Die neurologische Untersuchung wird zur Prüfung der Nervenfunktionen vorgenommen. Sie ist der grundlegende Untersuchungsgang in der Neurologie (Nervenheilkunde). Die neurologische Untersuchung besteht aus einer Serie von einzelnen, meist kleineren und einfach durchzuführenden Tests. Mit den Maßnahmen ist es möglich, verschiedene Krankheiten und Störungen der Nerven festzustellen.
Eine neurologische Grunduntersuchung erfolgt bei Patienten, die zu einem Neurologen (Nervenarzt) gehen. In den meisten Fällen bestehen vorher Beschwerden, die Anzeichen einer Nervenstörung sein können. Zu diesen Symptomen gehören unter anderem Bewegungsstörungen, Sensibilitätsstörungen oder einige Arten von Schmerzen. Durch die neurologische Untersuchung ist eine gründliche Beurteilung der Störungen möglich, so dass der Arzt darauf schließen kann, um welche Art von Erkrankung beziehungsweise Ursache es sich handeln könnte. Neurologische Erkrankungen können z. B. im zentralen Nervensystem (Gehirn, Rückenmark), in den Nerven des Körpers oder der Bauchorgane oder auch in den Muskeln auftreten.
Erkrankungen mit großer Bedeutung innerhalb der Neurologie sind beispielsweise:
Die neurologische Untersuchung beinhaltet eine ganze Reihe an kleinen Einzeluntersuchungen durch den Arzt, welche nach einem Schema ablaufen. Die einzelnen Verfahren sind meist einfache Prüfungen, z. B. der Bewegung oder des Gefühlssinns, an unterschiedlichen Stellen am Körper des Patienten. Der Verlauf der neurologischen Untersuchung kann variiert werden, damit näher auf die Beschwerden und vorangegangenen Untersuchungsergebnisse des jeweiligen Patienten eingegangen werden kann. Nach den Untersuchungen lässt sich ablesen, welche Art von Krankheit hinter den Beschwerden steckt. Dann werden oft weitergehende Untersuchungen durchgeführt.
Spezielle Hinweise müssen vor einer neurologischen Untersuchung in der Regel nicht beachtet werden.
Eine neurologische Untersuchung wird vom Arzt in vielen Einzelmaßnahmen durchgeführt. Es ist keine Reihenfolge vorgeschrieben, der Arzt wendet aber ein bestimmtes Schema an.
Zunächst erfolgt eine Befragung des Patienten (Anamnese), um etwas über die Beschwerden und vorherige Erkrankungen zu erfahren. Dann wird der Körper des Patienten genau betrachtet (Inspektion). Dabei können manchmal schon bestimmte Veränderungen auffällig werden. Es folgt eine Grunduntersuchung der inneren Organe, bei der z. B. Herz und Lunge abgehorcht und beurteilt werden. Auch tastet der Arzt nach den Pulsen. Die Untersuchung der inneren Organe dient unter anderem auch dazu, das vegetative Nervensystem beurteilen zu können.
Die eigentliche neurologische Untersuchung fängt meist damit an, dass der Kopf und das Gesicht beurteilt werden. Dabei werden beispielsweise die Nervendruckpunkte auf Schmerzen getestet. Für die einzelnen Hirnnerven finden sich jeweils passende Tests:
Hirnnerv | Geeignete Untersuchung |
---|---|
I (Nervus olfactorius, Riechnerv) | Geruchstest |
II (Nervus opticus, Sehnerv) | Sehtest, orientierende Gesichtsfeldprüfung |
III (Nervus oculomotorius) IV (Nervus trochlearis) VI (Nervus abducens) (diese Nerven steuern die Augenbewegungen) | Lidöffnung, Augenbewegung, Augenstellung, Pupillenreaktion |
V (Nervus trigeminus) | Prüfung des Gefühlssinns im Gesicht, Beißuntersuchung |
VII (Nervus facialis, Gesichtsnerv) | Bewegung der Gesichtsmuskeln, Geschmacksprüfungen |
VII (Nervus vestibulocochlearis, Hörnerv und Gleichgewichtsnerv) | Hörtest, Gleichgewichtstests, Beobachtung schneller Augenbewegungen (Nystagmus) |
IX (Nervus glossopharyngeus, Zungen-Rachen-Nerv) | Gaumenbewegung, Würgereflex |
X (Nervus vagus) | Prüfung vegetativer Funktionen |
XI (Nervus accessorius) | Bewegung bestimmter Muskeln an Hals und Schulter |
XII (Nervus hypoglossus, Nerv unter der Zunge) | Zungenbewegung |
Allgemein bekannt ist, dass zu einer neurologischen Untersuchung die Prüfung der Reflexe gehört. Reflexe sind nicht willentlich steuerbare Reaktionen, die durch einen Reiz ausgelöst werden. Viele Muskelreflexe können mit einem Reflexhammer ausgelöst werden, beispielsweise der Patellarsehnenreflex (am Knie), der Achillessehnenreflex und der Bizepssehnenreflex. Andere Reflexe können durch Reizungen wie z. B. dem Abstreichen eines Hautbereiches ausgelöst werden. Zu diesen Reflexen gehört der Bauchhautreflex.
Wichtig in der neurologischen Untersuchung ist der Test der Bewegungen. Der Untersucher schaut, ob Lähmungen, zurückgebildete oder verkrampfte Muskeln, Fehlhaltungen oder weitere Formauffälligkeiten an Armen, Beinen und anderen Körperteilen vorhanden sind. Der Arzt testet, ob die Muskelspannung und die Muskelkraft regelrecht sind.
Die Koordination wird ebenfalls untersucht. Dazu gehört die Prüfung, ob der Patient den Finger ohne Probleme zur Nase bringen kann (Finger-Nase-Versuch), ob das Gehen und Stehen mit offenen oder geschlossenen Augen problemlos möglich ist, ob das Schreiben oder das Sprechen gestört ist.
Dann erfolgt eine Untersuchung der Sensibilität. An einigen Punkten der Haut werden Tests vorgenommen, die eine Beurteilung der Berührungs-, Schmerz- und Temperaturwahrnehmung ermöglichen. Der Untersucher benutzt auch kleine Hilfsmittel, beispielsweise Watte für die Berührungsempfindlichkeit, einen spitzen Gegenstand zur Erzeugung von Schmerz sowie eine Stimmgabel für das Vibrationsempfinden.
Bestandteil der neurologischen Untersuchung ist auch die Beurteilung der Bewusstseinslage und der psychischen Verfassung. Der Arzt testet, ob eine Trübung des Bewusstseins vorliegt, ob Störungen der örtlichen und zeitlichen Orientierung vorliegen und ob die Merkfähigkeit vermindert ist. Es erfolgt eine Beurteilung der Stimmungslage und des Verhaltens des Patienten.
Mit diesen Maßnahmen macht sich der Arzt ein Bild davon, ob neurologische Störungen oder andere Erkrankungen vorliegen.
Die neurologische Untersuchung ist normalerweise frei von Komplikationen.
Im Anschluss an die neurologische Grunduntersuchung müssen oft weitere diagnostische Maßnahmen mit speziellen Geräten vorgenommen werden, damit eine sichere Diagnose gestellt werden kann. Methoden, die unter anderem zum Einsatz kommen können, sind elektrophysiologische Untersuchungen wie EEG (Elektroenzephalographie), EMG (Elektromyographie) und ENG (Elektroneurographie), bildgebende Untersuchungen wie CT (Computertomographie) oder MRT (Kernspintomographie) sowie die Gewinnung und Laboruntersuchung von Hirnwasser (Lumbalpunkton).
Letzte Aktualisierung am 11.01.2021.