Die Amöbiasis wird durch eine Infektion durch die zu den Protozoen gehören Entamoeba (E.)-Spezies verursacht. Unterschieden werden dabei Infektionen durch E. histolytica, die in die Darmwand eindringen können und dadurch eine klinische Symptomatik hervorrufen, von den apathogenen E. dispar.
Infektionen durch Amöben treten insbesondere in tropischen Ländern mit niedrigem Hygienestandard auf. Nach Schätzungen geht man von 500 Millionen infizierten Menschen aus, wobei jedoch der höchste Anteil durch apathogene Entamoeba-Spezies bedingt sein dürfte. Die Amöbenruhr gehört mit den häufigsten Darminfektionen, die bei Individualreisenden auftritt.
Übertragen werden Amöben auf dem fäkal-oralen Weg, wobei hierbei insbesondere auch kontaminierte Lebensmittel eine wichtige Rolle spielen. Als Risikogruppe gelten Homosexuelle, bei denen die Übertragung meist durch Sexualpraktiken erfolgt.
Nach der oralen Aufnahme der Amöben-Zysten werden zunächst die so genannte Minutaformen freigesetzt. Diese Trophozoiten vermehren sich durch Zweiteilung und bilden die für die Weiterübertragung wichtigen vierkernigen Zysten. Die Zysten werden mit dem Stuhl ausgeschieden. Dringen Trophozoiten in die Darmwand ein, können sie Erythrozyten phagozytieren, wodurch sie an Größe zunehmen. Mikroskopisch lassen sich dann die so genannten Magnaformen nachweisen. Die pathogenen Entamoeba-Spezies heften sich an die Darmschleimhaut und können aufgrund proteolytischer und zytologischer Eigenschaften in die Mukosa eindringen.
Vermutlich bedingen Wirtsfaktoren, weswegen es bei manchen Menschen zur Darminvasion kommt. In der Schleimhaut bis in die Submukosa des Darmes entstehen Ulzerationen, die eine Amöbenkolitis verursachen können. Gelangen invadierte Amöben in den Blutkreislauf, gelangen sie über die Pfortader in die Leber, wo es dann zum Amöbenleberabszess kommen kann.
Die Inkubationszeit ist sehr variabel und kann mehrere Wochen betragen. Klinisch imponiert bei einer invasiven Amöbeninfektion die Rektokolitis. Dabei stehen abdominelle Schmerzen, Fieber und himbeer-geleeartiger, schleimig-blutiger Durchfall im Vordergrund. Auch breiig und wässrige Durchfälle ohne Blut- oder Schleimauflagerungen können durch Amöben verursacht sein. Wichtige Komplikationen sind eine Darmperforation mit Peritonitis sowie ein toxisches Megakolon. Akut einsetzende Oberbauchschmerzen mit Fieber können auf einen Amöbenleberabszess hinweisen.
Die Diagnostik einer Amöbiasis beruht auf dem mikroskopischen Nachweis des Erregers im Stuhl. Erfolgt die Stuhluntersuchung nicht zeitnah, empfiehlt es der Stuhlprobe eine Konservierungslösung zuzusetzen, durch die die Trophozoiten fixiert werden. Eine größere Trefferquote wird durch Anreicherungsverfahren erzielt. Auch stehen heute immunologische Antigennachweise sowie Nukleinamplifikationsmethoden zum Nachweis der Erreger-DNA zur Verfügung. Der Nachweis von spezifischen Antikörpern kann diagnostisch hilfreich sein.
In der Therapie der Amöbiasis sind die Nitroimidazole, wie Metronidazol und Tinidazol, wirksam. Bei einer invasiven Amöbiasis sollte die Behandlungsdauer 10 Tage betragen. Besteht nur ein Befall mit Zysten oder Minutaformen, lässt sich durch Diloxanidfuroat eine Sanierung des Darmlumens erreichen. Auch hier sollte die Behandlung über 10 Tage erfolgen. Wichtig sind Kontrolluntersuchungen des Stuhls nach etwa 6 Wochen.
In tropischen Ländern lassen sich Infektionen durch die Beachtung der Grundsätze der Lebensmittelhygiene vermeiden. Als typische Infektionsquellen gelten Eiswürfel, offene Säfte, Salate und Rohkost. Eine Impfung steht nicht zur Verfügung.
Nach dem Infektionsschutzgesetz besteht für die Ämobiasis keine Meldepflicht
Letzte Aktualisierung am 02.09.2021.