Heuschnupfen ist eine allergische Reaktion, die durch eingeatmete Stoffe wie Pollen verursacht wird. Der Heuschnupfen wird deshalb auch als allergischer Schnupfen (allergische Rhinitis) bezeichnet oder einfach Pollenallergie genannt. Heuschnupfen führt jahreszeitenabhängig zu allergischen Reaktionen, die von einer verstopften Nase über juckende, brennende und gerötete Augen bis hin zu Luftnot (aufgrund von Asthma bronchiale) reichen können.
Weil viele Pollen im Frühjahr und Sommer unterwegs sind, tritt Heuschnupfen vor allem zu diesen Jahreszeiten in Erscheinung. 20 bis 25 Prozent der Menschen in Deutschland leiden an Heuschnupfen. Unter Kindern und Jugendlichen sind etwa neun Prozent betroffen, schon bei Kindern unter sechs Jahren haben drei bis sieben Prozent einen Heuschnupfen.
Die Behandlung geschieht zum einen durch die Vermeidung des Auslösers, sofern dies möglich ist. Zum anderen können Medikamente, alternativmedizinische Maßnahmen, Hausmittel oder eine Hyposensibilisierung eingesetzt werden.
Heuschnupfen ist eine allergische Reaktion. Als allergieerzeugende Substanz (Allergen) wirkt zumeist Blütenpollen.
Pollen wird auch als Blütenstaub bezeichnet. Es handelt sich um feine Partikel, die zur Vermehrung von Pflanzen dienen und in Blüten gebildet werden. Der Pollen wird über die Luft verbreitet. Das bedeutet aber auch, dass die Pollenkörner in die Atemwege des Menschen gelangen können.
Verschiedenste Pflanzen können Erzeuger von Pollen sein und damit bei einer Person zu einer Allergie führen. Zu den häufigeren Auslösern der Pollenallergie gehören:
Oft wird der Begriff Heuschnupfen nur auf eine Allergie mit diesen Auslösern bezogen.
Die gleiche Symptomatik tritt allerdings auch bei einer Allergie auf andere Substanzen auf, die eingeatmet werden können, z. B. einer:
Im Gegensatz zum echten Heuschnupfen können solche Allergene aber das ganze Jahr über einwirken. Der saisonale Charakter ist dann nicht gegeben.
Substanzen wie Pollen sind für den Organismus eigentlich ungefährlich. Bestimmte Personen bekommen dennoch eine übermäßige Abwehrreaktion zu spüren, wenn ihr Immunsystem die Substanzen zu bekämpfen versucht. Der erste Kontakt führt zu einer Sensibilisierung, das heißt, dass der Körper Antikörper (vom Typ IgE, Immunglobulin E) produziert. Im Falle eines erneuten Kontaktes reagieren die Antikörper stark auf das Allergen. Es handelt sich um eine Reaktion vom Typ I oder Soforttyp. Körpereigene Substanzen (Botenstoffe) wie Histamin werden ausgeschüttet und bewirken sehr rasch eine Reaktion im Gewebe. Blutgefäße erweitern sich, Flüssigkeit im Gewebe führt zur Schwellung (Ödem), Sekret bildet sich vermehrt und es kommt zu einer Reizung.
Die Erscheinungen an den Augen durch Heuschnupfen werden nicht vorrangig, wie früher vermutet, durch direkten Pollenkontakt verursacht. Die Augenbeschwerden sind im Wesentlichen durch einen Nervenreflex bedingt (nasal-konjunktivaler Reflex). Die allergische Entzündung geht vom Inneren der Nase auf die Bindehaut des Auges über.
Im Verlauf kann sich eine Spätreaktion ausbilden. Bei langem Bestehen dieser Entzündung kann Gewebe absterben und die Schleimhaut kann sich vom Aufbau her stark ändern. Sekretdrüsen können ebenso betroffen sein wie Flimmerhärchen, die für den Transport von Schleim und Fremdstoffen verantwortlich sind. Der Innendurchmesser der Bronchien kann sich verengen und eine Atemnot kann auftreten. Hier kann ein Asthma bronchiale entstehen (sogenannter Etagenwechsel).
Die Symptome beim Heuschnupfen treten in aller Regel zu bestimmten Jahreszeiten auf. Die Symptome bestehen, wenn ein Pollenflug von derjenigen Pflanzen stattfindet, gegen die der Betroffene allergisch ist. Weil ein großer Teil der Pflanzenarten im Frühjahr und Sommer ihren Pollen ausstößt, leiden Patienten charakteristischerweise zu diesen Jahreszeiten an den Beschwerden des Heuschnupfens. Manche Pollen fliegen aber auch vorrangig im Herbst und verursachen dann die allergische Rhinitis. Ebenso gibt es Frühblüher, von denen die ersten bereits im Februar oder mitunter im Januar blühen und bei manchen Patienten schon dann einen Heuschnupfen bedingen.
Besonders leiden Betroffene meist an trockenen, windigen Tagen. An regnerischen Tagen geht es Pollenallergikern oft besser, weil die Belastung der Luft mit Pollen wesentlich geringer ist.
Charakteristische Symptome der allergischen Rhinitis (Heuschnupfen) sind:
Beim Heuschnupfen kann sich ein sogenannter Etagenwechsel vollziehen und auch tiefere Atemwege (Luftröhre, Bronchien) betroffen sein. Es kann zu Anfällen von Atemnot kommen (Asthma bronchiale).
In manchen Fällen von Pollenallergien kann es zudem zu Hautausschlag und Quaddeln mit Juckreiz kommen. Das entspricht den Symptomen der Nesselsucht (Urtikaria), einer Überempfindlichkeitsreaktion der Haut.
Weitere Symptome bei einigen Pollenallergikern können sein:
Selbst auf die Psyche kann Heuschnupfen einen großen Einfluss haben. So können Depressionen die Folge der Erkrankung sein.
Bei einem Heuschnupfen können gleichzeitige Allergien gegen andere Stoffe bestehen, die Ähnlichkeiten mit Pollen haben. Das ist oft bei Lebensmitteln wie Äpfeln der Fall (Nahrungsmittelallergie). Mediziner bezeichnen dies als Kreuzallergien.
Wenn die Symptome eines Heuschnupfens regelmäßig in den betreffenden Jahreszeiten auftreten, kann schon davon ausgegangen werden, dass es sich um diese Art der Allergie handelt. Patienten, die sich wegen der Beschwerden zum Arzt begeben, werden zunächst befragt (Anamnese). Am wichtigsten ist es für den Arzt zu wissen, wann und wie oft die Beschwerden eintreten und in welchen Zusammenhängen sie eventuell ausgelöst werden.
Eine körperliche Untersuchung wird durchgeführt, der Untersucher schaut besonders auf die oberen Atemwege sowie auf die Augen, ob sich dort eine (allergische) Bindehautentzündung entwickelt hat.
Ein Allergietest erfolgt, mit dem auch der Auslöser (das Allergen) festgestellt werden kann.
Zunächst wird ein Hauttest vorgenommen, in der Regel der Prick-Test. Mögliche Allergene (hier Pollenextrakte) sowie Vergleichslösungen werden an bestimmten Stellen auf die Haut des Unterarms gebracht und die Haut an den Stellen dann mit einer Nadel angepiekst.
Bei den Substanzen, die beim Patienten eine Allergie erzeugen, zeigt sich nach 20 Minuten eine deutliche Rötung und Schwellung.
Ein spezieller Bluttest (RAST) ist ebenfalls möglich, um spezielle Antikörper und damit die Allergie nachzuweisen.
Ein weiterer Allergietest ist der Provokationstest, bei dem einfach geprüft wird, ob sich eine Reaktion auf ein Allergen ergibt oder nicht. Das mögliche Allergen (z. B. Pollen) wird in die Nase gesprüht. Weil eine heftige allergische Reaktion auftreten kann, muss ein Arzt den Patienten über mindestens 30 Minuten überwachen, um notfalls Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Die wesentlichen Möglichkeiten zur Behandlung eines Heuschnupfens sind:
Ganz erheblich bei einer Pollenallergie beziehungsweise einem Heuschnupfen ist die Vermeidung des Kontakts mit dem auslösenden Stoff (Allergen). Dies ist natürlich nicht immer ohne weiteres möglich, da sich der Pollenflug durch die Luft schließlich nicht verhindern lässt. Betroffene können aber dafür sorgen, dass möglichst wenige Pollen auf den Körper einwirken können.
So sollten Betroffene sich bei ihren Aktivitäten nach dem Pollenflugkalender ausrichten und die diesbezüglichen Vorhersagen beachten. An heißen, trockenen und windigen Tagen sind viele umherfliegende Pollen zu erwarten, während bei regnerischer, kühlerer Witterung oft kaum Pollenflug besteht. Die Luft wird von den Regentropfen regelrecht reingewaschen.
Betroffene sollten Pflanzen, gegen deren Pollen sie allergisch sein können, nicht auch noch im eigenen Garten ziehen. Sie sollten eher nicht an Blumenwiesen, blühenden Gärten oder in Laubwäldern spazieren gehen, sondern besser in Nadelwäldern.
Während der Monate mit Pollenflug sollte nur kurzzeitig stoßgelüftet werden, also das Fenster für fünf Minuten weit geöffnet und dann wieder geschlossen werden. In der Stadt ist dies morgens besser, weil dann die Pollenmenge geringer ist als zu anderen Tageszeiten. In ländlichen Wohngebieten ist die Pollenbelastung aber abends geringer und abendliches Lüften deshalb besser. Nachts sollten die Fenster geschlossen bleiben. Auch können Pollengitter an das Fenster angebracht werden oder ein Luftreiniger kann verwendet werden. Das Auto kann ebenfalls mit einem Pollenfilter in der Belüftung ausgestattet werden.
Weil Pollen sich in den Haaren und in den getragenen Kleidungsstücken festsetzen, sollten Betroffene abends die Haare waschen und die Kleidung außerhalb des Schlafzimmers ablegen. Überdies sollte Wäsche nicht draußen zum Trocknen aufgehängt werden.
Betroffene sollten in ihrer Wohnung oft staubsaugen (oder am besten von jemand anderem saugen lassen, um nicht noch durch aufgewirbelte Pollen belastet zu werden). Staubsauger können mit speziellen Rückhaltefiltern versehen werden.
Auch kann eine regelmäßige Nasendusche durchgeführt werden. Hierfür gibt es spezielle Salzlösungen und Kannen, mit denen die Nase durchgespült werden kann und viele der über den Tag angesammelten Pollen beseitigt werden können.
Urlaub in wenig pollenbelasteten Regionen ist ratsam. Günstig für Pollenallergiker sind Aufenthalte am Meer (Nordsee, Mittelmeer) und in höher gelegenen Gebieten im Gebirge.
Wer an allergischem Schnupfen leidet, sollte auch auf die Ernährung achten. Patienten sollten Lebensmittel meiden, die häufig zusammen mit dem Heuschnupfen-Auslöser eine Allergie bedingen (Kreuzallergie). Empfehlenswert ist es, die Zufuhr von histaminreichen Lebensmitteln zu begrenzen (z. B. Käse, Schokolade) und umgekehrt für eine ausreichende Zufuhr von Vitaminen und Mineralstoffen sowie Antioxidanzien und Omega-3-Fettsäuren zu sorgen.
Anhand der Ergebnisse beim Allergietest kann eine Hyposensibilisierung (Spezifische Immuntherapie, SIT, Desensibilisierung) vorgenommen werden. Die SIT (Hyposensibilisierung) nimmt einen längeren Zeitraum von bis zu drei oder sogar fünf Jahren in Anspruch. Dafür ist die Maßnahme aber meist sehr wirkungsvoll. Bei der Hyposensibilisierung wird der Körper in erst sehr geringer, dann immer höherer Dosis mit dem Allergen (Pollen/Blütenstaub) in Kontakt gebracht. In der Regel geschieht dies mittels Spritzen. Erreicht werden soll, dass der Organismus die Substanz schließlich toleriert, ohne dass eine merkliche allergische Reaktion eintritt.
Anstelle der herkömmlichen Hyposensibilisierung (SIT) ist auch eine Variante davon (SLIT, sublinguale Immuntherapie) möglich. Sie geschieht nicht über Spritzen, sondern über die Gabe einer Lösung unter die Zunge. Die Lösung enthält die allergieauslösende Substanz (das Allergen), also eine bestimmte Pollenart.
Unter die Zunge wird auch die Gräsertablette (Grazax®, Oralair®) gegeben. Es handelt sich damit ebenfalls um eine Variante der SLIT (sublingualen Immuntherapie). Die Tabletten enthalten Pollen aus Gräsern, gegen die der Patient allergisch ist. Allerdings ist bei der Gräsertablette noch nicht eindeutig erwiesen, dass sie wirkt.
Medikamente sind ebenfalls oft gut wirksam gegen eine Pollenallergie. Es handelt sich vor allem um Nasentropfen und Nasensprays, Tabletten sowie Augentropfen.
Vorbeugend, also schon vor der Allergiesaison beginnend, wird als Nasenspray Cromoglicinsäure (z. B. Cromohexal sanft®) eingesetzt. Der Wirkstoff Cromoglicinsäure ist auch unter der Abkürzung DNCG (Dinatriumcromoglicat) bekannt. Das Mittel vermindert die Freisetzung von bestimmten Substanzen (Botenstoffen), die bei der Allergie eine große Rolle spielen, aus den sogenannten Mastzellen. Es kann mittelfristig die Heuschnupfen-Symptome stark herabsetzen, benötigt aber einige Wochen, bis die Wirkung eintritt. Cromoglicinsäure findet auch in Augentropfen Anwendung.
Um bereits bestehende Beschwerden des Heuschnupfens zu lindern, werden akut Wirkstoffe eingenommen. Oftmals genutzt werden Antihistaminika wie Cetirizin (z. B. Reactine®) und Loratadin. Sie unterbinden die Freisetzung der Substanz Histamin, welche allergische Reaktionen vermittelt. Auch Cortison wird häufig bei Heuschnupfen angewendet, um den Entzündungsreiz zu vermindern.
Um eine verstopfte Nase wieder durchgängig zu machen, können abschwellende Nasentropfen oder Nasensprays genommen werden. Sie enthalten Wirkstoffe wie Xylometazolin (z. B. Otriven®, Olynth®) oder Oxymetazolin (z. B. Nasivin®). Die abschwellenden Mittel dürfen jedoch nicht länger als eine Woche angewendet werden, weil sie süchtig machen können und auf Dauer zu Schäden der Schleimhaut führen können.
Alternative Heilmethoden wie Akupunktur oder Homöopathie lassen sich gegen Heuschnupfen einsetzen. Die Wirksamkeit ist wissenschaftlich nicht erwiesen, aber viele Patienten berichten in ihren Erfahrungen über gute Behandlungserfolge mit den Methoden.
Akupunktur-Sitzungen gegen Heuschnupfen finden in der Regel jährlich statt, bevor die Pollen in der Luft sind, gegen die der Patient allergisch ist.
Homöopathische Medikamente werden meist als Globuli (Kügelchen) von Betroffenen eingenommen. Präparate aus der Homöopathie sind bei Heuschnupfen unter anderem
in verschiedenen Potenzierungen (Verdünnungen) und Dosierungen.
Heuschnupfen ist eine Erkrankung, die im Grunde genommen auf Dauer bestehen bleibt. Die Beschwerden können mit einer Behandlung aber so weit reduziert werden, dass sie kaum noch stören. Der Heuschnupfen lässt sich gut durch eine Hyposensibilisierung (SIT) behandeln, die zwar sehr langwierig ist, aber die Beschwerden bei den meisten Patienten erheblich mindern oder stoppen kann. Auch mit anderen Behandlungen, Medikamenten und Hausmitteln lassen sich die Symptome oft weitgehend ausschalten. Patienten berichten zudem über Erfolge mit Verfahren aus der Alternativmedizin.
Heuschnupfen kann von Jahr zu Jahr zunehmen. Ein sogenannter Etagenwechsel kann ebenfalls stattfinden, also die Ausprägung eines Asthmas (Luftnot-Anfälle) zusätzlich zum Heuschnupfen. Auch eine Allergie gegen Substanzen, die Pollen ähnlich sind (etwa gegen Lebensmittel-Inhaltsstoffe), kann Patienten weitere Schwierigkeiten bereiten. Der Heuschnupfen und die Allergie können sich aber im Laufe der Jahre auch von alleine bessern.
Die Nebenwirkungen der eingenommenen Medikamente sollten unbedingt berücksichtig werden! Antihistaminika führen häufig zu Müdigkeit und können ein Glaukom (grüner Star) auslösen. Durch die Leukotrienantagonisten können Kopfschmerz, Fieber, Übelkeit und Durchfall entstehen. Eine Cortison- Therapie hilft nicht sofort und kann in höheren Dosen zu einer Erkrankung namens "Morbus Cushing" führen. Leitsymptome sind ein Vollmondgesicht und eine ausgeprägte Gewichtszunahme. Außerdem kann eine Zuckerkrankheit (Diabetes), eine Knochenentkalkung (Osteoporose), Verletzungen des Magens und Hautveränderungen ausgelöst werden.
Das Immunsystem ist abgeschwächt und der Patient Infekt- gefährdet. Eine Hypo- bzw. eine Desensibilisierung ist für Schwangere und Kinder unter sechs Jahren nicht geeignet (es gibt noch nicht ausreichend Studien). Um die Pollenbelastung im Schlafzimmer zu minimieren sollte man vor dem Schlafengehen duschen und die Haare waschen. Die getragene Kleidung vom Tag sollte außerhalb des Schlafzimmers ablegt werden. Will man lüften, so sollte dies zu "pollenarmen" Zeiten geschehen (in der Stadt ist dies morgens, in ländlicher Umgebung abends).
Reagiert man auf Schimmelpilze allergisch sollte eine hohe Feuchtigkeitsansammlung im Raum vermieden werden. Auch Zimmerpflanzen und Nahrungsmittel sollten streng auf Pilzansammlungen kontrolliert werden. Eine Firma in Amerika entwickelte in den letzten Jahren die erste allergenfreie Katze. Im Prinzip ist das eine gute Idee, aber in der Realität sind diese Tiere viel zu teuer und Forscher prüfen derzeit noch Reaktionen von Allergikern auf diese Tiere.
aktualisiert am 12.07.2023