Vitiligo ist eine nicht ansteckende, chronische Hauterkrankung. Sie zeigt sich durch Pigmentstörungen in Form von weißen, scharf begrenzten Flecken, die sich ausweiten können. Aufgrund ihrer Optik, ist die Krankheit auch unter dem Namen Weißfleckenkrankheit bekannt.
Grundsätzlich kann die Erkrankung überall auftreten. An der Haut, an der Schleimhaut, an den Haaren (hier spricht man dann von einer Poliosis) und sogar an der Iris.
Diese Flecken sind der Sonne ungeschützt ausgesetzt. Eine Vitiligo ist für sich harmlos. Sie ist aber häufig mit anderen Autoimmunkrankheiten (Krankheiten, bei denen das Immunsystem den eigenen Körper angreift) assoziiert. Etwa zwei Prozent der Weltbevölkerung leiden unter einer Vitiligo. Sie tritt bei allen Hautfarben und in jedem Alter auf. In 50 Prozent der Fälle liegt der Erkrankungsbeginn vor dem 20. Lebensjahr.
Normalerweise erhält die Haut ihre Farbe durch bestimmte Zellen, die Melanozyten. Die Melanozyten können bei Sonneneinstrahlung den braunen Farbstoff Melanin bilden können. Unterschiedliche Hautfarben resultieren aus einer unterschiedlichen Sonneneinstrahlung und einer variablen Menge an Melanozyten.
Bei einer Vitiligo wird an den betroffenen Hautarealen zu wenig Melanin ausgeschüttet. Das liegt entweder an einer Funktionsstörung der Melanozyten, oder an einem Untergang von Melanozyten. Der genaue Grund für die verminderte Melaninbildung konnte bisher noch nicht geklärt werden. Da die Vitiligo gehäuft im Zusammenhang mit anderen Autoimmunkrankheiten, besonders mit einer bestimmten Form der Schilddrüsenentzündung (der Hashimoto Thyreoditis) auftritt, scheint es sich am ehesten auch um eine Störung des Abwehrsystems zu handeln. Vermutet wird, dass das eigene Abwehrsystem Antikörper gegen Melanozyten bildet und diese damit zerstört. Da die Vitiligo familiär gehäuft auftritt, vermutet man auch einen genetischen Hintergrund. Es erkranken aber nie alle Mitglieder einer Familie. Deswegen liegen wahrscheinlich genetische Faktoren vor, die zusammen mit äußeren Faktoren zu einem Ausbruch der Erkrankung führen.
Die Vitiligo wurde auch gehäuft bei Patienten mit degenerativen Nervenerkrankungen beobachtet.
Jede Art von Hautschädigung scheint die Haute empfänglicher für eine Vitiligo zu machen. Sonnenbrand, Verletzungen und Verbrennungen gehen häufig dem ersten Ausbruch der Erkrankung voraus. Da Schwangere während der Schwangerschaft auch unter den depigmentierten Flecken leiden, könnte die Ursache auch in einem hormonellen Ungleichgewicht liegen.
Hinsichtlich der Symptome muss bei der Vitiligo eine generalisierte Form von einer harmloseren, lokalisierten Form abgegrenzt werden.
Die generalisierte Form ist die häufigere Form. Hierbei entstehen die weißen Flecken an symmetrischen Körperstellen. Häufige Auftrittsbereiche sind die Augenlieder, der Bereich um die Lippen und mechanisch besonders beanspruchte Hautpartien wie die Ellenbögen. In den Ellenbeugen tritt die Vitiligo fast nie auf. Die einzelnen Flecken gehen ähnlich wie bei Masern, ineinander über. Der Mediziner spricht von konfluierenden Flecken. Die Flecken nehmen an Größe zu und verleihen der Haut ein landkarten-ähnliches Hautbild. Meistens sind weniger als 25 Prozent der Haut von der Depigmentierung betroffen. Sie kann aber auch als Vitiligo universalis die gesamte Hautoberfläche betreffen. Diese Art kann sehr gefährlich werden, da ein Melanin freier Körper keinen Schutz vor der Sonne aufweist.
Bei der lokalisierten Form finden sich nur einzelne, nicht symmetrische Flecken, die in ihrer Größe konstant sind und auch nicht miteinander konfluieren.
Da die Vitiligo gehäuft mit einer Schilddrüsenentzündung assoziiert ist, können auch Symptome einer Schilddrüsenentzündung auftreten.
Eine Schilddrüsenentzündung äußert sich durch eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse, je nach dem in welchem Stadium sich die Entzündung befindet.
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) haben die Betroffenen einen erhöhten Grundumsatz. Das heißt, sie essen viel und nehmen trotzdem ab. Gleichzeitig sind diese Patienten von nervöser Grundstimmung und schwitzen schon bei niedrigen Temperaturen.
Patienten mit einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) zeigen genau gegenteilige Symptome. Sie nehmen an Gewicht zu, ohne besonders viel zu essen. Die Stimmung ist eher depressiv und müde. Außerdem frieren die Betroffenen auch bei wärmeren Temperaturen.
Die Diagnose ist eine so genannte Blickdiagnose. Das heißt, der Arzt muss eigentlich keine weiteren diagnostischen Hilfsmittel wie eine Blutentnahme oder eine Hautbiopsie hinzuziehen. Er diagnostiziert die Vitiligo einfach aufgrund ihres typischen Aussehens. Trotzdem wird er, wenn er einen Patienten mit einer Vitiligo hat, noch Blut abnehmen. Durch das Blut möchte der Arzt die möglicherweise vorliegende Schilddrüsenentzündung diagnostizieren. Hinweise auf eine Entzündung sind erhöhte Zahlen der Abwehrzellen (Leukozyten), eine erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) und ein erhöhtes C-reaktives Protein (CRP). Hinweise auf eine Fehlfunktion der Schilddrüse liefern veränderte Werte der Schilddrüsenhormone (T3 und T4). Erhärtet sich durch die Blutabnahme der Verdacht auf eine Schilddrüsenentzündung bei dem Vitiligopatienten, wird der Arzt gezielt nach bestimmten Antikörpern suchen. Diese Antikörper sind sehr spezifisch für die Vitiligo assoziierte Autoimmunthyreoditis Hashimoto.
Differentialdiagnostisch müssen die Krankheiten abgegrenzt werden, bei denen die Haut generell weiß ist oder auch weiße Flecken hervortreten.
Beim Albinismus haben die Betroffenen überhaupt kein Melanin. Albinos haben nicht nur weiße Flecken auf der Haut, sondern der ganze Körper ist weiß. Die Haare sind auch pigmentarm. Dadurch erscheinen sie in heller roter Farbe. Auch der Iris, dem pigmentierten (gefärbtem) Anteil des Auges fehlen Pigmente. Dadurch erscheint die Iris so rot, wie sonst nur auf Fotos. Der Albinismus ist deswegen so gefährlich, weil die Haut komplett nicht vor der Sonne geschützt ist. Betroffene erkranken viel häufiger an Hautkrebs und Erblinden wegen der ungeschützten Sonneneinstrahlung auf die Retina (dem sehenden Anteil des Auges).
Eine weitere Erkrankung die mit einer mangelnden Melaninbildung einhergeht, ist die Phenylketonurie. Es handelt sich hierbei um eine angeborene Stoffwechselerkrankung. Die betroffenen Kinder sind nicht in der Lage, aus der Aminosäure Phenylalanin die Aminosäure Tyrosin zu bilden. Ihnen fehlt das entsprechende Enzym. Da normalerweise aus Tyrosin Melanin gebildet wird, haben die Kinder eine weiße Hautfarbe und rote Haare. Das Phenylalanin, das nicht zu Tyrosin umgewandelt werden kann, wirkt im Gehirn toxisch (giftig). Die Kinder haben dadurch ein Intelligenzminderung.
Hellere Flecken auf der Haut, so genannte Cafe au lait (Milchkaffee) Flecken, treten bei einer Gruppe von Erkrankungen, den Phakomatosen auf. Phakomatosen sind komplexe embryonale Entwicklungsstörungen, bei denen es zu Fehlbildungen an der Haut, dem Auge und den Nerven kommt. Die betroffenen Kinder erleiden meist in jungen Jahren epileptische Anfälle. Häufig tritt ein Tumor der Nerven oder des Gehirns auf.
Eine Vitiligo kann in einigen Fällen über Jahre hinweg von selbst verschwinden. Dieser Verlauf ist aber eher selten.
Generell muss eine Vitiligo nicht behandelt werden. Die Erkrankung hat keinen negativen Effekt auf andere Körperfunktionen. Da die Betroffenen aber unter ihrem Aussehen stark leiden, kann eine Therapie begonnen werden. Nicht alle Krankenkassen zahlen eine Therapie.
Die genauen Ursachen der Vitiligo sind nicht bekannt, die Krankheit bis heute nicht heilbar. Eine orale Einnahme von Glukokortikoiden (Cortison) führt in vielen Fällen zu einer Repigmentierung der betroffenen Hautareale.
Die Dauer der Behandlung und die genaue Dosis sind individuell sehr unterschiedlich. Glukokortikoide haben Nebenwirkungen. Sie schwächen das Immunsystem, Patienten sind dadurch anfälliger für Infekte. Zudem können Glukokortikoide zu einer Osteoporose und zu Gewichtszunahme führen. Das mindert in vielen Fällen (grade bei jungen Frauen) die Akzeptanz (Compliance), das Medikament regelmäßig einzunehmen.
Es gibt inzwischen Medikamente mit ähnlicher Wirkung auf die depigmentierten Flecken, aber mit weniger Nebenwirkungen
Eine weitere, ergänzende Therapiemethode, ist die Bestrahlung mit UV-B Licht. Die Bestrahlung wird in Lichtkammern, ähnlich wie ein Solarium, durchgeführt. Bei dieser Behandlungsart treten so gut wie keine Nebenwirkungen auf. Nachteilig ist hierbei aber, das die Behandlung mindestens für ein Jahr durchgeführt werden muss bis sich ein Erfolg einstellt.
Haben diese Therapiemethoden keinen Erfolg, können die betroffenen Hautpartien durch ein Makeup abgedeckt werden, um sie den dunkleren umgebenden Hautpartien anzugleichen. Eine weitere Methode ist es, die Sonne zu meiden. Dadurch färbt sich die nicht betroffene Haut nicht dunkel, so dass der Kontrast zu den unpigmentierten Flecken gering bleibt. Bei dieser Methode sollte aber beachtet werden, dass die Sonne für den Organismus notwendig ist, um Vitamin D zu bilden. Außerdem ist die Sonneneinstrahlung im Winter für das psychische Wohlergehen unerlässlich.
Als ergänzende Therapie wird die Psychotherapie angesehen. Die Psychotherapie kann keineswegs die Flecken vermindern, sie kann aber dafür sorgen, dass der Patient mit seiner Erkrankung besser umgehen kann. Außerdem kann durch eine Psychotherapie ein besserer Umgang mit Stress erlernt werden.
Die Prognose ist sehr unterschiedlich. Manchmal verschwinden die depigmetierten Flecken ganz von alleine. In anderen Fällen schreitet die Krankheit fort bis sie wesentliche Teile der Haut ergriffen hat. Da insgesamt so wenig über diese Erkrankung bekannt ist, kann auch schlecht vorausgesagt werden, welcher Verlaufsgruppe der jeweilige Patient angehört. Gesunde Lebensführung in Form von gesunder Ernährung, regelmäßigem Sport und einer positiven Grundeinstellung scheint die Prognose zu verbessern.
Die Vitiligo ist nicht ansteckend. Das heißt, mit dieser Hauterkrankung kann man auch engen Körperkontakt haben, ohne seine Mitmenschen zu gefährden. An sich ist die Erkrankung harmlos, da aber die Haut der einstrahlenden Sonne ungeschützt ausgeliefert ist, können sich schmerzhafte und gefährliche Sonnenbrände an diesen Stellen entwickeln. Deswegen sollte die Haut im Sommer mit einer Sonnencreme mit höherem Lichtschutzfaktor eingecremt werden.
aktualisiert am 21.02.2022