Nährstoffmängel äußern sich häufig in Symptomen wie Müdigkeit, Erschöpfung, Hautproblemen oder Schlafstörungen, wobei Vitamin D, Eisen und Vitamin B12 zu den häufigsten Mängeln gehören. Eine fundierte Diagnostik durch Blut-, Urin- oder Stuhluntersuchungen ist unerlässlich, um gezielt Mangelzustände zu erkennen und individuell geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Nahrungsergänzungsmittel können sinnvoll sein, sollten aber nicht ohne vorherige Analyse in hohen Dosen eingenommen werden, um Überdosierungen oder Mangelerscheinungen zu vermeiden. Die Kosten für solche Analysen müssen in der Regel selbst getragen werden.
Dr. Mantwill: Das häufigste Symptom ist eindeutig Müdigkeit und Erschöpfung. Hinzu kommt oft auch ein Leistungsabfall. Auch Hautprobleme, Verdauungsbeschwerden und Kopfschmerzen können auftreten. Relativ häufig sind auch Schlafstörungen. Die meisten Patienten berichten jedoch über anhaltende Müdigkeit und Erschöpfung.
Dr. Mantwill: Die häufigsten Nährstoffmängel, die ich immer wieder in der Praxis sehe, sind vor allem Eisen - insbesondere bei jungen Frauen. Auch Vitamin B12 und Vitamin D sind häufig unter den Mängeln. Dies sind auch die drei häufigsten Mangelzustände! An erster Stelle steht Vitamin D, gefolgt von Eisen und Vitamin B12.
Dr. Mantwill: Vitamin D wird durch Sonneneinstrahlung in der Haut gebildet. Das heißt, wir brauchen ausreichend Sonne - und zwar in einem bestimmten Winkel. Im Winter steht die Sonne zu tief, um Vitamin D bilden zu können. Das ist schon ein Problem. Im Sommer wäre die Bildung theoretisch möglich, aber nur unter bestimmten Bedingungen: Man müsste sich zwischen 10 und 14 Uhr für eine gewisse Zeit mit unbedeckten Armen, Dekolleté und Gesicht der Sonne aussetzen - und das ohne Sonnenschutz. Da dies kaum jemand tut, ist ein Vitamin-D-Mangel extrem häufig. Für die meisten Menschen ist es nahezu unmöglich, genügend Vitamin D selbst zu bilden. Über die Nahrung kann der Bedarf nur zu einem sehr geringen Teil gedeckt werden. Ein weiterer häufiger Nährstoffmangel ist Eisen - vor allem bei Frauen. Besonders junge Frauen sind durch den Blutverlust während der Menstruation betroffen. Aber auch moderne Ernährungsformen spielen eine Rolle: Vegetarische oder vegane Ernährung sowie eine generell fleischarme Kost tragen dazu bei, dass sowohl Eisen als auch Vitamin B12 oft in zu geringen Mengen aufgenommen werden.
Für die meisten Menschen ist es nahezu unmöglich, genügend Vitamin D selbst zu bilden.
Dr. Mantwill: Das Wichtigste ist eine gründliche Anamnese, um genau zu verstehen, welche Beschwerden und Symptome der Patient hat - und was sich dahinter verbergen könnte. Oft kommen Patienten mit einem bestimmten Symptom in die Praxis, zum Beispiel Müdigkeit. Nicht immer berichten sie von sich aus über weitere Beschwerden. Die Ursache kann ganz woanders liegen. Es muss nicht unbedingt an der Ernährung oder an Medikamenten liegen - es kann auch ein Problem mit der Aufnahme von Nährstoffen sein. Als Arzt muss ich deshalb genau nachfragen. Ich brauche eine umfassende Anamnese, die folgende Aspekte umfasst: Welche Symptome und Beschwerden bestehen? Seit wann bestehen sie? Wie ernährt sich der Patient? Welche Medikamente nimmt er ein? Gibt es Nahrungsergänzungsmittel? Liegen Magen-Darm-Beschwerden vor? Liegen chronische Krankheiten vor? Erst wenn ich all diese Informationen habe, kann ich individuell entscheiden, welche Messungen sinnvoll sind.
Dr. Mantwill: Das hängt ein bisschen davon ab, welche Beschwerden jemand hat. Zur Vorbeugung, wenn es darum geht, den Körper gut zu versorgen, halte ich es für sinnvoll, ein hochwertiges Multivitamin oder Vitamin D einzunehmen - auch ohne den genauen Wert zu kennen. Wenn es aber um gezielte Therapien mit hochdosierten Nahrungsergänzungsmitteln geht, ist es in der Regel besser, vorher eine Diagnostik durchzuführen.
Dr. Mantwill: Eigentlich könnte ich jetzt einfach sagen: alle! Denn es geht um etwas, das wir alle wollen - gesund alt werden. Früher nannte man das Anti-Aging, heute spricht man von Longevity. Das Ziel ist dasselbe: Wir wollen älter werden und dabei möglichst gesund bleiben. Um das zu erreichen, ist es wichtig, so früh wie möglich für eine gute Versorgung mit allen wichtigen Nährstoffen zu sorgen. Deshalb sollte grundsätzlich jeder regelmäßig darauf achten - vor allem im Rahmen der Prävention. Besonders sinnvoll ist dies aber für Menschen, die regelmäßig Medikamente einnehmen, wie z.B.: Diabetes-Medikamente, Entwässerungsmittel, Herzmedikamente oder andere Medikamente, die den Nährstoffhaushalt beeinflussen. Auch bei chronischen Erkrankungen ist eine regelmäßige Kontrolle ratsam. So kann frühzeitig erkannt werden, wo Optimierungsbedarf besteht und mögliche Mangelerscheinungen rechtzeitig ausgeglichen werden.
Früher nannte man das Anti-Aging, heute spricht man von Longevity.
Dr. Mantwill: Eine umfassende Diagnostik würde ich beim Arzt oder Heilpraktiker durchführen lassen. Natürlich gibt es auch Selbsttests, die man bestellen kann und durchaus gute Labors, die solche Tests anbieten. Diese ersetzen aber keinesfalls eine umfassende Diagnostik, da für bestimmte Werte spezielle Präparate und spezielle Blutentnahmesysteme benötigt werden. Für einige Parameter wie Vitamin D oder den Fettsäurestatus (Omega-3-Fettsäuren) gibt es jedoch sinnvolle Selbsttests, die man selbst durchführen kann. Allerdings ist es für den Endverbraucher oft schwierig einzuschätzen, welche Tests wirklich notwendig und sinnvoll sind. Eine Beratung durch einen Therapeuten ist daher empfehlenswert.
Dr. Mantwill: Bei gesetzlich versicherten Patienten können im Rahmen der Kassenleistung Eisen, Eisenspeicher und Vitamin B12 bestimmt werden. Bei einigen chronischen Erkrankungen kann man zusätzliche Nährstoffanalysen durchführen, was jedoch eher selten der Fall ist. In den meisten Fällen handelt es sich daher um eine Selbstzahlerleistung. Mit einer Basis-Nährstoffanalyse, zum Beispiel für Vitamin D, B-Vitamine, Mineralstoffe und Vitamin C, werden zwar nicht alle, aber die wichtigsten Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente erfasst. Die Kosten liegen in der Regel zwischen 250 und 400 Euro.
Dr. Mantwill: Das hängt davon ab, welche Krankheiten ich habe, welche Medikamente ich nehme und was ich erreichen möchte. Grundsätzlich gilt: Wenn ich eine Therapie beginne, sollte spätestens nach drei bis sechs Monaten eine Kontrolle erfolgen. Ansonsten reicht es in der Regel aus, alle ein bis zwei Jahre eine Kontrolle durchzuführen - das hängt aber stark vom individuellen Ziel der Analyse ab. Einzelne Werte können gezielt gemessen werden. Wenn mir zum Beispiel mein Vitamin-D-Spiegel wichtig ist, lasse ich ihn einmal im Jahr überprüfen, am besten im Frühjahr, z.B. im März. Das kostet etwa 30 Euro. Wenn ich ein familiäres Herzrisiko habe, kann es sinnvoll sein, einmal im Jahr oder alle zwei Jahre den Omega-3-Index bestimmen zu lassen - ebenfalls für etwa 30 €. So kann man gezielt wichtige Werte überprüfen, gegebenenfalls gegensteuern und anschließend kontrollieren, ob die Maßnahmen wirken. Das ist eine gute und kostengünstige Lösung.
Grundsätzlich gilt: Wenn ich eine Therapie beginne, sollte spätestens nach drei bis sechs Monaten eine Kontrolle erfolgen.
Dr. Mantwill: Ein Therapeut oder Arzt hat den entscheidenden Vorteil, dass gemeinsam besprochen werden kann, welche Untersuchungen wirklich sinnvoll sind und welche nicht. Wichtig sind natürlich qualitativ hochwertige Tests. Zu den Testkits aus der Drogerie kann ich wenig sagen. Ich weiß aber, dass einige große Labors eigene Tochtergesellschaften haben, die Tests direkt an den Endverbraucher schicken. Diese haben die gleiche Qualität wie die, die ich als Therapeut ins Labor schicke. Klassische Testkits, die man selbst bestellen kann, sind zum Beispiel für Vitamin D und Omega-3. Bei Drogerietests wäre ich aber vorsichtig - da würde ich auf Qualität setzen.
Dr. Mantwill: Grundsätzlich können alle Körpermaterialien untersucht werden. Als Therapeuten konzentrieren wir uns hauptsächlich auf Blutuntersuchungen. Dafür gibt es verschiedene Methoden:
Bei einer normalen Blutentnahme wird das Blut in zwei Bestandteile getrennt - das sogenannte Blutwasser (Serum) und die Blutzellen. Die Blutzellen machen jedoch nur einen sehr kleinen Teil der Gesamtanalyse aus, während die meisten Untersuchungen im Blutserum durchgeführt werden. Es gibt jedoch Vitamine und Mineralstoffe, die fast ausschließlich in den Blutzellen vorkommen und im Blutserum nur in sehr geringen Mengen nachweisbar sind. In solchen Fällen empfiehlt sich eine sogenannte Vollblutanalyse. Diese kann nur von Therapeuten durchgeführt werden.
Neben der Blutuntersuchung gibt es weitere Untersuchungsmöglichkeiten:
In der Praxis beschränken wir uns meist auf Blut-, Speichel-, Urin- und Stuhltests, da diese die aussagekräftigsten Ergebnisse liefern.
Dr. Mantwill: Das sind energetische Verfahren, die ich auch selbst anwende. Solche energetischen Analysen basieren darauf, den Energiefluss im Körper zu testen. Dazu gibt es verschiedene Methoden, zum Beispiel Muskeltests, die in der Kinesiologie angewendet werden. Dabei testet man die Muskelspannung und beobachtet Veränderungen, wenn der Patient mit einem Präparat in Berührung kommt - sei es durch Auflegen auf die Zunge oder in die Hand. Für viele ist das zunächst ungewohnt, doch wer es einmal ausprobiert hat, ist oft fasziniert und möchte es immer wieder anwenden.
Ich denke aber, dass es viel Erfahrung und eine fundierte Ausbildung braucht, um sie wirklich gut zu beherrschen. Grundsätzlich stehe ich diesen Methoden positiv gegenüber. Man muss aber immer differenzieren: Mit energetischen Tests kann ich zum Beispiel herausfinden, ob Vitamin D für mich sinnvoll ist oder nicht. Aber ich kann damit keine exakten Werte messen. Es wird zwar behauptet, dass man vieles testen kann, aber ich sehe das kritisch. Als Ärztin verlasse ich mich lieber auf messbare Daten - zum Beispiel, indem ich einen Blutspiegel bestimme. Wenn ein Patient einen bestimmten Wert hat, kann ich gezielt substituieren. Das ist objektiv nachweisbar. Wenn ich dagegen nur wissen will, ob mir Vitamin B12 oder Vitamin D gut tut, kann ich eine gängige Dosierung wählen und geben - das ist durchaus möglich.
Das Ergebnis solcher Analysen hängt jedoch stark vom Arzt/Therapeuten ab: Wie gut beherrscht er die Methode? Was denkt er gerade? Da es nur um den Energiefluss geht, kann das Ergebnis variieren. Ähnlich verhält es sich bei der Bioresonanz. Auch hier gibt es Testmöglichkeiten, entweder mit einem Tensor (eine Art Pendel) oder auch über Muskeltests. So kann festgestellt werden, welche Mikronährstoffe fehlen oder gut vertragen werden. In manchen Fällen kann sogar eine optimale Dosierung getestet werden.
Das Problem: Die Ergebnisse sind nicht immer reproduzierbar. Wir haben das in der Praxis getestet - wenn man verschiedene Ärzte/Therapeuten betrachtet, kommt man nicht unbedingt zu den gleichen Ergebnissen. Das macht die Methode weniger objektiv. Laborwerte hingegen liefern harte, verlässliche Daten. Wenn ich die gleiche Probe an drei oder vier Labors schicke, bekomme ich die gleichen Werte. Das ist eine ganz andere wissenschaftliche Basis mit einer höheren Evidenz.
Mit energetischen Tests kann ich zum Beispiel herausfinden, ob Vitamin D für mich sinnvoll ist oder nicht. Aber ich kann damit keine exakten Werte messen.
Dr. Mantwill: Der Patient stellt sich vor, es erfolgt eine Untersuchung und vor allem eine ausführliche Anamnese, also eine genaue Befragung. Dann wird gemeinsam festgelegt, welche Diagnostik sinnvoll ist und welche Untersuchungen durchgeführt werden. In der Regel kommt der Patient danach noch einmal, da viele Untersuchungen nüchtern - am besten morgens - durchgeführt werden müssen. Nimmt der Patient schon Nahrungsergänzungsmittel ein, ist es ratsam, diese einige Tage vorher abzusetzen, um nicht nur den aktuellen Einfluss der Einnahme zu messen, sondern einen möglichst unverfälschten Wert zu erhalten. Je nach Untersuchung dauert es dann bis zu 14 Tage, bis die Laborergebnisse vorliegen und an den Therapeuten zurückgeschickt werden. Danach wird ein weiterer Termin vereinbart, um die Ergebnisse gemeinsam zu besprechen. Der Patient erhält eine ausführliche Erklärung der Befunde sowie individuelle Empfehlungen und Tipps, was er tun kann.
Dr. Mantwill: Je nach Ergebnis erhalten die Patienten entsprechende Empfehlungen - sei es in Form von Nahrungsergänzungsmitteln, einer Ernährungsumstellung, einer Verhaltensänderung oder gegebenenfalls einer Anpassung der Medikation. Dies hängt von der ursprünglichen Fragestellung und den Untersuchungsergebnissen ab. Im Idealfall setzt der Patient die Empfehlungen um und stellt sich nach einem vereinbarten Zeitraum - zum Beispiel nach 4, 8 oder 12 Wochen - erneut vor. Dann kann gemeinsam entschieden werden, ob eine weitere Kontrolle notwendig ist oder ob die beobachteten Veränderungen, im Idealfall eine Besserung der Beschwerden, ausreichen. Bei Bedarf kann auch eine erneute Laborkontrolle veranlasst werden - dies wird individuell festgelegt.
Dr. Mantwill: Die Grundlage für eine gute Gesundheit ist immer eine ausgewogene und frische Ernährung, ausreichend Flüssigkeit und genügend Bewegung. Das sind die Basics, die unser Körper braucht. Wenn von Mikronährstoffen die Rede ist, denken viele sofort daran, möglichst viele Präparate einzunehmen. Das ist aber nur nötig, wenn tatsächlich ein Mangel besteht. Viel wichtiger ist es, zunächst eine solide Basis zu schaffen: ausreichend Gemüse, Salat und Obst essen, Vollkornprodukte in den Speiseplan integrieren und genügend Eiweiß zu sich nehmen. Denn Eiweiß und seine Bausteine, die Aminosäuren, sind für den Körper unentbehrlich. Außerdem: Weniger Zucker, kein Alkohol und nicht rauchen - das sind grundsätzliche Empfehlungen.
Bei einigen Mikronährstoffen halte ich es für sinnvoll, sie auch ohne vorherige Messung einzunehmen. Dazu zählen Vitamin D und Magnesium. Beides empfehle ich grundsätzlich, weil die meisten Menschen ohnehin einen Mangel haben. Magnesium ist nicht nur wichtig, um Muskelkrämpfen vorzubeugen, sondern auch für die Gefäße, die Gehirnfunktion, die Energiegewinnung und vieles mehr. Alle anderen Mikronährstoffe sollten gezielt eingesetzt werden: Erst die Symptome beobachten, dann messen, die Ergebnisse auswerten und danach handeln.
Danke für das Interview!
Letzte Aktualisierung am 13.03.2025.