Unter Schluckstörungen (Dysphagie) versteht man alle Schmerzen oder Störungen, die beim Schluckvorgang auftreten können. Durch Schluckstörungen besteht insbesondere die Gefahr, dass Speisereste in die Luftröhre gelangen und dort eine Lungenentzündung verursachen. Außerdem bedeutet die Dysphagie für Betroffene eine Einschränkung im täglichen Leben sowie des körperlichen und geistigen Wohlbefindens.
Der Schluckakt ist ein komplexer Vorgang, der nur durch das fein abgestimmte Zusammenspiel vieler Muskeln und Nerven geregelt ablaufen kann. Wichtig dabei sind insbesondere Kaumuskeln, Zunge, Rachen, Kehlkopf und Speiseröhre, die durch ein Netzwerk von Nerven und Reflexen gesteuert werden. Sind bestimmte Teile des Systems eingeschränkt oder ausgefallen, so kommt es beim Essen oder Trinken zu Schluckstörungen, Schmerzen oder dem Verschlucken (Aspirieren) von Speiseresten.
Ursachen einer solchen Störung können sein:
Schluckstörungen, denen keine körperliche Ursache zugrunde liegt, können unter Umständen auch psychisch bedingt sein.
Störungen beim Schlucken sollten von einem Hals-Nasen-Ohrenarzt untersucht werden. Liegt der Verdacht nahe, dass die Ursache der Dysphagie eine Nervenerkrankung ist, können Patienten sich auch von einem Neurologen untersuchen lassen.
Wichtig ist wie bei jeder Diagnosestellung ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten, in dem unter anderem folgende Fragen geklärt werden: Wann sind die Schluckstörungen zum ersten Mal aufgetreten und wie lange bestehen sie schon? Wie genau fühlen sich die Schluckstörungen an? Treten sie immer auf oder nur unter bestimmten Umständen? Können Flüssigkeiten besser geschluckt werden als feste Speisen? Werden Speisereste hoch gewürgt? Besteht das Gefühl, einen Kloß im Hals zu haben? Treten weitere Begleitsymptome wie Heiserkeit, Sodbrennen, Blutungen, Speichelfluss oder Schmerzen hinter dem Brustbein auf?
Bei der klinischen Untersuchung beobachtet der Arzt die Bewegung des Kehlkopfs und der Muskulatur beim Schlucken und überprüft die Sensibilität im Mund- und Rachenbereich. Mithilfe eines Spatels, eines Lämpchens und speziellen Spiegeln kann der Arzt Mund und Rachen nach Auffälligkeiten wie Rötung oder Schwellungen untersuchen. Außerdem testet er Schluck-, Husten- und Würgreflex.
Der Schluckvorgang an sich kann mittels einer speziellen Röntgenuntersuchung beobachtet werden, bei der der Patient Kontrastmittel schluckt und dabei geröngt wird. Die Passage der Nahrung kann so vom Mund bis in den Magen dargestellt werden. Auch die Achalasie und Ösophagusdiviertikel können mithilfe dieser Methode erkannt werden. Zusätzlich können Röntgenaufnahmen des Brustkorbs oder eine Magenspiegelung (Gastroskopie) durchgeführt werden.
Im Labor kann ein Abstrich aus dem Rachen und eine Blutprobe auf Krankheitserreger und Entzündungszeichen untersucht werden.
Die Behandlungsmöglichkeiten bei Schluckstörungen richten sich spezifisch nach deren Ursache. Prinzipiell kann jedoch immer versucht werden, durch eine intensive logopädische Therapie nach F.O.T.T. oder Castillo-Morales (Sprach- und Schlucktherapie) eine Verbesserung der Abläufe im Schluckvorgang zu erreichen. Durch motorische Übungen kann die Funktion der Muskeln trainiert werden, Massagen und Wärmebehandlungen lockern die Muskulatur, eine bewusst aufrechte Körper- und Kopfhaltung erleichtert den Schluckvorgang. Zusätzlich können Hilfsmittel wie Prothesen oder spezielle Ess- und Trinkhilfen eingesetzt werden, um die Nahrungsaufnahme zu erleichtern.
Ist eine eigenständige orale Nahrungsaufnahme nicht mehr möglich, muss der Einsatz einer Magensonde über die Nase oder durch die Bauchdecke (NGS bzw. PEG) erwogen werden.
Ziel jeder Therapie der Schluckstörung ist die Selbstständigkeit der Betroffene in der Nahrungsaufnahme und ein Schutz vor Verschlucken, sodass Lungenentzündungen verhindert werden.
aktualisiert am 03.07.2023