Bei einer Hornhaut-Transplantation (Hornhautübertragung) wird eine fremde Hornhaut als Ersatz für eine geschädigte Hornhaut in das Auge des Patienten eingepflanzt. Die augenärztliche Bezeichnung für den Eingriff lautet perforierende Keratoplastik. Die Transplantation der Hornhaut kann ein geplanter oder ein notfallmäßiger Eingriff sein. Zuerst wird die defekte Hornhaut entfernt und daraufhin die neue Hornhaut eingenäht. Anders als bei anderen Transplantationen am menschlichen Körper ist bei der Hornhauttransplantation meist keine Abstoßungsreaktion zu erwarten, da die Hornhaut normalerweise nicht durchblutet ist.
Einige unterschiedliche Erkrankungen können dazu führen, dass eine Hornhautübertragung notwendig ist.Hornhautnarben und -trübungen können sich nach Verletzungen, Entzündungen und Verätzungen ausbilden. Es kann z. B. durch Verletzung ein so starker Gewebeverlust bestehen, dass die Stabilität sowie eine akzeptable Lichtbrechkraft erst wieder durch eine Hornhautübertragung hergestellt werden kann. Auch manche angeborenen Syndrome können zu Hornhautveränderungen führen, die das klare Sehen beeinträchtigen. Bei einem Keratokonus, einer erblichen Hornhautstörung, wölbt sich die Hornhaut kegelförmig immer weiter vor, bewirkt eine immer stärkere Fehlsichtigkeit und kann sich so weit ausdünnen, dass es zum Durchbruch (Hornhaut-Perforation) kommt. Eine absolute Rarität stellen Hornhauttumore dar, auch sie können durch Hornhauttransplantation behandelt werden.
Hornhauttrübungen können, insbesondere wenn sie im Zentrum liegen, zu verschleiertem und verschwommenem Sehen führen. Die Sehkraft kann dadurch teilweise erheblich eingeschränkt sein. Manchmal ist das Bild verzerrt.
Bei einem Keratokonus kommt es meist im jungen Erwachsenenalter zu einem fortschreitenden Sehfehler mit Kurzsichtigkeit und unregelmäßiger Brechkraft. Eine Trübung kann das schlechte Sehen noch zusätzlich verstärken. Durch Verdünnung der Hornhaut kann es im Spätstadium zu einer Perforation (Hornhautdurchbruch) kommen.
Es erfolgt die Befragung des Patienten (Anamnese), ein Sehtest und die Betrachtung des Auges unter Vergrößerung. Der Augendruck wird bestimmt, sofern dies nicht durch die jeweilige Hornhauterkrankung unmöglich ist. Der Augenhintergrund wird bei weitgestellter Pupille betrachtet. Ist ein genügender Einblick nicht möglich, so muss eine Ultraschalluntersuchung erfolgen. Blutuntersuchungen sind vor dem Eingriff zur Hornhautübertragung erforderlich. Bei einem Keratokonus kann eine Hornhautvermessung vor einem bestimmten Gerät erfolgen.
Bei einer Hornhautentzündung müssen die verschiedenen Ursachen beziehungsweise Erreger voneinander unterschieden werden.
Hornhauttrübungen und Narben können in vielen Fällen durch eine konservative Behandlung (Behandlung ohne Eingriff) nicht beseitigt werden.
Ein Keratokonus kann in noch nicht so weit fortgeschrittenem Stadium durch eine harte Kontaktlinse therapiert werden, durch die der Brechungsfehler korrigiert wird. Später kann je nach Krankheitsverlauf eine Hornhauttransplantation unumgänglich sein.
Bei einer Hornhautentzündung wird meist zunächst durch antibiotische und entzündungshemmende Augentropfen und Medikamente versucht, das Geschehen unter Kontrolle zu bringen.
Auch zusätzlich zu einer Hornhautübertragung müssen vorher und nachher Medikamente gegeben werden.
Ist eine Behandlung der Veränderungen durch eine konservative Therapie nicht möglich, so kann eine Operation sinnvoll sein. Bei einer akuten schweren Entzündung der Hornhaut kann eine Operation notfallmäßig erforderlich sein.
Spenderhornhäute werden über die so genannten Hornhautbanken ausgegeben. Bei einer geplanten Hornhauttransplantation kann sich eine lange Wartezeit ergeben, bei einer notfallmäßigen Operation (Keratoplastik à chaud) muss die Warteliste umgangen werden, damit das Auge erhalten werden kann. Die Hornhäute stammen von verstorbenen Menschen, die zu Lebzeiten einer Transplantation zugestimmt haben oder deren Angehörige dies befürworten. Die Organpräparate werden auf Erkrankungen untersucht und für die Operation vorbehandelt.
Die perforierende Keratoplastik oder Hornhauttransplantation kann in örtlicher Betäubung mit Augentropfen oder durch Injektion neben oder hinter den Augapfel (Para- oder Retrobulbäranästhesie) oder in Vollnarkose erfolgen.
Die Hornhaut des Patienten wird zunächst unter Betrachtung mit dem Operationsmikroskop herausgetrennt. Daraufhin wird die auf entsprechende Größe zugeschnittene Hornhautscheibe des Spenders mit Nähten an den Rändern der Hornhaut des Patienten befestigt. Das Fadenmaterial wird in der Regel über längere Zeit belassen und schließlich nach einem Jahr entfernt.
Im Anschluss an die Operation werden antibiotische und entzündungshemmende Tropfen und Augensalben gegeben.
Komplikationen und andere Umstände, die eine Operationserweiterung bedingen, sind selten.
Durch den Eingriff können unter Umständen Strukturen im oder am Auge beschädigt werden. Blutungen sind selten, aber möglich. Es können sich Entzündungen, Einheilungsstörungen und überschießende Narbenbildung ergeben.
Die Hornhaut kann sich erneut eintrüben und muss gegebenenfalls wieder operiert werden. Unter Umständen können sich auch Netzhautschäden entwickeln. Bei besonders schweren Komplikationen ist Blindheit oder der Verlust des Auges möglich. Auch allergische Reaktionen sind nicht auszuschließen. Nach der Transplantation liegt oft eine Fehlsichtigkeit beziehungsweise eine Änderung der Brechkraftwerte vor - das kann normalerweise durch eine Brille oder Kontaktlinse recht gut ausgeglichen werden.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
In vielen Fällen heilt die Spenderhornhaut problemlos ein und bleibt ungetrübt. Die Sehkraft ist nach dem Eingriff oft erheblich besser als vorher, oder zumindest kann eine weitere Einschränkung verhindert werden. Durch Unverträglichkeitsreaktionen, die in bis zu 10% der Fälle geschehen können, kann es unter anderem zu einer starken Eintrübung kommen. Bei einer solchen Abstoßung sollte erneut eine Hornhauttransplantation erfolgen. Zur Verhinderung dieser Reaktionen werden cortisonhaltige Medikamente oder Augentropfen gegeben.
Standardmäßig müssen oft Arzneimittel, die die Blutgerinnung negativ beeinflussen, in Absprache mit dem Arzt abgesetzt werden. Dies kann unter anderem Aspirin® und Marcumar® betreffen.
Erfolgt die Operation ambulant, so muss sich der Patient abholen lassen, da er für 24 Stunden kein Auto mehr fahren darf, außerdem dürfen keine Maschinen bedient werden. Ohnehin sind in der Zeit nach der Operation solche Aktivitäten problematisch, weil das Sehen zumindest auf dem Auge noch nicht optimal sein kann. Nach der OP sollten außerdem keine bedeutsamen Entscheidungen getroffen werden.
In den Tagen nach der Operation sollte keine zu starke körperliche Tätigkeit ausgeübt werden. Der Verband sollte nur vom medizinischen Fachpersonal gewechselt werden. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind notwendig.
Augentropfen, Augensalbe und weitere Medikamente sollten nach Anordnung regelmäßig angewendet beziehungsweise eingenommen werden.
Sollten sich Auffälligkeiten ergeben, die auf Komplikationen hindeuten könnten, so sollte rasch der Arzt verständigt werden.
aktualisiert am 16.11.2023