Die Messung des Blutdrucks mit einer Oberarmmanschette haben wir dem Turiner Kinderarzt Riva-Rocci zu verdanken. Sie wird in mmHG angegeben. Dem Kinderarzt ist es gelungen, durch diese Methode den systolischen (also den hohen, ersten) Blutdruckwert zu messen. Der diastolische (also der niedrige, zweite) Blutdruckwert wurde erstmalig durch den russischen Militärarzt Korotkow gemessen. Seit Ende des 19. Jahrhunderts wird diese Methode angewandt. Auch früher gab es Blutdruckuntersungen, aber die waren meistens blutig. Inzwischen ist es gängige Praxis, den Blutdruck durch ein Blutdruckmessgerät zu bestimmen. Diese Methode gibt aber nur die Extremwerte an, also den höchsten und den niedrigsten Wert. Wie die Druckkurve verläuft, kann mit diesem Verfahren nicht ermittelt werden. Dazu dient die Pulswellenanalyse.
Durch eine Pulswellenanalyse lässt sich die Gefäßsteifigkeit und Gefäßelastizität der Arterien bestimmen. Im Alter nimmt die Gefäßelastizität durch verschiedene Faktoren (zum Beispiel einer vorliegenden Arteriosklerose oder durch den normalen Alterungsprozess) ab. Das wiederum führt zu einer Bluthochdruck, der behandlungsbedürftig werden kann. Eine Pulswellenanalyse ermögilcht das Risiko einer Arteriosklerose zu bestimmen, noch bevor diese sich auf den Blutdruck auswirkt.
Mit einer Pulswellenanalyse lassen sich folgende Werte ermitteln:
Die Pulswelle, die durch den Herzschlag erzeugt wird, breitet sich mit einer bestimmten Geschwindigkeit durch den artertiellen Gefäßbaum aus. Angegeben wird der Wert als Pulswellengeschwindigkeit (normaler Wert ist 6 - 12 m/s). Die Pulswellengeschwindigkeit ist unterschiedlich hoch, abhängig vom Gefäßabschnitt. Dass sich die Geschwindigkeit verändert liegt an:
Die Pulswelle wird in ihrem Verlauf durch den arteriellen Gefäßbaum reflektiert und zum Herzen zurückgeworfen. Bei einem jungen, gesunden Menschen wird diese Pulswelle in den diastolischen Wert (niedriger, zweiter Blutdruckwert) reflektiert und erhöht diesen. Wenn die Gefäßsteifigkeit zunimmt, steigt auch die Geschwindigkeit der Pulswelle. Sie wird dann sogar in den systolischen Wert (hoher, erster Blutdruckwert) reflektiert und führt zu einer Erhöhung des Blutdrucks. Die Erhöhung des Blutdrucks durch die Reflektion der Pulswelle wird Augmentation genannt. Der Druckanstieg, der durch die Reflektion der Pulswelle entsteht, wird als Augemantationsdruck (AugP) und der Anteil des Augmentationsdrucks am Pulsdruck als Augmentationsindex (AIx). Mit diesen Werten kann der Arzt einer Aussage über die Steifigkeit der Hauptschlagader (Arterosklerose) und der peripheren Gefäße (Endothelfunktion) treffen.
Von dieser Untersuchungsmethode können ältere Patienten profitieren, bei denen sich die Veränderungen des Gefäßsystems klnisch noch nicht zeigen, aber nachweisbar sind. Werden erhöhte Werte festgestellt, dann kann an eine Vorsorge gedacht werden. Eine medikamentöse Vorsorge ist mit Medikamenten wie kommen ACE-Hemmer oder AT-1-Antagonisten möglich. Wie sinnvoll und effektiv eine Vorsorge ist, lässt sich bei vorhandener Studienlage nicht sicher beurteilen.
Von dieser Methode können auch junge Patienten mit Bluthochdruck profitieren (isolierte systolisch Hypertonie). Eine isolierte systolische Hypertonie tritt in der Regel bei älteren Menschen über 60 Jahre auf. Diese Blutdruckerhöhung ist ein Ausdruck der Gefäßalterung und zunehmenden Gefäßsteifigkeit. Gelegentlich wird diese Form auch bei jungen Menschen unter 30 Jahren festgestellt. Der Grund dafür ist aber keine Abnahme der Gefäßelastizität. Bei dieser Form des Bluthochdrucks scheint eine starke Reflektion der Pulswelle zu einem hohen Blutdruck zu führen. Mit einer Pulswellenanalyse kann diese Diagnose gesichert werden. Aktuell gilt die Empfehlung, solche Patienten nicht zu behandeln, weil die Prognose sehr gut ist und ein kardiovaskuläres Risiko augeschlossen erscheint. Mit einer normalen Blutdruckmessung sind solche Patienten nicht zu identifizieren. Somit könnnen auch junge Menschen mit Bluthochdruck von dieser Untersuchungsmethode profitieren.
Leitlinien zur Behandlung des Bluthochdrucks: https://www.hochdruckliga.de/tl_files/content/dhl/downloads/2014_Pocket-Leitlinien_Arterielle_Hypertonie.pdf
aktualisiert am 28.05.2019