Juckreiz (Pruritus) ist ein unangenehmes bis quälendes Gefühl an der Haut beziehungsweise im Gewebe. Juckreiz ist die häufigste aller Beschwerden an der Haut. Der Juckreiz veranlasst den Betroffenen dazu, sich zu kratzen oder sich auf andere Weise eine Linderung zu verschaffen. Die unterschiedlichsten Störungen führen zu einem Juckreiz, die möglichen Ursachen reichen von Haut- und Infektionskrankheiten über Erkrankungen innerer Organe oder Stoffwechselstörungen bis hin zu psychosomatischen Störungen (körperliche Beschwerden mit seelischem Hintergrund). Je nach der Ursache kann eine Hautveränderung wie Ausschlag oder Quaddelbildung sichtbar sein oder sehr oft auch fehlen. Der Juckreiz ist auf eine oder wenige Hautstellen begrenzt oder betrifft praktisch die ganze Körperoberfläche (generalisierter Pruritus). Eine Behandlung kann durch Ausschalten der Ursache gelingen, es gibt aber auch Methoden und Medikamente, die Symptome zu reduzieren.
Der Juckreiz mit dem dadurch ausgelösten Kratzbedürfnis dient ursprünglich als eines der Warnsignale des Körpers. Er hat den Sinn, dass Krankheitserreger, Parasiten, Fremdkörper oder Schmutz rasch von der Haut entfernt werden.
Wie ein Juckreiz (Pruritus) vermittelt ist, ist nicht exakt bekannt. In der Haut finden sich Rezeptoren, das sind winzige Strukturen beziehungsweise Organe, die am Ende von Nerven sitzen und Reize aufnehmen. Die Impulse werden von den Nerven an das Gehirn weitergeleitet. Mehrere Arten von Rezeptoren sind bekannt, darunter Schmerzrezeptoren. Ein Juckreiz kann mehr oder weniger stark an verschiedenen Rezeptoren registriert werden. Die Rezeptoren können durch Botenstoffe im Gewebe gereizt werden, beispielsweise durch Histamin, Serotonin oder Substanz P. Histamin wird beispielsweise bei allergischen Reaktionen stark aus den so genannten Mastzellen ins Gewebe ausgeschüttet.
Es kann aus den unterschiedlichsten Gründen jucken. Viele Erkrankungen der Haut, aber auch des Körperinneren können zu dem unangenehmen Gefühl führen. In den meisten Fällen ist der Juckreiz zwar störend, aber harmlos. Bleibt der Juckreiz aber lange bestehen oder kommt immer wieder, dann steckt häufig eine Krankheit dahinter. Oftmals kann gar keine Ursache für den Juckreiz festgestellt werden. Mediziner bezeichnen dies als idiopathischen Juckreiz.
Zu den Erkrankungen mit Juckreiz zählen Infektionskrankheiten der Haut, die durch Viren, Bakterien, Pilze oder Parasiten verursacht werden. Viruserkrankungen wie Windpocken oder deren reaktivierte Form, Gürtelrose, sowie Masern sind unter anderem durch juckende Haut gekennzeichnet. Auch AIDS (HIV-Infektion) kann einen Juckreiz bedingen. Vielfach juckt es auch bei bakteriellen oder pilzbedingten Entzündungen.
Die Krätze (Scabies) wird durch winzige Milben in der Haut verursacht und führt zu Juckreiz. Weitere Parasiten, bei denen es jucken kann, sind Läuse oder Würmer (Hakenwürmer, Spulwürmer). Bekannterweise juckt es bei einem Mückenstich oder bei einem Stich eines anderen Insekts.
Allergische Reaktionen führen unter anderen auch zum Hautjucken. Kontaktallergien, aber auch andere Allergien wie Medikamenten- oder Nahrungsmittel-Unverträglichkeit können die Grundlage des Juckens sein. Eine so genannte Sonnenallergie (Lichtdermatose), die nicht zu den wirklichen Allergien gehört, kann ebenfalls die Haut zum Jucken bringen. Bei einer Nesselsucht (Urtikaria) ist Juckreiz sehr typisch.
Hautkrankheiten führen oftmals zu sehr intensivem Juckreiz. Weitere Hautkrankheiten mit Juckreiz sind beispielsweise Neurodermitis (atopische Dermatitis), Psoriasis (Schuppenflechte) oder Hauttrockenheit. Trockene Haut spielt auch eine große Rolle bei dem Altersjuckreiz. Eine spezielle erbliche Erkrankung mit häufigem Juckreiz und Hauttrockenheit sowie Schuppenbildung ist die Ichthyose. Auch ein Ekzem kann zum Juckreiz führen. Ein Ekzem ist ein Hautausschlag mit mehreren möglichen Ursachen, der einen bestimmten Verlauf nimmt.
Innere Erkrankungen können ebenfalls ein Jucken an der Haut bedingen. Dazu zählen Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose), Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) oder Eisenmangelanämie (Blutarmut). Leber- oder Nierenerkrankungen haben oft einen Juckreiz als Symptom.
Manchmal spielen auch die Hormone eine Rolle, so beispielsweise in den Wechseljahren oder bei älteren Menschen. Die Schwangerschaft kann eine weitere Ursache sein.
Am After können unter anderem vergrößerte Hämorrhoiden oder ein Analekzem jucken.
Eine Reihe von Medikamenten hat als eine der möglichen Nebenwirkungen einen Juckreiz. Unangenehme Stoffe auf der Haut können selbstverständlich auch jucken, so etwa bestimmte Textilien oder Glaswolle oder hautreizende Substanzen aus einem Shampoo, Duschgel oder einer Seife. Bestimmte Giftstoffe können die Beschwerden hervorrufen.
Störungen an Nerven können die Beschwerden ebenfalls auslösen, wie Einengungen oder Zugrundegehen von Nerven. Es handelt sich dann um einen neuropathischen Pruritus. Bösartige Erkrankungen wie Lymphome oder Leukämien sind ebenfalls manchmal für Juckreiz verantwortlich.
Psychische Störungen als Ursache für den Juckreiz sind gleichermaßen möglich. Zu erwähnen ist der Dermatozoenwahn, bei dem vermeintlich Insekten oder Parasiten in der Haut gespürt werden, ohne dass diese wirklich da sind. Zwangsstörungen sind eine weitere psychische Erkrankung, bei der es einige Betroffene juckt. Juckreiz (psychogener Pruritus) gehört zu den möglichen psychosomatischen Beschwerden, also zu Symptomen, die nicht wegen körperlicher Krankheiten entstanden sind, sondern durch seelische Beeinträchtigungen. Manchmal ist es auch einfach nur Stress, der einen Juckreiz hervorruft.
Interessant ist auch, dass Juckreiz anstecken kann. Sieht eine Person jemanden, der sich kratzt, dann wird oft selbst ein Juckreiz verspürt.
Der Juckreiz ist ein sehr störendes Gefühl, das die Betroffenen sehr beeinträchtigen kann und mitunter noch unangenehmer als Schmerzen empfunden wird. Der Juckreiz kann an allen möglichen Körperpunkten auftreten. Häufig ist er auf einen Ort begrenzt. Einige typische Lokalisationen sind Juckreiz am After (Pruritus ani), Juckreiz an der Kopfhaut und Juckreiz in der Schamgegend. Es gibt aber auch einen generalisierten Juckreiz, der praktisch den ganzen Körper betrifft.
Der Juckreiz veranlasst die Person dazu, sich zu kratzen oder die Körperstelle auf andere Weise zu manipulieren wie darauf herumzudrücken oder zu scheuern. Schwerer Juckreiz kann so störend sein, dass der Schlaf des Betroffenen verhindert wird, dass an Arbeit nicht zu denken ist und dass keine Erholung möglich ist. Es kann bis zum Erschöpfungszustand des Patienten kommen.
Zum Juckreiz (Pruritus) bestehen vielfach keine anderen Beschwerden oder Auffälligkeiten an der Haut. Bei einigen Erkrankungen ist der Juckreiz allerdings ein Symptom unter mehreren Erscheinungen wie Hautausschlag oder allgemeinen Krankheitszeichen.
Unkomplizierter Juckreiz tritt vielfach auf, er lässt sich recht genau verorten und geht schnell oder durch einmaliges Kratzen wieder weg. Schwieriger wird es, wenn das juckende Gefühl bestehen bleibt, nicht gut eingegrenzt werden kann und eventuell noch ein Brennen oder Schmerzen auftritt. Insbesondere solche chronischen Beschwerden lassen sich oft nur schwer behandeln. Menschen, die häufig oder chronisch an Juckreiz leiden, haben eine Art Juckreizgedächtnis. Ein erneutes Jucken wird schon bei einer geringeren Intensität wahrgenommen und als unangenehm oder quälend empfunden.
Sichtbare Hauterscheinungen im Zusammenhang mit Juckreiz werden als Krankheitsbild Prurigo bezeichnet. Dazu gehören unter anderem Rötung, Ausschlag, Verkrustung oder auch Pigmentstörungen. Häufig gehören zu einer bestimmten Erkrankung charakteristische Symptome, die auch beinhalten, dass es an der Haut juckt.
Die Diagnose beginnt beim Arzt mit einem Untersuchungsgespräch (Anamnese). Der Untersucher fragt nach dem Juckreiz, seinem zeitlichen und örtlichen Auftreten und der Intensität sowie nach weiteren Beschwerden. Dann erfragt der Mediziner mögliche Ursachen wie Medikamenteneinnahme, weitere bekannte Erkrankungen oder Allergien.
In der ärztlichen Untersuchung wird vor allem die Haut danach beurteilt, ob sie normal aussieht oder ob sie Veränderungen wie Rötung, Ausschlag, Trockenheit, Schuppenbildung oder Kratzmerkmale vorweist. Der Arzt untersucht aber nicht nur die Haut, sondern den ganzen Körper und tastet unter anderem den Bauchraum und bestimmte Lymphknoten ab. Des Weiteren wird eine Blutentnahme durchgeführt, um das Blut im Labor auf Auffälligkeiten zu untersuchen. Auch Ultraschall, Röntgen, ein Hautabstrich (zur Überprüfung auf mögliche Krankheitserreger) oder eine Stuhlprobe können notwendig sein. Weitergehende Untersuchungen werden in Abhängigkeit vom Befund und von möglichen Ursachen durchgeführt.
Mit den zur Verfügung stehenden Untersuchungsmethoden versucht der Arzt herauszufinden, was den Juckreiz verursacht hat, und grenzt dies von anderen möglichen Erkrankungen mit Juckreiz und entsprechenden Symptomen ab.
Die Therapie von Juckreiz (Pruritus) ist generell eher schwierig. In erster Linie sollte eine ursächliche Erkrankung gesucht und behoben werden, so dass auch der Juckreiz verschwindet. Eine gezielte Behandlung der jeweiligen Erkrankung ist daher empfohlen. Frustrierend kann die Behandlung werden, wenn die Ursache für das Jucken bei einem Patienten unbekannt ist.
Kratzen kann einen akuten Juckreiz bekanntermaßen beheben - zu häufiges Kratzen an einer Stelle bei länger andauerndem oder wiederholtem Jucken kann aber seinerseits zu Hautschäden führen. Hier sollte auf andere Mittel zurückgegriffen werden.
Allgemein können verschiedene Maßnahmen helfen, einen Juckreiz zu reduzieren (symptomatische Behandlung). Zum Waschen sollte milde, speziell geeignete Seife genommen werden. Eine fettreiche Salbe ohne sonstige Inhaltsstoffe kann bereits ein erfolgreiches Mittel sein. Cremes oder Salben mit Wirkstoffen wie Harnstoff und Gerbstoffen, Menthol oder Kampfer oder mit dem Schärfestoff von Chili-Schoten (Capsaicin) können das Jucken unterbinden. Weitere Medikamente zum Auftragen auf diese Art sind Cortison sowie Calcineurin-Hemmer. Eine weitere Möglichkeit ist das Auftragen von örtlichen Betäubungsmitteln (Lokalanästhetika), was in der Regel auch über Salben geschieht. Antihistaminika (Wirkstoffe gegen den körpereigenen Botenstoff Histamin) stehen des Weiteren zur Einnahme zur Verfügung.
Zu den physikalischen Methoden gegen Jucken gehört die Anwendung von UV-Strahlung. Auch Kälte oder Hitze kann dem Juckreiz entgegensteuern. Teilweise werden Schmerzen als angenehmer empfunden als das Jucken.
Sollte ein Juckreiz psychisch bedingt sein, dann können entsprechende Medikamente (Psychopharmaka) wie Neuroleptika und Anxiolytika (Angsthemmer) sinnvoll sein.
Die Prognose ist sehr unterschiedlich. Es kommt darauf an, ob der Juckreiz durch eine bestimmte Erkrankung oder Störung verursacht wurde. Ein übliches Jucken an der Haut, wie es jeder von Zeit zu Zeit einmal wieder spürt, geht normalerweise sehr schnell wieder weg. Chronischer Juckreiz kann allerdings überaus hartnäckig sein. Hier muss die richtige Methode gefunden werden, ihn auszuschalten. In jedem Fall muss eine Ursache beziehungsweise zugrunde liegende Erkrankung beseitigt werden. Normalerweise verschwindet dann auch der Juckreiz. Sehr schwierig ist der Juckreiz zu behandeln, wenn er zum Selbstläufer geworden ist und auch ohne körperliche Erkrankung bestehen bleibt.
aktualisiert am 16.12.2020