Die Urtikaria (Nesselsucht) ist eine Störung, die akut zu Quaddeln (umschriebene Erhebungen) an der Haut führt. Meist bilden sich die Quaddeln innerhalb von Stunden wieder zurück. Die Auslöser der Nesselsucht sind vielfältig und reichen von Nahrungsmitteln über mechanische Beanspruchung bis hin zu Stress. Bei der Erkrankung sammelt sich Flüssigkeit aus kleinen Gefäßen im Gewebe der Haut an und führt zu den Schwellungen unterschiedlicher Form. Die Nesselsucht ist üblicherweise eine kurzzeitige Erkrankung, nur selten wird eine Urtikaria chronisch und die Erscheinungen kommen immer wieder. Die Beschwerden der Nesselsucht können mit Wirkstoffen wie Antihistaminika behandelt werden, die entweder aufgetragen werden oder eingenommen oder als Infusion gegeben werden.
Die Nesselsucht kann durch vielerlei Einwirkungen ausgelöst werden. So können mechanische Reizungen der Haut (z. B. Reibung, Druck), körperliche Anstrengung, Schweißbildung, Wärme oder Kälte zu den Erscheinungen führen. Häufig ist die akute Nesselsucht auch eine Reaktion auf verzehrte Nahrungsmittel oder eingenommene Medikamente. Sie kann im Rahmen einer allergischen Reaktion vorkommen. Erkrankungen wie Autoimmunerkrankungen (Erkrankungen, bei der sich das Immunsystem gegen körpereigene Zellen richtet), Infektionen mit Bakterien oder Hormonstörungen können zu einer Nesselsucht führen. Auch Stress ist als Auslöser denkbar. Sogar Licht (UV-Strahlung) oder der Kontakt mit Wasser kann eine Urtikaria herbeiführen. Allerdings kann nicht immer ein genauer Auslöser für die Nesselsucht ermittelt werden.
Aufgrund der Einflüsse kommt es zu einer Erweiterung der kleinen Blutgefäße in der Haut, die zugleich leichter Flüssigkeit nach außen treten lassen. Damit sammelt sich rasch Wasser an den jeweiligen Stellen der Haut an und bildet die typischen Erhebungen. Vermittelt wird die Reaktion über bestimmte Substanzen des Körpers wie Histamin, Serotonin und weitere Botenstoffe (Entzündungsmediatoren). Histamin wird beispielsweise von den so genannten Mastzellen ausgeschüttet.
Meist innerhalb sehr kurzer Zeit bilden sich an der Haut die typischen Quaddeln. Das sind kleinere bis größere Erhebungen, die oftmals gerötet sind, aber auch weißlich sein können. Normalerweise juckt es sehr. Die Quaddeln sind relativ deutlich von der Umgebung abgehoben. Sie sind nicht immer rund oder oval, sondern können auch wie Streifen angeordnet sein. Manchmal bedeckt eine einzelne Quaddel eine größere Fläche. Typisch ist, dass die Quaddeln nach wenigen Stunden kleiner werden und schließlich verschwinden. Die akute Nesselsucht kann auch wandern und an verschiedenen Stellen des Körpers zeitgleich oder zeitlich versetzt auftreten. In manchen Fällen ist die Schwellung nicht ausgeprägt, sondern die Rötung und der Hautausschlag stehen im Vordergrund. Charakteristisch für die Nesselsucht ist, dass die Betroffenen trotz des Juckreizes eher weniger kratzen, aber dafür an den Stellen reiben oder herumdrücken.
Die Erscheinungen treten entweder in direkter Folge auf den Auslöser auf oder finden mit einer Verzögerung von z. B. wenigen Stunden statt. Selten kommt es zum Krankheitsgefühl, Schlappheit oder weiteren körperlichen Beschwerden wie z. B. Kopfschmerzen.
Handelt es sich um Schwellungen unterhalb der Haut, wird von einem Angioödem gesprochen. An manchen Stellen, insbesondere in Mund und Rachen, können diese Schwellungen sehr störend und mitunter gefährlich werden.
In seltenen Fällen kann es als Komplikation der Nesselsucht zu einer heftigen Reaktion des ganzen Körpers kommen, die ohne Behandlung lebensbedrohlich sein kann (Anaphylaxie beziehungsweise anaphylaktischer Schock). Hierbei können Symptome wie Blässe (Blutdruck fällt ab), schneller Puls, Angst, Unruhe und Atemnot, Bewusstseinseinschränkung oder auch Übelkeit auftreten. Der Notarzt sollte gerufen werden, um schwerwiegende Folgen wie Atemstockung oder Kreislaufstillstand zu verhindern.
Eine chronische Nesselsucht (Urtikaria) besteht dann, wenn die Schübe über mehr als sechs Wochen weiterhin auftreten. Hört die Nesselsucht innerhalb von sechs Wochen komplett auf, dann handelt es sich um eine akute Urtikaria.
Der Arzt erkennt eine Nesselsucht am Erscheinungsbild und an dem plötzlichen Auftreten. In vielen Fällen zeigt ein einfacher Test, dass sich neue Quaddeln durch Aufdrücken oder Bestreichen mit einem Spatel erzeugen lassen (Dermographismus).
Im Gespräch mit dem Patienten (Anamnese) versucht der Arzt herauszufinden, was der Auslöser der Nesselsucht ist. Der Arzt fragt unter anderem nach Erkrankungen, der Ernährung oder möglichen Belastungen des Patienten. Er erkundigt sich, wann und wie oft die Nesselsucht in Erscheinung tritt. Weitere Untersuchungen, um Ursachen und Auslöser zu finden, umfassen Allergietests, Diagnostik von möglichen Infektionskrankheiten oder Laboruntersuchungen (Blutentnahme, Stuhl- und Urinprobe).
Von der Nesselsucht sind andere Hauterscheinungen mit Juckreiz abzugrenzen, so z. B. Infektionen oder erbliche Störungen.
Falls der Auslöser der Nesselsucht bekannt ist, sollte dieser gemieden werden, z. B. ein Lebensmittel nicht verzehrt werden oder ein Medikament nach Besprechung mit dem Arzt ausgetauscht oder abgesetzt werden. Ist eine Grunderkrankung verantwortlich für die Nesselsucht, so sollte diese behandelt werden. Spezielle Formen der Urtikaria können oft mit einfachen Maßnahmen wirkungsvoll verhindert werden, wenn genau ermittelt wurde, in welchen Fällen sie auftritt. Außerdem sollte Stress reduziert werden.
Der meist heftige Juckreiz lässt sich mit äußerlich anzuwendenden Mitteln oder auch mit Medikamenten zur Einnahme lindern (symptomatische Therapie). Zum Auftragen gibt es Lotionen, die Cortison enthalten, oder Schüttellösungen. Zum Einnehmen eignen sich Antihistaminika (Mittel gegen den körpereigenen Botenstoff Histamin). Gegebenenfalls muss Cortison eingenommen werden, wenn die Antihistaminika nicht genügend wirken. Auch andere Medikamente wie z. B. Ciclosporin sind manchmal notwendig, um der überschießenden Immunreaktion entgegenzuwirken. Wirkstoffe können außerdem als Infusionen gegeben werden.
Die Hautquaddeln sind im Normalfall sehr schnelllebig, sie verschwinden nach einigen Stunden meist wieder. Fast immer handelt es sich bei der Nesselsucht um eine akute Form, die nach Tagen oder spätestens nach sechs Wochen wieder komplett zurückgeht. Hierzu ist in der Regel noch nicht einmal eine Behandlung notwendig, die aber durchgeführt wird, wenn die Symptome gelindert werden sollen. Viel seltener bleibt die Nesselsucht chronisch und kehrt über viele Monate oder Jahre immer wieder zurück. Gerade bei der chronischen Nesselsucht muss besonders gewissenhaft diagnostiziert werden, was der Auslöser der Erkrankung ist. Dieser muss dann nach Möglichkeit konsequent gemieden werden.
Letzte Aktualisierung am 17.12.2020.