Die diabetische Retinopathie (DRP, Retinopathia diabetica) ist eine Erkrankung der Netzhaut des Auges. Sie wird durch einen Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) verursacht. Diabetes im Auge kann zu einer schweren Beeinträchtigung des Sehvermögens führen, unter Umständen bis hin zu einer Erblindung. Netzhautveränderungen bei der diabetischen Retinopathie können unter anderem Flüssigkeitseinlagerung (Ödem), die Ausbildung neuer, brüchiger Gefäße und Blutungen sein. Um diese Schäden zu verhindern oder einzudämmen, sollte der Diabetes gut eingestellt werden. Als Behandlung der diabetischen Retinopathie kann eine Laserbehandlung (Laserkoagulation) oder eine Kältebehandlung (Kryokoagulation) angezeigt sein.
Bei der diabetischen Retinopathie entwickeln sich durch die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) Schäden an kleinen Blutgefäßen der Netzhaut. Diabetes ist eine Erkrankung, bei welcher der Gehalt von Zucker im Blut zu hoch ist. Im Wesentlichen gibt es zwei Arten von Diabetes (Typ 1 und Typ 2). Typ-1-Diabetes entsteht, wenn die so genannten Inselzellen in der Bauchspeicheldrüse zugrunde gehen und nicht mehr genug von dem Hormon Insulin produzieren, welches den Blutzucker senkt. Diabetes Typ 1 betrifft oft schon junge Menschen. Typ-2-Diabetes ist in Deutschland allerdings wesentlich häufiger und kommt oft bei älteren, übergewichtigen Personen vor. Zellen sprechen dabei nicht mehr so gut auf Insulin an.
Bei beiden Arten des Diabetes können sich Schäden der Augen entwickeln. Die diabetische Retinopathie entwickelt sich insbesondere dann, wenn bei einem bestehenden Diabetes der Blutzucker nicht gut eingestellt ist. Weitere Risikofaktoren sind Rauchen und ein erhöhter Blutdruck. Bei der diabetischen Retinopathie entstehen Veränderungen, die denjenigen bei einer Arteriosklerose ähneln. Oft zeigen sich Aufweitungen oder Netzhautgefäßverschlüsse von Kapillaren (feinen Gefäßen) und folglich ergibt sich ein Sauerstoffmangel im Gewebe. Neue, schädliche und anfällige Gefäße sprossen aus, es entwickelt sich eine Flüssigkeitsansammlung (Ödem), und das Netzhautgewebe wird nach und nach geschädigt. Blutungen können sich gerade wegen der Gefäßveränderungen häufiger ergeben.
Bei der Gefäßneubildung können auch Stränge entstehen, die an der Netzhaut einen Zug ausüben. Die Folge kann manchmal eine Netzhautablösung sein, so dass sich eine weitere Gefahr der Erblindung ergibt. Ein weiterer möglicher Schaden als Folge der diabetischen Retinopathie betrifft die Regenbogenhaut (Iris). Dort können weitere Gefäße neu gebildet werden und insbesondere den Abfluss von Flüssigkeit im Auge behindern. Eine starke Augendruck-Erhöhung kann entstehen (Grüner Star, Glaukom, genauer: Neovaskularisations-Glaukom) mit der möglichen Folge der Erblindung.
Bei etwa 90 Prozent der Diabetiker entwickelt sich im Laufe der Zeit eine Netzhautveränderung (Retinopathie). Es handelt sich um eine häufige Ursache für eine Erblindung (nahezu jede fünfte Erblindung in Deutschland ist durch die Erkrankung bedingt). In der mittleren bis höheren Altersgruppe (40 bis 80 Jahre) wird eine Erblindung am häufigsten durch eine diabetische Retinopathie verursacht.
Nicht nur an der Netzhaut (und eventuell der Iris), sondern auch an anderen Bereichen des Auges kann sich der Diabetes schädigend auswirken.
Der Diabetes an der Netzhaut des Auges (diabetische Retinopathie) lässt sich in mehrere Stadien unterteilen. Dies erfolgt danach, ob bereits neue Blutgefäße gebildet wurden, ein Makulaödem (Flüssigkeitsansammlung an der Stelle des schärfsten Sehens) besteht oder es zu weiteren Schäden wie Glaskörperblutung oder Netzhautablösung gekommen ist.
Bei nicht weit fortgeschrittener diabetischer Retinopathie bemerkt der Patient oftmals keine Veränderungen. Meist wird erst eine Sehverschlechterung bemerkt, wenn die Makula (Stelle des schärfsten Sehens) betroffen ist. Das wird dann diabetische Makulopathie genannt. Bei einem Ödem (Wasseransammlung) der Makula fällt dem Patienten oft ein welliges Sehen auf. Bei einer Glaskörperblutung kommt es zu einer akuten Sehverschlechterung durch die Trübung. Schließlich kann es aufgrund der Diabetesschäden der Netzhaut zur dauerhaften starken Sehbeeinträchtigung bis hin zur Erblindung kommen.
Durch Diabetes kann es zu diversen weiteren Veränderungen am Auge kommen. Möglich sind beispielsweise Linsentrübungen (Grauer Star, Katarakt), erhöhter Augendruck (Glaukom), Augentrockenheit (Sicca-Syndrom), Augenmuskellähmung, Veränderungen der Brechkraft des Auges oder Infektionen.
Vom Augenarzt wird eine Anamnese (Patientenbefragung) erhoben, insbesondere nach Vorerkrankungen und Symptomen. Daraufhin wird ein Sehtest durchgeführt, und bei einem gitterartigen Muster (Amsler-Netz) muss der Patient angeben, ob er die Linien gerade oder wellig sieht. Der Arzt betrachtet den Vorderabschnitt und - nach Weitstellung der Pupille - den Augenhintergrund. Des Weiteren wird der Augendruck gemessen. Mit einem Kontaktglas, das unmittelbar auf das Auge gesetzt wird, lässt sich die Iris auf eine krankhafte Gefäßbildung (Rubeosis iridis) untersuchen.
Bei einer Fluoreszenzangiographie (FLA oder FAG) wird eine Reihe von speziellen Aufnahmen des Augenhintergrundes mit einem leuchtenden Farbstoff angefertigt, der über die Vene gespritzt wird. Durch diese Untersuchung lassen sich Veränderungen im Rahmen der diabetischen Retinopathie meist sehr gut darstellen. Auch zeigt sich dort, welche Stellen der Netzhaut eventuell mit dem Laser behandelt werden müssen.
Falls der Arzt wegen einer Trübung oder Blutung nicht auf den Augenhintergrund blicken kann, wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Je nach den Befunden können sich weitere Untersuchungen anschließen.
Liegt eine diabetische Retinopathie beziehungsweise ein Diabetes mellitus vor, so muss der Blutzucker optimal eingestellt werden, um das Risiko für ein Fortschreiten oder Entwicklung von Netzhaut- und Gefäßschäden gering zu halten. Ist die diabetische Retinopathie nicht sehr ausgeprägt, dann muss der Augenarzt oft noch keine spezielle Behandlung vornehmen. Der Befund muss von ihm allerdings regelmäßig kontrolliert werden.
Um eine weitere Sehverschlechterung beziehungsweise Gefäßneubildungen und Glaskörperblutungen zu verhindern, wird oftmals empfohlen, eine Laserbehandlung durchzuführen. Bei der Laserbehandlung (Lichtkoagulation, Photokoagulation) wird die Netzhaut mit Laser bestrahlt. Es ergibt sich eine Vernarbung der jeweiligen Stelle. Bei Gefäßneubildungen wird in der Regel eine Laserbehandlung in der äußeren Netzhaut (panretinale Laserkoagulation), bei Flüssigkeitsansammlungen oder Gefäßdefekten eine Laserbestrahlung in der Umgebung der Makula (fokale Laserkoagulation) durchgeführt. Insbesondere bei der panretinalen Laserkoagulation können mehrere Behandlungssitzungen notwendig werden, um eine ausreichende Wirkung zu erzielen.
Manchmal ist auch eine Kälteanwendung erforderlich. Bei einer solchen Kryokoagulation wird ein kleines stabförmiges Instrument (Kryode) zur Verödung mittels Vereisung von außen an den Augapfel herangeführt.
Bei Laser, Operationen oder weiteren Behandlungsmethoden müssen die möglichen Komplikationen bedacht werden. Durch den Laser oder die Kälte kommt es z. B. zu einer Narbenbildung und somit zu einer Schädigung der sehfähigen Zellen in dem kleinen Bereich der Behandlung, der aber in aller Regel nicht direkt im Zentrum liegt, so dass der Sehausfall oftmals nicht bemerkt wird.
Eine etwaige Glaskörperblutung wird manchmal mit einer speziellen Operation (Glaskörperentfernung, PPV) behandelt. Sollte sich der Augendruck erhöhen, werden entsprechende Behandlungsmaßnahmen des Glaukoms ergriffen.
Die Prognose für den Erhalt der Sehkraft ist insbesondere bei frühzeitiger Therapie gut. Der Diabetes sollte möglichst optimal eingestellt sein. Sehr oft kann beispielsweise durch das Lasern ein weiteres Fortschreiten der Veränderungen auch bei ausgeprägten Befunden verhindert werden. Letztendlich kann der Diabetes im Auge das Sehvermögen stark einschränken oder zur Erblindung führen. Deshalb sollten immer wieder Kontrolluntersuchungen bei Diabetikern erfolgen.
aktualisiert am 22.10.2020