Die Gallenblase befindet sich an der Unterfläche der Leber. In dem Hohlorgan sammelt sich die flüssige Galle, die durch die Leber produziert wird. Die Gallenblase ist mit dem Gallengang verbunden, durch den die Gallenflüssigkeit in den Zwölffingerdarm fließt.
Die Mündung des Gallengangs, die sogenannte Papilla vateri, ist zugleich auch Mündung des Gangs der Bauchspeicheldrüse (Pankreas). Galle ist wichtig für den Körper, um Fette verdauen zu können. Obwohl die Gallenblase wichtig für die Verdauung ist, kann ein Mensch ohne größere Einschränkungen darauf verzichten. Nach der Entfernung der Gallenblase kann es zunächst zu Verdauungsproblemen kommen.
Durch zu starke Eindickung der Gallenflüssigkeit können sich Gallensteine bilden, die die Gallenblase von innen schädigen können. Es kann zu einer Entzündung der Gallenblase (Cholezystitis) kommen. Die meisten Gallenblasenentzündungen werden durch Steine verursacht. Ein Anzeichen einer Gallenblasenentzündung ist eine verdickte Gallenblasenwand (dicker als 4 Millimeter).
Oftmals entsteht die Form der chronisch vernarbenden Gallenblasenentzündung (Schrumpfgallenblase). Daraus kann sich eventuell Gallenblasenkrebs entwickeln. Bei seltenen besonders schweren Fällen der Entzündung kann es zu einem Gallenblasendurchbruch mit Austritt von Flüssigkeit in die Bauchhöhle kommen, wodurch eine Bauchfellentzündung entsteht (gallige Peritonitis). Auch durch andere Ursachen kann sich eine Gallenblasenentzündung entwickeln. Eine akute Entzündung ohne Gallensteine gilt als besonders gefährlich.
Gallensteine selbst können die Gallengänge verstopfen. Falls der Ausführungsgang der Gallenblase betroffen ist, fließt die Gallenflüssigkeit nicht mehr aus der Gallenblase. Falls hingegen der hauptsächliche Gallengang zwischen Leber und Zwölffingerdarm verlegt ist, staut sich die Gallenflüssigkeit auf, und es entsteht eine Gelbsucht (Ikterus / Verschlussikterus). Bleiben Gallensteine direkt an der Vater-Papille (Einmündung des Gallengangs in den Zwölffingerdarm) hängen, so kann sich eine Kombination aus Gallenaufstau und Bauchspeicheldrüsenentzündung (biliäre Pankreatitis) entwickeln, was bisweilen sogar tödlich enden kann.
Gallensteine treten häufiger bei Frauen als bei Männern auf. Risikofaktoren stellen ein höheres Lebensalter, Übergewicht, häufige Gallenblasenerkrankungen in der Familie sowie vorherige Schwangerschaften dar.
Die sechs Risikofaktoren | Beschreibung |
---|---|
female | weibliches Geschlecht - Frauen sind häufiger betroffen als Männer |
fat | starkes Übergewicht - übergewichtige Menschen sind häufiger betroffen als normalgewichtige Menschen |
fourty | über 40 Jahre - Je höher das Alter, desto höher das Risiko für Gallensteine |
fertile | fruchtbar - Frauen, die bereits Kinder geboren haben, sind häufiger von Gallensteinen betroffen |
fair | hellhäutig - Menschen mit heller Haut entwickeln häufiger Gallensteine |
family | familiäre Veranlagung - Höhere Wahrscheinlichkeit eines Gallensteinleidens, wenn schon ein Familienangehöriger davon betroffen war (Eltern, Großeltern) |
Häufig werden Gallensteine vom Patienten nicht bemerkt. Treten Krankheitszeichen auf, so sind dies zunächst meist uneindeutige Oberbauchbeschwerden mit Völlegefühl und Übelkeit, die insbesondere nach fettigen Speisen auftreten. Schwerere Symptome können Schmerzen im rechten oberen Bauchbereich sein, bei Verlegung eines Gallenweges treten krampfartige Schmerzen (Gallenkolik) auf.
Oft geben die Symptome und die Vorgeschichte des Patienten schon Hinweise auf eine Gallenblasenerkrankung. Meist wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt, in der sich Gallensteine sehr gut darstellen lassen. Zusätzlich ist eine Blutuntersuchung sinnvoll. Es kann auch eine Spiegelung der Gallengänge (ERCP) mit einem Endoskop, einem optischen Gerät, das über Mund, Magen und Darm in die Gallenwege eingeführt wird, erfolgen.
Da viele Baucherkrankungen ähnliche Symptome hervorrufen können, beispielsweise Magen- oder Darmgeschwüre, Blinddarmentzündung (Appendizitis), Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis), Tumoren oder Leberkrankheiten, müssen diese unterschieden werden. Selbst ein Herzinfarkt kann mitunter Schmerzen im rechten Oberbauch bedingen.
Unter Umständen besteht die Möglichkeit, Gallensteine durch Stoßwellentherapie (ESWL, extrakorporale Stoßwellenlithotripsie, Lithotripsie) oder mit mechanischer Einwirkung zu zertrümmern, mit einem Endoskop (optisches Gerät unter anderem zur Magen- und Darmspiegelung) herauszuholen oder auch durch bestimmte Medikamente aufzulösen.
Besteht in der Gallenblase eine Entzündung, Beschwerden wie beispielsweise Koliken (starke an- und abschwellende Schmerzen) oder ein bösartiger Tumor, so ist meist die Entfernung der Gallenblase angezeigt. Gallensteine, die keine Symptome verursachen, brauchen nicht operiert zu werden. Befinden sich Polypen innerhalb der Gallenblase, so wird eine operative Entfernung nachhaltig empfohlen, da die Möglichkeit des Vorliegens oder der Entwicklung von Gallenblasenkrebs besteht.
Somit ist oftmals die operative Entfernung der Gallenblase (Cholezystektomie) die Therapie der Wahl. In Einzelfällen kann es auch ausreichend sein, die Gallenblase aufzuschneiden, den Stein herauszuoperieren und das Organ wieder zusammenzunähen. Es ist jedoch sinnvoll, die Gallenblase komplett herauszunehmen, damit sich in ihr keine neuen Steine entwickeln können.
Es gibt zwei Operationsmöglichkeiten, die beide in Vollnarkose erfolgen.
Bei der Operation mittels Bauchspiegelung (Laparoskopie) wird über einen kleinen Einschnitt am Bauchnabel ein optisches Gerät (Laparoskop) mit einer kleinen Videokamera eingeschoben. Um das Bauchgewölbe aufzuspannen und die Sicht zu verbessern, wird CO2-Gas eingeblasen. Benötigte Instrumente werden über weitere Einschnitte in den Bauchraum eingeführt. Auf einem Monitor sieht der Operateur in Echtzeit das Operationsgebiet, kann die Gallenblase mitsamt eventuell innen liegenden Steinen herausschneiden und über eine der Bauchdeckenöffnungen herausziehen.
Manchmal wird eine Operation mittels Bauchschnitt (Laparotomie) durchgeführt. Dabei kann direkt die Gallenblase abgetrennt und entfernt werden.
Während beiden Operationsmethoden kann eine Röntgen-Kontrastmitteluntersuchung des Gallengangsystems (Cholezystographie) erfolgen. Oftmals wird zum Abfluss der Wundsekrete und anderer Flüssigkeiten ein Drainageschlauch (Was ist eine Drainage?) in das Operationsgebiet eingeführt, der nach wenigen Tagen wieder gezogen werden kann. Hierdurch wird das Risiko einer Bauchfellentzündung oder eines Abszesses (abgekapselter Entzündungsherd) stark vermindert.
Aufgrund der geringeren Belastung für den Körper ist meist die Bauchspiegelung der offenen Operation vorzuzuiehen. Dennoch ist es beispielsweise bei stark vergrößerter, vernarbter oder große Steine enthaltender Gallenblase erforderlich, einen Bauchschnitt zu machen. Bestimmte Gegebenheiten wie anatomische Besonderheiten, Verwachsungen oder auch Komplikationen machen es manchmal notwendig, von der Gallenoperation durch Bauchspiegelung auf die offene Methode umzuschwenken.
Bei Gallensteinen, die sich in den Gallengängen befinden, muss der betroffene Gang meist aufgeschnitten werden, die Steine herausgeholt und eine spezielle Drainage (T-Drainage) eingelegt werden. Diese dient dem Ableiten der Gallenflüssigkeit nach außen.
In der Regel ist eine Gallenblasenentfernung ein einfacher und häufig durchgeführter Eingriff. Probleme können sich ergeben, wenn bestimmte Umstände vorliegen, beispielsweise Verwachsungen im Bauchraum.
Bei der Gallenoperation kann es zur Verletzung von Organen in der Nähe des Operationsbereiches kommen. Dies kann möglicherweise gravierende Folgen haben. Gallenwege können an den Nahtstellen Lecks entwickeln, wodurch mehrere Probleme auftreten können. Es kann sich beispielsweise eine Fistel ergeben, dies ist ein Verbindungsgang zu anderen Organen oder in die Bauchhöhle, der seinerseits behandlungsbedürftig ist. Wundheilungsstörungen kommen nach Gallenoperationen gehäuft vor, weil das Gewebe oft entzündet ist. Besonders bei der Operation mit Bauchspiegelung kann es passieren, dass die Gallenblase versehentlich eröffnet wird. Im Extremfall kann sich eine Bauchfellentzündung entwickeln, die zum Tode führen kann. Durch Narben an den Gallenwegen kann es zu Verengungen mit Gallestau und eventuell Gelbsucht bis hin zu Leberschäden kommen. Auch weitere Gallensteine können an diesen Stellen entstehen. Des Weiteren kann es zu Blutungen, Nachblutungen, Schmerzen, Nervenverletzungen mit Gefühlsstörungen und zu allergischen Reaktionen kommen.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Nach Herausnehmen der Gallenblase treten normalerweise keine Gallensteine mehr auf. Die Gallenblase kann bedenkenlos entfernt werden, da sie nur zur Speicherung und Eindickung der Gallenflüssigkeit dient. Diese wird auch weiterhin direkt von der Leber über die Gallengänge in den Darm abgegeben. Eine besondere Ernährung ist nicht erforderlich, es sollte aber auf eher fettarme, dafür ballaststoffreiche Nahrungsmittel geachtet werden.
Möglicherweise müssen die Gerinnung störende Medikamente vor der Operation in Absprache mit dem Arzt abgesetzt werden. Dies betrifft unter anderem Marcumar® und Aspirin®.
Treten Auffälligkeiten auf, die auf Komplikationen hindeuten könnten, so sollte umgehend der Arzt oder die Klinik kontaktiert werden.
aktualisiert am 16.11.2023