Das Zwerchfell, auch Diaphragma genannt, ist der wichtigste Atemmuskel des Menschen. Es liegt als Muskel-Sehnen-Platte kuppelförmig im Brustkorb und trennt die Brusthöhle von der Bauchhöhle. Befestigt ist das Zwerchfell an den unteren Rippen, am unteren Teil des Brustbeines und an der Lendenwirbelsäule. Bei der Einatmung senkt sich das Diaphragma nach unten in Richtung Bauchraum. Bei der Ausatmung geht es wieder in seine Ausgangsposition zurück. Schmerzen am Zwerchfell können mehrere Ursachen haben. Vom klassischen Seitenstechen beim Sport über eine Zwerchfellentzündung bis hin zum Zwerchfellbruch sind verschiedene Auslöser denkbar. Dabei können Erkrankungen des Zwerchfells selbst genauso zu Schmerzen führen wie Einflüsse aus der unmittelbaren Umgebung, zum Beispiel von benachbarten Organen.
Schmerzen am Zwerchfell werden innerhalb des Rumpfes im Bereich hinter den unteren Rippen, an der Grenze zum Oberbauch oder im mittleren Rücken verspürt. Häufig handelt es sich um ziehende oder stechende Schmerzen, die beim Atemvorgang, beim Husten und beim Niesen verstärkt auftreten. Sie werden oft als Seitenstechen beschrieben. Die Schmerzen können die Atmung erschweren. Manchmal treten auch Krämpfe des Zwerchfells auf.
Verspannungen können nicht nur die Muskulatur an Nacken, Schulter oder Rücken betreffen, sondern auch andere Muskeln wie manchmal das Zwerchfell. Wenn sich das Zwerchfell verspannt, wird es weniger beweglich. Weil es sich bei der Einatmung nicht mehr so weit nach unten senkt, wird die Atmung insgesamt flacher. Als Ursachen für eine Verspannung des Zwerchfells kommen einförmige Körperhaltungen wie eine sitzende Tätigkeit im Beruf, ungewohnte Tätigkeiten oder Hobbys (beispielsweise langes Singen) oder eine zu flache Atmung in Frage. Fordernde Lebensumstände, die mit Stress und allgemeiner Anspannung verbunden sind, haben ebenfalls oft eine Verspannung des Zwerchfells zur Folge. Typische Symptome sind Schmerzen im Bereich der unteren Rippen beim Husten, Lachen oder Atmen. Seitenstechen, Schluckauf und auch ein Gefühl von Atemnot können weitere Beschwerden sein.
Zum Lösen der Verspannung kommen verschiedene Übungen in Frage. Zunächst ist es wichtig, die Atmung zu normalisieren oder zu vertiefen. Dadurch wird das Zwerchfell wieder stärker bewegt. Besonders eine tiefe Bauchatmung ist hier wichtig. Wärmeanwendungen wie Wärmflasche, Kirschkernkissen oder Fango im Bereich der unteren Rippen und des Oberbauches fördern die Durchblutung und damit eine Entspannung des Diaphragmas. Verschiedene physiotherapeutische oder auch osteopathische Behandlungstechniken können außerdem gezielt auf die Spannung des Zwerchfells einwirken. Bei Stress hilft das Erlernen und regelmäßige Anwenden von Entspannungstechniken wie Autogenem Training, progressiver Muskelentspannung, Yoga oder Meditation.
Ein Krampf des Zwerchfells (Diaphragma) entsteht, wenn sich der Muskel plötzlich zusammenzieht. Beim Schluckauf passiert dies immer nur kurz. Der Krampf kann aber auch länger andauern. Die Ursachen des Zwerchfellkrampfes sind noch nicht vollständig geklärt. Stress scheint ein Auslöser zu sein. Auch hastiges Essen oder das Schlucken von zu viel Luft kommen als Auslöser in Frage. Das Gleiche gilt für einen Zwerchfellbruch (Hernie) oder Tumore am oder in der Nähe des Diaphragmas. Ein typisches Symptom, das über Schluckauf hinausgeht, sind Schmerzen im Bereich der unteren Rippen, die schubweise (kolikartig) auftreten. Ein anderes Symptom kann Luftnot sein. Als Folge der Atemnot können Schweißausbrüche, Herzrasen oder Angstzustände auftreten.
Die Therapie richtet sich nach der Ursache. Ist vor allem Stress der Auslöser, sollten Entspannungsverfahren wie Yoga, Atemübungen, Meditation oder Tai Chi erlernt und regelmäßig praktiziert werden. Verursacht zu viel Luft im Magen den Krampf, sollte langsamer und in kleineren Portionen gegessen werden. Wärmeanwendungen, Physiotherapie oder Osteopathie können ebenfalls hilfreich sein. Ist ein Zwerchfellbruch die Ursache, muss dieser möglicherweise operiert werden. Eine sehr eingreifende Möglichkeit ist noch, den Nerv, der das Zwerchfell versorgt (Nervus phrenincus), auf einer Seite zu durchtrennen und damit seine Reizweiterleitung zu unterbinden. Damit ist das Diaphragma auf einer Seite dauerhaft gelähmt.
Da das Zwerchfell als Hauptatemmuskel wesentlich an der Ein- und Ausatmung beteiligt ist, wird es bei starkem und länger anhaltendem Husten vermehrt belastet. Es kann sich eine Art Muskelkater im Zwerchfell entwickeln. Dieser macht sich durch Schmerzen im Oberbauch beim Husten bemerkbar. Die normale Atmung bleibt in der Regel schmerzfrei.
Wenn der Husten nachlässt, sollten auch die Schmerzen wieder vergehen. In Rücksprache mit dem Arzt kann entschieden werden, ob die Einnahme hustenstillender Medikamente für eine gewisse Zeit sinnvoll ist. Je nach Auslöser des Hustens können auch Wärmeanwendungen oder leichte Massagen am Oberbauch die Beschwerden lindern.
Ein Zwerchfellhochstand entsteht, wenn Organe wie Leber oder Milz vergrößert sind und im Bauchraum mehr Platz einnehmen. Auch Tumore können zusätzlich Raum im Bauch einnehmen und das Zwerchfell verdrängen. Ein weiterer Grund für ein Verschieben des Zwerchfells nach oben ist die zunehmende Größe des Babys im Mutterleib während einer Schwangerschaft. Als seltene Ursache eines Zwerchfellhochstandes kommt außerdem eine Lähmung des Zwerchfells (Zwerchfellparese) in Frage. In all diesen Fällen verlagert sich das Diaphragma weiter in den Brustraum hinein. Als Folge entsteht Druck auf die Lunge, Das Zwerchfell kann sich bei der Einatmung nicht mehr so weit senken. Die Lungen werden weniger mit Luft gefüllt und die Atmung ist eingeschränkt. Außerdem entstehen Schmerzen im Oberbauch beim Atmen.
Die Therapie ist stark abhängig von der Ursache. Bei einem Zwerchfellhochstand in der Schwangerschaft wird sich die Symptomatik nach der Geburt des Kindes von selbst lösen. Sind vergrößerte Organe im Bauchraum der Auslöser, muss die Ursache der Organvergrößerung therapiert werden. Bei Tumoren kann eine Chemotherapie, eine Strahlentherapie oder eine Operation notwendig werden.
Eine alleinige Entzündung des Zwerchfells ist selten. In der Regel liegt eine andere Entzündung im Bauch- oder Brustraum vor, die sich dann auf das Diaphragma ausdehnt. Manchmal führen auch andere Erkrankungen zu einer Diaphragmitis. Entwickeln kann sich eine Zwerchfellentzündung aus einer Rippenfellentzündung (Pleuritis), einer Bauchfellentzündung (Peritonitis), einer Infektion mit Trichinen (Fadenwürmern), durch einen Zwerchfellhochstand, eine Lageänderung des Magens mit Austritt von Magensäure, anhaltenden starken Husten, anhaltenden Schluckauf, einen Zwerchfellbruch oder psychische Belastungen. Typische Symptome einer Zwerchfellentzündung sind Schmerzen und Druckgefühl im Oberbauch oder an den unteren Rippen beim Husten, Atmen, Sprechen oder Lachen. Einschränkungen der Atmung bis hin zur Atemnot sind möglich. Fieber kann als Allgemeinsymptom hinzukommen.
Die Therapie ist abhängig von der Ursache und erfolgt meist mit Antibiotika. Schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente werden ebenfalls verordnet, bei Bedarf auch hustenstillende Arzneimittel. Körperliche Schonung ist wichtig. Atemtherapie und Physiotherapie können begleitend hilfreich sein.
Bei einem Zwerchfellbruch verlagern sich Bauchorgane, häufig der Magen, durch eine Schwachstelle im Zwerchfell vom Bauchraum in den Brustraum. Zwerchfellhernien können angeboren sein oder sich im Laufe des Lebens ausbilden. Grund für die häufigste Art von Zwerchfellbruch, die Hiatushernie, ist eine Schwächung des Bindegewebes im Bereich der Lücke, wo die Speiseröhre (Ösophagus) durch das Zwerchfell tritt. Faktoren, die das Risiko für eine Zwerchfellhernie erhöhen, sind Übergewicht, anhaltender Husten, vermehrtes Pressen beim Stuhlgang oder auch Schwangerschaft und Geburt. In vielen Fällen entstehen keine Symptome durch den Zwerchfellbruch. Wenn sich Beschwerden einstellen, sind dies oft Sodbrennen oder das Zurückfließen von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre (gastroösophagealer Reflux). Auch Schmerzen hinter dem Brustbein, Erbrechen, Schluck- oder Atemprobleme können auftreten.
Behandelt werden muss die Zwerchfellhernie in der Regel nur, wenn sie Symptome verursacht. Beschwerden durch den gastroösophagealen Reflux (Rückfluss von Magensäure) können mit Medikamenten gelindert werden. Bei einer Operation wird das Organ, das durch die Lücke in den Brustraum gerutscht ist, wieder in den Bauchraum zurückverlegt und die Schwachstelle im Zwerchfell anschließend stabilisiert. Hierfür gibt es verschiedene Operationsmethoden.
Ein Riss im Zwerchfell ist normalerweise die Folge eines Traumas (Schaden durch Gewalteinwirkung). Verkehrsunfälle sind die häufigste Ursache für die Entstehung einer Zwerchfellruptur. Die Verletzung ist selten, kann aber tödlich enden. Da ein Zwerchfellriss meist zusammen mit anderen Verletzungen nach einem Trauma auftritt, vermischen sich die Symptome der unterschiedlichen Verletzungen oft miteinander. Mögliche Anzeichen sind Schmerzen im Bauchraum, Schmerzen im Brustraum, Atemnot oder Husten.
Die Therapie besteht normalerweise in einem operativen Eingriff. Hierbei wird der Riss im Zwerchfell genäht.
In der Schwangerschaft entsteht mit zunehmender Größe des Babys ein erhöhter Druck im Bauchraum und auf das Zwerchfell, weil die Gebärmutter sich nach oben hin ausdehnt. Dadurch wird das Diaphragma Richtung Brustraum gedrängt und hat beim Atmen nicht mehr so viel Platz, sich auszudehnen. Das kann zu Schmerzen im Oberbauch und im Rücken und zu Behinderungen der Atmung führen.
Eine spezielle Therapie gibt es nicht. Nach der Entbindung reguliert sich die Symptomatik von selbst wieder.
Es gibt gutartige (benigne) und bösartige (maligne) Tumore, die am Zwerchfell vorkommen können. Zwerchfelltumore sind jedoch äußerst selten. Zu den gutartigen gehören Lipome (Fettgeschwulste) und Zysten (flüssigkeitsgefüllte Hohlräume). Bei den bösartigen Tumoren ist das Rhabdomyosarkom (vom Muskelgewebe ausgehender Tumor) am häufigsten. Mögliche Symptome von Zwerchfelltumoren sind Bauchschmerzen, Schmerzen in der Brust, Husten, Atembeschwerden und auch Fieber.
Die Therapie ist abhängig von der Art des Tumors und vom Ausmaß der Beschwerden. Bösartige Tumore werden in der Regel operiert. Zusätzlich kommen häufig Chemo- und/oder Strahlentherapie zur Anwendung.
Schmerzen im Bereich des Zwerchfells können auch durch Erkrankungen benachbarter Organe hervorgerufen werden. Dazu zählen unter anderem Gallenblasenerkrankungen, eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis), eine Lungenentzündung (Pneumonie), eine Entzündung der Lungenumgebung (Pleuritis) oder Herzerkrankungen.
Bei allen Schmerzen im Bereich des Oberbauches oder der unteren Rippen, die länger als zwei bis drei Tage andauern und für die es keine plausible Erklärung gibt, sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen. Treten zusätzlich Probleme mit der Atmung oder Luftnot auf, sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden.
Der Arzt führt normalerweise zuerst ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten, die sogenannte Anamnese. Durch gezielte Fragen wird versucht, die möglichen Ursachen einzugrenzen. Übliche Fragen sind:
Im Anschluss an die Anamnese folgt die körperliche Untersuchung. Beim Sichtbefund wird nach Schwellungen, Einziehungen, Fehlhaltungen und Ähnlichem geschaut. Während des Tastbefundes können schmerzhafte Körperstellen oder Verhärtungen gefunden werden. Je nachdem, was als Ursache vermutet wird, kann auch eine Bewegungsprüfung der Wirbelsäule angebracht sein. Möglicherweise können die Schmerzen am Zwerchfell durch bestimmte Bewegungen ausgelöst oder verstärkt werden.
In der Regel werden zusätzlich bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Röntgen, Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) durchgeführt. Eine Ultraschalluntersuchung kann zum Beispiel Flüssigkeitsansammlungen sichtbar machen. Ein Zwerchfellhochstand lässt sich im Röntgenbild gut diagnostizieren. Veränderungen an Organen oder Tumore werden im CT oder MRT abgebildet.
Gerade bei einer Zwerchfellverspannung oder einem Zwerchfellkrampf kann man selbst etwas tun. Atemübungen, vor allem eine tiefe Bauchatmung, Wärmeanwendungen oder leichte Massagen am Oberbauch sind oft sehr hilfreich. Bei Stress und innerer Anspannung kann das Erlernen und regelmäßige Anwenden von Entspannungstechniken wie Meditation, Yoga, Autogenem Training, Tai Chi oder Ähnlichem zu einer dauerhaften Reduzierung der Spannungszustände beitragen. Da einige der oben genannten Erkrankungen durch Übergewicht begünstigt werden, sollte dieses gegebenenfalls reduziert und Normalgewicht gehalten werden. Eine ausgewogene und gesunde Ernährung leistet hier einen wichtigen Beitrag.
Evangelisches Klinikum Bethel – Zwerchfellchirurgie: https://evkb.de/kliniken-zentren/chirurgie/thoraxchirurgie/schwerpunkte/zwerchfellchirurgie/ (online, letzter Abruf: 22.08.2022)
Universitätsspital Zürich – Zwerchfellbruch: https://www.usz.ch/krankheit/zwerchfellbruch/ (online, letzter Abruf: 22.08.2022)
Thieme Connect, S. Wiesemann; B. Passlick – Zystische Zwerchfelltumore mit Einblutung – ein inspirierender Befund: https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0034-1389297 (online, letzter Abruf: 22.08.2022)
aktualisiert am 22.08.2022