Die Colitis ulcerosa (ulzeröse Colitis) gehört zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Sie geht meist anfänglich vom Mastdarm aus und schreitet schubweise über den Dickdarm voran. Es bilden sich Geschwüre an der Darminnenwand, die flach sind und nur die Schleimhautschichten betreffen.
Die Ursache der chronisch geschwürigen Darmerkrankung ist unbekannt, verschiedene Erklärungsansätze bestehen, die jedoch noch nicht nachgewiesen sind. Vermutet wird, dass sie mit bakteriellen und viralen Infektionen zusammenhängt und dass es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt, bei der sich das Immunsystem gegen die körpereigenen Zellen richtet. Stress und psychische Beeinträchtigungen sowie ungünstige Ernährung können die Colitis ulcerosa negativ beeinflussen. Besonders sind jüngere Menschen von der Pubertät bis etwa zum 30. Lebensjahr betroffen. Die Erkrankung tritt in voranschreitenden Schüben auf.
Bei sehr schwerem Verlauf kann die Entzündung zu einer starken Aufdehnung des Darmes (Megakolon) und zum Darmdurchbruch mit Austritt von Kot in die Bauchhöhle und folgender Bauchfellentzündung (Peritonitis) führen, welche tödlich enden kann.
Ebenfalls besteht bei ulzeröser Colitis ein gesteigertes Risiko für Darmkrebs. So ist das Dickdarmkrebs-Risiko nach 10 Jahren ungefähr 3 Prozent und nach 20 Jahren ungefähr 20 Prozent.
Die Beschwerden, die bei der Colitis ulcerosa auftreten, sind den Symptomen ähnlich, die bei anderen Erkrankungen der Bauchorgane auch vorkommen, beispielsweise Bauchschmerzen, (blutigem) Durchfall oder Fieber. Bei schweren Fällen muss bis zu 30 Mal am Tag die Toilette zum Stuhlgang aufgesucht werden. Die Schmerzen bessern sich meist nach dem Stuhlgang.
Nicht selten bestehen zusätzlich zu den Bauchbeschwerden noch andere Krankheitsbilder wie beispielsweise bestimmte entzündliche Knötchen am Unterschenkel (Erythema nodosum), Arthritis oder eine Entzündung im Auge (Uveitis).
Die Krankengeschichte (Aanamnese) kann bereits auf eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung hindeuten. Eine Darmspiegelung mit Probeentnahme und feingeweblicher Untersuchung (Histologie) gibt meist den Hinweis, ob eine Colitis ulcerosa vorliegt oder nicht. Zusätzlich wird eine Blutuntersuchung, vor allem auf Entzündungsparameter, durchgeführt.
Die eindeutige Diagnosestellung ist nicht einfach. Insbesondere die Unterscheidung zum Morbus Crohn, der auch zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen zählt, kann schwierig sein. Abzugrenzen sind ebenfalls Blinddarmentzündung, Magen-Darm-Grippe, Entzündung des Eierstocks sowie weitere Baucherkrankungen, die sich mit ähnlichen Beschwerden äußern können.
Zuerst wird bei der Colitis ulcerosa mit Diätmaßnahmen und Gabe verschiedener Arzneimittel versucht, die Entzündung einzudämmen.
Die operative Therapie wird oftmals notwendig bei mangelhafter Medikamentenwirkung oder zu starken unerwünschten Auswirkungen sowie bei Komplikationen der Erkrankung wie beispielsweise Blutungen, Hohlraumverengung mit Kotstau oder Darmdurchbruch (Perforation) oder Megakolon (starke Aufweitung des Dickdarms).
Die Operation erfolgt in Vollnarkose.
Die Bauchdecke wird aufgeschnitten, um einen Zugang zum Bauchraum zu schaffen.
Die komplette Entfernung des Dickdarms einschließlich Mastdarm (Proktokolektomie) kann bei schweren Fällen erforderlich sein. Der Anus wird dann zugenäht, und es wird ein künstlicher Darmausgang (Anus praeter) an der Bauchwand angelegt. Dieser verbleibt dauerhaft. Neuartige Techniken erlauben allerdings heutzutage immer häufiger, den Dünndarm und den After miteinander zu verbinden, um eine normale Ausscheidungsfunktion zu erhalten. Manchmal wird auch eine Entfernung des Dickdarms unter Erhalt des Mastdarms (Kolektomie) vorgenommen. Das Ende des Dünndarms wird daraufhin mit dem Mastdarm vernäht (ileorektale Anastomose). Ebenfalls möglich ist eine Entfernung des Dickdarms mit weitestgehender Entfernung des Mastdarms (Kolektomie mit Teilproktektomie). Das Dünndarmende wird mit dem Mastdarmstumpf vernäht. Zuvor kann ebenfalls die durch die Colitis betroffene Schleimhaut des Mastdarmrestes abgetragen werden (Proktomukosektomie). Es kann aus dem Dünndarm ein Reservoir (J-Pouch) hergestellt werden, dieser hat dann ein Fassungsvermögen von 100 bis 150 Millilitern. In der Regel wird ein künstlicher Darmausgang geschaffen, der nach ungefähr drei Monaten wieder rückgängig gemacht werden kann. Es muss bedacht werden, dass ohne vollständige Herausnahme des Mastdarms keine komplette Heilung möglich ist.
Die vorigen Methoden können unter bestimmten Voraussetzungen auch innerhalb einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) vorgenommen werden. Hierbei wird über einen kleinen Einschnitt in der Bauchnabelgegend ein optisches Gerät (Laparoskop), an dessen Ende eine kleine Videokamera und eine Lichtquelle sitzen, in die Bauchhöhle eingeschoben. Über weitere Öffnungen werden bestimmte benötigte Instrumente eingeführt. Um den Einblick zu verbessern, wird der Bauchraum mit CO2-Gas aufgebläht. Das Bild der Mini-Kamera wird live auf einem Monitor dargestellt, so dass die erforderliche Darmoperation erfolgen kann. Manchmal wird am Ende des Eingriffs eine Drainage eingeführt, damit Wundflüssigkeit abfließen kann. Der Schlauch kann nach einigen Tagen wieder herausgezogen werden.
Bestimmte Umstände oder Komplikationen, welche vorher nicht mit eingeplant wurden, beispielsweise Verwachsungen oder Wucherungen, können es notwendig machen, dass in derselben Operationssitzung andere Maßnahmen, beispielsweise Organentfernungen, zusätzlich erfolgen. Auch muss eventuell von einer Bauchspiegelung in eine offene OP übergegangen werden.
Durch die Operation kann es zu Verletzungen von in der Nähe der Operation liegenden Organen mit unter Umständen gefährlichen Auswirkungen kommen. Wenn die genähten Wunden zwischen den Darmabschnitten sich zusammenziehen, kann es zu Transportstörungen des Darmes bis hin zu Darmverschlüssen kommen. Diese können auch durch Verwachsungen und andere Gegebenheiten entstehen. Bei Undichtigkeit der Darmwand oder bei Keimeinwirkung kann es zu einer unter Umständen lebensbedrohlichen Bauchfellentzündung kommen. Vor allem bei der Anlage einer Darmtasche vor dem After kann es zu verschiedenen Stuhlentleerungsproblemen kommen. Des Weiteren können Blutungen, Nachblutungen, Wundheilungsstörungen und überschießende Narbenbildung entstehen. Hieraus resultieren eventuell funktionelle oder ästhetische Problematiken sowie selten auch Narbenbrüche. Nervenverletzungen können ein Taubheitsgefühl bedingen. Auch Allergien können ausgelöst werden.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
In der Regel kann die operative Entfernung des Mastdarms und Dickdarms die Colitis ulcerosa komplett und dauerhaft heilen.
Meist müssen Medikamente, die die Gerinnung des Blutes hemmen, beispielsweise Marcumar® oder Aspirin®, vorübergehend weggelassen werden. Dies geschieht mit ärztlicher Rücksprache.
Vor der Operation muss der Darm gereinigt werden, entweder durch einen Einlauf oder durch das mehrtägige Trinken einer Spülflüssigkeit und Einnahme von abführenden Medikamenten.
Die Kost muss nach der Darmoperation langsam wieder aufgebaut werden und sollte auch in den folgenden Wochen und Monaten schonend erfolgen. Die Darmaktivität beginnt normalerweise wieder von alleine.
Körperlich ist nur in den ersten Wochen eine besondere Schonung einzuhalten.
Falls der Mastdarm teilweise noch bestehen bleibt, so muss in bestimmten Abständen kontrolliert werden, ob sich Auffälligkeiten, die auf Darmkrebs hindeuten, ergeben haben.
Bei Auffälligkeiten, die auf Komplikationen hindeuten könnten, sollte umgehend der Arzt beziehungsweise die Klinik informiert werden.
aktualisiert am 02.02.2023