Als Übelkeit (Nausea) bezeichnet man das Gefühl, erbrechen zu müssen. Die Betroffenen haben meist ein flaues Gefühl im Magen, das mit einem Brechreiz einhergeht. Übelkeit stellt eine Schutzfunktion nach Aufnahme von Schadstoffen oder ein Symptom für eine Krankheit dar.
Das Erbrechen (Emesis) selbst ist ein komplexer Fremdreflex, bei dem der Mageninhalt über die Speiseröhre und den Mund entleert wird. Der Vorgang wird über das Brechzentrum im Gehirn (in der Medulla oblongata) gesteuert.
Übelkeit und Erbrechen können eine Reihe verschiedenster Ursachen haben und als Symptom vieler Erkrankungen auftreten.
Magen-Darm-Infekte mit Bakterien oder Viren verursachen Übelkeit und Erbrechen, die meistens von Bauchschmerzen und Durchfall begleitet sind. Die Krankheitserreger werden mit der Nahrung, zum Beispiel durch verdorbene Speisen oder verschmutztes Trinkwasser aufgenommen. Vermehren sie sich im Magen-Darm-Trakt, versucht der Körper die Erreger möglichst schnell wieder loszuwerden und über eine verstärkte Darmtätigkeit sowie über das Erbrechen „herauszuspülen". In der Regel sind Magen-Darm-Infekte wenig bedrohlich und das Immunsystem des Körpers bekämpft die Erreger schnell, sodass die Symptome nach ein bis vier Tagen wieder verschwunden sein sollten. Allerdings kann es bei anhaltendem Erbrechen und extremem Durchfall zu starken Wasser- und Elektrolytverlusten kommen, die dem Körper schaden.
Übelkeit und Erbrechen treten ebenso auf, wenn die Passage der Nahrung durch ein Hindernis blockiert ist. Dafür kommen Ausstülpungen der Speiseröhre, des Magens oder des Darms (Divertikel) sowie verhärtete Narben nach Operationen oder Geschwüren in Frage. Auch Tumore oder ein mechanischer bzw. paralytischer Darmverschluss (Ileus) können dazu führen, dass als Schutzreflex der Mageninhalt erbrochen wird.
Bei Entzündungen des Magens (Gastritis), der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis), der Gallenblase (Cholezystits), des Blinddarms (Appendizitis) oder des Bauchfells (Peritonitis) kann Übelkeit und Erbrechen als Symptom auftreten, auch wenn Magen oder Darm nicht direkt betroffen sind.
Eine weitere mögliche Ursache sind Stoffwechselerkrankungen, die bei Nieren- oder Leberversagen sowie durch eine Entgleisung bei Diabetes mellitus entstehen. Auch Erkrankungen wie Schilddrüsenüberfunktion, Morbus Addison und Funktionsstörungen der Nebenschilddrüsen können als Symptomatik Übelkeit und Erbrechen auslösen.
Eine mehr oder minder starke Übelkeit, die von Erbrechen begleitet sein kann, zeigt sich auch als Reaktion auf verschiedene Medikamente wie Antirheumatika, Zytostatika in der Krebstherapie und Digitalis bei Herzerkrankungen. Ebenso reagiert der Körper auf Giftstoffe wie Alkohol, Nikotin oder Schwermetalle.
Zentrale Ursachen einer Übelkeit können auch Erkrankungen des Innenohrs oder Störungen des Gleichgewichts sein, bei denen ein Gefühl von Schwindel entsteht, welches die Übelkeit verursacht. Dazu gehören die so genannten Bewegungskrankheiten (Kinetosen), die Entzündung des Innenohrs (Labyrinthitis) und der Morbus Menière (Erkrankung des Innenohrs mit Tinnitus, Hörverlust und Drehschwindel).
Erkrankungen des Gehirns wie ein Hirntumor, Hirndruckerhöhungen durch eine Blutung und Hirnhaut- oder Gehirnentzündungen können über eine Reizung des Brechzentrums im Gehirn Erbrechen auslösen. Typischerweise fehlt bei diesen Krankheiten jedes Gefühl von Übelkeit oder Brechreiz und die Betroffenen erbrechen plötzlich und im Schwall.
Übelkeit und Erbrechen sind in der Regel keine beunruhigenden Symptome, da sie sehr häufig durch einen einfachen Magen-Darm-Infekt hervorgerufen werden.
Trotzdem sollten Betroffenen ein Arzt aufsuchen, wenn die Symptome länger als ein bis zwei Tage anhalten, das Erbrechen stark und nicht zu stoppen ist, von heftigen Durchfällen begleitet wird oder Blut im Erbrochenen oder im Stuhl sichtbar ist.
Eine sofortige Einweisung in eine Klinik muss erfolgen, wenn das Erbrechen sehr plötzlich, ohne vorausgegangene Übelkeit oder Brechzeit einsetzt und/oder von starken Kopfschmerzen begleitet ist. Dann muss der Patient dringend neurologisch untersucht werden, um Erkrankungen des Gehirns auszuschließen oder rechtzeitig behandeln zu können.
Für den behandelnden Arzt ist zunächst wichtig zu wissen, seit wann Übelkeit und Erbrechen bestehen und ob es einen Auslöser dafür gibt. Möglicherweise kann die Ursache in bestimmten Nahrungsmitteln liegen. Für die Diagnosestellung ist der Zeitpunkt des Erbrechens (zum Beispiel immer morgens) sowie Geruch und Aussehen des Erbrochenen entscheidend. Der Patient wird nach Vorerkrankungen, insbesondere Stoffwechselkrankheiten und Operationen gefragt. Er sollte ausführlich berichten, welche Begleitsymptome von ihm beobachtet worden sind, wie zum Beispiel Schwindelgefühle, Kopfschmerzen, Fieber, Gewichtsverlust, Durchfall oder Bauchschmerzen. Wichtig ist auch, ob und welche Medikamente der Patient einnimmt und ob er regelmäßig Alkohol oder Drogen konsumiert.
Bei der klinischen Untersuchung achtet der Arzt zunächst auf die körperliche Verfassung des Patienten: Wirkt die Haut ausgetrocknet, bleiben Hautfalten am Handrücken beim Hochziehen der Haut stehen? Ist er blass, wirkt er ausgezehrt und abgemagert? Diese Beobachtungen werden durch die Messung von Blutdruck und Puls ergänzt. Anschließend wird der Bauch untersucht, zunächst mithilfe eines Stethoskops, mit dem der Arzt die Darmgeräusche abhören kann. Auch die manuelle Untersuchung liefert wichtige Hinweise: Hat der Patient Schmerzen, besonders durch Druck auf bestimmte Stellen? Ist der Bauch aufgebläht, bretthart oder weich?
Die Untersuchung der Augen, insbesondere der Reaktion der Pupille auf Licht, kann Zeichen einer Hirnerkrankung zeigen. Weitere Tests wie die Auslösung der Reflexe an Armen und Beinen sind wichtig bei Verdacht auf neurologische Erkrankungen.
Als weiterführende Untersuchungen können Röntgenbilder des Brustkorbs und des Bauches sowie eine Ultraschalluntersuchung der verschiedenen Organe durchgeführt werden. Möglicherweise ist auch eine endoskopische Untersuchung des Magens oder Darms (Magen- bzw. Darmspiegelung) notwendig.
Im Labor wird eine Blutprobe untersucht. Dabei wird vor allem auf Veränderungen im Elektrolyt- und Zuckerhaushalt geachtet und verschiedene Stoffe gemessen, die auf Schäden der inneren Organe, insbesondere Leber, Bauchspeicheldrüse und Nieren, hinweisen. Außerdem werden die Blutzellen untersucht und das Blut auf Gifte oder eventuell zu hoch dosierte Medikamente überprüft.
Bei Magen-Darm-Beschwerden, die mit Übelkeit und Erbrechen einhergehen, sollten Betroffene vor allem auf eine magenschonende Ernährung achten. Weiche Kost, wenige Gewürze und viel Tee beruhigen den Magen. Zum Ausgleich von Wasser- und Elektrolytverlusten sollte möglichst viel getrunken werden, vor allem Kräutertees. Beliebte und bewährte Hausmittel sind Cola und Salzstangen. Ist der Wasserverlust durch Trinken allein nicht auszugleichen, weil ständig erbrochen wird, kann eine Infusion mit Wasser und Elektrolyten nötig sein, die über eine Vene in den Kreislauf gegeben wird.
Zur Unterdrückung der Übelkeit und des Brechreizes gibt es verschiedene Medikamente, von denen einige in der Apotheke frei verkäuflich sind. Besonders wirksam sind die so genannten Antiemetika, zu denen Diphenhydramin und Domperidon gehören. Ist das Erbrechen so stark und häufig, dass Tabletten oder Tropfen nicht lang genug im Magen bleiben, um wirken zu können, sollten die Medikamente als Zäpfchen rektal angewendet werden.
Letzte Aktualisierung am 25.08.2022.