Die elektrische Kardioversion kommt zum Einsatz, um tachykarde Rhythmusstörungen in den Griff zu bekommen, also wenn das Herz zu schnell schlägt. Bei Herzrhythmusstörungen mit zu schneller Aktivität wird unterschieden zwischen der Kammerebene (ventrikuläre Tachykardie) und der Vorhofebene (Vorhofflimmern, Vorhofflattern) des Herzens. Die häufigste Indikation (Verordnung) für eine Elektrokardioversion betrifft das Vorhofflimmern.
Die meisten Herzrhythmusstörungen sind ohne Symptome und richten in der Mehrheit auch keinen Schaden an. Die vier Herzhöhlen des menschlichen Herzens (linker und rechter Vorhof, linke und rechte Herzkammer) ziehen sich durch Muskelkraft in einem bestimmten Rhythmus zusammen und pumpen so das Blut durch den Körper. Dieser Herzrhythmus wird durch elektrische Impulse bestimmt. Der Hauptimpuls wird vom Sinusknoten abgegeben, der sich an der Wand des rechten Vorhofs befindet. Der Impuls wandert dann wiederum über verschiedene Schaltstellen (über AV-Knoten und His-Bündel, bis er schließlich in den Purkinje-Fasern ankommt), um den Herzmuskel anzuregen, damit er sich zusammenzieht.
Allerdings können diese elektrischen Signale gestört werden oder es entstehen durch eine Fehlfunktion zusätzliche elektrische Impulse. Hierdurch wird der Herzrhythmus gestört, und der Muskel arbeitet unkoordiniert. Die Folge davon kann sein, dass das Blut nicht mehr so gut oder gar nicht mehr in die großen Gefäße gepumpt wird.
Vorhofflimmern als Herzrhythmusstörung tritt häufig bei älteren Menschen auf. Unmittelbar ist sie zwar nicht lebensbedrohlich, aber unter Umständen können schwere Folgeschäden entstehen wie zum Beispiel Vorhof-Blutgerinnsel (Thromben). Diese entstehen durch den viel zu schnellen Herzschlag im Vorhof und können wiederum eine Embolie (Verstopfung eines Blutgefäßes mit gefährlichen Folgen) auslösen, wenn sie in den weiteren Blutkreislauf gelangen. Beim Vorhofflimmern treten an beiden Vorhöfen 350 bis 600 Schläge pro Minute auf. Da nicht jeder Impuls bis zu den Herzkammern weitergeleitet wird, können diese unregelmäßig schlagen. Dennoch schlagen sie meist zu schnell und die Pumpfunktion ist nicht mehr so effektiv. Die Symptome beim Vorhofflimmern sind daher unter anderem mangelnde Belastbarkeit (besonders dann, wenn das Vorhofflimmern zum ersten Mal auftritt), Herzstolpern, Beklemmungsgefühle und Enge in der Brust. Das Vorhofflimmern kann durch die Behandlung mit Elektrokardioversion durchbrochen werden.
Das Vorhofflimmern sollte nicht mit dem lebensbedrohlichen Kammerflimmern verwechselt werden. Beim Kammerflimmern kontrahiert das Herz so schnell, dass es überhaupt kein Blut mehr durch den Körper pumpt. Hier handelt es sich um einen medizinischen Notfall, bei dem umgehend lebensrettende Maßnahmen eingeleitet werden müssen.
Die Symptome und die Entstehung des Vorhofflatterns sind dem Vorhofflimmern sehr ähnlich. Allerdings schlägt beim Vorhofflattern der Herzvorhof mit 250 bis 350 Schlägen, es kontrahiert also nicht ganz so heftig wie beim Flimmern.
Bei der ventrikularen Tachykardie produzieren die Herzkammern zusätzlich zum Sinusknoten (dem eigentlichen Taktgeber am Herzvorhof) weitere Herzschläge. Von dieser Erkrankung spricht man dann, wenn das Herz mindestens 100 Mal in der Minute schlägt. Es kann sich hier um ein lebensbedrohliches Krankheitsbild handeln. Die Elektrokardioversion kommt zum Einsatz, um das Herz sozusagen wieder auf „0“ zurück zu stellen. Diese Therapie kommt auch nur dann in Frage, wenn der Zustand sehr kritisch ist. Ansonsten wird meist versucht, diese Rhythmusstörung mit Medikamenten in den Griff zu bekommen.
Beim WPW-Syndrom handelt es sich um einen angeborenen Herzfehler. Zwischen Vorhof und Kammer gibt es eine zusätzliche Muskelbrücke, die sich auf die Reizweiterleitung auswirkt. Durch diesen „Kurzschluss“ können zusätzliche Impulse zur Herzkammer weitergeleitet werden, wodurch es schneller schlägt.
Eine AV-Knoten-Reentry-Tachykardie ist eine Herzrhythmusstörung mit unregelmäßigem Herzschlag in zu schneller Folge. Im AV-Knoten, einem Teil des Erregungsleitungssystems im Herzen, kommt es zu einem kreisenden Impuls, der für Minuten bis Stunden zu einem Herzrasen führt.
In den meisten Fällen kommt die Elektrokardioversion aber, wie oben schon erwähnt, beim sogenannten Vorhofflimmern zum Einsatz. Dieses ist unter anderem deshalb häufig, weil die Menschen heutzutage immer älter werden und ein Vorhofflimmern zumeist erst nach der Lebensmitte auftritt.
aktualisiert am 16.03.2020