Der Heimlich-Griff, auch Heimlich-Handgriff oder Heimlich-Manöver genannt, ist eine Notfallmaßnahme bei drohendem Ersticken. Er wird bei Kindern über einem Jahr und bei Erwachsenen durchgeführt, wenn ein Fremdkörper in der Luftröhre nach „Verschlucken“ die Atmung blockiert. Dabei wird der Betroffene von einem Helfer von hinten mit beiden Armen umgriffen. Über einen oder mehrere kräftige, ziehende Stöße unterhalb des Brustbeins wird versucht, den Fremdkörper nach oben zu befördern und die Atemwege wieder freizulegen. Der Heimlich-Handgriff ist nicht ohne Risiken. Es kann zu Verletzungen der Milz, des Magens oder des Zwerchfells und zu Rippenbrüchen kommen. Deshalb sollte er idealerweise von geschultem Personal durchgeführt werden. Für Laien gibt es Alternativen wie das Stuhl-Manöver oder den umfassenden (horizontalen) Bauchgriff. Bei Kindern, die jünger als ein Jahr sind, ist die Anwendung des Heimlich-Griffs aufgrund der zu hohen Verletzungsgefahr verboten.
Der Heimlich-Griff wird angewendet, wenn die Atemwege durch einen Fremdkörper blockiert sind. Das kann etwa ein verschlucktes Bonbon, eine Traube, bei Kindern auch ein Spielzeug oder ein Geldstück sein. Bleibt der Fremdkörper in der Luftröhre stecken, kann der Betroffene nicht mehr richtig atmen. Typische Symptome sind Luftnot, Pfeifgeräusche bei der Atmung, Blaufärbung des Gesichts, oft ein Hustenreiz oder auch der angstvolle Griff an den Hals. Bleiben die Atemwege für längere Zeit blockiert, droht das Ersticken.
Solange der Betroffene noch selbst ausreichend atmen, kräftig husten oder sprechen kann, besteht keine Lebensgefahr. In diesem Fall ist das Heimlich-Manöver nicht angezeigt.
Bevor das Manöver angewendet wird, schaut man, ob der Betroffene den Fremdkörper durch Auffordern zum kräftigen Husten selbst aus den Atemwegen befördern kann. Gelingt dies nicht, klopft man ihm mehrmals (bis zu fünf Mal) zwischen den Schulterblättern kräftig auf den Rücken. Größere Kinder, Jugendliche und Erwachsene sollten dabei den Oberkörper nach vorne neigen. Säuglinge und Kleinkinder können mit dem Bauch nach unten über die Beine des Helfers abgelegt werden.
Betroffene können den Heimlich-Griff auch bei sich selbst anwenden, wenn kein Ersthelfer in der Nähe ist. Dazu werden die eigenen Hände, ähnlich wie bei der Durchführung durch eine andere Person, unterhalb des Brustbein-Endes auf den Oberbauch gelegt. Die Hände werden mehrfach so fest wie möglich nach hinten und oben gedrückt. Auch hier sollte der Oberkörper nach vorne geneigt sein.
Ungeschulte Personen können vor der Anwendung des Heimlich-Griffes zunächst andere Manöver anwenden. Hierzu zählen der umfassende oder horizontale Bauchdruck (englisch: circumferential/horizontal abdominal thrust) und das Stuhl-Manöver.
Die Ausgangshaltung für den umfassenden/horizontalen Bauchgriff ist die gleiche wie beim Heimlich-Griff. Im Unterschied zum Heimlich-Manöver wird der Druck auf den Oberbauch bei jedem Stoß langsam gesteigert und nur nach innen (horizontal und nicht zusätzlich nach oben) gerichtet. Mit diesem Griff kann auch Personen geholfen werden, die eine ähnliche Körpergröße wie der Helfer haben. Die Verletzungsgefahr scheint außerdem geringer zu sein als beim Heimlich-Griff.
Das Stuhl-Manöver führt der Betroffene bei sich selbst aus. Er lehnt sich von hinten mit dem Bauch über eine Stuhllehne, sodass er mit der Lehne Druck ausüben kann. Die Hände stützt er auf der Sitzfläche ab. Jetzt drückt er mit Hilfe der Lehne selbst ruckartig so stark in seinen Bauch, wie er es aushalten kann. Ein zusätzlicher Vorteil ist, dass die Schwerkraft mit ausgenutzt wird. Der Betroffene wiederholt das Manöver mehrere Male, falls der erste Versuch nicht erfolgreich war. Wenn eine andere Person anwesend ist, kann diese den Abgang des Fremdkörpers durch mittige Schläge auf den oberen Rücken unterstützen.
Ist keine Stuhllehne oder Ähnliches in der Nähe, dann kann ein entsprechendes Manöver auch ohne Hilfsmittel durchgeführt werden. Bei Schwangeren sollte der Vorgang ohnehin nicht an einer hervorstehenden harten Kante vorgenommen werden. Ohne Stuhl funktioniert die Methode durch Vornüberbeugen und Faustschläge des Helfers auf den oberen Rücken. Der Helfer legt am besten zusätzlich einen Arm unter den gebeugten Körper, um die Person zu stützen und stoßweise Druck auf den Unterbauch auszuüben.
Es gibt mehrere Untersuchungen, die das Stuhl-Manöver als am erfolgversprechendsten einordnen. Danach sollte der Betroffene selbst den Heimlich-Griff bei sich durchführen. Erst wenn diese beiden Maßnahmen erfolglos bleiben, scheint die Anwendung des Heimlich-Manövers oder des umfassenden Bauchgriffs durch einen Helfer angeraten.
Auch wenn sich der verschluckte Fremdkörper durch das Manöver entfernen ließ, sollte danach eine ärztliche Untersuchung stattfinden. Dann können mögliche Verletzungen durch den Fremdkörper oder den Helfer frühzeitig erkannt und behandelt werden.
Das Heimlich-Manöver birgt, gerade bei kleinen Kindern und bei Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen, auch Risiken. Durch den Handgriff kann es an Organen wie Milz, Zwerchfell oder Magen zu Schäden kommen. Rippenbrüche können ebenfalls verursacht werden.
Absolut verboten (kontraindiziert) ist das Heimlich-Manöver bei Kindern unter einem Jahr. Grund hierfür ist, dass es zu einer Verletzung der Leber kommen kann. In diesem Alter wird die Leber noch nicht vollständig von den Rippen verdeckt. Ein Druck unterhalb des Rippenbogens kann die Leber schädigen. Alternativ kann ein Klopfen zwischen die Schulterblätter bei nach vorne gebeugtem oder auf dem Bauch abgelegtem Kleinkind erfolgen. Ebenfalls kann stoßweise ein sanfter Druck gegen den Brustkorb ausgeübt werden.
Bei Menschen, die vor dem Ertrinken gerettet wurden und Wasser in der Lunge haben, darf der Heimlich-Griff ebenfalls nicht angewendet werden. Auch bei Bewusstlosen wird das Manöver nicht durchgeführt. Sie müssen wiederbelebt (reanimiert) werden.
Bei älteren Kindern schützen die Rippen die Leber vor Verletzung durch Stöße. Vorsicht ist hier dennoch geboten, sodass der Druck mit geringerer Kraft ausgeübt werden sollte als bei Jugendlichen oder Erwachsenen.
Wenn der Betroffene eine Gefäßaussackung an der Bauchschlagader (Aortenaneurysma) hat, ist der Heimlich-Griff gefährlich. Ist dies bekannt, sollte der Handgriff nicht durchgeführt werden. Durch den ausgeübten Druck kann er zu einem Platzen des Aneurysmas führen. Bei Schwangeren sollte zum Schutz des Babys der Ruck am Oberbauch durch einen Ruck am Brustkorb ersetzt werden. Die Durchführung am Brustkorb ist auch bei Menschen mit ausgeprägtem Übergewicht sinnvoll.
aktualisiert am 28.07.2023