Ein Hornhautgeschwür (Ulcus corneae, Hornhautulcus) ist ein Defekt der Hornhaut des Auges. Es entsteht bei einer Infektion mit einem Krankheitserreger bei normalerweise schon vorgeschädigter Hornhaut. Das Hornhautgeschwür ist eine ernste Krankheit, bei der die Gefahr besteht, dass die Hornhaut auf Dauer geschädigt bleibt oder sogar durchbricht. Deshalb sollte das Geschwür so früh wie möglich behandelt und in den Griff bekommen werden. Patienten mit entsprechenden Augenbeschwerden (Schmerzen, trübes Sehen, starke Rötung) sollten sich rasch zum Augenarzt begeben, der dies untersuchen muss. Da meist Bakterien bei einem Hornhautulcus (Geschwür) im Spiel sind, eignen sich in der Regel antibiotische Augentropfen zur Therapie. Eine häufig bleibende Trübung der Hornhaut kann mit einer Hornhauttransplantation beseitigt werden.
An sich sind Krankheitserreger für das Geschwür (Ulcus) auf der Hornhaut verantwortlich. Bevor sich eine Entzündung durch die Erreger entwickeln kann, muss die Hornhaut allerdings schon anfällig dafür sein. Dies ist der Fall, wenn die oberste Hornhautschicht abgeschürft ist (Erosio corneae) und damit eine Eintrittspforte für die Erreger besteht.
Viele Betroffene bekommen ein Hornhautgeschwür auch deshalb, weil die Immunabwehr geschwächt ist. Menschen mit HIV-Infektion beziehungsweise AIDS, Mangelernährung, Diabetes (Zuckerkrankheit), Alkoholismus oder Einnahme von Immunsuppressiva (Medikamente zur Unterdrückung der Immunantwort) sind deshalb stärker gefährdet als andere Personen, ein Geschwür auf der Hornhaut zu entwickeln. Ebenfalls kann eine rheumatoide Arthritis (Gelenkrheuma) oder Erkrankungen ähnlicher Ursache ein Hornhautgeschwür begünstigen.
Eine Lähmung im Gesicht, die einen schlechten Verschluss des Lides bedingt oder diesen sogar unmöglich macht, gefährdet die Hornhaut. Ebenso ist ein Geschwür eher möglich, wenn das Lid nach außen (Ektropium) oder nach innen (Entropium) gekippt ist. Gerade bei einem Entropium scheuern meist die Wimpern am Auge und führen zu einem Defekt.
Weitere Erkrankungen, bei denen ein Hornhautgeschwür gehäuft auftritt, sind schon bestehende Hornhautentzündungen (Keratitis) oder Augentrockenheit. Eine Verlegung oder Verengung der Tränenwege (Tränenwegsstenose) oder eine Entzündung am Tränensack (Dakryozystitis) können zu einer Ansammlung von Krankheitskeimen führen, so dass ein Hornhautgeschwür entstehen kann. Beim Tragen von Kontaktlinsen kann ebenfalls die Gefahr bestehen, dass sich eine Infektion entwickelt. Vor allem gilt dies für verunreinigte oder zu lange im Auge belassene Linsen.
Außerdem begünstigt ein hohes Alter die Entwicklung eines Geschwürs.
Von den Erregern her wird eine Hornhautentzündung oder ein Hornhautgeschwür in der Mehrzahl der Fälle von Bakterien ausgelöst. Hier sind es beispielsweise Bakterien der Sorten Staphylokokken oder Streptokokken, Pneumokokken oder Pseudomonas. Des Weiteren kann das Hornhautgeschwür durch Viren bedingt sein, insbesondere Herpes am Auge, aber bisweilen auch durch das Windpocken- und Gürtelrose-Virus Varicella zoster oder durch Adenoviren (Viren, die oft für Atemwegserkrankungen verantwortlich sind). Ebenfalls möglich sind Hornhautgeschwüre mit Pilzen wie dem Hefepilz Candida albicans sowie mit Amöben (Acanthamöben).
Wenn sich ein Hornhautgeschwür (Ulcus corneae) entwickelt hat, verspürt der Patient normalerweise starke Schmerzen. Hinzu kommt das Gefühl, etwas im Auge zu haben, und eine Lichtempfindlichkeit.
Von außen sichtbar ist eine starke Rötung der Bindehaut sowie eine gewisse Trübung der sonst klaren und glatten Hornhaut. Typisch ist ein ringartiger Wall um eine Vertiefung in der Hornhaut. Durch die Trübung ist die Sehschärfe verschlechtert, auch die unebene Oberfläche spielt eine Rolle. Das betroffene Auge tränt. Beim genauen Hinsehen kann ein Eiterspiegel (Hypopyon) in der Vorderkammer des Auges (zwischen Hornhaut und Regenbogenhaut auffallen.
Weniger auffällig ist ein Hornhautgeschwür im Zusammenhang mit Rheuma. Hier sind sowohl die Beschwerden als auch die Anzeichen des Geschwürs weniger ausgeprägt.
Ein Hornhautgeschwür ist einfach zu sehen und gerade für den Augenarzt gut feststellbar. Der Arzt befragt auch den Patienten, um die verspürten Symptome, Vorerkrankungen oder andere mögliche Ursachen in Erfahrung zu bringen (Anamnese). Nach einem kurzen Sehtest, bei dem das Auge mit dem Ulcus (Geschwür) meist schlecht abschneidet, sieht sich der Arzt das Auge unter Vergrößerung an. Das geschieht in der Regel an der Spaltlampe, also dem augenärztlichen Vergrößerungsapparat am Untersuchungsplatz. Der charakteristische Befund an der Hornhaut und auch oft die Entzündungszellen im Inneren des Auges geben ein eindeutiges Bild ab.
Eine Tränenwegsspülung gibt Auskunft darüber, ob es ein Abflusshindernis gibt.
Um die verursachenden Erreger zu bestimmen, wird ein Augenabstrich abgenommen. Dieser wird im Labor auf Krankheitskeime wie Bakterien getestet. Sollten Bakterien gefunden werden, die das Ulcus (Geschwür) bedingen, dann wird auch ein Antibiogramm gemacht. Das ist ein Test darauf, welche Medikamente (Antibiotika) wirksam sind.
Das Hornhautgeschwür (Ulcus corneae) ist normalerweise eindeutig als solches erkennbar. Eine Sehverschlechterung mit Schmerzen und Rötung kann z. B. auch bei einem Glaukomanfall (übermäßige Erhöhung des Augendruckes) oder bei einer Entzündung im Augeninneren (Uveitis) auftreten, doch ein Augenarzt kann das Geschwür problemlos feststellen.
Ein Hornhautgeschwür bzw. eine Hornhautentzündung muss so bald wie möglich behandelt werden, um weitere Folgen zu verhindern. Die Behandlung des Geschwürs geschieht im Wesentlichen mit Augentropfen.
Bei einem bakteriellen Ulcus (Hornhautgeschwür) oder dem Verdacht darauf werden Tropfen mit Antibiotika angewendet. Wenn der Erreger noch nicht feststeht, wird ein Antibiotikum gewählt, das gegen möglichst viele typische Bakterien wirkt. Falls nötig, wird später auf ein Antibiotikum gewechselt, das den jeweiligen Keim gut bekämpfen kann. Bei Pilzen werden entsprechende Mittel als Augentropfen eingesetzt, die Antimykotika genannt werden. Gegen Viren kommen die so genannten Virustatika zum Einsatz, insbesondere bei Herpes das Mittel Aciclovir. Neben Augentropfen können Augensalben sinnvoll sein.
In einigen Fällen ist eine Behandlung mit Tabletten oder anderen auf den ganzen Körper wirksamen Anwendungsformen von Medikamenten notwendig, z.B. mit Antibiotika, Antivirusmitteln oder entzündungshemmenden Arzneimitteln.
Unbedingt müssen auch die Einflüsse weggenommen werden, die die Geschwürbildung fördern. Kontaktlinsen sollten beispielsweise vorerst weggelassen werden.
Operationen können in verschiedenen Fällen sinnvoll sein. Eine Hornhauttransplantation (Keratoplastik) wird bei einer eröffneten Hornhaut (Perforation) oder bei einem schweren, sich verschlechterndem Geschwür durchgeführt. Eigentlich sollte eine Hornhauttransplantation nicht bei einer akuten Entzündung erfolgen, aber in einigen Fällen ist dies unumgänglich (Keratoplastik à chaud). Das gewisse Risiko, dass der Befund nicht gut abheilt, wird in Kauf genommen. Nach einer überstandenen Hornhauterkrankung kommt eine Keratoplastik (Hornhauttransplantation) in Frage, wenn sich Narben und Trübungen ergeben haben, die die Sehschärfe deutlich herabsetzen.
Bei einer Tränenwegsstenose (Verengung/Verstopfung) ist eine Tränenwegsoperation anzuraten. Entsprechend sollte eine Operation zur Lidkorrektur erfolgen, wenn die Augenlider nicht vernünftig schließen. Die Lider können auch für einige Zeit durch Naht aneinander befestigt werden, um das Auge abzudichten und feucht zu halten.
Das Hornhautgeschwür ist eine vergleichsweise schwerwiegende Erkrankung des Auges. Sie kann zu einer starken Trübung der Hornhaut und damit Beeinträchtigung des Sehens führen und zudem heftige Beschwerden bereiten. Das Geschwür kann ganz akut verlaufen und sich rasch verschärfen, so dass es mitunter zu einer Entzündung bis in das Augeninnere kommt. Eine Behandlung ist umgehend notwendig, um die Folgen bis hin zu einer dauerhaften Erblindung zu vermeiden. In vielen Fällen wird eine Hornhauttransplantation notwendig, wenn die Trübung entfernt werden soll. Sind jedoch bei sehr schwerem Verlauf Schäden innerhalb des Auges, vor allem an der Netzhaut, entstanden, dann lässt sich das Sehvermögen meist nicht wieder bessern.
aktualisiert am 16.12.2020