Verletzungen des Beckens können in stabile und instabile Frakturen eingeteilt werden, wobei stabile Beckenringfrakturenam häufigsten vorkommen und in der Regel weniger schwerwiegend sind. Die Ursachen und der Schweregrad der Verletzungen variieren je nach Alter und Krafteinwirkung, wobei jüngere Menschen häufig schwerere Verletzungen durch Unfälle erleiden und ältere Menschen aufgrund von Osteoporose eher stabile Frakturen durch Stürze aus dem Stand erleiden. Eine große Innovation ist eine neue Platte (2 A S-Platte), die eine frühere Mobilisation der Patienten ermöglicht und Risiko von Fehlstellungen reduziert.
Dr. Alabdulrahman: Beckenverletzungen lassen sich in stabile und instabile Frakturen unterteilen. Zu den häufigsten Verletzungen zählen stabile Beckenringfrakturen, bei denen nur ein Teil des Beckens betroffen ist und keine Verlagerung der Knochenfragmente vorliegt. Instabile Frakturen, die oft durch hohe Krafteinwirkungen entstehen, sind seltener, aber schwerwiegender, da sie mehrere Brüche im Beckenring umfassen und mit erheblichen Blutungen einhergehen können.
Dr. Alabdulrahman: Typische Ursachen variieren stark nach der Art der Verletzung. Bei jüngeren Patienten resultieren Beckenverletzungen häufig aus Verkehrsunfällen oder Stürzen aus großer Höhe. Bei älteren Menschen hingegen treten sie meist durch Stürze aus dem Stand auf, bedingt durch Osteoporose, die die Knochen schwächt und brüchiger macht.
Dr. Alabdulrahman: Jüngere Patienten erleiden in der Regel schwerere Beckenverletzungen durch hohe Aufprallkräfte, während ältere Patienten aufgrund von Knochenschwund oft stabilere Frakturen erleiden. Die Art der Behandlung und die Prognose können daher stark vom Alter und der Ursache der Verletzung abhängen.
Jüngere Patienten erleiden in der Regel schwerere Beckenverletzungen durch hohe Aufprallkräfte, während ältere Patienten aufgrund von Knochenschwund oft stabilere Frakturen erleiden.
Dr. Alabdulrahman: Zu den Risikogruppen gehören ältere Menschen mit Osteoporose, Sportler, die Extremsportarten betreiben, und Verkehrsteilnehmer, die an schweren Unfällen beteiligt sind. Ältere Menschen sind aufgrund der verminderten Knochendichte und Gleichgewichtsstörungen besonders gefährdet, während Sportler und Unfallopfer durch hohe mechanische Einwirkungen verletzt werden können.
Dr. Alabdulrahman: Symptome umfassen starke Schmerzen im Beckenbereich, Bewegungseinschränkungen, Schwellungen und in schweren Fällen Blutungen oder einen Kreislaufschock. Patienten können auch Schwierigkeiten haben, zu stehen oder zu gehen. Eine sofortige ärztliche Abklärung ist bei Verdacht auf eine Beckenverletzung unerlässlich.
Dr. Alabdulrahman: Kabel-Klammer-Implantate bieten eine stabile Fixation bei instabilen Beckenfrakturen. Sie ermöglichen eine exakte Ausrichtung der Knochenfragmente und fördern eine schnelle Mobilisation der Patienten. Diese Implantate kommen vor allem bei jüngeren Patienten oder in Fällen zum Einsatz, in denen eine herkömmliche Plattenosteosynthese nicht ausreichend stabil wäre. Allerdings sind auch die neuen Plattensysteme, wie die neu entwickelte Platte des Universitätsklinikums Aachen, die zweiachsige Symphyseplatte (2 A S-Platte), sehr vielversprechend.
Dr. Alabdulrahman: Ja, die neue Platte, die wir entwickelt haben, bietet eine verbesserte Stabilität bei der Fixierung von Beckenringfrakturen. Sie ist speziell darauf ausgelegt, sich den anatomischen Besonderheiten des Beckens anzupassen, wodurch die Knochenfragmente besser in ihrer Position gehalten werden. Diese Innovation ermöglicht eine frühere Mobilisation der Patienten und reduziert das Risiko von Fehlstellungen und damit verbundenen Komplikationen erheblich.
Dr. Alabdulrahman: Mögliche Komplikationen umfassen chronische Schmerzen, eingeschränkte Mobilität und in schweren Fällen Thrombosen oder Infektionen. Langfristig können sich durch die Verletzung auch degenerative Veränderungen an den Gelenken entwickeln, die zu Arthrose führen.
Dr. Alabdulrahman: Die Prognose hängt von der Art und Schwere der Fraktur, dem Alter des Patienten, dem allgemeinen Gesundheitszustand und der Schnelligkeit der medizinischen Versorgung ab. Eine frühzeitige Stabilisierung der Fraktur und eine angepasste Rehabilitationsmaßnahme sind entscheidend für einen guten Heilungsverlauf.
Dr. Alabdulrahman: Eine der größten Herausforderungen ist die Behandlung von hochkomplexen Frakturen bei Patienten mit multiplen Begleiterkrankungen. Hier spielen individualisierte Therapieansätze eine entscheidende Rolle. Durch präzise Diagnostik und maßgeschneiderte Behandlungspläne, unterstützt durch moderne Bildgebung und innovative Implantate, können wir diese Herausforderungen zunehmend besser bewältigen. Ein weiterer Fokus liegt auf der Verbesserung der Rehabilitation, um den Patienten eine möglichst schnelle Rückkehr in den Alltag zu ermöglichen.
Eine der größten Herausforderungen ist die Behandlung von hochkomplexen Frakturen bei Patienten mit multiplen Begleiterkrankungen.
Dr. Alabdulrahman: Für ältere Menschen ist ein gezieltes Kraft- und Balancetraining wichtig, um Stürze zu vermeiden. Sportler sollten auf das Tragen von Schutzkleidung und eine gute Technik achten, um Verletzungen zu verhindern. Regelmäßige Knochendichtemessungen und die Einnahme von Kalzium und Vitamin D können ebenfalls hilfreich sein.
Dr. Alabdulrahman: Der 3D-Druck ermöglicht die Herstellung individueller Implantate, die genau auf die Anatomie des Patienten abgestimmt sind. Dies könnte die Passgenauigkeit und damit die Erfolgsrate von Operationen weiter erhöhen. Auch präoperative Planungen lassen sich durch gedruckte Modelle des verletzten Beckens optimieren.
Dr. Alabdulrahman: Neue Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass eine frühe Mobilisation nach der operativen Stabilisierung das Risiko für Komplikationen erheblich reduziert. Genau daran haben wir am Universitätsklinikum Aachen gearbeitet und eine neue Platte entwickelt. Auch minimalinvasive Verfahren und die verbesserte Bildgebung haben die Behandlungsansätze weiter verfeinert.
Dr. Alabdulrahman: Derzeit beschäftigt sich die Forschung intensiv mit der Regeneration von Knochengewebe durch Stammzelltherapien und Wachstumsfaktoren. Auch die Weiterentwicklung von Implantaten, die sich an die biomechanischen Eigenschaften des Knochens anpassen können, ist ein vielversprechendes Feld.
Dr. Alabdulrahman: Das Verfahren des totalen Hüftgelenkersatzes bei komplexen Hüftpfannenfrakturen im höheren Alter ist besonders vorteilhaft, da es eine frühe Mobilisation ermöglicht. Dies ist entscheidend, um Komplikationen wie Thrombosen oder Pneumonien zu vermeiden. Diese neue Technik, minimiert es die Notwendigkeit für erneute Operationen, die in dieser Patientengruppe mit höheren Risiken verbunden sind. Insgesamt verbessert dieses Verfahren die Lebensqualität der Patienten signifikant und reduziert die Dauer der Rehabilitation.
Das Verfahren des totalen Hüftgelenkersatzes bei komplexen Hüftpfannenfrakturen im höheren Alter ist besonders vorteilhaft, da es eine frühe Mobilisation ermöglicht.
Dr. Alabdulrahman: Minimalinvasive Techniken in der Beckenchirurgie haben den Vorteil, dass sie das Weichteilgewebe schonen und dadurch die Heilungszeit verkürzen. Die Patienten erleiden weniger Schmerzen und können schneller wieder mobilisiert werden. Zudem verringert sich das Risiko für postoperative Komplikationen wie Infektionen. Diese Techniken sind besonders bei älteren Patienten und solchen mit begleitenden Erkrankungen von großem Nutzen.
Dr. Alabdulrahman: Die Zukunft der Beckenchirurgie wird stark durch technologische Fortschritte geprägt sein. Dazu zählen die zunehmende Nutzung von 3D-Druck für maßgeschneiderte Implantate und der Einsatz von Robotik, um präzisere Eingriffe durchzuführen. Außerdem könnten regenerative Therapien, wie die Verwendung von Stammzellen zur Förderung der Heilung, eine bedeutende Rolle spielen. Ich erwarte, dass diese Entwicklungen die Behandlungsergebnisse weiter verbessern und die Erholungszeiten verkürzen werden.
Danke für das Interview!
Letzte Aktualisierung am 31.08.2024.