Drainagen dienen in der Medizin dazu, vermehrte Körperflüssigkeiten oder eingedrungene Gase aus Körperhöhlen abzuleiten. Anhand des Wirkungsortes werden innere und äußere Drainagen unterschieden.
Bei der äußeren Drainage, die wesentlich häufiger angelegt wird, erfolgt die Ableitung aus dem Körperinneren nach außen. Dazu werden in der Regel spezielle Kunststoffschläuche eingesetzt.
Innere Drainagen werden operativ angelegt und dienen vor allem der Umgehung von inneren Hindernissen. Beispielsweise werden sogenannte Anastomosen (Kurzschlüsse) von Hohlorganen wie Speiseröhre, Magen, Darm angelegt, um eine Kontinuität wiederherzustellen.
Wann ist eine Drainage erforderlich?
Bei fast jeder Operation kann es nach dem Eingriff zur Ansammlung von Wundsekret, Blut oder Gewebsflüssigkeit im Körper kommen. Geringe Mengen an Flüssigkeit können vom Körper selbst absorbiert und abgebaut werden. Um den Heilungsprozess zu erleichtern und die Ansammlung von Flüssigkeit in der Wundhöhle zu verhindern, werden Drainagen eingelegt. Die am häufigsten verwendeten äußeren Drainagen sind:
Bei der Pleurasaugdrainage handelt es sich um einen Kunststoffkather, der in den Pleuraspalt (Lungenfell) eingelegt wird und dort Flüssigkeiten (Blut, Eiter, Lymphflüssigkeit, Sekret) oder eingedrungene Luft (Pneumothorax) mittels Unterdruck ableitet.
Grundsätzlich unterscheidet man Heberdrainage (zum Beispiel Bülau-Drainage) von Saugdrainagen (zum Beispiel Monaldi-Drainage). Die Heberdrainage nutzen den hydrostatischen Druck aus (also das Gefälle von oben nach unten). Die Saugdrainage arbeiten mit Unterdruck und leiten so das Sekret ab. Diese Drainagen werden oft nach brust- und herzchirurgischen Eingriffen eingesetzt. Einsatzgebiete sind: Spannungspneumothorax, Pneumothorax, Hämatopneumothorax, Pleuraempyem, Hautemphysem, Pleuraerguss und Rippenserienfraktur.
Die Bülau-Drainage wird vor allem eingesetzt, wenn sich Flüssigkeit im Pleuraspalt befindet. Sie wird seltener beim Pneumothorax eingesetzt. Die Monaldi-Drainage wird vor allem beim Pneumothorax verwendet.
Die Redon-Drainage kommt sehr häufig in der Unfallchirurgie zum Einsatz. Sie wurde benannt nach dem französischen Chirurgen Redon 1954 und liegt meist im Gelenk oder Unterhautfettgewebe. Durch einen Sog werden nach Operationen Wundflächen zusammengezogen, wodurch das Gewebe schneller verkleben und zusammenwachsen kann. In Abhängigkeit von der Wundsekretion wird die Drainage nach 48 bis 72 Stunden entfernt. Es gibt die Redon-Drainagen in unterschiedlichen Größen, sowohl mit unkontrolliertem als auch mit kontrolliertem Sog.
Kapillar-Drainagen: Sie werden vor allem bei kleinen, oberflächlichen Wunden eingelegt. Hier wird unterschieden zwischen der Penrose-Drainage mit eingezogenem Gazestreifen oder dem Easy-Flow-Drain, einem außen geriffelten Kunststoffrohr mit geringem Durchmesser. Das Wundsekret wird ohne Sog infolge des Kapillareffektes in die Wundauflage (Verbandsmaterial) oder beim Easy-Flow-Drain auch in einen Beutel abgeleitet.
Shirley-Drainage: Die Shirley-Drainage ist ein so genannter Schlürfer. Sie wird beispielsweise im Bauchbereich in Gebiete mit Abszess (Eiteransammlung) eingebracht, wo sie unter Sog das Sekret ableitet. Ein Ventil verhindert ein Ansaugen des Schlauches.
T-Drainage: Die T-Drainage ist ein Gummirohr, das T-förmig gestaltet ist und im Gallengang liegt. Die Ausleitung erfolgt nach außen durch die Bauchdecke in einen sterilen Auffangbeutel. Sinn der Drainage ist die vorübergehende Galleableitung nach Operationen in Bereich der Leber und der Gallenblase.
Pankreasdrainage: Sie funktioniert ähnlich wie die T-Drainage. Sinn ist die Ableitung des aggressiven Sekretes der Bauchspeicheldrüse (Pankreas), solange eine schwellungsbedingte Abflussbehinderung besteht. Das kann beispielsweise nach einer aggressiven Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) gegeben sein.
Robinsondrainage: Bei der Robinson-Drainage handelt es sich um ein geschlossenes Wunddrainagesystem, bei dem der Beutel nicht gewechselt wird, sondern das Sekret über einen Ablaufstutzen entleert werden kann. Die Robinson-Drainage findet am häufigsten in der Abdominalchirurgie (Bauchchirurgie) Anwendung. Sie wird in den Bauchraum (intraabdominal) eingelegt und arbeitet ohne Sog. Die Robinsondrainagen lassen sich weiter unterteilen in
Blutungsdrainagen: Sie enden im Operationsgebiet und sollen Blutungen aus dem Operationsfeld nach außen ableiten.
Insuffizienzdrainage: Das Ende dieser Drainage wird unmittelbar neben eine angelegte Nahtverbindung eines Organs (Anastomose) gelegt. Im Falle einer undichten Stelle (Nahtinsuffizienz, Perforation) kann der in die Bauchhöhle austretende Inhalt wenigstens teilweise über die Drainage abgeleitet werden. Somit wird eine Undichtigkeit meist frühzeitig erkannt und die entstehende Bauchfellentzündung (Peritonitis) sofort eingedämmt werden.
Gibt es Risiken bei der Anlege einer Drainage?
Das Einlegen einer äußeren Drainage ist ein risikoarmes Verfahren, das vor allem der Entlastung des Patienten dienen soll. Eine wichtige, jedoch eher seltene Komplikation ist die Arrosionsblutung. Dabei kann das starre Ende des Schlauches das umgebende Weichteilgewebe der Haut bei längerer Liegedauer mechanisch schädigen. Werden dabei Blutgefäße verletzt, kann es unter Umständen zu starken Blutungen kommen.
Daneben besteht bei jeder länger liegenden Drainage das Risiko einer Infektion. Alle Drainagen- und Kathetersysteme stellen eine Eintrittspforte für Keime dar. Diese können durch den Schlauch in den Körper gelangen oder an der Außenwand des Schlauches entlang aufsteigen. Mit der Liegedauer erhöht sich die Infektionsgefahr. Bei den meisten Drainagesystemen beginnt die aufsteigende Infektion schon nach zwei Tagen. Vielfach werden die Drainagen aber ohnehin bereits nach ein bis drei Tagen gezogen.