untersuchung noch keine eindeutige Diagnose, kann ein Röntgenbild, eine Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) erstellt werden, unter Umständen auch mithilfe eines Kontrastmittels, das die Organe besser sichtbar macht. Es besteht zusätzlich die Möglichkeit, Magen und Darm mittels eines Endoskops zu untersuchen (Magen- bzw. Darmspiegelung).
Bei Bauchschmerzen, die durch eine Magenverstimmung oder falsches Essen verursacht sind, helfen oft schon einfache Hausmittel wie Kräutertees, einige Tage leichtes Essen, eine entspannenden Wärmflasche oder ein Spaziergang.
Sollten die Symptome aber dennoch anhalten oder schlimmer werden, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Die Bauchschmerzen werden je nach Ursache sehr unterschiedlich behandelt. Die meisten Erkrankungen lassen sich gut mit Medikamenten in den Griff bekommen.
Bei Magengeschwüren und Sodbrennen helfen Mittel, die die Magensäure reduzieren (so genannte Antazida).
Bakterielle oder virale Infektionen mit Durchfall und Erbrechen vergehen meist von selbst, bei einem dauerhaften Bakterienbefall können Antibiotika eingenommen werden. Eine Blinddarmentzündung muss je nach Schweregrad mit Antibiotika oder durch operative Entfernung des Wurmfortsatzes behandelt werden.
aktualisiert am 07.10.2022