Gesundheitlich relevante Herzrhythmusstörungen treten bei Kindern vergleichsweise selten auf. Für die Eltern ist es schwierig zu erkennen, ob ihr Kind unter Herzrhythmusstörungen leidet. In vielen Fällen werden Herzrhythmusstörungen bei Kindern rein zufällig entdeckt, beispielsweise im Rahmen einer Routineuntersuchung. Die Ärzte schlagen in diesen Fällen nicht sofort Alarm. Viele Herzrhythmusstörungen bei Kindern sind harmlos und verschwinden nach einiger Zeit von alleine. Dennoch muss ermittelt werden, ob hinter den Herzrhythmusstörungen eine unbemerkte Herzerkrankung steckt. Sofern die Kinder unter Begleitsymptomen wie Schwindel oder Atemnot leiden, ist generell höchste Vorsicht geboten. Das Kind sollte in diesem Fall umgehend von einem Arzt untersucht werden.
In vielen Fällen erweisen sich die Herzrhythmusstörungen bei Kindern als harmlos und müssen nicht behandelt werden. Diese Herzrhythmusstörungen zeigen sich oft als zu langsamer oder zu schneller Herzschlag, während das Kind ein- und ausatmet. Gelegentlich können sogenannte Extrasystolen auftreten. Hierbei handelt es sich um zusätzliche Herzschläge zum normalen Herzschlagrhythmus.
Bei circa einem Prozent der Kinder kommt es zu chronischen, bedeutsamen Herzrhythmusstörungen. Es ist wichtig, dass das Kind bei jeglichen Herzrhythmusstörungen vorsichtshalber von einem Kardiologen (Herzspezialisten) untersucht wird. Der Facharzt führt ein EKG und bei Bedarf Folgeuntersuchungen durch. Im Rahmen dieser Untersuchungen erkennt der Kardiologe, ob die Herzrhythmusstörungen beim Kind einen Krankheitswert haben oder nicht. Leidet das Kind, wie erwähnt, unter zusätzlichen Symptomen wie Atemproblemen, Schmerzen in der Brust oder unter Schwindel, kann dies auf eine ernste Herzerkrankung hindeuten. In den meisten Fällen resultieren die Herzrhythmusstörungen bei Kindern aus harmlosen Ursachen. Schwere Herzrhythmusstörungen können beispielsweise aufgrund von angeborenen Fehlbildungen, in der Folge von Herz-OPs oder nach entzündlichen Erkrankungen entstehen. Hier entstehen Rhythmusstörungen, bei denen das Herz zu schnell schlagen, zu langsam schlagen oder in einem irregulären Takt schlagen kann.
Einige Kinder leiden unter einer sogenannten supraventrikulären paroxysmalen Tachykardie. Hierbei handelt es sich um sporadisch auftretendes Herzrasen. Dieses Herzrasen beginnt und endet typischerweise plötzlich. Das Herzrasen kann mitunter durch Stress im Umfeld, in der Schule oder im Elternhaus ausgelöst werden. In einigen Fällen ist es nötig, diese supraventrikuläre paroxysmale Tachykardie mithilfe spezieller Medikamente zu behandeln.
Manche Kinder leiden unter einem sogenannten angeborenen AV-Block. In diesem Fall zeigt sich bei den Kindern ein zu langsamer Herzschlag. Die Herzrhythmusstörungen resultieren aus einer Unterbrechung oder Verzögerung im elektrischen Herzstrom. Einen derartigen AV-Block können die Ärzte heutzutage schon bei Kindern im Mutterleib feststellen. In einigen wenigen Fällen muss eine verfrühte Geburt eingeleitet werden. Einige der betroffenen Kinder benötigen nach der Geburt einen Herzschrittmacher.
Die häufigsten angeborenen Ursachen für Herzrhythmusstörungen bei Kindern resultieren aus Fehlentwicklungen im Herz, wie der AV-Block und das sogenannte WPW-Syndrom. Als angeborener AV-Block wird eine bestimmte Fehlfunktion im elektrischen Leitsystem des Herzens bezeichnet. Dieses Leitsystem sorgt für die Herzkontraktion und somit für den Herzschlagrhythmus. Bei einem AV-Block verzögert sich Erregungsleitung zwischen den Herzvorhöfen und den Herzkammern am sogenannten AV-Knoten. Zudem kann es zu einer zeitweisen oder sogar dauerhaften Unterbrechung der elektrischen Impulsweiterleitung kommen. Das Herz schlägt zu langsam (Bradykardie).
Bei einem WPW-Syndrom (Wolff-Parkinson-White-Syndrom) kommt es ebenfalls zu Störungen in der Signalübermittlung innerhalb des elektrischen Leitsystems des Herzens. Hier besteht eine zusätzliche Leitungsbahn, über die Erregungen gelangen können und Phasen von Herzrasen auslösen können.
Bestimmte Herzrhythmusstörungen können sich vererben. In diesen Fällen leiden die Kinder häufig bereits im frühen Alter unter Herzrhythmusstörungen. Eine dieser vererbten Herzrhythmusstörungen ist beispielsweise das Brugada-Syndrom. Die durch diese Herzkrankheit auftretenden Herzrhythmusstörungen können zum plötzlichen Herztod durch ein Kammerflimmern führen. Das Brugada-Syndrom ist allerdings eine sehr selten auftretende Herzkrankheit. Eine andere, ebenfalls sehr seltene Form von vererbter Herzrhythmusstörung ist das Long-QT-Syndrom. Bei diesem kann es ebenfalls zum Herzrasen bis hin zum Kammerflimmern kommen.
Die schwerste Form von Herzrhythmusstörungen ist das Kammerflimmern, bei der die Herzkammern extrem schnell schlagen und somit praktisch kein Blut mehr durch den Kreislauf gepumpt werden kann. Das Kammerflimmern entspricht einem Herzstillstand, bei dem Wiederbelebungsmaßnahmen erforderlich sind. Der Zustand kann durch einen Defibrillator durchbrochen werden.
Um Herzrhythmusstörungen bei Kleinkindern zu erkennen, müssen die Eltern auf bestimmte Warnsignale achten. Diese Anzeichen können auf Herzprobleme oder auf andere Erkrankungen hinweisen, teilweise auch bei Gesunden auftreten. Kleine Kinder mit Herzrhythmusstörungen schreien beispielsweise häufig, obwohl sie keinen Hunger oder Schmerzen haben. Ständige Müdigkeit und Teilnahmslosigkeit können auf Herzrhythmusstörungen bei Kindern hindeuten. Ein verschwitztes Gesicht ohne ersichtlichen Grund ist ebenfalls ein bekanntes Symptom für Herzprobleme bei Kindern. Liegt beim Kind eine Herzschwäche vor, kann das Kind Kurzatmigkeit, trockenen Husten und Atemnot aufzeigen. Eine ständige Trinkunlust kann auf ein Herzproblem hinweisen. Etwas ältere Kinder berichten von merklichem Herzklopfen oder -stolpern, zu schnellem Herzschlag oder von einem starken Puls, der bis in den Hals steigt.
Im Zweifelsfall ist der Gang zum Arzt anzuraten. Die Untersuchungen sind für das Kind schmerzfrei. Es ist wichtig, eventuelle Herzprobleme frühzeitig zu erkennen, auch wenn die meisten Herzrhythmusstörungen bei Kindern vollkommen harmlos und unbedenklich sind. In einigen Fällen ist ein Herzproblem hinter den Herzrhythmusstörungen nicht auszuschließen. Zu den wichtigen Methoden der Diagnostik gehören neben der Frage nach den Symptomen ein EKG und Langzeit-EKG.
Herzrhythmusstörungen, die zu Beschwerden wie Schwindel, Bewusstlosigkeit, Schmerzen oder Leistungsschwäche führt, müssen behandelt werden. Ebenfalls werden Störungen behandelt, bei denen das Risiko für schwerwiegende Folgen gegeben ist. Therapiemöglichkeiten bestehen in der Gabe von Medikamenten (Antiarrhythmika) oder in bestimmten Fällen in einer Verödung (Ablation) des Reizleitungssystems im Herz (etwa beim WPW-Syndrom). Bei zu langsamem Herzschlag können Herzschrittmacher sinnvoll sein, bei der Gefahr von Kammerflimmern kann ein ICD-Gerät (implantierbarer Cardioverter-Defibrillator) sinnvoll sein.
aktualisiert am 02.03.2021