Herzrasen wird in der Fachsprache als Tachykardie bezeichnet. Dabei besteht im Allgemeinen ein Herzschlag von über 100 Schlägen in der Minute. Das Herzrasen kann vorübergehend sein und das Herzklopfen hat womöglich harmlose Ursachen. Bekanntlich führen bereits körperliche Aktivitäten zu einem schnellen Puls, der sogar notwendig ist. Ein dauerhaft oder extrem stark beschleunigter Herzschlag bietet hingegen Anlass zur Sorge. Wenn es nicht nur zeitweise Angst, Aufregung oder eine große körperliche Anstrengung sind, die das Herz schneller pochen lassen, steckt womöglich eine ernstzunehmende Herzkrankheit dahinter. Vor allem da ein unerwarteter Herztod denkbar ist, sollte ein fachkundiger Arzt bei einem Tachykardie-Verdacht schnellstmöglich aufgesucht werden.
Bei einer Tachykardie handelt es sich um eine Herzrhythmusstörung, die von Herzrasen gekennzeichnet ist. Ab rund 100 Schlägen in der Minute ist von Herzrasen die Rede. Im Vergleich dazu beläuft sich ein normaler Puls auf circa 60 bis 80 minütliche Schläge. Das Herz ist bei einer Tachykardie viel stärker gefordert als im Normalzustand. Das starke Herzklopfen ist mitunter sogar in der Halsgegend zu spüren, wenn eine Tachykardie besteht.
Dabei gilt es zu bedenken, dass die Grenzwerte, wann eine Tachykardie vorliegt, sich altersbedingt verschieben. Kinder haben beispielsweise von Natur aus einen höheren Ruhepuls als Erwachsene. Im Erwachsenenalter stellt ein dauerhaft erhöhter Puls von mehr als 120 eine ernstzunehmende Bedrohung dar. Ab 150 Schlägen pro Minute handelt es sich um eine stark ausgeprägte Tachykardie. Spätestens dann ist der Gang zum Arzt ein Muss.
Ohne dass die Betroffenen sich körperlich betätigen, besteht dennoch das Herzrasen. Für den Körper bedeutet dies, dass das Herz seine Pumpfunktion nicht optimal übernehmen kann. Die ausreichende Nähr- und Sauerstoffversorgung aller Organe und Muskeln wird somit gefährdet. Dies wiederum kann schwerwiegende Folgen haben.
Das Herzrasen, das ausschlaggebend für die Tachykardie ist, wird von vielen Betroffenen deutlich gespürt. Allgemein kann es durch eine Tachykardie weiterhin zu Beschwerden kommen wie:
Gelegentliches Herzrasen, welches klar im Zusammenhang mit Nervosität oder sportlichen Betätigungen steht, gibt meist keinen Anlass zur Sorge. Selbst wenn es regelmäßig zu unerwarteten Episoden von Herzrasen kommt, die sich rasch legen, ist dies nur bedingt bedenklich. Bei diesem Herzjagen, sprich einem gutartigen Herzrasen, handelt es sich um eine weniger bedrohliche Form der Tachykardie, die vom Herzvorhof ausgeht (supraventrikuläre Tachykardie). Die Tachykardie macht sich bei gutartigen Varianten durch die folgenden Symptome bemerkbar:
Gefährlich wird es bei einer Tachykardie, die ihren Ursprung in den Herzkammern hat (ventrikuläre Tachykardie oder Kammertachykardie). Im schlimmsten Fall kann sich eine solche Tachykardie durch einen plötzlichen Herztod äußern. Die Extremform wird als Kammerflimmern bezeichnet und umfasst Zustände mit einer Herzfrequenz von 300 Schlägen oder mehr pro Minute. Das bedeutet, dass das Blut aus dem Herzen praktisch nicht mehr in den Körper gepumpt wird. Betroffene werden nach Sekunden bewusstlos, zeigen keinen Puls und keine Atemtätigkeit. Sie benötigen umgehend eine Erste Hilfe mit Reanimationsmaßnahmen und so schnell wie möglich eine Defibrillation, um die lebensgefährliche Herzrhythmusstörung aufzuheben.
Da es sich bei einer Tachykardie um eine Herzrhythmusstörung handelt, ist eine gestörte Weiterleitung oder eine gestörte Bildung der elektrischen Impulse im Herzen als Ursache zu nennen. Dabei können die Herzkammern (Ventrikel) oder die Vorhöfe des Herzens (Atrien) Ursprung des krankhaften Herzrasens sein. Abhängig davon, wo die Tachykardie entstanden ist, wird daher zwischen diesen zwei grundlegenden Arten, sprich der Kammer- und einer Vorhoftachykardie (ventrikuläre und supraventrikuläre Tachykardie), unterschieden.
Die einzelnen Herzrhythmusstörungen mit Tachykardie lassen sich genauer voneinander unterscheiden. Wenn der Sinusknoten als primärer Schrittmacher im Herz einen zu hohen Takt von mehr als 100 Impulsen pro Minute vorgibt, ist von einer Sinustachykardie die Rede. Auch eine Störung im Bereich des AV-Knotens (dem untergeordneten Taktgeber zwischen Vorhof und Herzkammer) kann zu einer Tachykardie führen. Ein Beispiel ist die AV-Knoten-Reentry-Tachykardie, bei der die Erregung über eine zusätzliche Leitungsbahn immer wieder zurückkehrt und damit „kreist“.
Somit gilt es die genaue Entstehung einer Tachykardie im Detail abzuklären. Dann lässt sich die Gefahr für den Patienten besser einschätzen und die entsprechende Therapie einschlagen.
Hinter einer Tachykardie können verschiedene Gründe stecken. Folgende Auslöser sind denkbar:
Ebenso ist es möglich, dass eine Tachykardie auftritt, ohne dass die Ursachen für das Herzrasen genau benannt werden können.
Ein wiederholtes Herzrasen ist ein Anlass, sich beim Arzt untersuchen zu lassen. Der Mediziner wird nach der allgemeinen Grunduntersuchung das Herz anhand eines EKG beurteilen. Die beim EKG erfassten Herzströme geben genauere Auskunft über die Art der Herzrhythmusstörung. Bei vielen Patienten ist ein Langzeit-EKG, also eine Aufzeichnung über 24 Stunden, erforderlich. Weitere Untersuchungen wie ein Herzultraschall können erforderlich sein.
Behandelt wird eine Tachykardie durch Medikamente, die die Herzfrequenz absenken. Dazu gehören Beta-Blocker, Amiodaron oder weitere sogenannte Antiarrhythmika. Bei einigen Patienten muss ein Gerät eingepflanzt werden, das Ähnlichkeiten mit einem Herzschrittmacher hat, der ICD (implantierbare Cardioverter-Defibrillator). Dieser kann bei Bedarf Impulse abgeben, um das Herzrasen zu unterbinden. Gegen ein Kammerflimmern als schlimmste Form der Tachykardie wird notfallmäßig ein Defibrillator eingesetzt.
aktualisiert am 16.03.2022