Gesteigerter Haarausfall ist in vielen Fällen durch Vererbung bedingt, hierbei liegt eine erhöhte Konzentration des Männlichkeitshormons Testosteron vor. Daher sind die weitaus meisten Betroffenen Männer. Der Vorgang beginnt etwa ab dem 20. Lebensjahr.
Zunächst bilden sich an den Stirnseiten die so genannten Geheimratsecken, der Vorgang kann so lange fortschreiten, bis nur noch ein seitlich-hinterer Resthaarkranz vorhanden ist.
Weitere Ursachen von Haarlosigkeit können vorangegangene Unfälle oder auch Operationen im Kopfbereich sein, bei denen sich eine umschriebene Narbe ohne Haare bildet. Durch unterschiedliche Krankheiten und Störungen kommt es bei manchen Menschen zur so genannten Alopecia areata, einen fleckenförmigen Haarverlust. Bei dieser Form ist eine Operation meist nicht sinnvoll, da sich der Haarwuchs von selbst wieder erholen kann.
Die Beurteilung und Dokumentation des Haarausfalls beim Mann wird mit dem Hamilton-Norwood-Schema durchgeführt. Dieses Schema hilft Ärzten, das Stadium des Haarausfalls zu beschreiben.
Es gibt inzwischen einige Möglichkeiten, den Haarausfall zu behandeln. Folgende Behandlungen kommen in Frage:
Perücken und Haarteile stellen inzwischen eine gute Alternative zur Haartransplantation dar. Das ästhetische Ergebnis ist so gut, dass es nicht sichtbar ist, ob eine Perücke oder ein Haarteil getragen wird. Echte Haare können in das eigene Haar eingepflanzt werden. Duschen, Sport treiben und schwimmen stellen kein Problem dar. Perücken und Haarteile haben vor allem bei vorübergehenden Haarausfall (zum Beispiel durch eine Chemotherapie) einen großen Vorteil.
Die Mikrohaarpigmentierung ist wie auch der Einsatz von Perücken und Haarteilen ein rein ästhetischer Eingriff. Diese Methode ähnelt einer Tättowierung und kommt vor allem für Menschen in Frage, die ihr Haar sehr kurz tragen. Durch kleine Farbpigmente werden Haare auf der Kopfhaut simuliert.
Die PRP-Behanldung ist eine relativ neue Methode zur Behandlung von Haarausfall. Sie scheint vor allem beim Anfangsstadium eines Haarausfalls wirksam zu sein. Bei der PRP-Behandlung wird dem Patienten Blut entnommen. Mit einer Zentrifuge wird dieses Blut getrennte in festen Bestandteilen und flüssigen Bestandteilen (Plasma). Das Plasma enthält unter anderem Wachstumsfaktoren. Es wird in die Kopfhaut eingespritzt. Diese Behandlung wird drei mal in drei Monaten durchgeführt. Danach empfiehlt sich eine jährliche Auffrischung. Die Kosten pro Sitzung betragen ungefähr 200-300 Euro.
In Studien konnte nachgewiesen werden, dass die PRP-Behandlung den meisten Betroffenen helfen kann. Allerdings ist nicht klar, ob die PRP-Behandlung langfristige Erfolge verzeichnen kann und die Methode nachhaltig ist.
Die wichtigsten Wirkstoffe zur Behandlung von Medikamenten sind Minoxidil und Finasterid.
Minoxidil wird unter dem Handelsnamen Regaine® angeboten. Es ist als Schaum oder Flüssigkeit erhältlich und kann in die Kopfhaut einmassiert werden. Dafür muss es zweimal am Tag angewandt werden. Es dauert eine Zeit lang bis der Effekt sichtbar ist. Wenn Minoxidil abgesetzt wird, dann fällt auch die Wirkung wieder weg.
Finasterid ist auch als Propecia® bekannt. Finasterid wird in Tablettenform verabreicht. Es ist verschreibungspflichtig und nur für Männer zugelassen. Finasterid hat einige Nebenwirkungen, die mit dem Arzt abgesprochen werden müssen. Eine Nebenwirkung, die viele Männer nicht in Kauf nehmen wollen, ist eine eingeschränkte Libido. Bei einigen Männern tritt diese Nebenwirkungen auf.
Beide Wirkstoffe können den Haarausfall stoppen. Bei einigen Betroffenen wachsen gar neue Haare. Kahle Stellen können mit beiden Wirkstoffen nicht ausreichend behandelt werden.
Bei einer Eigenhaartransplantation werden Anteile der noch vorhandenen Haare nach einem individuellen Plan so versetzt, dass sich eine gleichmäßigere Verteilung ergibt. Hautbereiche aus dem Hinterhaupt eignen sich besonders für eine Haartransplantation, da dort aufgrund der geringen mechanischen Belastung nur ein geringer Haarausfall stattfindet. Je nachdem, auf welcher Fläche die Haarwurzeln noch unversehrt sind, kann manchmal eine umfassende Eigenhaartransplantation vorgenommen werden, oft jedoch nur eine teilweise Verbesserung des kahlen Zustandes.
Alle weiteren Eingriffe, wie beispielsweise die Kopfhaut gezielt einzuschneiden, fremde Haare zu transplantieren oder künstlich hergestellte Haare einzuoperieren, sind nicht sinnvoll und beinhalten beträchtliche Risiken.
Es ist für die Haarverpflanzung mit zwei bis sechs Stunden Behandlungszeit zu rechnen. Meist reicht eine örtliche Betäubung aus. Die Operation verläuft in mehreren Abschnitten.
Es bestehen zwei Möglichkeiten zur Entnahme des Haartransplantats, wobei darauf zu achten ist, dass der Bereich von den umgebenden Haaren verdeckt werden kann.
Der Unterschied zwischen der FUT und der FUE-Technik liegt in der Entnahme der Haare. Bei der FUT-Technik wird ein Hautstreifen im Bereich des Hinterkopfes entnommen. Dieser Streifen wird präpariert und anschließend können die gewonnen Grafts(kleine Einheiten von 1 bis 4 Haaren) eingesetzt werden. Der Nachteil dieser Methode ist die Narbe im Hinterkopfbereich. Die Nabe wird allerdings durch das Haar verdeckt. Der Vorteil der Methode ist, dass mehr Haare angepflanzt werden können. Sie ist die effektivere Methode. Ein weiterer Vorteil ist, dass das Haar nicht rasiert werden muss. Eine Haartransplanation mit der FUT-Technik kann drei bis viermal wiederholt werden.
Die FUE-Technik hat den großen Vorteil, dass keine große Narbe übrig bleibt. Sie gilt als narbenfrei. Das stimmt aber so nicht. Im Gegensatz zur FUT-Methode entstehen im Hinterkopf viele kleine Narben bei der Entnahme. Sie sind lediglich mit dem Auge kaum sichtbar. Diese Methode kann nicht so oft wiederholt werden, weil das Haar im Hinterkopf zu stark ausdünnen kann. Sie wird maximal zweimal wiederholt.
Falls die Streifenentnahmetechnik durchgeführt wurde, muss aus dem jeweiligen Hautstückchen das Haartransplantat mit speziellen Verfahren aufgearbeitet werden. Hierzu muss der Streifen eventuell bei vergrößerter Betrachtung präpariert werden. Bei der FUE-Methode werden mit einer Hohlnadel einzelne Mikro- oder Mini-Grafts (kleine Einheiten mit 1 bis 4 Haaren) herausgeholt.
Zur Einpflanzung wird die Kopfhaut an den gewünschten Stellen eingeschnitten oder angebohrt. Nun können die Haarpräparate in die unterschiedlichen Zielstellen hineingelegt werden. Im Normalfall werden die Transplantate von der Kopfhaut wieder angenommen und kleine Blutgefäße bilden sich zur Verbindung aus. Das Anwachsen geschieht innerhalb von zwei bis drei Tagen. Im Heilungsprozess bildet sich meist Schorf, der nach ein bis zwei Wochen von alleine abfällt. 10 bis 14 Tage nach der Streifen-Methode bekommt der Patient einen Termin zur Fädenentfernung. Bei der FUE-Methode müssen keine Fäden gezogen werden.
Bis einen Monat nach dem Eingriff ist es möglich, dass im Bereich der Transplantation Haare ausfallen. Der Grund ist die Unterbrechung der Wachstumsphase der Haare während der Transplantation. Daraufhin sprossen neue Haare aus der Tiefe aus. Da Haare ungefähr einen Zentimeter im Monat wachsen, werden sie nach mehreren Monaten deutlich wahrnehmbar.
Die verpflanzten Hautstücke benötigen einen mehr oder weniger großen Abstand voneinander, da die Blutzufuhr sichergestellt werden muss. Daher ist es möglich, dass das Haar nicht dicht genug wächst und eine zweite Eigenhaartransplantation für ein ansprechendes Ergebnis notwendig ist. Die zweite Sitzung im jeweiligen Bereich kann allerdings erst nach mindestens sechs Monaten erfolgen.
Bei der Eigenhaartransplantation kann es zu Infektionen, Entzündungen und Wundheilungsstörungen kommen. Bei ungünstigem Verlauf ist es möglich, dass ein Transplantat nicht angenommen wird und das Gewebe abstirbt. Überschießende Narbenbildung kann zu Schmerzen und zu kosmetischen Beeinträchtigungen führen. Meist sind die Operationsnarben jedoch klein, so dass sie unauffällig erscheinen. Ausnahme davon ist eine dunkle Hautfarbe, bei der die Narben durch den Kontrast stärker sichtbar sind.
Durch den Eingriff kommt es zur Durchtrennung von Gefäßen und Nerven, daher können Blutungen, Nachblutungen sowie Sensibilitätsstörungen auftreten. Geringe Probleme wie Schwellungen, Schmerzen und Krustenbildungen verschwinden in der Regel nach kurzer Zeit. Auch kann in der Folgezeit stärkerer Haarausfall vorkommen, der sich nach ein paar Monaten wieder bessert. Allergische Reaktionen auf bei der Operation verwendete Materialien und Substanzen sind ebenfalls möglich. Bei Auffälligkeiten und Beschwerden sollte der behandelnde Arzt informiert werden.
Die weitaus meisten der überführten Haarwurzeln werden problemlos wieder in die Kopfhaut integriert. Die Erfolgsrate der Haartransplantation wird für jedes Transplantat mit etwa 95 Prozent angegeben. Dennoch kann ein gutes Ergebnis nicht garantiert werden, beispielsweise wenn das Hautpräparat an fremder Stelle nicht angenommen wird.
Grundproblematik bei der Eigenhaartransplantation ist, dass die genetische Veranlagung zu Haarausfall nicht verändert werden kann. Der vorprogrammierte Haarverlust lässt sich nicht aufhalten. Gerade bei jungen Menschen, bei denen noch viele restliche Kopfhaare vorhanden sind, kann sich dies weiterhin negativ auswirken. Somit ist der Eingriff zur momentanen ästhetischen Verbesserung geeignet, wohingegen ein dauerhaftes gutes Ergebnis nicht zugesichert werden kann.
Die Haare sollten am Tag der Haarverpflanzung oder zumindest am Abend zuvor gewaschen werden. Auf Haarspray, Gel oder Ähnliches sollte verzichtet werden. In den Tagen vor, während und nach der Behandlung sollte nicht geraucht werden, da dies die Einheilung der Transplantate behindern kann. Ebenfalls sollte Kaffee und Alkohol gemieden werden. Arzneimittel, die die Blutgerinnung hemmen, wie z.B. Marcumar® oder Aspirin®, müssen nach ärztlicher Absprache gegebenenfalls abgesetzt oder ersetzt werden.
In den allermeisten Fällen erfolgt die Eigenhaartransplantation ambulant. Nach einer ambulanten Operation sollte der Patient von einem Erwachsenen abgeholt werden. Der Operierte darf bis zu 24 Stunden lang unter anderem kein Auto fahren, keine Maschinen bedienen und keine wichtigen Entscheidungen treffen.
Damit die Wunden gut verheilen, sollte möglichst wenig Belastung auf die Kopfhaut einwirken. Daher sollten Sport und stärkere körperliche Tätigkeiten während der ersten Wochen unterlassen werden. Auch Saunaaufenthalte und zu starke Sonneneinstrahlung können zu einem schlechten Heilverlauf mit eventuell auffälligeren Narben führen. Eine lockere Mütze oder Kappe zum Schutz kann getragen werden.
Die Haare dürfen zwei Wochen nach der Operation wieder geschnitten werden. Es sollten zunächst schonende Haarpflegeprodukte verwendet werden, mit Haare färben und Ähnlichem sollte noch einen Monat gewartet werden.
Hier finden Sie die wichtigsten Fragen und Antworten zur Haartransplantation.
aktualisiert am 30.09.2022