Brillen und Kontaktlinsen können das Auge mit mehreren unterschiedlichen Funktionen unterstützen. In den meisten Fällen dienen sie als optische Hilfsmittel, verbessern also das Sehen und insbesondere die Sehschärfe. Brillen und Kontaktlinsen als Sehhilfe lenken das Licht so ab, dass sich für den Träger ein scharfes Bild ergibt. Im Vergleich haben Brillen einige Vorteile gegenüber Kontaktlinsen wie die fehlende Gefährdung der Augenoberfläche und eine einfache Handhabung. Im Gegensatz dazu haben Kontaktlinsen den Vorteil, keine Beeinträchtigung beim Sport darzustellen oder unauffällig im Gegensatz zu einer Brille zu sein. Die Entscheidung pro Brille oder pro Kontaktlinse sollte also individuell getroffen werden, viele Menschen nutzen auch beide Möglichkeiten der Sehkorrektur.
Brillen werden häufig eingesetzt, um eine Fehlsichtigkeit auszugleichen. Es gibt jedoch auch andere Arten von Brillen, die als Sonnenbrille einen grellen Lichteinfall abschwächen oder als Spezialbrille einen Schutz vor Verletzungen und anderen Einwirkungen bieten. Brillen haben einerseits eine Fassung und andererseits die Brillengläser. Die Fassung bildet einen Rahmen, der die Gläser hält. Die Fassung kann aus Kunststoff, Metall oder weiteren Materialien bestehen.
Brillengläser, die eine Fehlsichtigkeit ausgleichen sollen, sind auf bestimmte Weise geschliffen. Entsprechende Brillen nennen sich Korrekturbrillen oder Korrektionsbrillen. Zumindest eine der Oberflächen ist so geschliffen, dass sie die einfallenden Lichtstrahlen auf vorteilhafte Weise bricht. Ist die Wölbung konkav, also das Glas in der Mitte dünner als am Rand, dann wird eine Kurzsichtigkeit ausgeglichen. Ist die Wölbung konvex, also das Glas in der Mitte verdickt, dann korrigiert dies eine Weitsichtigkeit. Auch ein Schielen kann über eine Brille korrigiert werden, wenn sie als Prismenbrille angefertigt wurde.
Die Brillengläser können aus echtem (mineralischem) Glas oder aus Kunststoff angefertigt sein. Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile und besonderen Einsatzmöglichkeiten. Glasgläser ermöglichen auch bei relativ dünner Dicke schon eine hohe Korrektur, da sie das Licht stärker ablenken können als die Variante aus Kunststoff. Sie haben eine geringere Farbstreuung (Dispersion) und erzeugen damit weniger auffällige Farbsäume als Kunststoffgläser. Glasgläser sind auch kratzbeständiger als Kunststoffgläser. Kunststoffgläser sind dafür sehr splitterfest und allgemein noch stabiler als Glasgläser. Daher sind sie als Sportbrillen oder Kindermodelle bestens geeignet. Eine Brille mit Kunststoffgläsern wiegt weniger als eine vergleichbare Glasbrille und ist deshalb angenehmer zu tragen.
Brillengläser können entspiegelt sein. Eine Entspiegelung (Anti-Reflex-Beschichtung) bedeutet, dass eine spezielle Schicht aufgebracht wurde, die die Spiegelungen an der Oberfläche vermindert. Die Reflexionen auf dem Brillenglas sind nicht mehr kräftig und weiß, sondern abgeschwächt und farbig (z. B. grünlich). Der Lichtdurchlass ist höher, es treten weniger optische Störungen auf und durch die entspiegelte Brille kann besser gesehen werden.
Kontaktlinsen werden ebenso wie Brillen meist dazu verwendet, Fehlsichtigkeiten auszugleichen. Manche Arten von Kontaktlinsen dienen auch dem Schutz des Auges oder als Behandlungsmittel bei Augenkrankheiten. Außerdem gibt es Kontaktlinsen, die aus kosmetischen Gründen getragen werden, z. B. Kontaktlinsen, die die Augenfarbe mit einer anderen Farbe überdecken.
Die Kontaktlinsen sind aus Kunststoff angefertigt und haben die Form von kleinen flachen Schüsselchen. Sie werden unmittelbar auf das Auge aufgesetzt. Sie liegen einem dünnen Tränenfilm auf. Von den üblichen Kontaktlinsen gibt es zwei Arten, nämlich die so genannten harten und weichen Linsen. Hart bedeutet bei Kontaktlinsen nicht, dass sie starr sind, sondern nur, dass sie stabiler als weiche Linsen sind.
Weiche Kontaktlinsen liegen sehr eng auf dem Auge auf, während harte Linsen sich etwas freier auf dem Wasserfilm bewegen können. Weiche Linsen werden von vielen Trägern als angenehmer empfunden als harte Linsen. Auch verlieren Träger die weichen Kontaktlinsen seltener als harte Kontaktlinsen.
Weiche Kontaktlinsen sind im Wesentlichen als Monatslinsen oder Tageslinsen erhältlich. Harte Kontaktlinsen halten gewöhnlicherweise über einen längeren Zeitraum.
Eine Brille oder Kontaktlinsen können bei einer Fehlsichtigkeit (Ametropie, Kurzsichtigkeit oder Weitsichtigkeit) verwendet werden. Das ist allgemein der häufigste Grund, weshalb die Sehhilfen getragen werden. Eine Fehlsichtigkeit liegt vor, wenn die Länge des Augapfels und die Brechkraft der durchsichtigen Medien des Auges nicht im richtigen Verhältnis zueinander stehen. Eine Kurzsichtigkeit besteht bei einem zu langen Augapfel oder einer zu großen Brechkraft, eine Weitsichtigkeit bei einem zu kurzen Auge oder einer zu geringen Brechkraft. Hier wird eine häufigere Achsenfehlsichtigkeit (Augenlänge weicht ab) von einer selteneren Brechungsfehlsichtigkeit (Brechkraft weicht ab) unterschieden. Bei der Kurzsichtigkeit kommen die eintreffenden Lichtstrahlen vor der Netzhaut zusammen, bei der Weitsichtigkeit erst (theoretisch) hinter der Netzhaut. Die Kurzsichtigkeit (Myopie) führt zu schlechtem Sehen in der Ferne, bei der Weitsichtigkeit (Hyperopie) kommt es zum Unscharfsehen in der Nähe.
Es gibt auch noch eine weitere Art der Fehlsichtigkeit, die Stabsichtigkeit (Astigmatismus, Hornhautverkrümmung), bei der die Hornhaut in einer Ausrichtung stärker gekrümmt ist als in der senkrecht dazu stehenden Achse. Die Stabsichtigkeit (Astigmatismus) kann für sich bestehen oder aber zusätzlich zu einer Kurz- oder Weitsichtigkeit. Stabsichtigkeit hat zur Folge, dass ein Punkt in eine Richtung hin verzerrt wird, also eher als ein Strich wahrgenommen wird.
Eine häufige Form der Fehlsichtigkeit ist auch die Altersweitsichtigkeit (Alterssichtigkeit, Presbyopie). Sie ist der Grund, warum sehr viele Menschen ab einem mittleren Lebensalter eine Lesebrille benötigen. Die Linse verliert über die Jahre an Elastizität und kann sich nicht mehr so gut auf die Nahsicht einstellen (akkomodieren). Deshalb sehen die Betroffenen in der Nähe allmählich unschärfer.
Neben der Korrektur von Fehlsichtigkeiten können Brillen und Kontaktlinsen auch aus anderen Gründen verwendet werden. Zu den Möglichkeiten gehören:
Herkömmliche Brillen und Kontaktlinsen sind Medien, die das Licht auf eine gewünschte, vorteilhafte Weise ablenken. Dabei funktionieren sowohl Brillen als auch Kontaktlinsen eigentlich auf dieselbe Weise.
Bei einer Kurzsichtigkeit wird ein konkaves Glas vor das Auge gesetzt. Konkav bedeutet, dass es "ausgehöhlt", also in der Mitte dünner ist als am Rand. Dieses Glas wirkt als eine Streuungslinse, es lenkt die Lichtstrahlen etwas auseinander. Weil der Brennpunkt des Lichtes im kurzsichtigen Auge vor der Netzhaut ist, wird er durch das Streuungsglas nach hinten, also im Idealfall direkt auf die Netzhaut, verschoben. Der kurzsichtige Patient mit der richtigen Brille oder Kontaktlinse sieht auch in der Ferne scharf.
Die Weitsichtigkeit hat umgekehrte Verhältnisse. Hier wird ein konvexes, also innen dickeres und außen dünneres Glas vorgeschaltet. Das ist dann eine Sammellinse, die die Strahlen in Richtung des Zentrums ablenkt. Da die Strahlen im weitsichtigen Auge erst hinter der Netzhaut zusammentreffen würden, kann mit dieser Sammellinse der Brennpunkt nach vorne geschoben werden, so dass der Betroffene auch in der Nähe scharf sieht. Konvexe Gläser (Sammellinsen) werden ebenfalls bei der Altersweitsichtigkeit angewendet.
Besteht alleine oder zusätzlich ein Astigmatismus (Hornhautverkrümmung, Stabsichtigkeit), dann müssen Zylindergläser verwendet werden. Sie sind in einer Ausrichtung flacher und in einer Ausrichtung steiler gewölbt. Sie werden auch als torische Linsen bezeichnet. Das Licht wird in der einen Ebene weniger stark gebrochen als in der anderen. So kann ein Astigmatismus, der senkrecht dazu verläuft, korrigiert werden.
Manche Patienten haben einen irregulären Astigmatismus, also eine kompliziertere Form der Fehlsichtigkeit. An verschiedenen Stellen des Auges ist die Fehlsichtigkeit ganz unterschiedlich. Ein solcher Zustand kann eine harte Kontaktlinse erfordern, mit Brillengläsern ist dort nichts zu erreichen.
Ansonsten ist es meist möglich, sowohl eine Brille als auch Kontaktlinsen zu verwenden. Eine sehr starke Fehlsichtigkeit kann für eine Brille ungünstig sein, so dass in diesem Fall Kontaktlinsen zu empfehlen sind. Mit einer Brille bei hoher Fehlsichtigkeit erscheinen Objekte am Rand des Sehfeldes verzerrt. Die Brille benötigt dicke Gläser und wird dadurch schwer. Außerdem ergibt sich aus kosmetischer Sicht, dass die Augen des Patienten von anderen durch die Brille sehr groß (bei Weitsichtigkeit) oder sehr klein (bei Kurzsichtigkeit) gesehen werden. Mit Kontaktlinsen werden diese Nachteile umgangen.
Wurde eine Brille oder Kontaktlinsen neu angepasst, dann sollte der Patient sie auch immer tragen. Vom Gehirn her ist nämlich eine Umgewöhnung an die neuen Werte notwendig. Nur so ist es möglich, dass das Ergebnis optimal ist und der Patient das Gefühl bekommt, scharf zu sehen.
Bei Kontaktlinsen ist eine akkurate Handhabung und Hygiene notwendig. Sie sollten nicht zu lange auf den Augen bleiben. Sie müssen spätestens zur Nacht herausgenommen werden, wenn sie tagsüber getragen werden. Die Linsen müssen nach jedem Tragen mit einem speziellen Mittel gereinigt werden und in einer desinfizierenden Flüssigkeit gelagert werden.
Vor allem harte Kontaktlinsen können recht leicht verloren gehen, z. B. beim Sport. Weiche Linsen halten in der Regel besser, doch sie erfordern eine etwas intensivere Pflege und das Risiko für Komplikationen ist ein wenig höher.
Komplikationen können vor allem bei Kontaktlinsen eintreten. Bei Brillen sind die möglichen Komplikationen im Alltag unbedeutend und vernachlässigbar.
Kontaktlinsen können zu Schäden führen, die hauptsächlich die Hornhaut des Auges betreffen. Dabei gibt es häufiger bei weichen als bei harten Kontaktlinsen Störungen, da weiche Linsen enger auf der Hornhaut sitzen und die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung schlechter sein kann. Kontaktlinsen können in manchen Fällen eine Hornhautabschürfung (Erosio corneae) bewirken. Die obere Hornhautschicht ist dann nicht mehr intakt, regeneriert sich aber meist gut, wenn die Linse herausgelassen wird. Schlimmer ist eine Hornhautinfektion. Ein richtiges Hornhautgeschwür (Ulcus corneae) kann sich entwickeln und zu starken Beschwerden und Folgeschäden führen. Außerdem können sich auf der Hornhaut aufgrund von Kontaktlinsen-Trageschäden unnatürliche Blutgefäße bilden.
Auf Kontaktlinsen-Pflegemittel kann ein Patient manchmal allergisch reagieren.
Ein weiteres Problem ist es, wenn Kontaktlinsen verrutschen. Sie gelangen nicht hinter das Auge, aber können in die Bindehautfalte zwischen Lid und Auge geraten. Ein großes Risiko besteht dabei nicht. Mit einigen Tricks kann die verschobene Kontaktlinse mit den Fingern wieder sanft hervorgedrückt werden.
Komplikationen von Brillen sind im alltäglichen Leben nicht bekannt. Brillengläser können aber bei Gewalteinwirkung splittern und bei entsprechend schweren Unfällen zu Verletzungen im Gesicht führen. Oftmals ist die Brille zuvor aber ohnehin schon vom Gesicht geschleudert worden.
Eine Brille kann außerdem zu Druckstellen führen. Dass sie bei heftigen Bewegungen herunterfällt, kann ebenfalls passieren.
Normalerweise lässt sich eine Fehlsichtigkeit mit Sehhilfen (Brillen, Kontaktlinsen) ausgezeichnet korrigieren. Manchmal werden aber Brillen oder Kontaktlinsen nicht gut vertragen, können nicht richtig gehandhabt werden oder es kommt zu anderen Problemen. Dann kann eine Operation, beispielsweise mit dem Laser, in Frage kommen. Auch um auf Sehhilfen verzichten zu können, kann sich ein kurzsichtiger, weitsichtiger oder stabsichtiger Patient zu einem Eingriff entschließen. Die Operationen werden unter dem Begriff Refraktive Chirurgie zusammengefasst.
Insbesondere werden Laserverfahren vorgenommen, um die Brechkraft der Hornhaut zu verändern und so die Fehlsichtigkeit zu korrigieren. Ein gängiges Verfahren ist die LASIK (Laser-in-situ-Keratomileusis). Weitere Möglichkeiten der Laserbehandlungen der Hornhaut sind Femto-LASIK, LASEK und PRK.
Doch auch andere Operationen zur Korrektur von Fehlsichtigkeiten sind möglich, z. B. die Einpflanzung einer zusätzlichen, künstlichen Linse in das Auge (phake IOL) oder der Austausch der natürlichen Linse gegen eine Kunstlinse (refraktiver Linsenaustausch). Bei den Verfahren sind, auch wenn sie sehr selten auftreten, die Risiken und möglichen Komplikationen zu beachten. Außerdem kann es zu Problemen wie einer erhöhten Blendungsempfindlichkeit des Auges kommen.
aktualisiert am 04.12.2020