Die Krätze (in Fachkreisen auch Scabies genannt) ist eine ansteckende, stark juckende Hautkrankheit, die durch Milben verursacht wird. Der Name leitet sich vom lateinischen Wort scabere für „kratzen“ ab. Übertragen wird die Krätze durch engen Hautkontakt. Sie lässt sich in der Regel gut mit Salben behandeln.
Krätzemilben (Sarcoptes scabiei) sind kleine Spinnentiere, die zunächst auf der Hautoberfläche leben. Nach der Paarung gräbt das Weibchen kleine Gänge in die obere Hautschicht, um Eier abzulegen. Sobald Larven aus den Eiern schlüpfen, bewegen sie sich an die Hautoberfläche ihres Wirtes. Hier entwickeln sie sich zu erwachsenen Milben und beginnen einen neuen Kreislauf.
Die Symptome einer Infektion mit Krätzemilben werden vor allem durch die Kotballen der Larven und erwachsenen Milben in den Brutgängen verursacht. Sie werden vom Immunsystem des Wirtes als fremd erkannt und so wird eine Entzündungsreaktion in Gang gesetzt. Es kommt zu Hautrötungen und Juckreiz.
Die Übertragung der Krätzemilben erfolgt über direkten Kontakt besonders unter unhygienischen Verhältnissen. Zur Behandlung werden Salben mit milbenabtötenden Wirkstoffen breitflächig aufgetragen. Gleichzeitig ist eine gründliche Behandlung des Umfeldes nötig.
Erreger der Krätze sind die 0,2 bis 0,5 Millimeter großen, mit dem bloßen Auge gerade noch als Punkt sichtbaren Krätzmilben (Sarcoptes scabiei). Milben (Acari) sind Gliederfüßer (Arthropoda) aus der Familie der Spinnentiere (Arachnida). Krätzemilben leben parasitisch auf der Hautoberfläche von Menschen und ernähren sich hier von Hautzellen, Zell- und Lymphflüssigkeit.
Die Männchen haben die Aufgabe der Befruchtung und sterben nach der Begattung ab. Die nur einmalig befruchteten Milbenweibchen graben kleine Gänge in die Hornschicht der Haut und legen dort ihre Eier (bis zu 90 Stück) und Kot ab. Krätzmilben müssen Sauerstoff über ihre Körperoberfläche aufnehmen, daher dringen sie nicht tiefer als in die Hornschicht der Haut ein. Weibchen leben etwa 30 bis 50 Tage in den Tunnelgängen und verlassen sie in der Regel nicht mehr.
Aus den Eiern schlüpfen nach zwei bis drei Tagen in den Brutgängen sechsbeinige Larven. Sie durchbohren die Gänge und begeben sich auf die Hautoberfläche, um dort in Falten und Haarfollikeln zu leben, wobei etwa 90 Prozent der Larven versterben. Nach drei bis vier Tagen häuten sie sich zu den achtbeinigen Nymphen. Nach einem kurzen Reifevorgang entstehen daraus schließlich die Männchen und etwas verzögert die Weibchen. Für Milbenmännchen dauert die Gesamtentwicklungszeit etwa 9 bis 14 Tage und für die Weibchen etwa 12 bis 21 Tage.
Krätzmilben kommen weltweit vor und können Menschen jeden Alters befallen. Weltweit sind etwa 300 Millionen Menschen betroffen. Sie leben parasitisch auf ihrem Wirt und können sich nur auf der menschlichen Haut vermehren. In vielen Ländern mit tropischen Temperaturen ist die Krätze eine weit verbreitete Massenkrankheit. Kinder sind besonders oft betroffen, insbesondere wenn sie auf engem Raum zusammenleben (Straßenkinder, Waisenkinder). Aber auch bei älteren Menschen, die beispielsweise in Pflegeheimen leben, kommt es häufiger zu Infektionen.
In Ländern mit kälterem Klima häufen sich die Erkrankungsfälle im Winter. Dies könnte mit einem intensiveren Körperkontakt in den kälteren Monaten zusammenhängen.
Die Übertragung der Krätzmilben erfolgt in der Regel durch direkten Kontakt von Haut zu Haut. Für eine Ansteckung reichen bereits ein begattetes Milbenweibchen oder mehrere Larven mit unterschiedlichen Geschlechtern.
Allerdings können sich Krätzemilben nur sehr langsam fortbewegen. Sie richten sich dabei nach Temperatur und Geruch. Das bedeutet, für eine Übertragung ist ein intensiver Hautkontakt von etwa fünf bis zehn Minuten nötig. Durch Händeschütteln oder ähnliche Berührungen kann man sich nicht anstecken.
Eine Ausnahme ist die Sonderform des Krätzmilbenbefalls, die Scabies crustosa (auch Borkenkrätze). Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem können sich die Milben ungehemmt vermehren, so dass Millionen von Krätzemilben die Haut besiedeln können. Durch die dichte Besiedlung reicht hier bereits ein kurzer Hautkontakt für eine Ansteckung aus.
Eine Übertragung über Bettwäsche, Unterwäsche und andere Textilien ist theoretisch möglich, aber aufgrund der schnell zurückgehenden Ansteckungsfähigkeit abseits des Wirtes eher unwahrscheinlich. Je länger Krätzemilben von ihrem Wirt getrennt sind, desto weniger ansteckend sind sie. Bei einer Umgebungstemperatur ab 34 °C leben sie maximal 24 Stunden. Temperaturen von 50 °C (Waschmaschine oder Trockner) überleben sie nur zehn Minuten. Tiefere Temperaturen und höhere relative Luftfeuchtigkeit verlängern die Überlebensdauer. Bei 12 °C können sie bis zwei Wochen überleben. Unter 16 °C ist die Bewegungsfähigkeit der Milben jedoch reduziert und sie können nicht mehr in die Haut eindringen. Bei einer üblichen Raumtemperatur von 21 °C und einer Luftfeuchtigkeit von 40 bis 80 Prozent sind Krätzemilben außerhalb ihres Wirtes maximal 48 Stunden ansteckend.
Wenn man sich das erste Mal mit Krätzemilben infiziert, kommt es etwa nach zwei bis fünf Wochen (Inkubationszeit) zu den ersten Krankheitszeichen. Infiziert man sich nach überstandener Erkrankung erneut mit Krätzemilben, erkennt der Körper die Milben und ihre Ausscheidungen bereits schneller. Die so ausgelösten Entzündungszeichen mit entsprechenden Symptomen erscheinen daher bereits nach ein bis vier Tagen.
Die Erkrankung besteht, solange sich geschlechtsreife Milben oder infektionsfähige Eier auf der Haut befinden. Weibchen leben etwa für fünf Wochen in den Brutgängen für ihre Eiablage. Nach einer Behandlung sollten Betroffene für fünf weitere Wochen engmaschig kontrolliert werden. Kommt es weiterhin zu Symptomen, wird eine weitere Behandlungsrunde folgen.
Ohne eine Behandlung kann die Infektionsdauer sehr lang sein. Die Krätze kann allerdings sogar nach Jahren, in denen sie bei einem Patienten besteht, noch von selbst abheilen.
Sobald die Behandlung des Patienten abgeschlossen ist, gilt dieser als nicht mehr ansteckend. Ausnahme sind Patienten, die unter der besonders schweren Form der Scabies crustosa leiden.
Die typischen Symptome eines Krätzemilbenbefalls werden durch die Entzündungsreaktion verursacht, die die Milben und ihre Exkremente auslösen, wenn der Körper sie als fremd erkennt. Die Schwere ist abhängig vom Immunstatus des Wirtes. Milben bevorzugen warme Hautstellen mit dünner Hornhaut wie die Haut zwischen Fingern und Fußzehen, in der Nabelregion, am Gesäß, After, Ellbogen, Brustwarzenhof oder Penisschaft. Kopf, Gesicht, Hand- und Fußfläche werden – außer bei Kindern und Säuglingen – meist nicht befallen.
Häufig kommt es zu:
Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem kann es zum Krankheitsbild der Scabies crustosa kommen. Die Milben können sich ungehemmt vermehren, so dass die Haut mitunter millionenfach mit Milben besiedelt ist. Diese Form der Krätze ist hochgradig ansteckend. Es kommt zu starker Verhornung der Haut (Hyperkeratose), breitflächig geröteter Haut, teilweise mit Schuppen, Pusteln und Borken. Es können auch Kopfhaut, Gesicht, Fuß- und Handfläche betroffen sein. Juckreiz kann fehlen.
Eine Verdachtsdiagnose wird bei starkem Juckreiz, beschriebenen Symptomen an entsprechenden Stellen und bei entsprechenden Risikokontakten (beispielsweise ähnliche Fälle in der Familie, Aufenthalt in Gruppeneinrichtungen mit betroffenen Personen) gestellt.
Bestätigt wird die Diagnose durch:
Sobald Milben, Larven, Eier oder Kotballen gefunden werden, gilt die Diagnose als gesichert. Da sich in der Regel jedoch nur sehr wenige Tiere (oft nur etwa zehn) auf der Haut befinden, gelingt dieser Nachweis häufig nicht. Daher wird bei entsprechenden Symptomen (nächtlicher Juckreiz, Knötchen, Schuppen, betroffene Kontaktpersonen) mit einer Therapie begonnen.
Zu unterscheiden ist die Krätze von einigen anderen Erkrankungen, die ähnliche Symptome auslösen können (Differenzialdiagnose). Dazu gehört die Tierkrätze oder Trugkrätze, bei denen Milben, die eigentlich bei Tieren Krätze (Räude) auslösen, den Menschen als Fehlwirt befallen. Sie sehen anders aus als die Krätzmilbe des Menschen und treten beim Menschen nur in geringer Zahl auf. Ein Herbstmilbenbefall, ein Läusebefall, Hautentzündungen oder juckende Hauterkrankungen müssen ebenso unterschieden werden.
Ein Befall mit Krätzemilben sollte immer behandelt werden, sonst besteht die Gefahr, dass die Erkrankung chronisch verläuft. Krätzemilben leben in der oberen Hornschicht der Haut. Daher reicht in der Regel das Auftragen von Salben, Cremes oder Lotionen zur Abtötung der erwachsenen Milben sowie von Larven und Eiern. Solche Mittel werden Antiscabiosa genannt. Wirkstoffe, die verwendet werden, sind Permethrin (Mittel der Wahl), Benzylbenzoat oder Crotamiton (wenn Permethrin nicht wirkt oder bei Unverträglichkeit). Seit 2016 sind Tabletten mit dem Wirkstoff Ivermectin ebenfalls zur Therapie der Krätze zugelassen. Sie stellen eine Alternative in Ausnahmefällen dar.
Im Folgenden sind Hinweise für die richtige äußerliche Anwendung von milbenabtötenden Medikamenten aufgeführt:
Die Behandlung wird unter ärztlicher Anweisung durchgeführt. Eine Überdosierung ist unbedingt zu vermeiden. Schwangere, Stillende und Kleinkinder dürfen die Medikamente nicht wie angegeben anwenden. Permethrin ist für Katzen und Reptilien tödlich. Meiden Sie den Kontakt bei Behandlung.
Grundsätzlich ist es sinnvoll, gleichzeitig mit der Behandlung von Personen, die engen Kontakt zu Betroffenen haben (dazu gehören zum Beispiel Familienmitglieder), anzufangen. Alle Maßnahmen, die einer erneuten Infektion vorbeugen, sollten mit Beginn der Behandlung durchgeführt werden.
Bei entsprechender Behandlung hat die Krätze eine gute Prognose und heilt rasch unter der äußerlichen Behandlung aus. Der Juckreiz kann allerdings noch eine gewisse Zeit bestehen.
Bei Säuglingen oder Patienten, die unter der schwer ansteckenden Scabies crustosa leiden, ist in der Regel ein klinischer Aufenthalt notwendig.
Zum Schutz vor einer Ansteckung mit Krätzemilben beziehungsweise zeitgleich zu einer Therapie helfen folgende vorbeugende Maßnahmen:
Zusätzliche Maßnahmen bei Patienten mit Scabies crustosa sind:
aktualisiert am 01.03.2022