Gallensteine stellen eine relativ häufige Erkrankung dar. Es handelt sich um verfestigte Substanzen aus der Gallenflüssigkeit, die sich als Steine in der Gallenblase oder in den Gallengängen befinden. Gallensteine müssen erst behandelt werden, wenn Beschwerden auftreten. Sehr unangenehm können die Gallenkoliken (krampfartige Gallenschmerzen) sein. Neben einer Operation kann es auch möglich sein, eine Stoßwellen-Zertrümmerung der Steine von außen durchzuführen (extrakorporale Stoßwellen-Lithotripsie, ESWL) oder mit Medikamenten ein Auflösen der Steine zu bewirken. Ansonsten muss oft die Gallenblase operativ entfernt werden.
Die Gallenblase befindet sich an der Unterfläche der Leber. In dem Hohlorgan sammelt sich die Galle, eine Verdauungsflüssigkeit, die durch die Leber produziert wird. Die Gallenblase ist mit dem Gallengang verbunden, durch den die Gallenflüssigkeit in den Zwölffingerdarm (Duodenum) fließt. Galle ist wichtig für den Körper, um Fette verdauen zu können. Auf die Gallenblase kann jedoch ohne große Einschränkungen verzichtet werden, sofern die Gallengänge mit dem Darm verbunden bleiben.
Gallensteine entstehen durch zu starke Eindickung der Gallenflüssigkeit. In den meisten Fällen befindet sich bei der Entwicklung von Steinen verhältnismäßig zu viel Cholesterin und zu wenig Gallensäure in der Gallenflüssigkeit. Es gibt auch Steine mit anderer Grundlage, etwa Bilirubin-Steine (Bilirubin ist ein Gallenpigment). Gemischte Steine sind ebenfalls möglich. Zunächst bilden sich kleine Kristalle aus, die nach und nach zu größeren Steinen anwachsen können.
Eine verminderte Rückaufnahme von Gallensäuren über die Darmwand beziehungsweise ein Verlust von Gallensäuren bedingt ebenfalls die Entstehung von Gallensteinen. Das kann bei einem Morbus Crohn (einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung) oder nach der Entfernung von Teilen des Dünndarms der Fall sein. Gallensäuren werden normalerweise wieder in den Körperkreislauf aufgenommen und in die Leber transportiert. Sie binden in der Gallenblase Cholesterin, was bei zu wenig Gallensäuren ausfällen und verklumpen kann.
Zu viel Bilirubin entsteht immer dann, wenn rote Blutkörperchen (Erythrozyten) beziehungsweise Hämoglobin (roter Blutfarbstoff) abgebaut werden.
Gallensteine treten häufiger bei Frauen als bei Männern auf. Risikofaktoren stellen ebenso ein höheres Lebensalter (sie treten gehäuft ab 40 Jahren auf), Übergewicht, häufige Gallenblasenerkrankungen in der Familie sowie Kinder (vorherige Schwangerschaften) dar. Außerdem sind Menschen mit heller Haut und hellen Haaren häufiger betroffen. Hieraus leitet sich die unter Medizinern bekannte 5-F-Regel (beziehungsweise 6-F-Regel) ab: Menschen mit Gallensteinen sind häufig
und Gallensteinleiden finden sich bei anderen Mitgliedern der
Des Weiteren kann es aufgrund von schlechter Ernährung (hoher Cholesterinspiegel, wenig Ballaststoffe, Mangelernährung), Lebererkrankungen, Infektionen oder Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) zu einem Gallensteinleiden kommen.
Häufig werden Gallensteine vom Patienten nicht bemerkt. Viele Menschen leben jahrelang damit, ohne dass sie irgendwelche Beschwerden haben. Nur jeder vierte Betroffene klagt über Symptome. Treten Krankheitszeichen der Gallensteine auf, so sind dies zunächst meist uneindeutige Oberbauchbeschwerden mit Völlegefühl und Übelkeit, die insbesondere nach dem Verzehr von fetten Speisen auftreten. Auch kann es zu Blähungen kommen. Schwerere Symptome können Schmerzen (Gallenschmerzen) im rechten oberen Bauchbereich sein.
Gallensteine können die Gallengänge verstopfen. Dann können sehr starke krampfartige Schmerzen bestehen, sogenannte Koliken (Gallenkoliken). Die Gallenschmerzen können zusammen mit Erbrechen und weiteren Symptomen auftreten. Schmerz kann auch bis in den Rücken und in die vor allem rechte Schulter ziehen. Auch bleibt eine Kolik 15 Minuten bis einige Stunden bestehen.
Falls der Ausführungsgang der Gallenblase betroffen ist, fließt die Gallenflüssigkeit nicht mehr aus der Gallenblase. Falls hingegen der hauptsächliche Gallengang zwischen Leber und Zwölffingerdarm verlegt ist, staut sich die Gallenflüssigkeit auf und es entsteht eine Gelbsucht (Ikterus, Verschlussikterus). Bleiben Gallensteine direkt an der Einmündung des Gallengangs in den Zwölffingerdarm (sogenannte Vater-Papille) hängen, so kann sich eine Kombination aus Gallenaufstau und Bauchspeicheldrüsenentzündung (biliäre Pankreatitis) entwickeln, was bisweilen sogar tödlich enden kann.
Nicht selten geben die Symptome und die Vorgeschichte des Patienten schon Hinweise auf eine Gallensteinerkrankung. Daher führt der Arzt ein Untersuchungsgespräch (Anamnese) mit dem Betroffenen durch. Meist wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt, in der sich Gallensteine sehr gut darstellen lassen. Zusätzlich ist eine Blutuntersuchung sinnvoll. Es kann auch eine Spiegelung der Gallengänge über ein Endoskop, einem optischen Gerät, das über Mund, Magen und Darm in die Gallenwege eingeführt wird, erfolgen. Dabei wird in die Gallengänge ein Kontrastmittel zur folgenden Röntgenuntersuchung gegeben (ERCP). Weitere mögliche Verfahren sind die Kernspintomographie (MRT, Magnetresonanztomographie) und die Computertomographie (CT).
Da viele Baucherkrankungen ähnliche Symptome hervorrufen können, beispielsweise eine Refluxkrankheit (Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre), Magen- oder Darmgeschwüre, Blinddarmentzündung (Appendizitis), Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis), Tumore oder Leberkrankheiten, müssen diese von Gallensteinbeschwerden beziehungsweise Koliken unterschieden werden. Selbst ein Herzinfarkt kann mitunter Schmerzen im rechten Oberbauch bedingen.
Gallensteine, die keine Symptome verursachen, brauchen auch nicht behandelt zu werden. Bei Beschwerden ist die Therapie auf unterschiedliche Weise möglich. Häufig findet bei steinbedingten Gallenschmerzen und Koliken die Entfernung der Gallenblase statt. Eine weitere gängige Behandlungsmethode ist die Zertrümmerung mittels Stoßwellentherapie (ESWL).
Zur Behandlung von Gallensteinen gehört zuallererst, dass die Ernährung angepasst wird. Patienten sollten besonders fettreiche Nahrungsmittel reduzieren und genügend Ballaststoffe zu sich nehmen.
Medikamente können eingesetzt werden, um die Beschwerden zu lindern. Hier können Schmerzmittel sowie krampflösende Mittel gegen die Koliken verschrieben werden. In manchen Fällen kann eine medikamentöse Auflösung der Gallensteine vorgenommen werden. Eingesetzt werden hier Medikamente, die Gallensäuren enthalten und deshalb Steine auflösen können.
Eine häufig durchgeführte Behandlung ist die Zertrümmerung mit Stoßwellen von außerhalb des Körpers (ESWL, extrakorporale Stoßwellen-Lithotripsie). Bei der ESWL werden Stoßwellen über ein Wasserkissen auf den Körper in Richtung eines Gallensteins abgegeben. Durch die energiereichen, gebündelten Wellen werden die Steine zerkleinert. Je mehr Steine vorhanden sind und je größer diese sind, umso mehr Wellen müssen ausgesendet werden, um eine erfolgreiche Behandlung zu erzielen. Die Gesamtdauer der Stoßwellen-Zertrümmerung der Gallensteine beträgt 20 Minuten bis eine Stunde. Bisweilen muss auch eine zweite Behandlung in einer weiteren Sitzung vorgenommen werden. Je nach Lage der Steine (Gallenblase oder Gallengänge) werden verschiedene Vorgehensweisen der ESWL gewählt.
Bei Gallenblasensteinen muss in den meisten Fällen keine Betäubung vorgenommen werden, es kann aber ein Beruhigungs- oder Schmerzmittel gegeben werden. Der Patient liegt auf dem Bauch, auf dem Rücken oder auf der Seite. Nach einer Feststellung der Lage der Gallensteine mittels Ultraschall werden die Stoßwellen in diese Richtung abgegeben. Nach der Behandlung gelangen die Bruchstücke über die Gallenwege meist von selbst in den Zwölffingerdarm (Duodenum). Bleiben Trümmerstücke übrig, so werden sie meist mit Medikamenten aufgelöst.
Befinden sich Steine in den Gallengängen oder auch im Gang der Bauchspeicheldrüse, so wird meist eine Regionalanästhesie (Betäubung eines größeren Körperbereiches) oder eine Vollnarkose vorgenommen. Der Patient liegt auf dem Rücken oder auf dem Bauch. Zunächst wird ebenfalls eine Ultraschall-Untersuchung durchgeführt, eventuell wird eine Röntgen-Kontrastmitteluntersuchung notwendig. Dafür wird über eine Sonde, die bei einer Magen-Zwölffingerdarm-Spiegelung (Gastroduodenoskopie) gelegt wurde, das Kontrastmittel in die Gallengänge eingespritzt. Nach der jeweiligen Darstellung der Lage der Steine werden diese durch Stoßwellen gezielt zertrümmert.
Gegebenenfalls werden verbliebene Steine nach der Stoßwellentherapie über eine Magen-Zwölffingerdarm-Spiegelung herausgeholt. Damit Stein-Bruchstücke aus den Gallenwegen gelangen, muss in einigen Fällen auch die Einmündung der Gallenwege und des Bauchspeicheldrüsengangs in den Zwölffingerdarm eingeschnitten und erweitert werden. Auch dies geschieht über eine Spiegelung unter Verwendung eines speziellen elektrischen Schneideinstruments. Auch ohne vorherige Stoßwellentherapie können solche Maßnahmen bei Gallensteinen erforderlich sein.
Eine übliche Operation bei Gallensteinen mit Beschwerden sowie bei einer Gallenblasenentzündung ist die Gallenblasenentfernung (Cholezystektomie). In fast allen Fällen kann dieser Eingriff inzwischen mittels einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) durchgeführt werden. Das heißt, dass der Operateur mehrere sehr kleine Öffnungen am Bauch und im Bauchnabel anlegt, um die Instrumente sowie das Endoskop (optisches Gerät mit kleiner Spezialkamera) einzuführen. Die Gallenblase wird von den Gallengängen abgetrennt und aus dem Bauchraum herausgeholt. Bisweilen können neuere Varianten der Bauchspiegelung zur Gallenblasenentfernung vorgenommen werden, bei denen über einen einzelnen Zugangsweg operiert wird oder natürliche Öffnungen des Körpers wie die Speiseröhre oder die Vagina genutzt werden, um von innen zu operieren. Eine offene Operation kann beispielsweise dann notwendig werden, wenn es Verwachsungen an den Gallenwegen gibt.
Für den Körper bedeutet eine nicht mehr vorhandene Gallenblase nur geringe Einschränkungen. Die Galle wird nun ständig in geringen Mengen in den Darm abgegeben, anstatt dass sie gegebenenfalls zwischengespeichert wird. Auf allzu üppige Mahlzeiten mit viel Fett sollte der Patient aber verzichten.
Durch die Behandlungsmethoden kann es zu verschiedenen Komplikationen kommen. Diese müssen bei der Überlegung in Betracht gezogen werden, welche Therapieform zum Einsatz kommt. Der Arzt klärt den Patienten über mögliche Risiken auf.
Gallensteine können unbemerkt bleiben und keine weiteren Beschwerden oder Probleme verursachen. Bei Symptomen wird eine Behandlung durchgeführt, die meist dazu führt, dass die Steine beseitigt werden können und der Betroffene keine Beschwerden mehr hat. Oft ist eine effektive Behandlung von Gallensteinen schon durch die Stoßwellentherapie (ESWL) möglich. Es kann aber auch notwendig sein, eine weitere Behandlungssitzung, eine Operation mit Herausnahme der Gallenblase oder andere Maßnahmen vorzunehmen. Nach einer Behandlung des Steinleidens ohne Gallenblasenentfernung wie der Stoßwellentherapie kann es zu einem Wiederauftreten der Gallensteine kommen (Rezidiv). Durch seine Lebensweise mit vernünftiger Ernährung kann der Patient dem entgegensteuern. Vorbeugend hilft sogar eine Ernährung mit einem eher hohen Anteil von Fett, dass sich Gallensteine gar nicht erst bilden.
Der Patient sollte vor der Behandlung mittels Stoßwellentherapie 12 Stunden keine Nahrung mehr zu sich nehmen. Auf Rauchen sollte in dieser Zeit ebenfalls verzichtet werden. Angeordnete Medikamente sollten gewissenhaft eingenommen werden. Vor einer Operation sollte sechs Stunden keine Nahrung mehr aufgenommen werden, Wasser kann bis zwei Stunden vorher noch getrunken werden. Vor einer OP müssen Medikamente zur Gerinnungshemmung abgesetzt werden, was mit dem Arzt abgesprochen wird.
Bei ambulant stattfindendem Eingriff mit Schmerzmittel- oder Betäubungsmitteleinwirkung muss sich der Patient abholen lassen und sollte für einen Tag kein Auto fahren, keine Maschinen bedienen und auch keine bedeutsamen Entscheidungen treffen.
Zeigen sich Besonderheiten, die Symptome einer Komplikation sein könnten, sollte der Arzt kurzfristig informiert werden.
aktualisiert am 27.03.2023